Donnerstag, April 24, 2025
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Kann Einkaufen unsere Zukunft verändern?

Youro ist eine Plattform für Produkte „Made in EU“ und macht lokale, verantwortungsvoll hergestellte Waren digital sichtbar und einfach zugänglich.

Was ist die Idee hinter Youro? Wer steckt dahinter?

Youro ist die weltweit erste Plattform für Produkte „Made in EU“. Unsere Idee: Lokale Produktion muss sichtbar und zugänglich werden – digital, transparent und unabhängig. Youro ist damit die europäische Antwort auf Billigimporte und Plattformdominanz.  
Gegründet wurde Youro von Michelle Kujawa (31) und Hendrik Iserlohe (34). Michelle bringt die betriebswirtschaftliche Perspektive aus der Unternehmensberatung mit. Hendrik kommt aus dem Vertrieb – mit einem klaren Blick für die operativen Herausforderungen der Marken.  


Gemeinsam sehen wir Youro nicht als Marktplatz, sondern als Infrastrukturprojekt. Langfristig soll daraus eine Werbe-, Einkaufs- und Versandgemeinschaft entstehen, um Skaleneffekte zu schaffen. So gleichen wir strukturelle Wettbewerbsnachteile lokal produzierender Marken aus. Unser Ziel: Wirtschaftliche Souveränität für Europa und eine echte lokale Alternative für Verbraucher:innen schaffen.



Wie kam es zur Gründung von Youro? Gab es einen bestimmten Auslöser?

Die Idee zu Youro entstand während der Corona-Zeit. Neben ihrem Job in der Unternehmensberatung baute Michelle ihren Camper aus – und investierte über 6.000 Euro in Produkte großer Onlineanbieter, ohne zu wissen, ob die Produktionsbedingungen ihren Werten entsprachen. Der Versuch, lokal zu konsumieren und verantwortungsbewusst hergestellte Qualitätsprodukte zu erwerben, scheiterte schnell. Im Fachhandel fand sie zu großen Teilen dieselben Importprodukte wie online – mit anderem Label und Preis. Aus ihrer Frustration als Verbraucherin entstand die Idee zu Youro:  
„Mit der Europäischen Union haben wir längst die Infrastruktur für verantwortungsvolle Produktion geschaffen – doch wir importieren komplett daran vorbei“, sagt Gründerin Michelle Kujawa.  

„Wenn lokale Produktion verschwindet, verlieren wir Know-how, Kapazitäten und Steuereinnahmen – und stellen Europas Zukunft langfristig und unwiderruflich auf Abhängigkeit ein“, ergänzt Mitgründer Hendrik Iserlohe.



Was genau bietet Youro an? Und wem hilft das?


Youro ist eine kuratierte Plattform für Produkte „Made in EU“.  
Verbraucher:innen sehen in den von uns aufbereiteten Markenprofilen, wo produziert wird, wo die Materialien herkommen – und wer hinter der Marke steht. Jeder Kauf wird zur informierten Entscheidung.   
Produzent:innen profitieren von einem Umfeld ohne Preisdumping. Es werden ausschließlich Produkte aus der Europäischen Union präsentiert – hierdurch gibt es faire Wettbewerbsbedingungen. Durch die Markenprofile haben die Produzent:innen die Möglichkeit, ihre Bemühungen für eine verantwortungsvolle Produktion sichtbar zu machen.  
Die Plattform verbindet beide Seiten – und macht klar: Hinter jedem Produkt stehen Menschen, Werte und echte Arbeit.



Welche Vision verfolgt ihr mit Youro?

Unsere Vision ist es, alle in der EU hergestellten Produkte auf einer Plattform zu vereinen – und für Verbraucher:innen sichtbar und zugänglich zu machen. Mit unseren aufbereiteten Markenprofilen möchten wir die Informationsgrundlage für bewusste Kaufentscheidungen schaffen. Als lokale Alternative zu Amazon & Co. ergänzen wir den Markt für Verbraucher:innen.
Gleichzeitig wollen wir lokal produzierende Marken stärken und dem Betriebssterben etwas entgegensetzen. Langfristig sollen ergänzende B2B-Services im Rahmen einer Werbe-, Einkaufs- und Versandgemeinschaft die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Produzent:innen erhöhen. Das Motto: Gemeinsam für eine nachhaltige und unabhängige europäische Wirtschaft.



Wie wollt ihr diese Vision Schritt für Schritt erreichen?

Wir starten mit einer Plattform für Direktversand. So können wir Marken unmittelbar anbinden und Kund:innen ein einheitliches Kauferlebnis bieten. Es sind bereits über 50 Marken mit mehr als 600 Produkten auf der Plattform vertreten. Täglich kommen neue hinzu.   Unser Ziel für dieses Jahr ist es, das Sortiment weiter auszubauen und eine Community aus qualitätsbewussten Verbraucher:innen aufzubauen. Eine erste Finanzierungsrunde ist für Ende 2025 geplant. Die INVEST-Förderfähigkeit wurde bereits bescheinigt.  


Ein erstes Pilotprojekt für die Werbegemeinschaft läuft bereits: Über einen Rahmenvertrag mit der kooperierenden Videoagentur erhalten Partnermarken Sonderkonditionen für die Erstellung von Markenvideos – als Einstieg in die gemeinsame Sichtbarkeit. Weitere Kooperationen in den Bereichen Marketing, Versand und Einkauf sind in Planung.



Was macht eure Plattform besonders im Vergleich zu anderen?


Unser Fokus liegt auf der lokalen Wirtschaft. Keine andere Plattform kuratiert ihr Angebot nach dem Kriterium „Made in EU“.  
Wir nutzen die bestehende europäische Infrastruktur, um verantwortungsvolle Produktion sicherzustellen. Durch unsere Markenprofile schaffen wir Transparenz – und ermöglichen Verbraucher:innen eine bewusste Kaufentscheidung mit Bezug zur Herkunft und Herstellung. Unsere Markenprofile sind von der EU gefördert und in der Form am Markt einzigartig.



Welche Probleme habt ihr beim Aufbau von Youro erlebt?

Zum einen ist die Markenrecherche sehr aufwändig – nicht zuletzt wegen Greenwashing: Selbst als „nachhaltig“ positionierte Marken machen nicht immer transparent, wo sie produzieren.  
Zudem müssen wir gegen eine gewisse Plattformskepsis anarbeiten. Nach der Funding-Welle im E-Commerce sind viele Modelle gescheitert – das hat die Branche vorsichtig gemacht.  
Nicht zuletzt wollen wir mit „Local Consumption“ eine neue Bewegung etablieren. Das ist eine riesige Herausforderung.



Wie geht ihr mit diesen Herausforderungen um?

Mittlerweile sehen wir es Vorteil an, dass wir so viele Einzelanfragen zur Ermittlung der Produktionsorte stellen müssen. Schließlich bieten wir Verbraucher:innen damit eine Aufwandsersparnis – und mit der EU-Limitierung ein klares Differenzierungsmerkmal.  
Marken überzeugen wir mit unserem schlanken Setup: Je nach System dauert die Anbindung der Onlineshops unserer Partnermarken inklusive Synchronisation von Produkten und Lagerbeständen nur fünf Minuten.  
Dank Trump-Zöllen und der „Buy European“-Bewegung“ wächst zudem das Bewusstsein für lokale Wirtschaft und wirtschaftliche Souveränität. Wir versuchen, diese Aufmerksamkeit zu nutzen und uns hier zu positionieren.


Wer gehört zu eurer Zielgruppe? Und wie erreicht ihr sie?

Wir sprechen zwei Zielgruppen an: Qualitätsbewusste Verbraucher:innen und produzierende Marken aus der EU. Unsere Kund:innen wollen wissen, wo und wie ihre Produkte entstehen – sie suchen nach Transparenz, Herkunft und qualitativen Alternativen zur Billigimportflut.  
Unsere Partnermarken produzieren lokal, aber haben oft keine Sichtbarkeit im digitalen Raum. Für sie schaffen wir eine Plattform, die fairen Wettbewerb, einfache Anbindung und gemeinschaftliche Reichweite ermöglicht. Wir erreichen unsere Zielgruppen über gezielte Medienarbeit – und durch ehrliches, klar positioniertes Storytelling.



Was sind eure nächsten Meilensteine bei Youro?

Im Mai 2024 erfolgte die GmbH-Gründung, ein halbes Jahr später sind wir online gegangen. Das allein war schon ein Meilenstein.  
Mittlerweile vereinen wir über 50 Marken und listen über 600 Produkte. Damit schaffen wir ein erstes lokales Angebot in über einem Dutzend Produktkategorien – von Drogerie bis hin zu Technik ist schon einiges dabei.  
Mit der Bescheinigung der INVEST-Förderfähigkeit ist auch der Grundstein für unsere Business-Angel-Runde gelegt, die wir Ende 2025 abschließen wollen. Erste Interessensbekundungen von Investoren liegen bereits vor. Das alles haben wir mit lediglich zwei Gründern im Projekt erreicht. Wir sind zuversichtlich, mit mehr personellen Ressourcen im nächsten Jahr einen ersten Marktanteil gewinnen zu können.



Was würdet ihr anderen Gründerinnen und Gründern raten?

Legt los. Haltet eure Kosten niedrig und startet mit eurer Idee.  
Geht raus und setzt einen ersten MVP auf, holt euch Feedback von Kund:innen und arbeitet stetig an der Verbesserung.  
Lasst euch vorher nicht zu sehr von Rückmeldungen angeblicher Expert:innen beeindrucken. Betrachtet den Markt und sucht euch eine unbesetzte Nische oder bietet einen relevanten Innovationsgrad. Und dann lauft los – nicht unbedacht, aber auch nicht zu vorsichtig.



Worauf seid ihr als Team bisher am meisten stolz?

Auf das Feedback zu unserer Plattform. Sowohl von Marken als auch von Kund:innen kriegen wir zum Look & Feel extrem gutes Feedback. Wir haben viel Wert auf einen qualitativen Webauftritt und auf die UX-Freundlichkeit unserer Markenprofile gelegt.  Wir wollen nicht belehren – wir wollen das Einkaufserlebnis durch die aufbereiteten Informationen bereichern.  Und so empfinden unsere Kund:innen das dem Feedback nach auch.

Bild: Teambild @ Fotostudio Studioline/ Youro

Wir bedanken uns bei Michelle Kujawa für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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