Geschäftspartner, Institutionen und Entscheider – wer ist Teil meines Unternehmensnetzwerks? Mittels Datenanalyse ermittelt das Startup Kantwert diese Beziehungen. Es entsteht ein Netzwerk, das die Beziehungen zu Geschäftspartnern, Influencern und Multiplikatoren visualisiert und nutzbar werden lässt.
Stellen Sie sich doch kurz unseren Lesern vor!
Ich bin Tilo Walter, 45 Jahre alt und Mitgründer und Geschäftsführer von Kantwert. Nach einer Lehre zum Bankkaufmann habe ich einen Abschluss als Wirtschaftsingenieur und den MBA gemacht. Als Berufseinstieg hatte ich mich für eine Unternehmensberatung entschieden und anschließend 12 Jahre lang bei einer großen Auskunftei gearbeitet, zuletzt als Bereichsleiter Produktmanagement.
Welche Idee steckt hinter Kantwert?
Wir ermöglichen Unternehmen mittels Datenanalyse, ihre Geschäftspartner als Teil eines Netzwerks zu betrachten und nicht wie bisher als einzelne, isolierte Datensätze. Dieses strukturierte Wissen über ihre Beziehungen zu anderen Unternehmen beschleunigt die Prozesse und verbessert die Entscheidungen im gesamten Unternehmen. Ganz konkret können Kunden beispielsweise Leads und andere Geschäftspartner herausfiltern, die viele Insolvenzen zu verantworten haben. Oder sie stöbern mithilfe von Kantwert mögliche Neukunden auf, die über eigene Kontakte gut erreichbar sind, sowie die wichtigsten Multiplikatoren im eigenen Netzwerk. Hierfür erstellen wir aus öffentlich verfügbaren Daten zunächst ein Basisnetzwerk. Unsere Kunden markieren ihre Partner in diesem Netzwerk und entdecken so oft unbekannte Zusammenhänge. Für die Analyse haben wir spezielle Algorithmen und Tools entwickelt.
Für welche Unternehmen ist Ihre Lösung interessant?
Die Analyse per Netzwerk lohnt sich besonders für größere Unternehmen. Je mehr Daten einbezogen sind, umso besser. Im Moment unterstützen wir vor allem Banken und Versicherungen. Hier hilft die Datenanalyse von Kantwert speziell in den Bereichen Sales, Compliance/KYC (Know your Customer) und beim Risikomanagement. Der Branchenschwerpunkt hat sich aus Empfehlungen und unserer Lage im Frankfurter Umland ergeben, aber wir streben einen breiteren Branchenmix an.
Wie hat sich die Startup-Szene in den letzten Jahren verändert?
Das Interesse an Innovationen in Wirtschaft und Öffentlichkeit ist enorm gewachsen. Das bringt eine positive Grundstimmung und beschert uns einen einfacheren Zugang zu Terminen und Budgets der Geschäftspartner. Auch politisch spüre ich ernstes Interesse an Startups, auch wenn hier noch viel zu tun wäre.
Welches sind die größten Fehler junger Gründer?
Jeder Gründer braucht eine gewisse Demut gegenüber dem Fakt, dass Fehler nicht zu vermeiden sind. Sie sind im Grunde einfach neu bewertete Entscheidungen aus der Vergangenheit – also kein Grund, sich im Nachhinein lange zu zerfleischen. Passiert, gelernt, abgehakt. Der einzige unverzeihliche Fehler ist ein Produkt, das niemand braucht oder bezahlen will. Mein Tipp: Die Geschäftsidee vor der Gründung mit der Zielgruppe diskutieren und an deren Bedürfnissen entlang weiterentwickeln.
Sie sind Teil von TechBoost, dem Startup-Programm der Telekom. Was gefällt Ihnen besonders?
Die Performanz und Sicherheit der Open Telekom Cloud sind für unser Geschäftsmodell der Datenanalyse essenziell. Wir schätzen zudem die persönliche Förderung und Betreuung – vielen Dank an das großartige Team! Schon der Sieg im TechBoost-Pitch im Januar hat uns einige Türen geöffnet. Seit kurzem unterstützt das Förderprogramm uns mit unserer Idee auch bei Vertrieb und Marketing. Wir haben auf den zahlreichen Events der Telekom viele interessante Leute kennengelernt und freuen uns schon auf das Finale der DigitalX in Köln.
Wo sehen Sie sich in den nächsten fünf Jahren?
Wir arbeiten im Moment sehr engagiert daran, uns zu internationalisieren, sowohl was unsere Datenbasis als auch unseren Vertrieb angeht. Hier bauen wir massiv Infrastruktur auf. In fünf Jahren werden wir sehr viele Länder der Welt erschlossen haben und mithilfe unserer Datenanalyse eine Reihe großer Unternehmen tiefgreifend verändert haben.
Welche 3 Tipps haben Sie für Gründer?
Jedi-Meister Yoda aus Star Wars sagte: „Tu es oder tu es nicht. Es gibt kein Versuchen.“ Gründen muss man immer mit vollem Herzen, sonst hält man das Pensum an täglichen Herausforderungen nicht lange durch. Trotzdem sollte man Familie und Freunde nicht vergessen, denn die müssen vieles mittragen. Und mein letzter Tipp: Traut euch euren eigenen Weg zu gehen! Aber geht ihn nicht allein: Gründen heißt auch immer, ein gutes, belastbares Netzwerk aus Partnern, Kollegen und Kunden aufzubauen.
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Wir bedanken uns bei Tilo Walter für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder