Auch digitale Lösungen können menschliche Interaktion gewährleisten – die IT-Abteilung wird nicht die Lösung schaffen
Keine Talkshow, bei dem nicht mindestens ein Gast per Videostream zugeschaltet ist. Kein Event, an dem nicht auch Besucher online teilnehmen können. Und keine Messe, die nicht ganz oder in Teilen virtuell oder hybrid stattfindet. Präsentationen und Inszenierungen als Video statt in Meetings und Geschäftsreisen – so sieht die neue Veranstaltungswelt aus. Obwohl Unternehmen ihre Kommunikation inzwischen längst darauf eingestellt haben sollten, fehlt es vielen weiterhin an wichtigem Wissen und geeigneten Lösungen. „Irgendwie online“ reicht eben nicht aus, um in der digitalen Welt sinnvoll wahrgenommen zu werden. Wer trotz mangelnden Know-hows nicht abgehängt werden will, sollte in punkto Markenkommunikation auf die Hilfe von Experten setzen.
Überall dort, wo noch etwas live stattfindet, gibt es inzwischen Zugangsbeschränkungen, minimierte Teilnehmeranzahlen, Maskenpflicht und 3G- oder gar 2G-Regeln. Viele Gründe also, Events vom heimischen PC aus oder per Smartphone beizuwohnen. Die alte Welt wird auch nach Ende der Corona-Restriktionen nicht zurückkehren, weil die neue Online-Welt inzwischen gelernt hat, etabliert ist und sogar bisweilen als vorteilhaft empfunden wird. Unternehmen müssen sich und ihre Kommunikation gezielt darauf einstellen. Einfach bloß die Messe- und Event-Konzepte von früher in die digitale Welt zu übertragen, funktioniert dabei leider nicht.
Den Messestand statt real nun virtuell aufzubauen, ist der neue Mindeststandard, um in den Weiten des Internets ernstgenommen zu werden. Doch dieser braucht dann auch Besucher und Attraktivität. Erfolgreich digital ist mehr als präsent sein. Fachleute beklagen zudem schon seit langem die nicht selten unprofessionelle Ansprache von Kunden und Interessenten. Das, was in der analogen Welt teilweise schon sehr lieblos war, ist digital nicht selten eine Katastrophe. Wer hier nicht optimal abliefert, seine Zielgruppen und Communities nicht optimal erreicht und für genug Sichtbarkeit und Reichweite sorgt, geht schnell unter. Wahrnehmung und Nähe sind die entscheidenden Faktoren.
Es reicht nicht, einfach online zu sein
Wer bei Events auf externe Teilnehmer angewiesen ist, muss Reichweite und Sichtbarkeit erzeugen. Events, die nicht gesehen werden, werden auch nicht besucht. Dabei ist plumpes Werben und buhlen um Teilnehmer meist nicht das Mittel der Wahl, schließlich sind auch Events, zumindest aber deren Veranstalter, wertvolle Marken, die ihre Identität zeigen und beweisen müssen. Es kommt also auch bei Veranstaltungen oder Kongressen darauf an, markenkongruent aufzutreten – in der Akquise-Phase genauso wie im Rahmen der Veranstaltung selbst. Hier kommt dann die menschliche Nähe ins Spiel, die vor allem für Vereine, Verbände oder Teams wichtig ist. Doch wie gelingt es, in einem digitalen Raum menschliche Nähe zu erzeugen? Nur derjenige, dem das überzeugend gelingt, ist auch in der Eventwelt angekommen.
Die Marke muss auch digital gelebt werden
Technisch ist bereits vieles möglich: rechtskonforme Abstimmungen, separate Besprechungsräume auch im Rahmen eines digitalen Großevents wie etwa eines Parteitages oder einer Messe, optische und akustische Wegführungen durch imaginäre Hallen und Kongresssäle, Chats am Rande und vieles weitere mehr. An technischen Möglichkeiten mangelt es also nicht. Es mangelt vielmehr an der Einsicht, dass das Digitale auch nach Corona bleiben wird und dass es sich deswegen lohnt, mehr in dieses Thema zu investieren – Geld, vor allem aber Kreativität und strategische Überlegungen.
Und es gilt, die Frage zu beantworten, wie man Empathie, Mitbestimmung, demokratische Prozesse, Team- und Gruppenarbeit sowie menschliche Interaktion auf der kleinsten Ebene von der Event-Location ins heimische Küchentisch-Office trägt und trotzdem die gewünschten Ergebnisse erzielt – auch und gerade im Sinne der eigenen Unternehmenskultur und Marke.
Es geht um mehr als um Events, es geht ums Ganze
Häufig fehlt es in Unternehmen an digitalem Denken und einem Bewusstsein für die neue Zeit. Die Geschäftswelt steht vor einer gewaltigen Transformation, die nicht mit „Ich bin doch bei Instagram, habe meine Daten in der Cloud und nutze moderne Kollaborationssoftware“ getan ist. Wie sich digitale und hybride Geschäftsmodelle entwickelt haben und wie zugleich traditionelle Unternehmen in den letzten zehn bis zwanzig Monaten in Schieflage geraten sind, beweist, wie rasant der Wandel ist und wie stark sich das Verbraucher- und Nutzerverhalten verändert hat. Wer heute kein digitales Geschäftsmodell hat und nicht digital durch intelligente, vernetzte Kommunikation seine Zielkunden erreicht, wird untergehen. Das muss auch in die Köpfe der Unternehmer und Mitarbeiter. Wer nicht weiß, wie er den Wandel bewerkstelligen kann, sollte auf den Rat von Experten setzen.
Wie funktionieren die neuen Medien? Welche Kanäle sollte man in der eigenen Branche bedienen? Mit welcher Frequenz und mit welchen Formaten? Wie werden die verschiedenen Medien und Kanäle vernetzt, von Social Media über PR, von Adwords über Bewegtbild, von Online-Events bis Podcasts und Live-Talks? Fragen wie diese können von Laien nur unzureichend beantwortet werden – wenn überhaupt. Hier braucht es einen Mentor für digitale Kommunikation mit dem Verständnis für die betriebswirtschaftlichen, strategischen und technischen Prozesse dahinter, einen, der Produkte versteht und erklären kann, auch online, auch digital, auch virtuell mit der optimalen medialen Darreichungsform, der sich zugleich mit Markenführung auskennt.
Vernetzung gestalten
Themen wie Storytelling, Content Marketing, Eventmanagement und Zielgruppenansprache müssen taktisch neu gedacht werden. Die Vernetzung von Marketing, Vertrieb, digitaler Präsenz, Markenführung und Geschäftsentwicklung muss ganzheitlich angegangen und betrieben werden. Hier braucht es ein neues Bewusstsein. Das, was früher funktionierte, ist wirklich weitgehend vorbei. Das Einzige, was beständig bleibt, sind der Wandel und Themen wie Service, Verbindlichkeit, Kulanz und Kundenorientierung. Aber auch hier muss zukünftig digital gedacht werden.
Digitale Think Tanks: Die IT ist keine Lösung
Auch die Frage, wie man online Kunden gewinnt und bindet, wie man die Kundenbeziehung virtuell pflegt und intensiviert und wie man auf Interessenten, sprich potenzielle Neukunden trifft, muss beantwortet werden. Bislang haben selbst digitalisierte Tech-Unternehmen nicht ganz auf die persönliche Begegnung verzichtet. Der Premium-Kunde wurde dennoch persönlich besucht und betreut. Doch was, wenn das demnächst nicht mehr gewünscht wird?
Digitales Denken ist keine reine Marketingfrage oder der Schlüssel zum Erfolg für eine einzelne Veranstaltung, es ist die Basis des gesamten Business: Präsenz im Netz, Akquise im Netz, sich treffen im Netz, arbeiten im Netz, produzieren im Netz, liefern im Netz. Das kann ganz oder weitgehend die neue Realität werden. Es lohnt sich also, sich damit eingehend zu befassen und sich auch externen Sachverstand ins Haus zu holen – und das jenseits der reinen Technik-Tools. Es wird nicht die IT-Abteilung sein, die die Lösungen schafft. Stattdessen sind digitale Think Tanks an der Schnittstelle zwischen dem Management, dem Marketing, dem Vertrieb und dem Business Development nötig, begleitet von digitalen Mentoren, die nicht nur die Technik, sondern deren Sinn für das Unternehmen verstehen.
Autor:
Harry Flint ist Inhaber der Kommunikations- und Medienagentur link instinct mit Sitz in Düsseldorf. Zudem ist er als Interim Manager in den Themenfeldern Business Development, Marketing und Vertrieb tätig und berät mittelständische Unternehmen bei ihrer Sichtbarkeits- und Wahrnehmungsstrategie.
Weitere Informationen unter www.linkinstinct.com
Fotograf/Bildquelle: Jochen Rolfes
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