Wakeo ist eine SaaS-Plattform für multimodale Echtzeit-Visibilität im interkontinentalen Transport
Stellen Sie sich und das Startup Wakeo doch kurz unseren Lesern vor!
Mein Name ist Julien Cote, und ich bin CEO und Mitbegründer von Wakeo. Inspiriert von meinem Großvater, einem Autodidakten, der Loire Automation in den 1960er Jahren gründete, haben seine Widerstandsfähigkeit und tiefe Neugier einen bleibenden Eindruck auf meinen Unternehmergeist hinterlassen. Mit meinem betriebswirtschaftlichen Hintergrund von EMLyon habe ich mich dann in die Schifffahrtsbranche gewagt, um Digitalisierung und Daten in den globalen Handel zu bringen.
Wakeo ist eine SaaS-Plattform für multimodale Echtzeit-Visibilität im interkontinentalen Transport. In der Versandbranche, die übrigens auch für 17 % der globalen Emissionen verantwortlich ist, nutzen wir KI, um Störungen zu bewältigen, Verzögerungen vorherzusehen und eine widerstandsfähigere und nachhaltigere Lieferkette aufzubauen – so einfach wie das Verfolgen von Paketen auf Amazon.
Unsere Plattform stärkt große Unternehmen, verbessert Kundenerlebnisse, automatisiert Prozesse und ermöglicht eine bessere Planung für Produktionslinien und Ressourcen.
Warum haben Sie sich entschlossen, ein Unternehmen zu gründen?
Die Entscheidung, Wakeo mit Loïc Marzin zu gründen, wurde durch unsere gemeinsamen Erfahrungen bei PwC im Beratungsbereich getrieben. Bei der Arbeit mit globalen Unternehmen haben wir die erheblichen Herausforderungen mangelnder Sichtbarkeit im internationalen Versand erlebt. Loïc Marzin, als Datenwissenschaftler bei PwC, hatte an der Optimierung von Lieferketten für globale Unternehmen gearbeitet.
Die internationale Logistik ist ein komplexes Ökosystem mit vielen Beteiligten. Versender interagieren mit mehreren Frachtführern und Spediteuren, von denen jeder in seinem eigenen IT-System arbeitet. Diese fragmentierte Landschaft schafft Silos, in denen Daten nicht nahtlos über die Kette geteilt werden. Der Mangel an Kohäsion führt dazu, dass Unternehmen Schwierigkeiten haben, Einblick in Waren im Transit zu erhalten, was zu Herausforderungen bei der Kontrolle von Transportströmen und der effektiven Bewältigung von Notfällen und Kundenanfragen führt.
Zusätzlich sind traditionelle Systeme, die auf manuellen Prozessen basieren, ein wesentlicher Engpass. Legacy-Systeme tragen zum Risiko von Fehlern, unvollständigen Daten und Verzögerungen bei. Der Tür-zu-Tür-Plan steht oft in erheblichem Gegensatz zur tatsächlichen Leistung, was zu Ineffizienzen führt, die eine Last-Minute-Verwaltung und Kundenkommunikation erfordern.
Das hat uns inspiriert, Wakeo zu gründen und die kritischen Probleme anzugehen, die die Effizienz und Transparenz des globalen Transports beeinträchtigen.
Was war bei der Gründung von Wakeo die größte Herausforderung?
Ich würde sagen, die Unterzeichnung unserer ersten Unternehmenskunden. Ein Produkt für Großkunden zu entwickeln und sie als erste Kunden zu gewinnen, erfordert viel Geduld und Durchhaltevermögen. Darin liegt jedoch eine wesentliche Stärke unseres Modells, denn es braucht Zeit, um das Vertrauen dieser großen Organisationen zu gewinnen. Sobald wir aber beginnen, ihnen einen Mehrwert zu liefern, können wir starke und dauerhafte Beziehungen zu treuen Kunden aufbauen, wie Air Liquide seit 2017 und Forvia (Faurecia) seit 2018.
Aufgrund unserer Fähigkeit, dauerhafte Beziehungen aufzubauen, haben wir die Möglichkeit, an der Seite dieser Kunden zu wachsen. Indem wir ihre komplexen Abläufe auf fünf Kontinenten erforschen, verbessern wir kontinuierlich unsere Produktpalette, um ihre sich entwickelnden Bedürfnisse zu erfüllen.
Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?
Ja, es ist durchaus möglich, mit einer Idee zu beginnen, die noch nicht ganz ausgereift ist. Der Grundsatz Nr. 1 lautet: Rausgehen, sich mit der realen Welt auseinandersetzen und direkt mit den Kunden sprechen. Der Schlüssel liegt darin, gemeinsam mit ihnen zu testen und zu lernen, während man seine Überzeugung aufbaut. Anders als bei einer IT-Agentur geht es bei der Entwicklung eines SaaS-Produkts nicht nur um die Entwicklung der Technologie, sondern auch um die Gestaltung einer umfassenden strategischen Vision!
Welche Vision steckt hinter Wakeo?
Die Vision von Wakeo ist es, Logistikexperten durch das, was wir „Augmented Supply Chain“ nennen, in die Lage zu versetzen, nicht nur 1-2 Parameter aus ihrer unmittelbaren Umgebung zu verwalten, sondern Tausende von Datenpunkten, die Unterbrechungen, Nachhaltigkeitsfaktoren und verschiedene Risiken, einschließlich geopolitischer Spannungen und Streiks, in Echtzeit darzustellen. Unsere Vision ist es, Entscheidungsträger in der Lieferkette mit der Macht der Daten auszustatten, anstatt 80 % ihrer Zeit mit manuellen Aufgaben zu verbringen.
Die Einführung von Trusted Routes ist der erste Schritt zur Verwirklichung dieser langfristigen Vision. Sie geht über die historische Beschränkung von Entscheidungen hinaus, die ausschließlich auf den Kosten basieren. Der innovative Ansatz von Wakeo beinhaltet die Nutzung von Daten, um ein breiteres Spektrum zu berücksichtigen, das nicht nur den kritischen Faktor der Kosten einbezieht, sondern auch die Bedeutung der Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit der Handelswege betont. Diese wesentlichen Parameter bilden nun den Eckpfeiler der Entscheidungsfindung in der Lieferkettenlandschaft.
Wer ist die Zielgruppe von Wakeo?
Wakeo konzentriert sich in erster Linie auf zwei wichtige Zielgruppen: Verlader und Spediteure. Unsere Lösungen sind strategisch so konzipiert, dass sie die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen dieser beiden wichtigen Säulen im Ökosystem der Lieferkette erfüllen.
Ob es darum geht, Verladern Echtzeit-Transparenz für agile und nachhaltige Lieferketten zu ermöglichen oder Spediteure auf ihrem Weg zur Digitalisierung zu unterstützen, um ihre Abläufe zu optimieren und ein besseres Kundenerlebnis zu bieten – Wakeos Lösung adressiert die unterschiedlichen Anforderungen dieser beiden wichtigen Segmente.
Wakeo hat sich erfolgreich gegen wichtige Wettbewerber durchgesetzt und das Vertrauen namhafter Unternehmen wie Michelin, Blue Water Shipping und Uniqlo gewonnen.
Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Wir unterscheiden uns in 3 Punkten deutlich von anderen Anbietern:
Klarer strategischer Fokus:
In einem riesigen Sektor wie der Logistik, der 12 % des weltweiten BIP (11 Billionen Dollar) ausmacht, ist eine strategische Ausrichtung unerlässlich. Wakeo positioniert sich strategisch als Marktführer im interkontinentalen Transport, einem Markt mit einem Wert von 1,2 Billionen Dollar. Die Komplexität jedes Bereichs, ob interkontinental, auf der Straße oder auf der letzten Meile, erfordert einen maßgeschneiderten Ansatz, und Wakeo hat sich dafür entschieden, sich im komplizierten interkontinentalen Transportbereich hervorzutun.
Hochgradig differenzierte Technologie:
Die Technologie von Wakeo zeichnet sich durch die klassenbesten ETA-Vorhersagen aus, die auf einer KI-Engine basieren, die nicht einfach nur ein maschinelles Lernmodell von der Stange ist, sondern auf einer tiefgreifenden Erfahrung im multimodalen Transport beruht. In einem Fachgebiet wie der internationalen Logistik macht das tiefe Transport-Know-how, das man in die Modelle einfließen lässt, den Unterschied aus. Wakeo berücksichtigt sehr spezifische Logistikmuster, wie z. B. Überholvorgänge, Hafenwechsel/-ausfälle, ungeplante Umladungen, Vorschriften für Lkw-Lenkzeiten, Besonderheiten bei der Streckenführung, Hafenüberlastungen, die Liste der Umladehäfen mit unterschiedlichen Regeln usw.
Wakeo bietet einzigartige präskriptive Funktionen, insbesondere mit Trusted Routes, einer Empfehlungsmaschine, die eine intelligente Entscheidungsfindung auf der Grundlage wichtiger Parameter wie Zuverlässigkeit der Handelswege, offizielle und tatsächliche Transitzeiten und Simulationen der Kohlenstoffemissionen ermöglicht.
Vertikale Strategie für skalierbares Wachstum:
Betrachtet man das historische Beispiel von SAP und WiseTech auf dem interkontinentalen Markt für Transportmanagementsysteme (TMS), wird die strategische Entscheidung zwischen vertikalen und horizontalen Ansätzen deutlich. Während SAP einen horizontalen Ansatz verfolgte, der alle Aspekte des Transports abdeckte, verfolgte WiseTech einen vertikalen Ansatz, der sich ausschließlich auf den interkontinentalen Transport konzentrierte und speziell Spediteure bediente. Die Erfolgsgeschichte von WiseTech, das inzwischen eine Marktkapitalisierung von mehr als 15 Milliarden US-Dollar aufweist, ist ein Beispiel für das Potenzial einer vertikalen Strategie in einem komplexen und umfangreichen Markt wie der Logistik.
Wakeos Kombination aus einem klaren strategischen Fokus, fortschrittlicher Technologie und einer vertikalen Wachstumsstrategie positioniert das Unternehmen als eine führende Kraft in der Logistik- und Lieferkettentransparenzlandschaft.
Wakeo, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir sind dabei, ein weltweit führendes SaaS-System für die Transparenz im interkontinentalen und multimodalen Verkehr aufzubauen.
Die jüngste Kapitalbeschaffung ist kein Endpunkt, sondern ein Mittel, um weiterhin innovativ zu sein und unseren Kunden einen Mehrwert zu bieten. Unser primäres Ziel ist es, sie durch Daten zu unterstützen und so die Schaffung einer widerstandsfähigeren und nachhaltigeren Lieferkette zu erleichtern. Diese neue Finanzierungsrunde wird uns helfen, in zwei Schlüsselbereiche zu investieren: die Verbesserung unserer Technologie, indem wir die umfangreichen Datensätze nutzen, die wir durch die Zusammenarbeit mit weltweit führenden Unternehmen wie Uniqlo, Corteva, Michelin, Rhenus oder Ceva Logistics gesammelt haben, um unsere KI-Fähigkeiten zu verbessern und intern an unserem Know-how zu wachsen. Obwohl wir bereits Sendungen in 180 Ländern auf 5 Kontinenten verfolgen, wollen wir noch weiter gehen.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Zunächst sollten sie eine klare und mutige Vision haben und sich auf ihre Ziele konzentrieren. Es ist entscheidend, das Rauschen auszublenden und den Blick auf das zu richten, was wirklich wichtig ist. Zweitens: Sie sollten ihr Team und ihre Kunden immer in den Vordergrund stellen. Ein starkes, motiviertes Team und zufriedene Kunden sind die Säulen eines erfolgreichen Unternehmens. Es ist entscheidend, auf Feedback zu hören, das Team zu fördern und enge Beziehungen zu Kunden aufzubauen. Und schließlich sollten man das richtige Gleichgewicht zwischen langfristigem Denken und schneller Umsetzung finden.
In der schnelllebigen Welt der Start-ups ist es kein Sprint, sondern eher ein Marathon oder sogar ein Ironman-Rennen. Ausdauer, eine langfristige Vision und Widerstandsfähigkeit sind die stärksten Verbündeten. Mein Rat: Bleib auf dem Weg, nimm dir ein vernünftiges Tempo vor und sei auf die verschiedenen Herausforderungen vorbereitet, die auf dich zukommen.
Wir bedanken uns bei Julien Cote für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder