Mittwoch, Dezember 10, 2025
StartStartupsMP Space: Satellitenbau neu definiert

MP Space: Satellitenbau neu definiert

Key Takeaways

  • Durch digitale Werkzeuge wie The Voltt gewinnen Satellitenbauer Zeit und optimieren die Batteriewahl erheblich.
  • The Voltt ermöglicht simulationsgestützte Batterieentwicklung in Echtzeit, was die Notwendigkeit umfangreicher physischer Tests reduziert.
  • MP Space profitiert von validierten Daten, um Risiken zu minimieren und die Entwicklungszeit zu verkürzen.
  • Digitale Modellierung schafft einen Wettbewerbsvorteil in der Raumfahrtbranche und erlaubt frühzeitige, evidenzbasierte Entscheidungen.
  • Kleine Teams erhalten durch The Voltt die Möglichkeit, mit großen Wettbewerbern gleichzuziehen, ohne die hohen Kosten traditioneller Methoden.

Wenn Satellitenbauer plötzlich sechs Monate Zeit gewinnen: Wie ein digitales Werkzeug aus London die Raumfahrt beschleunigt

Es gibt Momente in der Technik, in denen sich zeigt, wie viel leichter alles sein könnte, wenn man früher die richtigen Daten hätte. Ein solcher Moment spielte sich zwischen London und Australien ab – zwischen About:Energy, einem Softwarehaus für Batteriemodellierung, und MP Space, einem jungen Satellitentechnik-Unternehmen aus Down Under. Was trocken nach „Optimierung“ klingt, ist in Wahrheit ein kleines Lehrstück darüber, wie moderne Simulationen heute Entwicklungssprünge möglich machen, die früher nur mit Werkhallen voller Testgeräte und Monaten an Wartezeit zu haben waren.

Ein Problem, das jeder Satellitenbauer kennt

Wer Satelliten baut, wie MP Space der denkt in langen Zeiträumen. Ein Satellit im All lässt sich nicht eben schnell reparieren, wenn die Batterie schwächelt oder unter der Hitze im Orbit nachgibt. Die Energiesysteme müssen funktionieren, egal wie hart die Mission ist. Lebensdauer, minimale Entladetiefen, extreme Zuverlässigkeit – all das muss stimmen. Entsprechend aufwendig ist die Auswahl der passenden Batteriezellen. Normalerweise heißt das: testen, testen, testen.

Und zwar im eigenen Labor. Mit teuren Prototypen. Über Monate hinweg.

Genau an dieser Stelle saß MP Space fest. Das Team entwickelt Hochleistungs-Subsysteme für Satelliten und wollte für ein neues Projekt die beste Batteriechemie finden, ohne dass die Entwicklung ins Stocken gerät. „Wir hätten uns im Zweifel sechs Monate lang verrannt, wenn wir auf die falsche Zelle gesetzt hätten“, so beschreibt es das Unternehmen sinngemäß. Nur: So viel Zeit hat ein schnell wachsendes Raumfahrt-Startup schlicht nicht.

MP Space

Dann kam „The Voltt“ ins Spiel

About:Energy bietet eine Plattform an, die klingt, als wäre sie aus einem Ingenieursmärchen gefallen: The Voltt. Dahinter steckt ein cloudbasiertes Werkzeug, das Batterieentwicklung nahezu vollständig digitalisieren soll. Statt reale Zellen wochenlang im Testlabor durchzuprobieren, können Entwickler verschiedene Kandidaten am Bildschirm unter realistischen Lastprofilen simulieren. Und zwar nicht mit geschätzten oder groben Daten, sondern mit Modellen, die auf echten, validierten Messreihen beruhen.

Rund 30 verschiedene Hochleistungschemien sind in dieser Modellbibliothek bereits enthalten. Für MP Space bedeutete das: Zellen vergleichen, Lebensdauer simulieren, Degradation bewerten – alles in einem einzigen Tool. Und vor allem: alles bevor die erste reale Zelle überhaupt gekauft oder getestet wurde.

Riskantes Bauchgefühl? Nicht mit dieser Art von Daten

Dabei ging es nicht nur darum, eine geeignete Zelle zu finden, sondern die richtige beim ersten Versuch. Das klingt banal, ist aber in der Raumfahrt entscheidend. Eine falsche Entscheidung hätte MP Space zum Umplanen gezwungen. Neue Tests. Neue Hardware. Neue Modelle. Und Monate Verzögerung.

Durch die Nutzung von The Voltt konnte das Team alle kritischen Faktoren direkt in seine Simulationsumgebung integrieren – konkret in MATLAB Simulink, ein Standardwerkzeug in der Industrie. Die simulierten Daten zeigten, wie sich die Zellen über die gesamte Missionsdauer verhalten würden, wann die Leistung nachlässt und wie sicher die Batterie unter verschiedenen Lastbedingungen arbeitet.

Oder wie es About:Energy-Mitgründer Gavin White formuliert: „MP Space baut Energiesysteme, bei denen Zuverlässigkeit und Präzision entscheidend sind. Mit den validierten Daten in The Voltt konnten sie schneller entwickeln und das Risiko massiv reduzieren.“ Und man merkt: Ihm geht es nicht nur um Technik, sondern um eine Philosophie. Satelliten, sagt er, seien oft überkonstruiert – aus Angst vor Fehlern. Wer bessere Modelle hat, muss weniger überkompensieren.

Digitale Abkürzungen, die Platz für echte Innovation schaffen

Spannend an dieser Zusammenarbeit ist nicht nur der technische Nutzen, sondern der psychologische. Wenn Ingenieurteams ihre Zeit nicht mehr in wochenlange Testreihen stecken müssen, entsteht Raum für kreative Arbeit. Plötzlich lässt sich daran tüfteln, wie Systeme leichter, effizienter oder robuster werden können.

Genau das sagt auch Jay Manley, CEO von MP Space: „Die Datenplattform hat uns Entscheidungen ermöglicht, für die wir normalerweise Monate interner Tests gebraucht hätten.“ Sein Team habe unnötige Prototypen vermieden und wertvolle Zeit freigespielt. Und im nächsten Schritt wollen die Ingenieure die Modelle sogar nutzen, um thermische Effekte tiefer zu analysieren – also wie viel Wärme die Zellen erzeugen und wie sich das auf das Gesamtsystem auswirkt.

Das klingt nach Detailkram, ist aber in der Raumfahrt Gold wert. Jede falsche Annahme über Temperaturverhalten kann später im All zum Problem werden. Wenn sich solche Fragen früh und sicher klären lassen, steigt nicht nur die Qualität des Systems, sondern auch die Geschwindigkeit der Entwicklung.

Was bedeutet das für die Branche?

Natürlich ist dies nur ein Projekt von vielen. Aber es zeigt eine größere Entwicklung in der Raumfahrt und im Energiebereich: Klassische Testmethoden stoßen an ihre Grenzen, weil Produkte immer schneller auf den Markt müssen. Startups wie MP Space konkurrieren nicht nur mit etablierten Playern, sie arbeiten auch unter enormem Zeitdruck. Kunden erwarten kurze Lieferzeiten, niedrige Kosten und Technologien, die sich im Orbit bewähren.

Digitale Modellierung wird deshalb zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Sie ermöglicht, was früher kaum möglich war: frühzeitige Entscheidungen mit hoher Sicherheit. Weniger Bauchgefühl, mehr Evidenz. Weniger Risiko, mehr Tempo.

Und es geht nicht nur um den Bau von Satelliten. Auch Energieunternehmen, Batteriehersteller und Automobilentwickler setzen zunehmend auf digitale Zwillinge – also virtuelle Abbilder realer Bauteile. Die Raumfahrt ist lediglich das Feld, in dem die Anforderungen besonders gnadenlos sind.

Ein Werkzeug, das kleinen Teams Superkräfte gibt

The Voltt selbst bleibt dabei fast unauffällig. Eine Software, die still im Hintergrund arbeitet, Daten liefert, simuliert, vergleicht. Doch genau diese Unauffälligkeit ist ihre Stärke. Sie erlaubt kleinen Teams, auf Augenhöhe mit großen Konkurrenten zu arbeiten. Oder wie Manley es ausdrückt: „The Voltt hat für uns das Spielfeld ausgeglichen.“

Am Ende steht eine Erkenntnis, die weiter trägt: In einer Branche, in der Materialkosten hoch, Missionszeiten lang und Fehlertoleranzen niedrig sind, kann die richtige Entscheidung zur richtigen Zeit über Erfolg oder Scheitern entscheiden. Und manchmal reicht dafür eben kein neues Labor, sondern ein smarteres digitales Werkzeug.

Markus Elsässer
Markus Elsässer
Markus Elsässer ist Gründer und Herausgeber des StartupValley Magazins und unterstützt mit seiner langjährigen Erfahrung Gründer und Start-ups mit praxisnahen Strategien und innovativen Lösungsansätzen. Neben der Organisation von Start-up-Events und Investitionen in zukunftsweisende Projekte begleitet er nun mit seinem Team den Umstieg von Verbrenner auf Elektromobilität im neuen Elektroauto-Magazin eAUTO Einsteiger – sowohl redaktionell als auch auf YouTube.
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