Ovy entwickelt eine zertifizierte, hormonfreie Verhütungsmethode, die Frauen mit App und smarter Hardware eine verlässliche Zykluskontrolle ermöglicht.
Was war eure persönliche Motivation, Ovy zu gründen – und wie hat euch euer Weg als Schwestern dabei geprägt?
Als Eva und ich Mitte zwanzig waren, suchten wir vergeblich nach einer natürlichen, sicheren Möglichkeit, unseren Zyklus zu verstehen – nicht nur oberflächlich, sondern fundiert und datenbasiert. Es gab schlicht nichts, das unseren Ansprüchen gerecht wurde. Also begannen wir, eine Software zu entwickeln. Dass daraus Jahre später eine zertifizierte digitale Verhütungsmethode entstehen würde, die heute von hunderttausenden Frauen und Paaren genutzt wird, hätten wir damals nicht gedacht.
Rückblickend war unsere Konstellation als Schwestern ein echter Vorteil. Der Weg zum Medizinprodukt war lang, mit vielen Rückschlägen – vor allem wegen der komplexen Regulatorik, die Innovation in Deutschland oft eher ausbremst als ermöglicht. Viele Teams wären daran wahrscheinlich gescheitert. Wir zum Glück nicht. Wir kennen uns in- und auswendig, vertrauen uns blind und sagen uns ehrlich die Meinung.
Mittlerweile ist aus unserem Unternehmen ein profitables Geschäftsmodell geworden. Das bringt definitiv mehr Ruhe in alles rein und lässt uns Dinge gelassener angehen – im Vergleich zur Startup-Phase, die eine echte Achterbahnfahrt war.
Wie unterscheidet sich Ovy von anderen digitalen Anwendungen im Bereich Frauengesundheit?
Die Ovy App in Kombination mit der Hardware unterscheidet sich vor allem durch ihren medizinischen Anspruch und die technologische Tiefe. Wir sind keine klassische Lifestyle-App mit Zykluskalender – wir haben ein zertifiziertes Medizinprodukt nach MDR-Standards entwickelt. Das bedeutet einen völlig anderen Qualitätsmaßstab, bei dem Sicherheit und Wirksamkeit messbar sind.
Während viele Zyklus-Apps eher informativ oder wellness-orientiert arbeiten, gehen wir einen Schritt weiter: evidenzbasiert, datengetrieben und regulatorisch validiert. Genau das haben wir uns selbst als Anwenderinnen immer gewünscht – eine verlässliche, smarte Lösung, der man wirklich vertrauen kann. Sowohl in der Verhütung als auch in der Kinderwunschplanung.
Die MDR-Zertifizierung ist ein großer Meilenstein. Wie sah der Weg dorthin konkret aus?
Die MDR-Zertifizierung war ein extrem zeitintensiver Prozess – und ehrlich gesagt: ein echter Innovationskiller. Was eigentlich agiles, schnelles Arbeiten erfordert hätte, wurde durch regulatorische Hürden massiv verlangsamt. Wir haben Jahre und erhebliche finanzielle Mittel investiert, um den Anforderungen gerecht zu werden.
Jetzt, da wir diese regulatorischen Herausforderungen gemeistert haben, können wir uns auf das konzentrieren, worauf es wirklich ankommt: Wachstum und Expansion. Die Grundlagen dafür sind gelegt.
Was war die größte Herausforderung im Zertifizierungsprozess – und was habt ihr daraus gelernt?
Die größte Herausforderung war die Abhängigkeit von einer benannten Stelle – bei gleichzeitig fehlenden Referenzprodukten am Markt. Als eines der ersten digitalen Verhütungsmittel standen wir vor der Aufgabe, regulatorische Anforderungen zu erfüllen, die für unsere Produktkategorie so noch nicht so häufig angewendet wurden. Wir haben gelernt, dass Innovation Zeit braucht, wenn man sie nach regulatorischen Vorgaben machen will.
Wie erreicht ihr eure Zielgruppe, und was ist euch in der Kommunikation mit Nutzerinnen besonders wichtig?
Wir erreichen unsere Zielgruppe durch eine Kombination aus der Ovy App, über unsere Social Kanäle und durch die Zusammenarbeit mit Experten, insbesondere Gynäkologen. Die Ovy Zyklus App selbst ist unser zentrales Tool, um Frauen aufzuklären und eine Datenbasierte Auswertung über ihren Zyklus zu liefern. Wissenschaftlich fundierter Content von Expertinnen und Gynäkologen spielt dabei eine wichtige Rolle. Wir wollen, dass sich unsere Nutzerinnen gut informiert und sicher in der Anwendung der Methode fühlen und vor allem, dass sie eine bewusste Entscheidung treffen.
Ovy vereint App, Hardware und Teststreifen. Welche Rolle spielt diese Kombination für eure Vision?
Die Kombination aus App, Hardware und Teststreifen ist für uns der Schlüssel, um Zyklus- und Fruchtbarkeitsdaten präzise, ganzheitlich und direkt messbar zu machen. Sie ermöglicht eine individuelle, datenbasierte Analyse und gibt Frauen die Kontrolle über ihre Gesundheit – zuverlässig, sicher und jederzeit zugänglich.
Wie hat sich eure Partnerschaft mit Beurer, dm und Budni auf eure Unternehmensentwicklung ausgewirkt?
Die Partnerschaften mit Beurer, dm und Budni haben einen enorm positiven Einfluss auf unsere Unternehmensentwicklung. Die Listung im Handel hat uns nicht nur eine deutlich größere Reichweite verschafft, sondern auch die Markenpräsenz und Aufmerksamkeit gesteigert, die für ein wachsendes Unternehmen entscheidend sind. Natürlich bringt der Schritt in den Handel auch Herausforderungen mit sich – besonders für ein kleines Unternehmen wie unseres. Aber die Zusammenarbeit mit Beurer als starkem Produktionspartner hat uns enorm unterstützt, sowohl in der Qualitätssicherung als auch in der Skalierbarkeit. Dank dieser Partnerschaften können wir nun unser Produkt noch breiter zugänglich machen
Inwiefern ist die neue Zyklus App ein Gamechanger für den Markt hormonfreier Verhütung?
Mit dieser Zertifizierung reiht sich die Ovy Zyklus App in eine exklusive Gruppe von digitalen Gesundheitslösungen ein, die den strengen europäischen Anforderungen an Qualität, Sicherheit und medizinische Validierung entsprechen. Die Ovy App bietet Frauen und Paaren eine hormonfreie Alternative zur Verhütung und unterstützt sie gleichzeitig bei der Familienplanung – ein bedeutender Fortschritt in der digitalen Frauengesundheit. Damit setzen wir einen neuen Standard in der Branche – eine digitale Verhütungsmethode, die sowohl evidenzbasiert als auch regulatorisch abgesichert ist. Das macht Ovy einzigartig und bietet eine echte Alternative zu herkömmlichen hormonellen Methoden.
Welche Werte treiben euch bei der Weiterentwicklung von Ovy an?
Bei der Weiterentwicklung treiben uns vor allem drei Werte an: Vertrauen, Innovation und Unterstützung für die Frauen in allen Lebensphasen. Mit der Ovy App bieten wir eine sichere, hormonfreie Verhütungsmethode und Kinderwunsch-App an, die auf der Grundlage der MDR zertifiziert ist – das ist unsere Basis für die Skalierung und für die vertrauensvolle Nutzung. Zusätzlich erweitern wir die Ovy-Familie: Mit der Ovy Partner App ermöglichen wir eine engere Einbindung der Partnerinnen. Und mit der Ovy Baby App begleiten wir Frauen ihre Schwangerschaft zu tracken. Unsere Vision ist es, eine ganzheitliche, langfristige Lösung für alle Aspekte der Frauengesundheit zu schaffen.
Wie sieht eure langfristige Vision für Ovy aus – wo steht ihr in fünf Jahren?
In fünf Jahren sehen wir Ovy als die führende Plattform für Frauengesundheit – von der Verhütung über den Kinderwunsch bis hin zur Menopause wollen wir alle Lebensphasen abdecken. Dabei ist uns der Medizinische- und Datenbasierte Aspekt immer wichtig. Wir streben an, in noch mehr Ländern präsent zu sein und eine globale Community zu bilden.
Welche Rolle spielt das Thema Aufklärung in eurer täglichen Arbeit?
Content und wissenschaftlich fundierte Aufklärung ist für uns maßgeblich in unserer täglichen Arbeit. Wir möchten, dass alle Nutzerinnen einen bewusste Entscheidung für die Methode treffen und sich sicher im Umgang mit der Methode und der Ovy App fühlen.
Welche drei Ratschläge würdet ihr anderen Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben?
Money in the Bank – immer ein Polster haben zum Überleben.
Hole Menschen in dein Team, die Dinge besser können als du.
Feier die Highs, solange du kannst, denn die Lows werden kommen.
Und ein vierter: Auf den Bauch hören – immer.
Bild: Ovy Gründerinnen Lina Wüller (links) Eval Leonhardt (rechts)@ Ovy GmbH
Wir bedanken uns bei Lina Wüller und Eval Leonhardt für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.