Donnerstag, November 21, 2024
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Start-up-Mekka

Was kann Berlin, was Frankfurt, München oder andere Städte nicht können?

Silicon Valley, New York, London – und jetzt Berlin? Der Sog der Hauptstadt ist stark: Die Start-up-Szene boomt, fast 25 Prozent aller deutschen Gründungen finden hier statt. Im letzten Jahr gab es in Berlin über 42.000 Gewerbeanmeldungen und mehr als 740 Gründungen – damit ist die Stadt die unangefochtene Nummer eins und Spitzenreiterin unter den Gründer:innenschmieden in Deutschland.

Doch warum sprießen eigentlich in Berlin die Start-ups aus dem Boden wie Pilze – warum nicht in Frankfurt oder München? Klar, die Stadt ist jung und hip – aber was macht Berlin ansonsten so anziehend?

Berlin bietet ein starkes Ökosystem für Start-ups

Berlin ist besonders – und das gleich aus mehreren Gründen. Die Stadt ist jung, bunt und ja, mitunter chaotisch – aber sie bietet auch viel kreativen Freiraum und lockt damit zahlreiche Menschen aus dem In- und Ausland an. Berlin ist ein guter Nährboden für Innovation und weckt den Gründungsgeist – das hat auch das Land Berlin erkannt.

So wird den jungen Köpfen ein dichtes Netz an Unterstützungsmöglichkeiten geboten – wie das EXIST-Gründerstipendium, der GründungsBONUS oder die Digitalprämie Berlin. Auch sind in der Stadt viele private Investor:innen unterwegs. Ihr Ziel: das nächste deutsche Einhorn finden und damit so richtig durchstarten.

Der Slogan des ehemaligen Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit, Berlin sei „arm, aber sexy”, trifft zumindest nicht auf die hiesige Start-up-Landschaft zu. Laut einer Analyse von EY konnte sich Berlin im vergangenen Jahr mit einem Plus von 243 Prozent über den größten Zuwachs an Investitionen freuen – und das im europäischen Vergleich.

Wer also auf der Suche nach Investor:innen, Business Angels oder Venture Capitalists ist, ist in Berlin genau richtig – die Anzahl an Networking-Events ist riesig und das Start-up-Ökosystem so dynamisch, dass sich schnell wertvolle Kontakte knüpfen lassen. Von Meet-ups, Seed-Camps und Hackathons bis hin zu internationalen Szene-Events wie der Startupnight und der re:publica – die Möglichkeiten, sich zu vernetzen und gleich zu Gründungsbeginn starke Partnerschaften zu knüpfen, sind zahlreich.

Letzteres wird auch durch die physische Nähe wesentlich erleichtert – besonders zu Beginn, wenn das eigene Team noch klein und die Kapazitäten, zu vielen Veranstaltungen zu gehen, begrenzt sind. Das Zusammenkommen im physischen Raum ist – trotz aller Herausforderungen, die die Pandemie mit sich bringt – nach wie vor ein wichtiger Faktor. Denn ohne Vitamin B geht auch in der Start-up-Welt nichts – Partnerschaften mit bereits etablierten Marken sind ein wichtiges Instrument, um Glaubwürdigkeit und Vertrauen für die eigene Marke aufzubauen.

Die Jagd nach den besten Talenten beginnt in Berlin

Die Wirtschaft steht vor einer großen Herausforderung: Der Fachkräftemangel macht vor keiner Branche halt. Auch für Start-ups wird es immer schwieriger, qualifizierte Mitarbeitende zu finden. Im Kampf um die besten Talente treten sie gegen etablierte Player an und müssen großen Unternehmen aus ganz Deutschland die Stirn bieten. Wer in Berlin gründet, hat diesbezüglich einen entscheidenden Vorteil: die Hauptstadt ist bei internationalen Talenten sehr beliebt.

Die hohe Lebensqualität und Vielfalt zieht viele Menschen nach Berlin. Insbesondere hervorragend ausgebildete Talente – vor allem aus dem Vereinigten Königreich und den USA – suchen gezielt nach Stellen in der Hauptstadt. Sie lockt der hohe Lebensstandard und die (im Vergleich) immer noch moderaten Miet- und Lebenshaltungskosten. Auch das deutsche Gesundheitswesen und die internationalen Schulen machen die Hauptstadt attraktiv – besonders für Talente, die mit Familie nach Deutschland ziehen. Gleichzeitig ist Berlin eine der wenigen deutschen Städte, in der Deutschkenntnisse nicht (zwingend) notwendig sind, um dort zu arbeiten und zu leben.

Arbeiten, wo die Kund:innen und Partner:innen sitzen

Nicht nur der Zugang zu Investor:innen und Business Angels wird Start-ups in Berlin leichter gemacht – oft sitzt man auch kund:innenseitig direkt an der Quelle. Sind die wichtigsten Zielgruppen Gründer:innen und Start-ups selbst, gibt es wohl keinen besseren Standort als die Hauptstadt. Allein durch die Zusammenarbeit mit Partner-Organisationen wie dem Startup-Verband oder den Technologie- sowie Gründer:innenzentren kommt man schnell mit potenziellen Kund:innen in Kontakt.

Das ist besonders zu Beginn und in den ersten Phasen der Produktentwicklung ganz entscheidend. Denn nur wer seine Kund:innen wirklich versteht, ist auch in der Lage, ihnen im richtigen Moment das richtige Produkt anzubieten. Die Nähe zu Kund:innen macht es einfacher, “pain points” zu identifizieren und Produkte zu entwickeln, die diese lösen. Die Nähe zu Partner:innen macht es möglich, Verbindungen zu knüpfen, die das Vertrauen in die eigene Marke stärken und den Bekanntheitsgrad im Markt erhöhen. 

Berlin hat das Potenzial, ein deutsches Silicon Valley zu werden – das haben Gründer:innen in Deutschland längst erkannt. Das dynamische Berliner Ökosystem, das Start-ups (auch solche aus dem Ausland) mit offenen Armen empfängt, und die vielen etablierten Marken, die als starke Partner vor Ort viele Türen öffnen, machen Berlin zu einem idealen Umfeld für Gründer:innen. Verbessern sich auf Bundesebene dazu in naher Zukunft noch die Rahmenbedingungen für schon weiter fortgeschrittene Start-ups (Scale-ups), hat Berlin eine echte Chance, sich als Start-up-Mekka nicht nur gegen München und Frankfurt, sondern auch europaweit durchzusetzen.

Autor

Torben Rabe ist seit 2020 Country Director Deutschland bei Qonto, dem europäischen Marktführer im Finanzmanagement für Gründer:innen, Selbstständige und KMU. Nach Stationen bei Oliver Wyman im Bereich Geschäfts- und Digitalstrategien für Banken, Lendico und Bird gilt Rabes Begeisterung dem Thema Banking in Verbindung mit Technologie.

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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