Beagle Systems revolutioniert die Luftdatenbranche, indem es hochpräzise Drohnentechnologie für die Infrastruktur-, Landwirtschafts- und Energiewirtschaft bereitstellt.
Stell dich und dein Start-up Beagle Systems doch kurz unseren Lesern vor.
Ich bin Oliver, CEO und einer von drei Co-Gründern von Beagle Systems. Wir bieten Luftdaten auf Knopfdruck für Infrastruktur, die Land- und Energiewirtschaft. Wir entwickeln die Drohnen und Softwarelösungen, verarbeiten die Daten selbst und ermöglichen so einen vollständig in-house gesteuerten Betrieb der Drohnen. Dabei können unsere Kund:innen die hochmoderne Technologie als Service nutzen, ohne dabei die Hardware erwerben zu müssen. Mit drei Hangars in Norddeutschland können wir bereits ca. 15 Prozent Deutschlands abdecken. Neun weitere Hangars sind in Planung.
Warum hast du dich entschlossen, ein Unternehmen zu gründen?
Ich habe auf der regulatorischen Seite am Thema „kommerzielle Drohnen“ gearbeitet; im Bundesverband für unbemannte Systeme e. V. und im Drohnenbeirat des Deutschen Verkehrsministeriums (BMDV). Mit meinem Mitgründer Jerry, den ich auf einer Konferenz in Shanghai kennenlernte, verband mich die Vision, dass die Zeit für weitreichende Nutzung autonomer Drohnen gekommen ist – nicht nur für Videoaufnahmen, sondern als vollwertiger Ersatz für Hubschrauber / Flugzeuge in der Datenakquise.
Jerry war gerade aus einem Drohnen-Start-up in Australien zurück nach Shanghai gekommen, um dort als Robotikingenieur zu arbeiten. Mitja, mein anderer Mitgründer, war das Organisationstalent an meiner Hochschule: als Stupa-Präsident und mit Erfahrung im Vertrieb bei zwei anderen Start-ups war er wie dafür gemacht, das Gründerteam zu ergänzen.
Was war bei der Gründung von Beagle Systems die größte Herausforderung?
Die größte Herausforderung ist sicherlich gewesen, dass wir von Anfang an mehr Kapital als die meisten Start-ups in ihren Anfängen gebraucht haben. Ohne das nötige Kapital konnten wir nicht wirklich starten. Wir haben uns deswegen direkt Unterstützung geholt. Da gehört Ablehnung dazu. So hat beispielsweise das EXIST-Gründerstipendium uns abgesagt. Trotz der Absage haben sie uns geholfen, Geld einzusammeln. Und dann mussten wir Jerry, meinen Co-Gründer, aus China nach Deutschland bringen. Die Schwierigkeit, ein Visum zu bekommen, bestand darin, dass es zu diesem Zeitpunkt weder eine Gesellschaft noch einen Arbeitsvertrag gab. Wir haben hier gute Unterstützung vom Hamburger „Startup Port“ bekommen und haben es so geschafft.
Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?
„Alles perfekt“ gibt es gar nicht. Weder im Ideenstadium, noch als Scale-up oder später als Großkonzern. Wer auf den idealen Zeitpunkt oder perfekte Vorbereitung wartet, gründet nie. Start-up bedeutet, ins kalte Wasser springen und unterwegs ein Boot um sich herum bauen.
Welche Vision steckt hinter Beagle Systems?
Unsere Vision bei Beagle Systems ist es, durch den Einsatz fortschrittlicher Drohnentechnologie die Überwachung und das Management kritischer Infrastrukturen grundlegend zu verbessern. Wir bieten tagesaktuelle, hochauflösende Geodaten, die es unseren Kund:innen ermöglichen, ihre Infrastrukturen präziser und effizienter zu managen als je zuvor.
Durch den Ersatz traditioneller Hubschrauberüberwachungen mit unserer Drohnentechnologie tragen wir zudem zur erheblichen Reduzierung von CO2-Emissionen und Betriebskosten bei. Unser Ansatz ist nicht nur innovativ, sondern auch nachhaltig, und spricht direkt die wachsenden globalen Bedürfnisse nach effizientem und umweltfreundlichem Infrastrukturmanagement an. Wir sehen uns an der Spitze einer Bewegung, die die Art und Weise, wie Daten über unsere physische Welt gesammelt und analysiert werden, revolutioniert, um so Sicherheit und Effizienz zu steigern.
Wer ist die Zielgruppe von Beagle Systems?
Wir konzentrieren uns darauf, hochauflösende Geodaten für Sektoren zu liefern, die von präziser und effizienter Überwachung ihrer kritischen Infrastrukturen abhängen. Unsere Hauptzielgruppen umfassen derzeit:
- Energieversorger und Netzbetreiber: Diese Gruppe steht im Zentrum unserer Anwendungen. Wir ermöglichen es ihnen, ihre Pipelines sicherer und effizienter zu überwachen. Unsere Drohnentechnologie hilft, mögliche Gefahren frühzeitig zu erkennen, um teure und gefährliche Ausfälle zu vermeiden.
- Landwirtschaftsunternehmen: Für den Agrarsektor bieten wir Lösungen, die es ermöglichen, die Gesundheit der Felder genau zu überwachen und den Einsatz von Ressourcen wie Wasser und Pestiziden zu optimieren. Durch unsere präzisen Daten können Landwirte ihre Erträge verbessern und gleichzeitig die Umweltbelastung minimieren.
Wie funktioniert Beagle Systems? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet dich von anderen Anbietern?
Zunächst unterscheiden wir uns durch unser Geschäftsmodell. Andere Langstrecken-Drohnenhersteller verkaufen Drohnen – wir betreiben sie selbst und verkaufen nur die aufgenommenen Daten. Daher müssen unsere Kunden keine Investitionen tätigen und sich auch nicht um Flugerlaubnisse und Training kümmern.
Darüber hinaus sind wir an der europäischen Spitze, was Erlaubnisse angeht: Ungefähr 80 Prozent der Europäischen Union können wir bereits befliegen; die verbleibenden 20 Prozent kommen mit der nächsten Drohnengeneration. Besonders ist, dass wir kein Personal vor Ort haben; die Flüge werden von unserem Büro aus überwacht und finden ausschließlich „BVLOS (Beyond Visual Line of Sight)“, also ohne Sichtkontakt zu einem Piloten statt.
Wo geht der Weg hin? Wo siehst du dich und Beagle Systems in fünf Jahren?
Wir entwickeln uns zur wichtigsten Datenquelle für KI-basierte Analysen großer Infrastrukturen und Flächen – zuerst in Energie und Landwirtschaft, später in vielen weiteren Sektoren. Konkret bedeutet das: Wir bauen eine neue Informationsebene, die die Genauigkeit bodengestützter Messungen mit den geringen Kosten und der sofortigen Verfügbarkeit von Satellitendaten verbindet. Wie eine Suchmaschine liefern wir in Echtzeit Antworten auf Fragestellungen zur physischen Welt.
Welche drei Tipps würdest du angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Maximale Transparenz in allen Unternehmensbereichen zu praktizieren, ist einer der Schlüssel zu unserem Erfolg. Wir teilen unsere Strategie offen mit allen, die daran interessiert sind, und sogar unsere Mitarbeitenden haben Einsicht in unsere Finanzen. Diese Offenheit fördert nicht nur das Vertrauen innerhalb des Teams, sondern auch mit externen Partnern wie den Luftfahrtbehörden. Das geschaffene Vertrauen ist für mich das Fundament jeder erfolgreichen Geschäftsbeziehung.
Indem wir mehr Informationen als gesetzlich erforderlich mit Partnern wie der Luftfahrtbehörde teilen, erhalten wir wertvolles, frühes Feedback. Das hilft uns, effizienter zu arbeiten und potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen. Feedback ist eine Goldmine. Nutzt jede Gelegenheit, um Rückmeldungen von Kund:innen, Mitarbeiter:innen und Partner:innen zu erhalten. Uns hat das Feedback geholfen, unsere Produkte und Prozesse kontinuierlich zu verbessern. Es hat auch dazu beigetragen, unsere Beziehungen zu stärken und unser Netzwerk zu erweitern. Warum? Menschen spüren die Wertschätzung, wenn ihre Meinungen ernst genommen werden.
Nichts kann Diversität im Team ersetzen:
In der Entwicklung verbinden wir wertvolle Erfahrungen aus der bemannten Luftfahrt mit schneller Entwicklung der Makerspace / Rapid Prototyping-Szene. Neun Nationen im Team sorgen dafür, dass man sich nicht im Status Quo / „Das haben wir schon immer so gemacht.“ verliert. Wer nur lokal nach Talenten schaut und nach Alter oder Geschlecht diskriminiert, verliert im Wettbewerb.
Zu guter Letzt:
Es ist wichtig, die Augen offenzuhalten und zu beobachten, was die Konkurrenz macht. Dabei sollte man jedoch bedenken, dass meist nur die Erfolge der anderen kommuniziert werden, und nicht die Herausforderungen oder Probleme. Lass dich davon nicht abschrecken. Ein gelegentlicher Blick zur Seite kann hilfreich sein, aber der Fokus sollte auf dem eigenen Unternehmen und dessen Erfolg liegen.
Bild: © Michael Rauhe FUNKE Foto Services Michael Rauhe
Wir bedanken uns bei Oliver Lichtenstein für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.