Samstag, Dezember 14, 2024
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Habt keine Berührungsängste vor unangenehmen Situationen

arcneo bietet Privatanlegern die Möglichkeit, bereits ab 100€ in nachhaltige Wohnbauprojekte zu investieren

Stellen Sie sich und das Startup arcneo doch kurz unseren Lesern vor!

Hi, mein Name ist Jens Bredler, und ich habe zusammen mit meinem Mitgründer Despot Bitschnau arcneo gegründet. arcneo ist ein Fintech-Startup aus Berlin, das Privatanlegern die Möglichkeit bietet, bereits ab 100€ in nachhaltige Wohnbauprojekte zu investieren. Wir möchten das Crowdinvesting im Bereich Real Estate grundlegend verändern. Einerseits verzichten wir auf Banken als primäre Kapitalgeber, andererseits führen wir das Thema Impact Investing in diese Anlageklasse ein.

Das erreichen wir durch unsere seriell im Holzbau errichteten, altersgerechten und KfW40-zertifizierten Mehrfamilienhäuser. Die Idee ist, stets denselben Haustyp zu errichten und damit die Baufinanzierung für nachhaltige Wohnprojekte in die Hände von Privatanlegern zu legen. Diese können damit sogar noch eine Rendite von 7-10% erwirtschaften. Damit positionieren wir uns im Bereich des Impact-Crowdinvestings auf Basis von Immobilien.

Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?

Ich hatte bereits während meines Master Studiums die Grundidee für arcneo und habe mich dann nach einem kurzen Ausflug in die Industrie dazu entschlossen diese Blaupause in die Tat umzusetzen. Dabei hat mich vor allem angetrieben, mit meiner eigenen Idee Missstände lösen zu können, die mir selbst nach dem Studium begegnet sind. Dazu gehörten Themen wie die steigenden Miet- und Kaufpreise von Immobilien, auch bedingt durch den Wohnungsmangel, und die finanzielle Vorsorge im Alter. All das wird natürlich vom Klimawandel überschattet, dem Thema unserer Generation.

Mein Background in Finanztechnologie und dem Web3-Bereich hat dann in Kombination mit meinem privaten Interesse für das Thema Immobilien letztlich zur Gründung von arcneo geführt. Das richtige Team dafür zu finden war mindestens genauso wichtig und ist nach langer Suche geglückt. Wir wollten mit arcneo eine einzigartige Anlageklasse schaffen, die es Menschen ermöglicht, mit ihren Anlagen einen ökologischen und sozialen Impact zu schaffen und gleichzeitig in ihre eigene finanzielle Zukunft zu investieren. Eben eine Anlageklasse, in die wir selbst investieren würden. 

Welche Vision steckt hinter arcneo?

Wir möchten es dem Mittelstand mit unserem Konzept ermöglichen, sich in attraktiven Regionen hohe Wohnqualität im Eigentum leisten zu können. Unsere Vision ist es, Baufinanzierung für nachhaltige und bezahlbare Wohnprojekte im großen Maßstab zu ermöglichen und dabei eine exklusive Anlageklasse für Privatanleger zu erschließen. Konkret bedeutet unser Nachhaltigkeitsversprechen, dass unsere Projekte den Ausstoß von CO2 sowie den Wasserverbrauch für Wohnraum im Vergleich zu einem „Referenzhaus“ ohne Holzbauweise massiv reduzieren.

Da die Immobilienindustrie etwa 38% der globalen CO2-Emissionen ausmacht, besteht hier noch großes Verbesserungspotential. Perspektivisch möchten wir neben der KfW-40-Zertifizierung, die wir bereits für unser Pilotprojekt anstreben, auch Null- und Plusenergiehäuser bauen. Bereits jetzt sind alle unsere Wohnungen altersgerecht konzipiert und im Sinne der Kreislaufwirtschaft entwickelt. Eine Investition in arcneo-Immobilien ist also nicht nur eine Investition in die finanzielle Zukunft, sondern auch in die Zukunft unserer Gesellschaft und Umwelt.

Von der Idee bis zum Start: Was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Da wir im Kernteam eher aus dem Web3/Finanzbereich kommen, lag eine große Herausforderungen für uns darin, das Konzept mit den entsprechenden Fachleuten bis zum jetzigen Stand zu entwickeln. Glücklicherweise haben wir schnell Unterstützer in unserem Netzwerk gefunden. Es war viel Entwicklungszeit notwendig, und vor allem mussten wir aus überschaubaren Mitteln viel herausholen.

Bis zur Zusage für das EXIST-Stipendium im August 2023 haben wir beispielsweise die gesamte Produktentwicklung für unser Mehrfamilienhaus selbst finanziert. Gleiches gilt für die Gespräche mit den über 100 Kommunen, mit denen wir bisher in Kontakt stehen. Erst als die Produktentwicklung weiter vorangeschritten war, stießen wir auf viele offene Ohren, da die Bedarfssituation auf kommunaler Ebene teilweise wirklich erdrückend ist.

Aktuell finanzieren wir uns über das EXIST-Stipendium vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, das uns fürs Erste ein Jahr Ruhe im Hinblick auf unser eigenes Fundraising verschafft. Das ist notwendig, um die Produktentwicklung sowohl auf technischer Ebene für das Finanzprodukt als auch für das Mehrfamilienhaus komplett abschließen zu können. Geld für ein Produkt im Bereich Immobilien einzusammeln, stellt aktuell eine große Herausforderung dar.

Dennoch sind wir sehr optimistisch, da wir mit unserem Produkt ein Problem lösen, das nicht ungelöst bleiben kann – und das kommt auch bei den Investoren an.

Wer ist die Zielgruppe von arcneo?

Wir haben zwei große Zielgruppen. Zum einen sind das natürlich die Privatanleger – also jede Person, die ihr Geld attraktiv verzinst in Immobilien anlegen und dabei einen positiven ökologischen und sozialen Impact generieren möchte. Zum anderen sind es Personen, die eine Wohnung kaufen möchten. Hier möchten wir insbesondere junge Menschen, Paare und kleine Familien ansprechen, die ihr erstes Eigenheim erwerben möchten.

Aber auch für ältere Personen oder Ehepaare sind arcneo-Wohnungen interessant, da alle unsere Projekte barrierefrei geplant sind. Darüber hinaus gibt es noch Kommunen, die wir gerne mit unserem Konzept erreichen würden. Wir sehen hier großes Potenzial für eine Zusammenarbeit. Also zögert nicht, uns zu kontaktieren.

Wie funktioniert arcneo? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Unser Geschäftsmodell ist recht einfach erklärt: Wir sammeln Geld von Privatanlegern, entwickeln damit in Zusammenarbeit mit unseren in-house Projektentwicklern unseren Haustyp, verkaufen die Wohnungen und schütten eine Rendite aus. Dieser Prozess dauert zwischen 18 und 24 Monaten. Neben der angestrebten Rendite von 7–10% p.a. möchten wir unseren Investoren auch die Möglichkeit bieten, ihre Anteile innerhalb der Laufzeit zu handeln. Ein großer Vorteil unseres Konzepts ist, dass wir unsere Projekte zu 100% durch Privatanleger finanzieren.

Zunächst entwickeln wir diese Projekte in-house und perspektivisch können auch externe Projektentwickler unsere Finanzierungsmethode nutzen, um unser Mehrfamilienhaus zu errichten. Im Gegensatz zu vielen anderen Crowdinvesting-Plattformen im Immobilienbereich, die teilweise bankfinanziert sind, ergibt sich bei uns aus unserer Sicht ein besseres Risiko-Rendite-Profil. Auch operativ sind wir flexibler, da wir unsere Projekte ohne eine Bank als Geldgeber entwickeln und veräußern können.

Unser größtes Alleinstellungsmerkmal ist jedoch die Nachhaltigkeit unserer Projekte, die wir in unser Finanzprodukt integrieren. Wir möchten Crowdinvesting im Immobilienbereich mit Impact Investing verknüpfen. Dabei machen wir die enormen Einsparungen an CO2 und Wasser, die unsere Mehrfamilienhäuser im Vergleich zu Referenzgebäuden erzielen, in unserem Finanzprodukt messbar. Konkret bedeutet das, dass unsere Investoren sehen können, wie viel CO2 und Wasser durch ihre Investition eingespart wird. So machen wir unseren Impact-Claim messbar und bereiten uns auf CO2 als „Währung des 21. Jahrhunderts“ vor.

arcneo, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

In fünf Jahren werden wir wahrscheinlich bereits eine Reihe von Projekten finanziert und verkauft haben. Damit hätten wir bewiesen, dass die Baufinanzierung durch Privatanleger ein Schlüssel zu bezahlbarem und nachhaltigem Wohnraum sein kann, auch ohne massive staatliche Subventionen. Weiterhin werden wir unser Konzept geöffnet haben, sodass auch externe Projektentwickler Zugriff auf unsere Finanzierungsmethode und unseren Haustyp haben werden.

Unser Ziel ist es, auf einem größeren Maßstab bezahlbaren und nachhaltigen Wohnraum zu schaffen. Wir möchten also Projekte nach unserem Vorbild entstehen lassen, die über unsere eigenen Kapazitäten hinausgehen, und gleichzeitig einer großen Zielgruppe exklusiven Zugang zum Bauträgergeschäft ermöglichen. Wir freuen uns auf die Reise dorthin und sind überzeugt, dass wir bereits den Grundstein dafür legen konnten.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Klingt offensichtlich, aber Dranbleiben ist das Wichtigste. Für mich war es nie eine Option, als Plan B wieder einen Job anzunehmen, und das hat sich bisher ausgezahlt – obwohl es unzählige Momente gab, in denen es einfacher gewesen wäre, einfach aufzugeben. Man sollte in jeder noch so schlechten Situation versuchen, das Positive zu sehen und weiterzumachen. Mit der richtigen Idee und dem passenden Team gelangt man so an sein Ziel.

Konzentriert euch bei eurem Produkt auf das Wesentliche und versucht, den Mehrwert für eure Kunden so klar wie möglich zu gestalten. Bei vielen angehenden Gründern, die ich teilweise als Startup-Mentor betreut habe, habe ich die Tendenz festgestellt, ihre Idee zu komplex und den Service/das Produkt zu ganzheitlich entwickeln zu wollen. Mir ist das anfangs auch passiert, und ich habe schnell gemerkt, dass selbst ein augenscheinlich einfaches Produkt meist sehr komplex in der Umsetzung ist.

Habt keine Berührungsängste vor unangenehmen Situationen. Für mich hat sich gezeigt, dass es wirklich hilfreich sein kann, wenn man sich nicht davor scheut, sich selbst, seinem Team oder externen Partnern gegenüber den Finger (sachlich) in die Wunde zu legen – auch wenn man damit vielleicht im Moment die Stimmung killt. Auf lange Sicht wird diese Unbequemlichkeit meiner Erfahrung nach positiv wahrgenommen, da man immer weiß, woran man ist.

Wir bedanken uns bei Jens Bredler für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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