Ums Ausprobieren kommt ihr beim Thema Projekt- und Leistungssteuerung in eurem Startup nicht herum. Es gibt zu viele Ansätze und Frameworks, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Also: Bildet euch unbedingt eure eigene Meinung und probiert mehrere Varianten aus. Nur so findet ihr die Lösung, die zu euch passt. Ich persönlich arbeite im Startup-Kontext sehr gern mit OKRs – also Objectives und Key Results. Dieses framework schafft Transparenz und hilft euch, euch zu fokussieren. Außerdem können OKR’S, wenn sie richtig angewendet werden, Zufriedenheit im Team schaffen und motivieren.
Auch wenn euch auf Instagram oder LinkedIn viele selbsternannte Coaches oder Entrepreneure ihr „Geheimnis“ verraten wollen, lasst euch nicht verleiten. Niemand kann euch ohne ausreichende Vorbereitung den “einen Ansatz” vorschlagen, der genau zu euch passt. Die richtige Wahl hängt letztlich von eurem Team, eurem Führungsstil, sogar eurem Markt- und Geschäftsmodell und weiteren Faktoren ab.
Wertvolle Triebfeder für Startups
Eine Methode stelle ich euch im Folgenden vor. Die OKR-Methode ist wegen ihrer Konzentration auf Ziele und Ergebnisse sowie der transparenten Erfassung von Resultaten aus meiner Sicht eine wertvolle Triebfeder für Startups. Teams neigen dazu, die gewünschten Ergebnisse aus den Augen zu verlieren und sich zu sehr mit dem „Wie-kommen-wir-dahin“ zu beschäftigen. OKRs können dabei helfen, vom Konzeptionieren wieder ins Tun zu kommen.
Anstatt lange zu überlegen, mit welcher Strategie ihr 100 potenzielle Partner:innen ansprechen und mehr über ihre Bedürfnisse erfahren könnt, fangt ihr an zu googlen und das Handy in die Hand zu nehmen. Zudem liefern sie Klarheit darüber, ob und wie viel Fortschritt ihr erzielt. Viele Teams wissen das gar nicht so genau. Dabei ist dieses Feedback für den Teamspirit und die Weiterentwicklung des Produkts oder Geschäftsmodells und anderer Bereiche eures Startups unerlässlich. Und auch für Stakeholder wie Investoren können OKRs eine wertvolle Datenbasis liefern. Außerdem helfen sie euch dabei, eure große Vision im Auge zu behalten. Denn mit OKRs lässt sie sich in begreifbare kleine Teile überführen.
Entwickelt wurde die OKR-Methode Mitte der 1970er-Jahre. Das O steht für Objectives, die Ziele. Mit KR sind die Key Results, die Kern- oder Schlüsselergebnisse gemeint. Ein Unternehmen, eine Abteilung oder einzelne Mitarbeiter:innen setzen sich für einen zuvor definierten Zeitraum Ziele. Diese werden jeweils mit Kernergebnissen verknüpft, die beschreiben, was getan werden muss, um das Ziel zu erreichen, und wie das gemessen werden kann.
Eurer Why ist die Grundlage
Grundlage der OKR-Methode ist einmal mehr euer Why. Dazu solltet ihr beim Aufstellen von OKRs immer wieder den Bezug herstellen. Fragt euch beim Definieren der Objectives (ich empfehle zwei bis drei), warum ihr etwas erreichen wollt. Die dazugehörigen (zwei bis vier) Key Results formuliert klar. Vor allem zu Beginn neigen Teams dazu, ihre Ziele oder Key Results als Meilensteine zu beschreiben: “Wir finalisieren die Website” oder “Wir entwickeln eine Strategie, um Traffic auf die Seite zu bringen” statt “Wir haben 600 Testnutzer auf unserer Website” – was viel genauer und überdies messbar ist.
Eine hilfreiche Stellschraube, um OKRs präzise zu formulieren, ist der Zeitrahmen. Zu Beginn habt ihr vielleicht viele Unbekannte, für die sich sehr kurzfristige, wöchentliche OKRs anbieten. Für strategische Fortschritte könnt ihr dann vielleicht drei- bis sechsmonatige OKRs definieren. Gerne könnt ihr auch eine Kombination verwenden. Ein Beispiel: Ihr wollt in sechs Monaten die ersten Umsätze erzielen, um eine Finanzierung zu bekommen. Für dieses Ziel braucht ihr vier zahlende Kunden, einen monatlichen Umsatz von 5.000 Euro und ein vollständiges Pitchdeck, das alle wichtigen Themen abdeckt. Nun könnt ihr wöchentliche OKRs definieren, die euch helfen, diese Ziele zu erreichen. Ein Ziel könnte heißen: Wir generieren wöchentlich neue Leads. Hierzu habt ihr dann entsprechende Key Results wie: Wir haben 20 potenzielle Kunden kontaktiert, mit zehn Kunden wir einen Termin vereinbart, hieraus haben sich zwei konkrete Leads ergeben.
Auf diese Weise könnt ihr eure Ziele immer wieder sehr flexibel und iterativ definieren, auch für neue Mitarbeiter:innen und Teams. Beispielsweise kann euer Sales Team die Sales OKRs übernehmen und diese dann gemeinsam weiterentwickeln und vertiefen. Neben dem besseren Steuerungseffekt erreicht ihr damit gleichzeitig ein besseres Commitment eurer Teammitglieder. Vorausgesetzt natürlich, ihr seid bereit, sie wirklich in die Zielfindung einzubeziehen.
Fazit:
OKRs können euch dabei helfen, euch (auf eure Vision) zu fokussieren und Entwicklungen messbar zu machen. Gleichzeitig bringen sie euch ins Tun und verhindern „beliebte“ Stolpersteine wie ein Verzetteln und Zu-lange-über-alles-Nachdenken. Und schließlich schweißen sie das Team zusammen, motivieren und fördern Kreativität und Eigenverantwortung. Trotzdem dürft ihr nicht vergessen: OKRs sind nur ein Framework. In erster Linie geht es darum, gemeinsam mit allen Beteiligten zu lernen und eigene Ideen und Systeme einzubringen. Daher mein Tipp: Fangt so schnell wie möglich damit an. Learning by doing! Denkt dabei an eine offene Kommunikation. Wenn ihr offen und auf Augenhöhe miteinander agiert, habt ihr die beste Voraussetzung, um gemeinsam den für euch passenden Weg zu finden und durchzustarten.
Autor:
Tim Lampe leitet das Operations-Team der Campus Founders und entwickelt mit seinem Team die Angebote und Lehrformate, die die Startup-Teams auf ihrer unternehmerischen Reise ganzheitlich begleiten. Vor seiner Zeit bei den Campus Founders war er bereits in mehreren Startups im Bereich Consulting, SaaS, Bildung und Co-Living involviert und verbrachte auch ein Jahr im Silicon Valley.
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