vreed Anwendungen zur Nutzung digitaler Gebäudezwillinge, insbesondere im Bereich der energetischen Sanierung
Stellen Sie sich und das Startup vreed doch kurz unseren Lesern vor!
Wir sind Tom Wolter-Roessler und Jan Witkovsky, die Gründer von vreed. Jan ist Architekt mit 20 Jahren Berufserfahrung im Bereich Generalplanung großer Industrie- und Gewerbegebäude. Ich bin Ingenieur mit 10 Jahren Erfahrung in der Fabrikplanung und weiteren 10 Jahren, in denen ich Transformationsprozesse im produzierenden Mittelstand begleitet habe.
Mit vreed bieten wir Anwendungen zur Nutzung digitaler Gebäudezwillinge an, insbesondere im Bereich der energetischen Sanierung
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Zunächst macht es uns beiden Spaß, Dinge zu entwickeln. Diesen Spaß haben wir schon in unseren vorherigen beruflichen Stationen in diversen anspruchsvollen (Groß-) Projekten ausleben können. Ein eigenes Unternehmen zu gründen war da der logische nächste Schritt. Zudem haben wir uns entschlossen, die unfassbar großen Potentiale digitaler Immobilien in konkreten, nutzbaren Anwendungen wirksam werden zu lassen. Wir hatten vorher beobachtet, dass es bei der Digitalisierung der Immobilienwelt oftmals bei der Theorie bleibt – wir schaffen nun greifbare Anwendungen.
Welche Vision steckt hinter vreed?
Mit vreed sind wir auf dem Weg in ein umfassendes digitales Ökosystem rund um Immobilien. Wir schauen auf jede Phase im Lebenszyklus einer Immobilie und bieten mit unserem digitalen Gebäudezwilling konkrete operative Lösungen für alle Phasen an. Dazu gehört auch eine offene Architektur, denn erst wenn Daten aus verschiedenen Quellen verknüpft werden, können sie ihr ganzes Potential ausspielen. Bei aller Funktionalität und Verlässlichkeit muss zugleich auch die Customer Experience optimal sein. Auch Laien können mit vreed die Potentiale digitaler Gebäudezwillinge ausschöpfen.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Die Entscheidung für die richtige Nische ist sicherlich eine der größten Herausforderungen für Startups, und so war es auch bei uns. Wir sehen seit Beginn riesige Potentiale in Märkten, Assetklassen, Branchen und Lebenszyklusphasen – uns für eine spitze Zielgruppe zu entscheiden ist uns nicht leicht gefallen. Doch mit den ersten Umsätzen in dieser Nische konnten wir dann auch den Bootstrap-Pfad verlassen und Pre-Seed Investoren gewinnen.
Wer ist die Zielgruppe von vreed?
Aktuell fokussieren wir uns auf B2B Kunden. Das sind Banken, Bausparkassen, Finanzierungsvermittler und Immobilienmakler. Doch auch Bestandshalter, Städte und Kommunen sowie Hausverwaltungen können von unseren Lösungen profitieren. Im nächsten Schritt erschließen wir den B2C Markt und sprechen mit unseren Anwendungen direkt Endkunden an.
Wie funktioniert vreed? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Wir bieten Anwendungen an, die speziell für die Erstellung und Aktualisierung digitaler Gebäudezwillinge konzipiert sind. Ein Beispiel hierfür ist unser Online-Sanierungsplaner vreed.INSIGHT mit dessen Hilfe es möglich ist ohne spezielle Fachkenntnisse ein Sanierungsvorhaben innerhalb weniger Minuten und basierend auf einer begrenzten Datengrundlage zu bewerten, zu planen und zu analysieren.
Durch die Nutzung komplexer Berechnungsmodelle und detaillierter Datenquellen liefert diese Software in Echtzeit Informationen über Kosten, potenzielle öffentliche Fördermittel sowie die energetischen Auswirkungen jeder einzelnen Sanierungsmaßnahme für die betreffende Immobilie.
vreed.INSIGHT schafft dadurch eine erhöhte Transparenz, legt den Grundstein für umfassende ESG-Berichterstattung und ermöglicht die Schaffung eines digitalen Zwillings, der kontinuierlich gewartet und weiterentwickelt werden kann.
vreed, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
In fünf Jahren sind wir in allen fünf Dimensionen gewachsen: In den Features unserer SaaS-Anwendung, in den Phasen im Lebenszyklus einer Immobilie, in den Branchen, in den Assetklassen und in den Märkten. Deshalb gehen wir aktuell auch in die nächste Finanzierungsrunde und suchen ein Investment, das uns die nächsten zwei Jahre Schub gibt.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Raus aus dem stillen Kämmerchen! Wir haben sehr davon profitiert, von Anfang an intensiv mit Kunden und Partnern im Gespräch zu stehen. Nur so konnten wir es in neun Monaten von der Produktidee bis zu ersten Umsätzen mit Banken schaffen.
Mut zur Nische! Wer seine Idee liebt, dem fällt es schwer, sich mit der Entscheidung für eine Nische von 97% der potentiellen Kunden zu trennen. Und doch ist eine klare, spitze Ausrichtung essentiell für die ersten Schritte Richtung Profitabilität.
Vorsichtshalber machen! Wir haben beide bereits mehr als 20 Jahre Berufserfahrung. Da haben wir viel gesehen und die vielfältigen Erfahrungen verleiten dazu, Entscheidungen zu “über-überlegen”. Die Potentiale eines Experiments sind aber in 99,9% der Fälle höher als die Risiken – also lieber machen!
Jan Witkovsky und Thomas Wolter-Roessler (v.l.), die Gründer der vreed GmbH (Bild: eigene)
Wir bedanken uns bei Tom Wolter-Roessler und Jan Witkovsky für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.