Ann Cathrin Schönrock Gründerin von YarnSustain/ Chiengora, Chiengora-Garn aus Hundewolle, in der Höhle der Löwen
Stellen Sie sich und das Startup YarnSustain und Chiengora doch kurz vor!
Mein Name ist Ann Cathrin Schönrock (32) und ich lebe mit meiner Tochter und meinem Partner in Berlin. Da ich früh angefangen habe Erfahrungen in der Textilindustrie zu sammeln und immer neben dem Studium arbeitete, kann ich auf einige Jahre Erfahrung in der Mode- und Textilindustrie zurückblicken.
Das Startup YarnSustain löst mit Chiengora® gleich mehrere Probleme. Wir retten einen bisher übersehenen Rohstoffe, nämlich die weiche Wolle unserer geliebten Haustiere vor der Verschwendung. Aus den feinen Hundefasern haben wir Garne entwickelt. Wir verkaufe eigene Produkte, aber langfristig ist es das Ziel andere Modebrands ein nachhaltigeres Arbeiten zu ermöglichen. Das zeigen auch erfolgreich unsere ersten Kooperationen.
So erschließen wir eine Nische für authentisch nachhaltige und tierethische Edelfasern.
Wie ist die Idee zu Chiengora entstanden?
Aus dem eigenen Bedarf heraus, mit authentisch nachhaltigen Garnen zu arbeiten oder diese in meinen Tätigkeiten als Beraterin empfehlen zu können. Als ich dann bei der Fellpflege auf die weichen Fasern aufmerksam wurde, rief ich am nächsten Tag direkt beim ersten Hundesalon an, um mehr sammeln zu können und die ersten Proof of Concepts zu erarbeiten. Nachdem ich mit einer kleinen Spinnerei die ersten Garne produziert hatte und in der Hand hielt, wurde das Potential daraus eine industrielle Anwendung zu entwickeln schnell klar.
Wichtig war mir immer, dass wir vom zu Unrecht negativ belegten Image von „Hundewolle“ weg kommen und mit „Chiengora“ für einen hohen Qualitätsstandard stehen.
Welche Vision steckt hinter Chiengora?
Wir wollen der Textilindustrie neue Wege in der Beschaffung von Rohstoffen aufzeigen. Durch unsere funktionierende Lösung können wir andere Brands in die Lage versetzen, mit unseren authentisch nachhaltigen Garnen zu arbeiten. So können wir nicht nur als Label nachhaltiger arbeiten, sondern gemeinsam eine nachhaltige Garnrevolution starten. Ein weiterer Aspekt ist die einzigartige Transparenz in unserer Lieferkette. Durch das Crowdsourcingnetzwerk, können wir die Rohfasern im Garn bis zum einzelnen Hund rückverfolgbar machen und transparent kommunizieren. Mit einem Industriepartner arbeiten wir daran, künftig am Produkt kommunizieren zu können, von welchem Hund die Fellspende stammt.
Wer ist die Zielgruppe von Chiengora?
Tatsächlich ist die Zielgruppe so vielseitig wie die Einsatzbereiche der entwickelten Garne. Wir arbeiten schon jetzt im B2B mit Marken aus verschiedenen Segmenten zusammen. Was alle gemein haben ist der Anspruch an Qualität, Nachhaltigkeit und Tierethik. Tatsächlich haben wir auch eine wachsende Fanbase an vegan lebenden Menschen, welche unsere Art der Faserbeschaffung als so tierethisch ansehen, dass sie das Tragen unserer mit ihren Werten vereinbaren können.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich für die Sendung Die Höhle der Löwen zu bewerben?
Tatsächlich wurden wir bereits vor knapp drei Jahren von einer Redakteurin der Sendung aktiv angefragt. Wir waren in puncto Garn- und Organisationsentwicklung aber noch nicht auf einem Level, auf dem sich eine monetäre Bewertung gelohnt hätte. Der gesellschaftliche Wert wird ja bisher nicht berücksichtigt.
Als wir nun an einem Punkt waren, an dem wir sowieso eine Kapitalerhöhung anstrebten, war der Schritt zur Bewerbung naheliegend. Berater*innen gaben uns dann den letzten Anstoß es durchzuziehen.
Wie haben Sie sich auf die Sendung vorbereitet?
Als Geschäftsführerin kennt man die Zahlen und Fakten zum Unternehmen. Vorher habe ich den Pitch unzählige Male geprobt und auch die Antworten für Fragen, die man vielleicht aus der Sendung kennt, mit einem fachlich kompetenten Berater geübt.
Der größere Part ist tatsächlich die mentale Vorbereitung und der Umgang mit der Nervosität. In unserem Falle auch viel Organisation, da wir unter Corona-Richtlinien gedreht haben und außerdem weitere Tiere und Menschen eine Rolle im Pitch spielten.
Sie sind eines der wenigen Startup Unternehmen, dass es in die Sendung Die Höhle der Löwen geschafft hat. Wie motivierend war das für Sie?
Ich stehe mit Leidenschaft für das was ich mache. Daher war es natürlich einerseits wahnsinnig motivierend, die Möglichkeit des Pitches für ein Investment zu bekommen. Andererseits bot sich dadurch die Möglichkeit, so vielen Haustierhaltenden mehr von der Wolle und der Ressourcenrettung berichten zu können gleichwertig daneben.
Wie wichtig war dieser Schritt für Sie als Startup Unternehmen? Auch unter dem Gesichtspunkt, dass durch Die Höhle der Löwen viele Interessenten und auch Medien auf Chiengora® aufmerksam werden?
Wir standen an einem Punkt, an dem wir anfingen, eine Finanzierungsrunde vorzubereiten. Wir wollten den nächsten Schritt der Professionalisierung gehen. Mehr in Richtung der Vision, unser Garn auch vornehmlich anderen Marken anzubieten. Dafür brauchen wir nicht zuletzt Akzeptanz bei der Endkundschaft. Wir glauben, bei diesem Grad der Aufmerksamkeit kommt eine Bewegung zu mehr Akzeptanz des Produkts automatisch.
Welchen Investor hatten Sie im Fokus?
Da wir einen starken gemeinnützigen Zweck am Anfang der Lieferkette haben, war Dagmar Wöhrl bei uns im Fokus, am liebsten in Kombination mit einem Kapitalstarken zweiten Partner.
Ann Cathrin, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir werden international jährlich hunderte Tonnen an Rohstoffen sammeln und sie als Garne der Textilindustrie zur Verfügung stellen Wir werden damit einen gesellschaftlichen Bewusstseinswandel für die Rohstoffe unserer Erde anstoßen und weitere Garne und Vliese entwickelt haben.
Die Produkte sind sowohl in der Industrie als auch bei den Endkund*innen angenommen und wir bedienen mehr als eine Nische.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründer:Innen/gründenden Menschen mit auf den Weg geben?
Du wirst dich nie bereit fühlen.
Trau dich, in Visionen zu denken.
Habe niemals Angst, mit den Besten zu arbeiten.
Bild: Ann Cathrin Schönrock präsentiert mit „Chiengora“ Chiengora-Garn aus Hundewolle. Sie erhofft sich ein Investment von 200.000 Euro für 10 Prozent der Anteile an ihrem Unternehmen. Foto: RTL / Bernd-Michael Maurer
YarnSustain/ Chiengora ist am 12.Dezember 2022 in der Höhle der Löwen
Wir bedanken uns bei Ann Cathrin Schönrock für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder