Donnerstag, Dezember 12, 2024
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Darum passen Zeiterfassung und Homeoffice nicht zusammen

Im letzten September traf das Bundesarbeitsgericht die Entscheidung über eine Verpflichtung der Zeiterfassung bei Arbeitnehmern. Somit müssen alle Unternehmen in Zukunft die Arbeitszeiten der Mitarbeiter dokumentieren. Zum Ende 2022 wurde die Begründung dafür veröffentlicht. Das neue Gesetz könnte jedoch zum Problem für alle Angestellten im Homeoffice werden.

Was sind die Nachteile der Zeiterfassung? Und warum passt sie nicht mit Homeoffice zusammen? 

Das Gesetz 

Das Gesetz, welches vom Bundesarbeitsgericht (BAG) verfasst wurde, besagt zunächst, dass jedes Unternehmen in Deutschland zur Zeiterfassung verpflichtet ist. Demnach muss die Arbeitszeit von jedem Mitarbeiter mithilfe eines Systems aufgezeichnet werden. Es reicht also nicht mehr aus, die Zeiten lediglich zu notieren. Ein festes System muss integriert werden. Bisher war es ohnehin nur nötig, die Überstunden der Angestellten zu erfassen. Doch jetzt muss die gesamte Arbeitszeit festgehalten werden. So soll gewährleistet werden, dass Arbeitnehmer nicht länger als 48 Stunden pro Woche arbeiten. 

Obwohl das Gesetz offiziell noch nicht eingeführt wurde, muss die Zeiterfassung per System bereits stattfinden. Arbeitgeber müssen in der Lage sein, die aufgezeichneten Zeiten vorzulegen, falls es zu einer Kontrolle seitens der Behörde kommt. Noch im ersten Quartal dieses Jahres soll ein endgültiger Gesetzesentwurf veröffentlicht werden. Es ist daher unabdinglich, dass Unternehmen sich schon jetzt mit der Einführung eines Zeiterfassungssystems auseinandersetzen.

Falls noch nicht geschehen, sollte es so schnell wie möglich in den Arbeitsalltag integriert werden. Es existiert zwar noch keine Rechtsverordnung, die die Maßnahmen zur Bestrafung von Missachtung der Regeln aufstellt. Dennoch sollte man in naher Zukunft bei Verstößen mit beispielsweise Bußgeldern rechnen.

Kein Mitbestimmungsrecht für Betriebsräte

Bei dem neuen Gesetz erhalten die Betriebsräte kein Mitbestimmungsrecht in Hinblick auf die Einführung der Zeiterfassungssysteme. Sobald die Erfassung der Arbeitszeiten den Gesetzeszweck überschreitet, ist es ihnen jedoch erlaubt, einzugreifen. Zwischen einem Betriebsrat und Arbeitgebern aus Nordrhein-Westfalen kam diese Thematik erstmals auf. Hier war es der Fall, dass ein System zur Zeiterfassung vom Betriebsrat eingeführt wurde und sich die Arbeitnehmer darüber beklagten.

Schlussendlich wurde das Mitbestimmungsrecht vom BAG verweigert. Und dennoch wurde nun ein Gesetz mit einer Erfassungspflicht der Arbeitszeiten vorgestellt. Indirekt hat der Betriebsrat also gewonnen. Das Unternehmen muss jetzt – wie alle anderen Unternehmen auch – die Arbeitszeiten aller Mitarbeiter mit einem System erfassen.

Vorteile der Zeiterfassung

Die Zeiterfassung soll zunächst dafür sorgen, dass Nachvollziehbarkeit und Transparenz der Arbeitszeiten und Abwesenheiten gegeben sind. Ein digitales System löst Papiernotizen und Excel-Tabellen ab. Die Möglichkeiten eines Zeiterfassungssystems sind vielfältig. Es gibt beispielsweise entsprechende Terminals, Mitarbeiterportale oder mobile Apps, die Eingaben in Echtzeit ermöglichen. Somit wird die Berechnung von Überstunden sowie Urlaubs- und Krankheitstagen erleichtert.

Zudem können Flüchtigkeitsfehler vermieden werden, da ein automatisiertes System genauer arbeitet. Weiterhin können die dokumentierten Daten automatisch in das Lohnabrechnungssystem übertragen werden. Insgesamt sollen die Mitarbeiter durch die Arbeitszeiterfassung von Überstunden befreit werden. Deutliche Regeln und eine strikte Einhaltung sorgen dafür, dass Burn-outs vorgebeugt wird.

Nachteile der Zeiterfassung

Trotz der nachvollziehbaren Vorteile bringt die Zeiterfassungsregelung auch einige Nachteile mit sich, insbesondere für Mitarbeiter im Homeoffice. Somit wird die Vertrauensarbeitszeit beispielsweise beeinträchtigt. Diese hat den Mitarbeitern bisher erlaubt, ihre Arbeitszeiten selbstständig einzuteilen. Die Grundlage dafür ist das Vertrauen der Unternehmensleitung. Ein Zeiterfassungssystem widerspricht diesem Vertrauensprinzip. So kann es dazu kommen, dass Arbeitgeber ihre Angestellten zukünftig wieder fest im Büro arbeiten lassen und die Homeoffice-Möglichkeit wegfällt.

Denn die Arbeitszeiten sind besser zu kontrollieren, wenn sich alle Beschäftigten an einem Ort und in der Nähe des Arbeitgebers aufhalten. Vor allem für Mitarbeiter, die auf Homeoffice angewiesen sind, würde das ein schwerwiegendes Problem hervorrufen. Unklar ist zudem, wie die Pausenzeiten einberechnet werden sollen. Trotz der vielen Möglichkeiten könnte die Nutzung von Zeiterfassungssystemen missbraucht werden und das Vertrauen zum Arbeitgeber schwächen. Zuletzt ist die Einführung eines solchen Systems auch mit einigem Kosten- und Zeitaufwand verbunden. 

Fazit

Wie genau sich die Umsetzung der Arbeitszeiterfassung in den nächsten Wochen entwickeln wird, ist noch nicht sicher. Es müssen noch einige Lösungen gefunden werden, z.B. bezüglich der Pausenzeiten. Das neue Gesetz kann jedoch unter Umständen negative Auswirkungen auf die Beziehung von Arbeitgeber und Arbeitnehmern haben. Weitere Nachteile sind die eventuelle Aufhebung von Homeoffice-Möglichkeiten sowie ein Vertrauensverlust.

Der einzige wirkliche Vorteil, ist das Ziel, Beschäftigte vor einem Burn-out zu bewahren. Doch ob dazu wirklich nur ein Zeiterfassungssystem nötig ist, bleibt fragwürdig. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Arbeitsleben für Angestellte verändert, wenn das Gesetz inklusive Bestrafungen offiziell eingeführt wird. 

Autor: 

Dominik Sedlmeier ist CEO der PR-Agentur El Clasico Media GmbH und Experte in den Bereichen Kommunikation, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Er gehört zu den medial gefragtesten PR-Managern und betreut u.a. die größten Marktführer verschiedener Branchen.

https://www.elclasico-media.de/

Bildcredit: privat

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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