Matthias Toepfer Leiter des Referats Hochschulpolitik und Politischer Dialog Arbeitgeberverband Südwestmetall, Partner bei der Gründermotor Meisterklasse, im Interview
Stellen Sie sich kurz unseren Lesern vor!
Seit April 2015 leite ich das Referat Hochschulpolitik und Politischer Dialog beim Arbeitgeberverband Südwestmetall, dem Verband der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg. Zuvor war ich als Referent beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und als Consultant in einer Unternehmensberatung in Berlin tätig. Von der Ausbildung her bin ich Jurist und Betriebswirt.
Stellen Sie uns Südwestmetall doch kurz vor!
Südwestmetall ist der Arbeitgeberverband der Metall- und Elektroindustrie (M+E) in Baden-Württemberg, der größten und stärksten Branche im Land. Als branchenübergreifender Zusammenschluss der tarifgebundenen Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg organisieren wir ca. 680 Unternehmen mit ca. 900 Betrieben.
Wir beraten und begleiten unsere Mitgliedsunternehmen in allen Fragen des Tarif-, Arbeits- und Sozialrechts, der Arbeitspolitik sowie bei der Fachkräftesicherung und setzen uns für wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen ein. In unserem Schwesterverband Unternehmensverband Südwest (USW) sind weitere ca. 1.000 Mitgliedsbetriebe ohne Tarifbindung organisiert.
Warum hat sich Südwestmetall entschieden, als Partner beim Gründermotor mitzuwirken?
Unsere Wirtschaft befindet sich am Anfang eines epochalen Wandels. Um weltweit weiterhin auf den Märkten vorne dabei zu sein, sind unsere etablierten Unternehmen auf die Ideen von unverbrauchten Köpfen angewiesen. Start-ups sind wichtige Innovationstreiber für unsere Wirtschaft und damit für die Wettbewerbsfähigkeit Baden-Württembergs von zentraler Bedeutung.
Uns muss es daher noch besser gelingen, jungen Menschen Lust auf Unternehmertum zu machen und die neuen Ideen von jungen Gründern frühzeitig mit den Geschäftsmodellen etablierter Unternehmen zu vernetzen. Deshalb engagiert sich Südwestmetall als Community Partner in der Gründermotor Meisterklasse.
Was kann Südwestmetall in die Gründermotor Meisterklasse einbringen?
Neben der finanziellen Unterstützung des Formats bringen wir unser breites Mitgliedernetzwerk etablierter Unternehmen ein, woraus sich interessante Kontakte und Kooperationen mit Start-ups ergeben könnten. Zudem wollen wir junge Start-ups mit unserer arbeits-und sozialrechtlichen sowie bildungspolitischen Expertise unterstützen.
Wie bewerten Sie die Start-up-Szene in Baden-Württemberg?
Wir haben in Baden-Württemberg eine leistungsstarke Start-up-Szene und mittlerweile echte Gründungshotspots. Dies gilt es weiter auszubauen. So konnte sich Baden-Württemberg laut Deutscher Startup Monitor 2020 bezüglich Hauptsitz der Start-ups nach Bundesländern bundesweit auf Platz 3 vorschieben. Dies aber nur, weil Bayern im Vergleich zum Vorjahr schwächelte.
Unser Anspruch sollte es sein, Baden-Württemberg aus eigener Stärke heraus zum Gründerland Nr. 1 zu machen. Einen Wettbewerbsvorteil sehe ich hierbei in der starken Industrie in Baden-Württemberg, die beispielsweise am Gründungshotspot Berlin beinahe komplett fehlt. Zudem bietet die sehr differenzierte und flächendeckende Hochschullandschaft in Baden-Württemberg einen weiteren Wettbewerbsvorteil, wenn es darum geht, die Hochschulen noch stärker zum Gründercampus zu machen und hochschulnahe Ausgründungen zu befördern.
Was wünschen Sie sich von Politik und Wirtschaft für die Gründerszene?
Insbesondere für innovative Industrie-Start-ups mit anspruchsvoller Technologie und hohen Entwicklungsanforderungen wird auch weiterhin Wachstumskapital in allen Phasen der unternehmerischen Entwicklung benötigt. Erforderlich ist daher eine Ausweitung des Investitionsfokus von der Seed-Phase bis zur nachgelagerten Scale-up-Phase durch den deutlichen Ausbau eines stetigen finanziellen Engagements des Landes bei den regional verankerten Risikokapitalfonds.
Zudem wünsche ich mir von der Politik verbesserte Rahmenbedingungen für mehr Entrepreneurship-Angebote im Bildungsbereich. Denn echte Gründerpersönlichkeiten sind die Basis einer lebendigen Start-up-Szene. Die Entwicklung von Gründerkultur muss als Daueraufgabe der Schulen und Hochschulen verstanden und dauerhaft finanziert werden. Punktuelle und zeitliche befristete Programmfinanzierungen reichen hier nicht aus.
Der grün-schwarzen Koalitionsvertrag enthält einige deutliche Verbesserungen der Rahmenbedingungen für die Entwicklung von Gründerkultur und Start-ups. Diese Maßnahmen gilt es nun konsequent umzusetzen, sie dürfen nicht am Haushaltsvorbehalt scheitern!
Die im grün-schwarzen Koalitionsvertag beschriebene etwaige Fokussierung der Start-up-Förderung auf ökologische und soziale Ziele sehe ich nicht unkritisch. Es besteht die Gefahr von Fehlallokationen. Die Start-up-Förderung als Teil der Innovationsförderung sollte sich vorrangig am Innovationsgrad bzw. der Innovationsqualität orientieren.
Von der Wirtschaft – insbesondere von den kleinen und mittelständischen Unternehmen – wünsche ich mir, dass diese noch umfassender die Zusammenarbeit mit jungen Start-ups zum Teil der eigenen Innovationsstrategie machen.
Kleine und mittelständische Unternehmen tun sich aktuell oftmals schwer, einen frühen Zugang zu Start-ups zu finden. Auch deshalb engagiert sich Südwestmetall in der Gründermotor Meisterklasse, um junge Start-ups frühzeitig mit unseren Mitgliedsunternehmen zu vernetzen.
Wir bedanken uns bei Matthias Toepfer für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder