Spätestens nachdem sich der Facebook-Gigant in „Meta“ umbenannte, dürfte das Metaverse einen weiteren Schritt in Richtung Realität statt Utopie genommen haben. Denn die digitale Parallelwelt wirkt oftmals zwar noch relativ realitätsfern, erste Auswirkungen und Veränderungen lassen sich jedoch jetzt schon bemerken. NFT, Krypto und VR sind hier nur einige Stichpunkte, die dabei sind, zunehmend gesellschaftstauglicher zu werden – Das Metaverse als Parallelrealität ist also nicht mehr allzu weit entfernt.
Doch was bedeutet das Metaverse für Medien und Journalismus?
Wie müssen Medien mit Ereignissen aus der Parallelwelt umgehen und welche neuen Formate sind für sie denkbar? Dominik Sedlmeier ist CEO der Markenagentur El Clasico Media GmbH und Experte, wenn es um Themen wie Digitalisierung, Kommunikation und Medien geht. Er beschreibt, welche Bedeutung das Metaverse für Medien und Journalismus haben wird.
Crossmedial und multimedial agieren
So utopisch bestimmte Vorhersagen für das Metaverse für uns derzeit noch klingen möchten, so viele Möglichkeiten zeichnen sich dennoch bereits ab, insbesondere in der Gaming- und Entertainmentbranche. Gamer verweilen gemeinsam in der Parallelwelt zum Spielen oder besuchen ein virtuelles Konzert in diesem anderen Universum. Bereits in den letzten Jahren zeichnete sich im Journalismus der Trend in Richtung cross- und multimedial ab. Inhalte wurden für verschiedene Medienarten und Formate aufbereitet, Fiktion und Realität verschwamm oftmals und formte eine eigene, kleine Welt.
Demnach bietet das Metaverse die Chance für Medien, diesen Trend hier fortzuführen und zeitgleich zu intensivieren. Reportagen können beispielsweise im Metaverse nicht nur gelesen oder gehört werden, Medien können ihre Fans im Digitalen direkt an den Ort des Geschehens bringen. Weiteres sind Hologramme wohl auch denkbar, wenn virtuelle und menschliche Realität miteinander verschwimmen. Am Frühstückstisch kann so der Morningshow-Moderator Platz nehmen, Fans eines Musikers können sich diesen zum virtuellen Konzert ins eigene Wohnzimmer beamen.
Leben wir bereits im Paralleluniversum?
Unter Anbetracht dessen, welche Technologien mittlerweile einen Teil unserer Lebensrealität formen, lässt sich wohl annehmen, dass wir bereits in einer Art Paralleluniversum zu leben scheinen. Denn soziale Medien sind zwar ein Abbild unserer Realität, zugleich jedoch nur ein virtuelles. Auch stieg in den letzten Jahren der Social Media Journalismus gravierend an, gibt es eigens für soziale Netzwerke ausgerichtete Formate diverser Medien. Übertragt man dies nun auf das Metaverse, so ist eine Fortsetzung all dieser Formate unter Anpassung an die technologischen Möglichkeiten des Metaverse denkbar. Demnach werden Formate in 3D weiterentwickelt und fortgeführt, die Echtzeitberichterstattung wird zunehmen und eigens für das Metaverse entwickelte Formate setzen sich durch.
Über das Metaverse berichten?
Der Journalismus in seinem Ursprung hat eine Kontrollfunktion inne, er beobachtet stetig gesellschaftliche, politische und ökonomische Ereignisse und berichtet über diese kritisch. Vergleicht man das Metaverse mit bereits gängigen virtuellen Games, so scheint eine Berichterstattung über virtuelle Geschehnisse irrelevant, da diese lediglich der Fiktion angehören. Sieht man jedoch das Metaverse als eine Erweiterung von Social Media an, so dürfte sich hier eine gravierende Relevanz für den Journalismus begründen.
Denn eine Berichterstattung über Ereignisse aus der digitalen Welt sind mittlerweile ein unerlässlicher Bestandteil des modernen Journalismus geworden, man denke nur an Tweets von Präsidenten. Dem zugrunde liegt der Aspekt, dass soziale Medien einen Einfluss auf die reale Welt nehmen, die Grenzen verschwimmen hier. Der Tweet einer berühmten Persönlichkeit kann Auswirkungen auf unsere Gesellschaft nehmen, ähnlich wird es sich im Metaverse zutragen. Dadurch lässt sich also begründen, dass eine Berichterstattung über Geschehnisse im Metaverse unverzichtbar ist, damit der Journalismus seine Funktion als Kontrollorgan weiterhin beibehalten kann.
Fazit – Die Herausforderung für Medien
Das Metaverse stellt Medien und Journalismus vor komplett neue Herausforderungen. Denn einerseits müssen diese ihre Geschäftsmodelle überdenken und an die neuen Gegebenheiten anpassen, sie müssen aber auch ihre Formate weiterentwickeln und eine Präsenz ihrerseits im Metaverse erschaffen. Sie müssen ihre Inhalte multimedial präsentieren können, sich an neue Technologien anpassen und gewöhnen und eine Daseinsberechtigung ihrer Berichterstattung im Metaverse erschaffen. Andererseits müssen Medien über Ereignisse, welche innerhalb dieser virtuellen Welt geschehen, berichten. Denn das Metaverse ist keine vollkommen von der Realität abgetrennte Welt, Geschehnisse gehen grenzenlos von virtuell zu real über. Demnach wird das Metaverse zukünftig eine zweite Realität unserer sein, welche von Medien nicht außer Acht gelassen werden darf.
Autor:
Dominik Sedlmeier ist PR-Manager und CEO der Markenagentur El Clasico Media GmbH. Ein Netzwerk für Kommunikation und Markenentwicklung mit den Schwerpunkten Markenstrategie, Public Relations und Social Media. Er betreut die teils größten Marktführer verschiedener Branchen mit der optimalen Positionierung ihrer Kommunikationsstrategie und Pressearbeit. https://elclasico.de/
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