Hendrik Klindworth CEO InnoGames im Interview über Herausforderungen, Motivation und Ziele
Stellen Sie sich doch kurz vor!
Mein Name ist Hendrik Klindworth, und ich bin der Chief Executive Officer von InnoGames. Das Unternehmen habe ich gemeinsam mit meinem Bruder Eike und unserem guten Freund Michael Zillmer gegründet. Schon mit 14 Jahren habe ich mit dem Programmieren begonnen und aus dieser Leidenschaft meinen Beruf gemacht. Ich bin sehr froh, dass ich jeden Tag an etwas arbeiten kann, dass unseren Spielern und mir sehr viel Spaß macht.
Stellen Sie uns doch kurz InnoGames vor!
InnoGames ist Deutschands führender Entwickler und Publisher von Online- und Mobile-Spielen. Wir sind vor allem für Spiele wie „Forge of Empires“, „Elvenar“ und „Die Stämme“ bekannt. Alle unsere Spiele werden von unserem hochtalentierten Team von über 400 Mitarbeitern aus über 30 Nationen entwickelt. Wir alle teilen das Ziel, einzigartige Spiele zu schaffen, die Spielern aus der ganzen Welt jahrelangen Spielspaß bieten.
Wie haben Sie sich als Gründerteam zusammengefunden?
Wir kannten uns schon aus Kindergartentagen. Das Spielen von Videospielen war schon immer eine große Leidenschaft von uns dreien. Eines Tages im Jahr 2003 beschlossen wir, für uns und unsere Freunde unser eigenes Browser-Spiel zu entwickeln. Wir wollten ein Game umsetzen, das wir wirklich gerne selbst spielen würden. Und so entstand „Die Stämme“. Anfangs als Hobbyprojekt.
Zu Beginn spielten nur einige unserer Freunde das Browser-Spiel, aber nachdem wir den Passwortschutz entfernt hatten stieg die Zahl schnell auf Tausende an. Damals lagen unsere Kosten bei 20 Euro für den Server, aber wir beschlossen, mit Werbung etwas Geld zu verdienen. Am ersten Tag hatten wir Werbeeinnahmen in Höhe von 10 Euro, daran kann ich mich noch gut erinnern.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Als die Zahl der Spieler weiterwuchs, wurde uns klar, dass wir uns entscheiden mussten: Entweder konzentrieren wir uns voll und ganz auf das Spiel und die Gründung einer Firma oder wir gehen weiter zur Uni beziehungsweise arbeiten wie in Michaels Fall weiter in der IT. Nebenbei ließen sich der Spielbetrieb inklusive Moderation und Support nicht mehr stemmen. Diese Aufgaben hatten wir damals alle selbst übernommen. Das geschah im Jahr 2005. 2006 mieteten wir ein Büro, erstellten einen Business-Plan und gründeten 2007 InnoGames.
Welche Vision steckt hinter InnoGames?
Wir wollen erstklassige Spiele für unsere Spieler entwickeln – mit qualitativ hochwertigen, virtuellen Welten, die Millionen von Menschen auf der ganzen Welt miteinander verbinden. Jederzeit und überall.
Was waren die größten Herausforderungen bei der Gründung von InnoGames?
Anfangs war schwer abzuschätzen, wie groß das Potential für Onlinespiele ist. Da wir in einer Kleinstadt gestartet sind, fehlte zunächst auch das Netzwerk von richtigem Rat und der regelmäßige Austausch mit anderen Gründern. Außerdem gab es einige Bedenken, das Studium aufzugeben und voll auf die Entwicklung von Spielen zu fokussieren. Diese haben sich mit zunehmendem Erfolg von InnoGames aber schnell gelegt. Wir haben uns schnell weiterentwickelt und professionalisiert. Diese stetige Weiterentwicklung zieht sich bis heute wie ein roter Faden durch InnoGames und ist eines der Dinge die uns ausmacht.
Gab es Punkte an denen Sie dachten, dass es nicht weitergeht?
Nein. Wir hatten die richtige Idee zur richtigen Zeit und konnten uns dank der hohen Qualität und strategischen Tiefe unserer Spiele schnell am Markt etablieren. Gleichzeitig haben wir zu den richtigen Zeitpunkten die richtigen strategischen Weichen gestellt. Etwa, in dem wir von Stade und zwei Zwischenstationen nach Hamburg gezogen sind, zur richtigen Zeit einen Investor an Bord geholt haben, die richtigen Mitarbeiter gefunden haben, uns so weiter professionalisieren konnten und unser Portfolio fortlaufend ausgebaut haben. Wichtig war für uns auch der Wechsel des Fokus vom Browser auf mobile Plattformen, die heute wesentlicher Wachstumstreiber sind.
Welche Motivation hat sie nicht aufgeben lassen?
Ehrlich gesagt ist es noch immer der Antrieb, der uns damals geholfen hat „Die Stämme“ zu entwickeln: Wir haben eine große Leidenschaft für Spiele, die Gamern auf der ganzen Welt Spielspaß für viele, viele Stunden und ihnen eine Plattform bietet, in der sie gemeinsam oder gegeneinander antreten und ihr strategisches Geschick unter Beweis stellen können.
Wie schwer war es die richtigen Mitarbeiter zu finden? Gibt es den perfekten Mitarbeiter? Welche Tipps haben Sie für junge Gründer bei der Auswahl und Einstellung von Mitarbeitern?
Die Rekrutierung von Top-Talenten ist nicht immer einfach. Positionen, die spezifisch mit Games zu tun haben, sind einfach schwer zu besetzen. Wir suchen eigentlich fast immer Personal in nahezu allen Bereichen, um weiter nachhaltig zu wachsen und unsere ambitionierten Pläne in die Tat umzusetzen.
Was den perfekten Mitarbeiter betrifft, ist für uns sicherlich eines klar: Jeder, der mit uns zusammenarbeitet, muss eine Affinität und idealerweise auch eine Leidenschaft für Spiele haben. Darüber hinaus sind wir stolz darauf, dass wir bei InnoGames Mitarbeiter beschäftigen, die neben fachlichen Qualifikationen eine ganze Reihe von Eigenschaften eint, die in unserer Firmenkultur verankert sind – etwa Ergebnisorientierung, Sinn für Fairness, die Fähigkeit, Feedback anzunehmen oder eben die Motivation sich stetig verbessern zu wollen. Wer ein Unternehmen gründet, sollte auf jeden Fall nach Mitarbeitern mit solchen Eigenschaften suchen.
Wie schwer war es sich von der Konkurrenz abzuheben? Wo liegt ihr USP?
Es gibt viele andere Unternehmen, die sowohl in Deutschland als auch weltweit hochwertige und spanende Spiele entwickeln. Wir setzen auf großartige Teams und einen hohen Qualitätsanspruch, insbesondere im Bereich der fortlaufenden inhaltlichen Erweiterungen unserer Spiele, den sogenannten Live Operations. Wir schaffen es, Spielern auf der ganzen Welt sowohl auf dem PC als auch auf mobilen Endgeräten über viele Jahre hinweg hochwertige Unterhaltung und Spielspaß zu bieten. Unser erstes Spiel „Die Stämme“ wird auch nach über 17 Jahren noch kontinuierlich weiterentwickelt und erfreut sich einer starken, aktiven Community und wachsenden Umsätzen.
Welche Herausforderungen hatten Sie bei der Entwicklung der Spiele? In Bezug auf Alter und rechtliche Fragen?
Die größte Herausforderung war es wie gesagt, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Wir haben hohe Ansprüche an unsere Spiele. Das heißt, dass auch alle übrigen Teams einen erstklassigen Job machen müssen. Ohne ein entsprechendes Marketing wären die besten Spielideen nicht langfristig erfolgreich. Wir schaffen es wie kaum ein anderes Unternehmen, Spiele über viele Jahre nachhaltig erfolgreich zu betreiben. Das gelingt uns vor allem durch eine starke Kombination aus herausragenden Live Operations und starken Analyse- und Marketingabteilungen. Die rechtlichen Anforderungen sind teilweise etwas kompliziert und anforderungsreich, für uns aber kein Problem.
Wer ist die Zielgruppe von InnoGames?
Alle Menschen, die Videospiele mögen. Neben den Titeln, die noch in der Entwicklung sind, haben wir derzeit sieben aktive Spiele in den Genres Strategie und Simulation, die von Menschen in verschiedenen Altersgruppen gespielt werden. Kompetitivere Spiele wie „Die Stämme“ werden von etwas jüngeren Spielern bevorzugt, während andere Titel tendenziell eher von etwas älteren Spielern gespielt werden. Der Durchschnittsspieler unserer Titel ist etwa Mitte 30.
Wie hat sich InnoGames bis jetzt entwickelt? Sind Sie mit der Entwicklung zufrieden?
Absolut! Die Kennzahlen, die wir erst kürzlich für das letzte Jahr 2019 bekannt gegeben haben, zeigen: Wir sind seit der Gründung 2007 von Jahr zu Jahr gewachsen und waren vom ersten Tag an profitabel.
Wir sind besonders stolz auf den anhaltenden Erfolg und die Langlebigkeit unserer Spiele. Insbesondere „Die Stämme“, unser allererstes Spiel, konnte 2019 ein neues Rekordjahr verbuchen und erreichte ein Plus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Auch abseits davon sind wir sehr stolz auf das, was aus unserer Spielidee von 2003 bisher geworden ist. Wie gesagt: Heute sind wir Deutschlands größtes und erfolgreichstes Studio mit mehr als 400 Mitarbeitern aus über 30 Nationen. Davon sind wir 2003 natürlich noch nicht ausgegangen.
Wie wird sich ihrer Meinung der Gamingmarkt entwickeln?
Wir sind zuversichtlich, dass der Gamingmarkt in den kommenden Jahren weiterwachsen wird. Mittlerweile spielt rund jeder zweite Deutsche: 34,4 Millionen Menschen. Insbesondere Spiele, die auf Smartphones gespielt werden, werden weiterhin stark wachsen. Inzwischen sind Smartphones die beliebteste Spiele-Plattform der Deutschen, mit 18,6 Millionen Nutzern.
Diesen Trend sehen wir auch international. Ende letzten Jahres wurde der weltweite Gamingmarkt auf 152 Milliarden Dollar geschätzt, was einem Plus von 9,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Davon entfielen 45 Prozent auf Smartphones-Games. Ein Ende des Wachstums ist hier nicht in Sicht. Diese Situation sorgt natürlich aber auch dafür, dass immer mehr Anbieter in diesen Markt drängen und der Wettbewerbsdruck weiter steigt.
Wo liegen die Unterschiede im Gamingbereich von Deutschland zum internationalen Markt?
Wir entwickeln unsere Spiele für den internationalen Markt und es gibt für uns keine grundsätzlichen Unterschiede zwischen Deutschland und z.B. anderen europäischen Ländern.
Es fällt aber auf, dass gerade in Deutschland vor allem Games gespielt werden, die in anderen Ländern entwickelt wurden. Auch wenn Deutschland für uns ein sehr wichtiger Markt ist: Der Umsatzanteil hierzulande entwickelter Spiele lag 2019 insgesamt bei gerade einmal 4,3 Prozent. Wir führen das vor allem darauf zurück, dass in Ländern wie Kanada oder UK schon seit Jahren andere Rahmenbedingungen für die Entwicklung von Spielen herrschen. Etwa in Form von Fördermodellen. Als deutscher Arbeitgeber freuen wir uns daher sehr über die Games-Förderung, die bis 2023 zugesagt wurde. Wir hoffen, dass den Worten nun auch bald Taten folgen und die Branche von den Geldern profitiert. Das ist einfach wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit des gesamten Standorts und das weitere Wachstum der Branche.
Wo sehen Sie InnoGames in fünf Jahren?
Wir wollen weiterhin nachhaltig wachsen. Hierzu verfolgen wir dieselbe Strategie wie ein guter Spieler unserer Games: Anstatt viele Ziele gleichzeitig zu verfolgen, fokussieren wir uns konsequent und sichern uns ein Gebiet nach dem anderen. So können wir Schritt für Schritt und nachhaltig unsere Präsenz im Markt erweitern.
Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Hier, in Hamburg. Es ist ein Privileg, jeden Tag an etwas zu arbeiten, das man liebt, und ich hoffe, dass ich dies auch noch viele weitere Jahre machen kann.
Zum Schluss: Welche Tipps würden Sie angehenden Gründern auf den Weg geben?
Aus meiner Erfahrung heraus würde ich jedem Gründer raten, nicht in die Falle zu tappen, zu schnell und zu aggressiv wachsen zu wollen. Es ist besser, Schritt für Schritt zu gehen, mit Fleiß, Fokus und vor allem Leidenschaft für das, was man tut.
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Wir bedanken uns bei Hendrik Klindworth für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder