Eigene Absicherung bleibt oft unbeachtet
Viele Gründer konzentrieren sich vollständig auf den Aufbau ihres Startups. Sie entwickeln Produkte, stellen Mitarbeiter ein, führen Gespräche mit Investoren. Die eigene Absicherung gerät dabei häufig in den Hintergrund. Vor allem die Frage, was geschieht, wenn die eigene Arbeitskraft plötzlich ausfällt, bleibt unbeantwortet. Ein längerer Ausfall kann jedoch die gesamte wirtschaftliche Grundlage erschüttern. In solchen Situationen wird deutlich, wie wichtig eine gezielte Absicherung gegen Berufsunfähigkeit für Gründer ist.
Freiheit bedeutet auch Eigenverantwortung
Die Selbstständigkeit eröffnet viele Freiheiten. Gleichzeitig fehlt der Schutz durch ein reguläres Angestelltenverhältnis. Ohne gesetzliche Absicherung führt eine längere Arbeitsunfähigkeit schnell zu existenziellen Problemen. Neben der persönlichen Lage steht oft auch die Zukunft des Unternehmens auf dem Spiel. Die Verantwortung gegenüber Mitarbeitern, Kunden, Geschäftspartnern und Investoren bleibt bestehen und lässt sich nicht einfach delegieren. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Selbstständige beseitigt diesen Druck nicht vollständig, stellt jedoch eine finanzielle Absicherung dar, auf die im Ernstfall zurückgegriffen werden kann.
Früher Abschluss bringt langfristige Vorteile
Gründer, die sich früh mit dem Thema befassen, sichern sich für gewöhnlich bessere Bedingungen. Die Gesundheitslage ist in jungen Jahren meist stabil, Risikofaktoren sind überschaubar und der berufliche Werdegang lässt sich noch flexibel gestalten. In dieser Phase ermöglichen Versicherer den Abschluss langfristiger Verträge mit Nachversicherungsgarantie. Diese Option erlaubt spätere Anpassungen bei Einkommensveränderung oder veränderter Lebenssituation, ohne erneute Gesundheitsprüfung. So entsteht ein Schutz, der mit dem Unternehmen wächst.
Psychische Erkrankungen sind ein reales Risiko
In den ersten Jahren nach der Gründung treten häufig hohe psychische Belastungen auf. Schlafmangel, Überforderung und Dauerstress sind typische Begleiterscheinungen. Termine, Finanzierungsrunden und Personalverantwortung führen zu einer dauerhaften mentale Belastung.
Viele Erkrankungen, die zu Berufsunfähigkeit führen, entwickeln sich schleichend und bleiben lange unbemerkt. Psychische Beschwerden äußern sich oft nicht unmittelbar, was Gegenmaßnahmen erschwert. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ersetzt keine medizinische Versorgung, schafft jedoch finanziellen Spielraum für notwendige Regeneration.
Versicherungsschutz muss zur Selbstständigkeit passen
Der Versicherungsschutz für Selbstständige unterscheidet sich grundlegend vom Schutz für Angestellte. Die Police sollte die tatsächliche Tätigkeit exakt abbilden, da ungenaue Berufsangaben zu Problemen bei der Leistungsprüfung führen können. Viele Versicherer berufen sich im Ernstfall auf sogenannte Vergleichstätigkeiten, die theoretisch mit der ursprünglichen Tätigkeit vergleichbar seien. Eine wirksame Absicherung verzichtet auf solche abstrakten Klauseln und nimmt direkten Bezug auf die tatsächlichen Arbeitsinhalte. In bestimmten Fällen ist auch eine Kombination mit anderen Modellen sinnvoll. Dazu zählen beispielsweise Berufsunfähigkeitszusatzversicherungen (BUZ) oder Grundfähigkeitsversicherungen, wenn diese zur individuellen Lebens- und Risikosituation passen.
Bei der Auswahl der passenden Absicherung ist besondere Sorgfalt geboten. Folgende Punkte sind dabei entscheidend:
- Die Police sollte Tätigkeitswechsel und Unternehmenswachstum berücksichtigen, etwa durch eine dynamische Anpassung der Leistungen.
- Ein Verzicht auf abstrakte Verweisungen stellt sicher, dass die tatsächliche Tätigkeit als Maßstab gilt.
- Die Absicherung psychischer Erkrankungen, chronischer Beschwerden oder häufiger Auslöser wie Bandscheibenvorfälle sollte explizit enthalten sein.
- Kombinationen mit Zusatzversicherungen wie BUZ oder Grundfähigkeitsversicherungen können sinnvoll sein.
- Ein möglichst früher Einstieg in die Versicherung sorgt für geringere Beiträge und bessere Konditionen.
Vermeidbare Fehler mit ernsten Folgen
Viele Gründer vernachlässigen wichtige Details ihrer Absicherung. Eine einseitige Risikodeckung lässt häufig Lücken offen, die im Ernstfall gravierende Auswirkungen haben. Wer versucht, Beiträge durch Selbstbeteiligungen oder Einschränkungen zu senken, riskiert spürbare Leistungseinbußen.
Besonders kritisch ist es, wenn die Versicherungsbedingungen nicht sorgfältig geprüft werden, denn der Umfang der Leistungen ist entscheidender als der Preis. Wird der Vertrag erst nach der Gründung abgeschlossen, steigt das Risiko, dass bereits frühe Ausfälle ungeschützt bleiben. Verzögerungen im Abschluss erhöhen zudem die Wahrscheinlichkeit, dass gesundheitliche Vorerkrankungen eine Absicherung erschweren oder unmöglich machen. Schließlich führen unklare Angaben im Antrag oft zu Problemen bei der Leistungsbeantragung.
Versicherungsschutz flexibel mit dem Unternehmen gestalten
Ein wachsendes Unternehmen verändert Tätigkeiten und Verantwortungsbereiche. Eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung sollte diese Entwicklung ermöglichen. Dynamische Leistungserhöhungen ohne erneute Gesundheitsprüfung sind bei vielen Anbietern mittlerweile Standard. Zusätzlich ist es sinnvoll, auf flexible Vertragsklauseln zu achten, die eine Anpassung an neue Lebensphasen erlauben.
Vor Abschluss einer Police sollte zudem geprüft werden, welche Szenarien wirklich abgesichert sind. Erkrankungen wie psychische Störungen, chronische Erschöpfung oder orthopädische Leiden müssen im Versicherungsschutz eindeutig enthalten sein. Auch die Begriffe rund um Berufsunfähigkeit verdienen Aufmerksamkeit: Berufsunfähigkeitszusatzversicherungen und Dread-Disease-Produkte unterscheiden sich deutlich in Inhalt und Leistung. Eine genaue Prüfung hilft, Lücken zu erkennen und langfristig zu vermeiden.
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Autor Jenny Mehltau
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