Mittwoch, Mai 21, 2025
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Wie viel Wandel steckt in einem erfolgreichen Unternehmen?

Multitude ist ein europäisches FinTech und bietet seit 2005 digitale Kredit- und Banklösungen an. Die Erfolgsgeschichte zeigt, wie Gründer profitabel und nachhaltig wachsen können.

Wie hat sich Multitude in den fast 20 Jahren seit der Gründung entwickelt, und welche Meilensteine waren besonders prägend?

Multitude wurde 2005 in Finnland unter dem Namen Ferratum gegründet, mit dem Fokus auf die schnelle, einfache und vollständig digitale Bereitstellung von Verbraucherkrediten. Seitdem haben wir Multitude kontinuierlich weiterentwickelt.

Wichtige Meilensteine in unserer Geschichte:

Im Jahr 2012 erhielten wir eine Banklizenz, die uns weitere Expansion innerhalb der EU ermöglichte. Dieser strategische Meilenstein führte zu bedeutenden Wachstumschancen im EWR-Raum. Darüber hinaus verschaffte er uns einen erheblichen Wettbewerbsvorteil und Kapitaleffizienz, da wir unser Wachstum durch Einlagen finanzieren konnten.

Im Jahr 2015 haben wir unseren Börsengang im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse abgeschlossen. Dieser versorgte uns mit bedeutenden finanziellen Mitteln für die Expansion in die KMU-Kreditvergabe, indem wir Unternehmen eine schnelle und digitale Finanzierungslösungen für Betriebsmittel anboten.

Im Jahr 2021 haben wir unseren Namen von Ferratum in Multitude geändert und einen agilen Arbeitsansatz eingeführt. Darüber hinaus haben wir unsere neue Geschäftsstrategie vorgestellt, mit der wir Multitude zur Growthplattform machen, die unsere Geschäftsbereiche fördert.

Im November 2023 kündigte Multitude die Einführung eines neuen Geschäftsbereichs für das Wholesale Banking an, der von der Multitude Bank verwaltet wird. Und im Januar 2024 wurde das Wholesale Banking, das sich an eine diverse institutionelle Zielgruppe richtet, als unabhängige Geschäftseinheit etabliert.

Im Januar 2024 haben wir zudem unsere Absicht verkündet, potentiell in die Schweiz umzuziehen, um den globalen Zugang zu unseren Aktien zu erleichtern. Mit dem Umzug unserer Muttergesellschaft nach Zug konnten wir dies am 30. Dezember 2024 verwirklichen.

Was macht Multitude im Vergleich zu anderen FinTechs und Banken einzigartig?

Multitude bietet digitale Kreditvergabe- und Bankdienstleistungen für Verbraucher, Unternehmen und andere FinTechs in ganz Europa an. Wir sind seit unserer Gründung vollständig digital, das ist eindeutig Teil unserer DNA. Unsere Strukturen sind hocheffizient und agil mit einem klar definierten Kundenfokus über alle drei Geschäftsbereiche und Segmente. Für uns ist nicht nur Wachstum an sich wichtig, sondern auch, dass es profitabel ist, und das haben wir auf unserem Weg bewiesen. Darüber hinaus sind wir an der Frankfurter Wertpapierbörse notiert und somit sehr transparent.

Welche Zielgruppen spricht Multitude mit seinen digitalen Kredit- und Bankdienstleistungen an, und wie lösen Sie deren spezifische Herausforderungen?

Multitude bedient eine Vielzahl von Kundengruppen in ganz Europa, darunter Verbraucher, kleine und mittlere Unternehmen, andere FinTechs und institutionelle Kunden. Dabei handelt es sich um Segmente, die von traditionellen Banken oft übersehen werden. Über unsere drei Geschäftsbereiche Consumer Banking, Business Banking und Wholesale Banking bieten wir skalierbare digitale Kredit- und Banklösungen an, die auf die spezifischen Bedürfnisse unserer Kunden mit Schnelligkeit, Zugänglichkeit und Flexibilität eingehen.

Wie bewerten Sie die aktuellen regulatorischen Entwicklungen im Finanzsektor, und welche Auswirkungen haben sie auf Ihr Geschäftsmodell?

Wir beobachten die regulatorischen Entwicklungen im Finanzsektor genau und betrachten sie als integralen Bestandteil verantwortungsvollen und nachhaltigen Handelns. Die regulatorischen Rahmenbedingungen werden weiterentwickelt, um mehr Transparenz, Stabilität und Verbraucherschutz zu gewährleisten, was wir voll und ganz unterstützen. Auch wenn die Einhaltung von Vorschriften natürlich eine ständige Anpassung erfordert, sehen wir darin eine Chance, unsere Prozesse weiter zu stärken, Vertrauen aufzubauen und uns durch Agilität und Innovation von anderen Unternehmen abzuheben. In diesem Sinne betrachten wir die Regulierung nicht als Einschränkung, sondern als wichtigen Bestandteil der langfristigen Widerstandsfähigkeit und des verantwortungsvollen Wachstums von Unternehmen.

Welche Rolle spielen Kooperationen wie die mit Heavy Finance und der LEA Bank für die Wachstumsstrategie von Multitude?

Das Ziel von Multitude ist es, die wertvollste Finanzplattform für Kunden zu schaffen, die von traditionellen Banken übersehen werden – und sich als sinnvolle Alternative zum traditionellen Bankensystem zu etablieren. Unsere Wachstumsstrategie kombiniert organisches Wachstum und Expansion mit strategischen Partnerschaften und M&A-Aktivitäten. Jede neue Zusammenarbeit bringt uns der Verwirklichung dieser Vision näher. Insbesondere unsere Partnerschaften mit HeavyFinance und die strategische Beteiligung an der Lea Bank waren ideale Ergänzungen, da sie ergänzende Produkte anbieten, die unsere Präsenz auf den nordischen und europäischen Märkten stärken. Diese Kooperationen ermöglichen es uns auch, unseren Kunden innovativere und benutzerfreundlichere Finanzlösungen anzubieten.

Profitabilität ist für viele FinTechs eine große Herausforderung – was ist das Erfolgsgeheimnis von Multitude, das Ihnen nachhaltiges Wachstum ermöglicht?

Wir haben uns von Beginn unserer Unternehmensgeschichte an auf den Aufbau eines profitablen und skalierbaren Geschäftsmodells konzentriert. Durch die Digitalisierung unserer Abläufe und die Straffung unserer Strukturen haben wir eine effiziente und agile Grundlage geschaffen, die langfristiges Wachstum unterstützt. Dieses digitale Rückgrat steigert nicht nur unsere Kosteneffizienz, sondern ermöglicht es uns auch, unsere Dienstleistungen schnell über Märkte, Produkte und Kundensegmente hinweg zu skalieren – ohne entsprechende Kostensteigerungen. Während wir weiter wachsen, bleibt die Skalierbarkeit ein entscheidender Faktor für Rentabilität und Widerstandsfähigkeit. Noch vor der Pandemie haben wir damals die strategische Entscheidung getroffen, uns aus weniger profitablen Märkten zurückzuziehen und sich stattdessen voll und ganz auf den europäischen Markt zu konzentrieren. Damit einher ging auch eine Fokussierung auf eine bessere Qualität unserer Assets – und die weitere Entwicklung während und nach der Pandemie hat unsere Entscheidung bestätigt.

Was sind Ihre Prioritäten als neuer CEO von Multitude, und wie möchten Sie das Unternehmen strategisch weiterentwickeln?

Ich bin jetzt seit 100 Tagen CEO von Multitude und meine Aufgabe besteht darin, mich auf vier Kernbereiche zu konzentrieren. Erstens: Führung mit Daten, um intelligentere und schnellere Entscheidungen zu treffen. Zweitens: weitere Beschleunigung der Digitalisierung, um Abläufe zu optimieren und skalierbares Wachstum zu ermöglichen. Drittens: Verbesserung des Kundenerlebnisses, um den Bedürfnissen unserer vielfältigen Kundenbasis besser gerecht zu werden. Und zuletzt: Verbesserung der Effizienz, insbesondere durch Optimierung unseres Kosten-Ertrags-Verhältnisses für nachhaltige Rentabilität. Diese Faktoren werden uns dabei helfen, Multitude weiterhin als starke und agile Alternative zu traditionellen Banken zu positionieren.

Welche langfristigen Wachstumspläne verfolgen Sie, und in welchen Bereichen sehen Sie das größte Potenzial?

Unser Wholesale Banking wurde erst Anfang 2024 als eigenständige Geschäftseinheit gegründet und kann seitdem ein bemerkenswertes Wachstum und eine beeindruckende Performance vorweisen. Hier bietet sich langfristig noch viel Wachstumspotential. Genauso sieht es aber auch im Bereich des Business Bankings aus – die Anforderungen traditioneller Banken steigen stetig. Daraus ergeben sich für uns viele Chancen, zumal der Markt für Unternehmensfinanzierungen noch lange nicht gesättigt ist und stattdessen sogar Kapital fehlt.

Wie verändert sich der Markt für digitale Kreditvergabe- und Bankdienstleistungen, und wie wird sich Multitude darauf einstellen?

Der Markt entwickelt sich rasant weiter und wird getrieben durch sich verändernde Kundenerwartungen, die zunehmende Komplexität von Compliance und die zunehmenden Möglichkeiten von KI und Automatisierung. Traditionelle Banken werden immer risikoscheuer, das schafft einen wachsenden Raum für agile, technologieorientierte Akteure wie Multitude. Wir sehen eine steigende Nachfrage nach schnellen, digitalen Finanzdienstleistungen, die zudem hochgradig personalisiert sind. Multitude passt sich daran an, indem es verstärkt auf die Nutzung von KI, auf Automatisierung und auf intelligentere Kreditrisikotools setzt, die eine schnellere Entscheidungsfindung bei geringeren Betriebskosten ermöglichen. Unsere Strategie besteht darin, im Austausch mit unseren Kunden und Aktionären zu bleiben und weiterhin Lösungen zu entwickeln, die schnell und zugänglich sind und ihren wachsenden Erwartungen entsprechen.

Welche technologischen Innovationen oder neuen Dienstleistungen können Kunden in Zukunft von Multitude erwarten?

Unser Fokus liegt darauf, die Einführung von KI und Automatisierung im gesamten Unternehmen zu beschleunigen, um schnellere, intuitivere und effizientere Finanzdienstleistungen und -produkte zu schaffen. Kunden können intelligentere und nahtlosere Erfahrungen erwarten – sei es durch schnellere Kreditentscheidungen, automatisiertes Onboarding oder Support rund um die Uhr durch dialogorientierte KI. Wir setzen auch hinter den Kulissen auf Automatisierung, um interne Prozesse zu optimieren, die Risikobewertung zu verbessern und die Geschwindigkeit unserer Geschäftsabwicklung zu erhöhen. Letztendlich ist es unser Ziel, Komplikationen bei jedem Schritt der Kundenreise zu beseitigen und Finanzlösungen anzubieten, die sich so einfach anfühlen wie ein Gespräch. Wir erforschen auch neue Lösungen für KMU und größere Unternehmen, die zusätzlichen Mehrwert bieten und sie bei der Verwaltung ihrer Liquidität und Wachstumsfinanzierung unterstützen. Innovation zielt bei Multitude immer darauf ab, echte Kundenprobleme mit intelligenten Lösungen zu lösen.

Mit mehr als 700 Mitarbeitenden ist Multitude ein durchaus großes Unternehmen. Wie fördern Sie Innovation und Unternehmergeist in Ihrem Team?

Unternehmergeist ist in der Tat einer unserer wichtigsten Werte. Wir glauben, dass Mitarbeiter dann am besten arbeiten, wenn sie sich wertgeschätzt und als Teil von etwas größeren verstehen. Wir sind aktuell in 17 Ländern aktiv und betreuen rund 400.000 Kunden. Das konnte uns nur über einen international gelebten Teamgeist und in einem Umfeld mit hohem Vertrauen und hoher Glaubwürdigkeit gelingen. Daher fördern wir aktiv die Zusammenarbeit im unternehmen und arbeiten stets daraufhin, eine unterstützende, vertrauensvolle und integrative Unternehmenskultur zu schaffen. Nicht zuletzt bieten wir unseren Mitarbeitern ein Modell an, mit dem sie Anteile am Unternehmen erhalten und so direkt am Unternehmenserfolg partizipieren können. Nichts fördert Innovation und Unternehmergeist so sehr, wie wenn Sie am Erfolg, der aus Ihrer Arbeit resultiert, auch teilhaben können.

Welche drei wichtigsten Ratschläge würden Sie FinTech-Gründern geben, die ein nachhaltiges und profitables Geschäftsmodell aufbauen möchten?

Die erste und wichtigste Frage lautet: Welches Problem lösen wir für den Kunden? Das mag offensichtlich klingen, aber es bedarf dennoch einer klaren Antwort. Zweitens: Wie können wir die Lösung effizient und mit so wenig Reibungsverlusten wie möglich bereitstellen, damit der Kunde sie tatsächlich nutzen kann? Und drittens ist es von entscheidender Bedeutung, zumindest eine ungefähre Vorstellung davon zu haben, wie Sie und Ihr Team diese Lösung nicht nur effektiv und gewinnbringend aufbauen, sondern auch langfristig betreiben können. Eine großartige Lösung ist von geringem Nutzen, wenn sie nicht lange genug auf dem Markt bleiben kann, um genutzt und skaliert zu werden.

Bild: Antti Kumpulainen @ Multitude AG

Wir bedanken uns bei Antti Kumpulainen für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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