“ Ich habe Planty of Meat gegründet, um zu zeigen, dass man eine nachhaltige, regionale Alternative zu klassischen Proteinen aufbauen kann“
Stellen Sie sich und das Start-up Planty of Meat doch kurz unseren Lesern vor!
Ich habe Planty of Meat im Jahr 2019 in München gegründet. Wir sind angetreten, um natürliche, pflanzenbasierte und regionale Alternativen zu traditionellen Proteinquellen zu etablieren. Das Ganze war von Anfang ein spannendes Experiment: Können wir es schaffen, ohne Riesen-Teams, ohne relevante Marketingspendings und ohne einen Konzern im Rücken eine Marke zu entwickeln, die wirklich eine Relevanz hat? Heute sind wir im Lebensmittelhandel und im Foodservice – also Restaurants und Caterings – bei weit über 500 Kunden gelistet. Für eine Marke, die praktisch gar nicht werblich in Erscheinung tritt und ein Kernteam von vier Mitarbeitern hat, ist das schon eine Erfolgsgeschichte.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Ich möchte völlig offen sein: Planty ist kein Unternehmen, das von Veganern oder Vegetariern gegründet wurde, um eine Botschaft in die Welt zu tragen. Ich persönlich komme aus der fleischverarbeitenden Industrie – hier mache ich bis heute den Großteil meiner Umsätze. Was wir aber perspektivisch sehen ist das Fleisch als Leitmedium unserer Essenskultur zunehmend an Bedeutung verliert. Ich habe Planty gegründet, um zu zeigen, dass man eine nachhaltige, regionale Alternative zu klassischen Proteinen aufbauen kann, ohne ideologische Scheuklappen zu haben. Im Gegenteil: Das Wissen um die Prozesse in der Lebensmittelwelt ist ausschlaggebend für den Erfolg der Marke.
Welche Vision steckt hinter Planty of Meat?
Planty ist eine Plattform, ein Experimentierfeld. Wir erkunden mit Planty die Möglichkeiten jenseits klassischer Proteine. Der jetzige Stand der Produktentwicklung ist mit Sicherheit nur ein Zwischenschritt. Die Welt der Nahrungsmittel verändert sich. Wir reden heute von Proteinen aus Soja und Erbsen. Morgen werden wir vielleicht von Cultured Meat sprechen – also Fleisch, das unter Laborbedingungen künstlich hergestellt wurde. Mit Planty haben wir ein Schnellboot etabliert, das auf die Veränderungen im Markt in rasanter Geschwindigkeit reagieren kann.
Von der Idee bis zum Start, was waren die größten Herausforderungen bis jetzt?
Ich denke, dass der Aufbau einer eigenen Produktion bisher die größte Herausforderung war. Wir kommen ja ursprünglich aus dem Handel mit Lebensmitteln. Die Produktion erforderte von uns eine steile Lernkurve.
Wer ist die Zielgruppe von Planty of Meat?
Unsere Käufer sind in der Regel keine Veganer, sondern Menschen, die versuchen ihre Ernährung umzustellen und ihren Fleischkonsum zu verringern. Sie suchen nach gesunden, regional produzierten und nachhaltigen Alternativen. Und genau so ein Produkt ist Planty.
Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Da ist zunächst einmal die Basis der Produkte. Wir verwenden bewusst kein Soja, sondern setzen auf Sonnenblumen oder Weizen – möglichst aus Bioanbau. Selbstverständlich sind unsere Inhaltsstoffe zudem genetisch nicht verändert. Es geht einfach darum, ein Qualitätsprodukt anzubieten, das verdammt gut schmeckt, Spaß macht und gleichzeitig eine hervorragende Ökobilanz hat. Das ist der Kern unserer Marke.
Planty of Meat, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Der Markt für vegane Proteinquellen ist seit einigen Jahren in Bewegung geraten. Die Dinge verändern sich sehr schnell. Gerade haben wir mit Planty mit dem Whole Cut, also einer kompletten Hähnchenbrust aus pflanzlichen Protein, einen starken Akzent am Markt gesetzt. An diesem innovativen Kurs wollen wir in Zukunft festhalten. Nachdem wir gezeigt haben, dass Planty auf allen Ebenen funktioniert, wollen wir jetzt den Turbo anschalten: Mit einer neuen Kapitalrunde werden wir dafür sorgen, dass die Marke noch stärker wird und künftig auch international weiter wächst.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
- Denkt über schöne Verpackungen hinaus auch in Prozesse hinein.
- Es macht zu Beginn mehr Sinn mit einem kleinen Team und überschaubaren Budgets zu beweisen, dass man Produkte wirklich auf die Beine stellen kann.
- Man muss auch in Food immer agil auf Veränderungen reagieren. Das zeigt uns die aktuelle Situation sehr deutlich.
Wir bedanken uns bei Johannes Biel für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder