NUNECO: Onlinezeitung ohne Artikel
Stellen Sie sich und das Startup NUNECO doch kurz unseren Lesern vor!
Hinter NUNECO stehen Hans, Johanna, Benedikt und Matthias – ein Elektroingenieur, eine Journalistin und ein Journalist, sowie ein Informatiker.
Wir wollen nicht weniger, als die Art und Weise, wie Medien konsumiert werden, revolutionieren. Wir glauben, dass sich der reine Nachrichtenjournalismus von der sperrigen Darstellungsform des Artikels lösen muss. Deshalb verzichten wir als erste Onlinezeitung überhaupt auf Fließtext – und bieten Themendossiers an, die weitaus übersichtlicher, ausgewogener und individueller sind. “Zeitung neu denken” ist unser Motto.
Wie ist die Idee zu NUNECO entstanden?
Hans saß viel im Zug und nutzte die Zeit zum Zeitunglesen. Um sich ausgewogen zu informieren, holte er sich am Zeitungskiosk mal den Spiegel, mal die SZ, mal die Zeit. Was ihn irritiert hat: Alle Zeitungen berichteten über Wochen hinweg über das gleiche Thema, bis es dann durch ein anderes abgelöst wurde. Oft hätte Hans aber gerne gewusst, wie sich Thema A weiterentwickelt. Er merkte: Es ist verdammt schwer an einer Sache dran zu bleiben. Und: Der Zeitungsmarkt folgt kampagnenhaften Wellen.
Hans wollte eine Zeitung schaffen, bei der der Leser genau das erfährt, was ihn interessiert. Deshalb hat er über das soziale Netzwerk Xing einen Journalisten gesucht, der ihm die Arbeitsweise der Branche erklärt. So ist er mit Benedikt in Kontakt gekommen. Er hat ihm erklärt, dass die Wellenartigkeit der Berichterstattung auch damit zusammenhängt, dass alle Zeitungen im Großen und Ganzen auf die gleichen Presseagenturen zurückgreifen. Deshalb haben sie beschlossen, dass für NUNECO Quellenvielfalt ein wichtiger Wert ist. Außerdem waren sie sich einig, dass sie an einer komplett neuen, übersichtlichen Benutzeroberfläche arbeiten müssen, die dem Nutzer einen wirklich selbstbestimmten Nachrichtenkonsum ermöglicht.
Welche Vision steckt hinter NUNECO ?
Fake News, Hetze im Internet, sinkendes Vertrauen in die Medien – NUNECO ist aus einer ernsthaften Sorge um den Ruf unserer vierten Gewalt, den Journalismus, heraus entstanden. Unsere Leitfrage lautete: Wie können wir ein Produkt entwickeln, das möglichst objektiv, möglichst übersichtlich und möglichst transparent ist? Wir haben festgestellt: Dafür müssen wir radikal denken und uns von dem Herkömmlichen lösen. Und das Herkömmliche im Journalismus ist der Artikel.
Was waren bisher die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Bisher investieren wir vor allem Eigenkapital und ganz viel Freizeit. Jetzt, wo unsere Startup-Kampagne beginnt, treten wir eigentlich das erste Mal in die Öffentlichkeit.
Wir haben unsere ganze Energie dafür eingesetzt, gut vorbereitet zu sein: Unseren Prototyp entworfen, ein Marketing-Konzept entwickelt und mit vielen Menschen gesprochen, um unser Produkt perfekt auf die Zielgruppe zuzuschneiden.
Ein großer Aufwand war die Entwicklung unseres Imagevideos. Benedikt war gerade im Video-Modul seiner Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule. Er lernte also gewissermaßen parallel zu unserer Videoproduktion, wie man professionell filmt. So haben wir uns viel Geld für eine Agentur gespart. Gleichzeitig hatten wir aber natürlich eine Menge Ausschuss – der Videodreh hat sich so über mehrere Monate hingezogen. Mit dem Ergebnis sind wir aber absolut zufrieden.
Warum haben Sie sich für eine Crowdfunding-Finanzierung entschieden?
Weil wir glauben, dass unser Produkt an einen Sachverhalt ansetzt, der viele Menschen umtreibt: Die Glaubwürdigkeitskrise der Medien. Zeitungen sind ja kein reines Konsumprodukt, sie sind viel mehr als das: Vierte Gewalt, die Grundlage dessen, was Menschen von der Welt wissen können. Wer NUNECO fördert, bekommt also nicht nur einen Zugang zu einem praktischen Produkt. Er leistet auch einen Beitrag zur Erforschung neuer Wege, möglichst objektiven Journalismus erlebbar zu machen – und damit zum Erhalt unserer liberalen Demokratie. Wir glauben, dass gerade der idealistische Aspekt dazu in der Lage ist, über Crowdfunding viele Menschen zu erreichen.
Was werden Sie nach erfolgreicher Finanzierung umsetzen?
Auf jeden Fall werden wir gegenüber unserem Prototyp die Anzahl der Themenfelder erweitern. Da ist es eigentlich ganz einfach: Je mehr Geld wir bekommen, desto mehr Arbeitskapazitäten haben wir zur Verfügung – und umso mehr Inhalte können wir anbieten. Das erste Finanzierungsziel von 15.000 Euro böte uns eine anständige Grundlage zum Weitermachen.
Wer ist die Zielgruppe von NUNECO ?
NUNECO ist eigentlich ein Produkt für jeden, der wirklich wissen will, was in der Welt passiert, ohne dafür Stunden zu investieren. Das Coole an NUNECO ist aber auch, dass man das Produkt ganz unterschiedlich nutzen kann. Das macht unsere Zielgruppe sehr divers. Der eine will vielleicht Argumente, die er in den Leitartikeln von SZ oder Zeit nachliest, gegenchecken. Die andere nutzt NUNECO als Live-Ticker oder als Recherchetool, weil sie als Studentin, Mitarbeiterin einer Stiftung oder einer NGO beruflich damit zu tun hat. Der andere hat einfach eine Freude an Datenjournalismus, spielt mit unseren Features herum und teilt die Erkenntnisse, die er daraus gewonnen hat, anschließend seinen Freunden auf Twitter mit.
Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
NUNECO macht Nachrichtenjournalismus ganz anders als bisher. Statt Artikeln bieten wir Themendossiers an – dadurch ist NUNECO übersichtlicher. Anstatt das vorgesetzt zu bekommen, was Journalistinnen und Journalisten recherchiert haben, kann der Nutzer bei uns selbst entscheiden, was ihm angezeigt wird: Durch Filteroptionen, die ihm genau das herausfinden lassen, was ihn interessiert. Das macht NUNECO-Nutzer selbstbestimmter als Leser anderer Zeitungen. Außerdem setzen wir auf eine größere Quellenvielfalt als die meisten Nachrichtenportale, die ihre Informationen vor allem von den Agenturen dpa, AFP und Reuters beziehen.
NUNECO, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Unser Ziel ist jetzt zunächst einmal, die gerade entstehende Infrastruktur von NUNECO mit Inhalten zu füllen. Das ist eigentlich ein Prozess, der permanent optimiert werden kann. Aktualität, Themenbreite und Quellenvielfalt lassen sich immer weiter ausbauen. Dasselbe gilt für Features, wie beispielsweise die Filterfunktionen, die Integration von Video oder AR-Elementen – sowie die Möglichkeit, selbst-erschlossene Inhalte über NUNECO auf sozialen Netzwerken zu teilen.
Wir planen, unseren Arbeitsprozess mit Mitteln der Automatisierung zu vereinfachen – dem wird in nächster Zeit eine hohe Priorität zukommen. Um unser Produkt zu skalieren, werden wir auch einen Investor benötigen. Wenn wir die Mittel dazu haben, glauben wir, dass NUNECO in den nächsten Jahren die Art und Weise, wie wir die Medien konsumieren, nachhaltig verändern kann.
Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Findet so früh wie möglich heraus, ob und wie viele Menschen eure Idee wirklich brauchen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten wie zum Beispiel Interviews, Umfragen oder die Durchführung einer Crowdfunding-Kampagne.
Verschafft euch Zeit. Das Internet bietet heutzutage jegliches Wissen zur Gründung eines Startups. Doch all das bringt nichts, wenn man nicht die Zeit und Energie hat sich darin zu vertiefen. Reduziert also eure Ausgaben, damit ihr es euch leisten könnt, weniger zu arbeiten, um mehr Zeit in eure eigene Idee zu investieren.
Sucht euch eure Leute ganz bewusst aus. NUNECO ist ein Startup, das aus keinen Studien- oder gar Sandkastenfreundschaften heraus entstanden ist. Wir haben uns über soziale Netzwerke zusammengefunden. Damit hat jeder seinen eigenen Aufgabenbereich, niemand ist überflüssig. Das ist ein großer Vorteil.
Weitere Informationen finden Sie hier
Wir bedanken uns bei Christoph Kunz für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder