CleanHub ein globales Netzwerk von Sammelunternehmen, um Umweltverschmutzung durch Abfälle zu vermeiden
Stellen Sie sich und das Startup CleanHub doch kurz unseren Lesern vor!
Global müssen heute 2 Milliarden Menschen an eine Abfallentsorgung angebunden werden. Wir bauen ein globales Netzwerk von Sammelunternehmen, um zum größten Abfall- und Recyclingunternehmen zu werden, ohne die Infrastruktur zu besitzen. Denn das ist es, was es braucht, um Umweltverschmutzung durch Abfälle zu vermeiden und eine Kreislaufwirtschaft, in der Müll zu Rohstoffen wird, aufzubauen.
Ähnlich, wie Airbnb zum größten Hotelanbieter wurde, ohne ein Hotel zu besitzen.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Für mich bedeutet Unternehmertum Freiheit und Abenteuer. Aber nicht in dem Sinne, dass ich die Freiheit habe mir meine Freizeit frei einzuteilen, sondern die Freiheit an einem Thema arbeiten zu können, das mich wirklich interessiert. Ich verbringe gerne Zeit in der Natur und mich macht es wahnsinnig, dass egal wohin man geht, Müll rumliegt.
Gleichzeitig ist die Plastikverschmutzung ein recht komplexes Problem. Diese Komplexität zu lösen und der Weg dorthin ist schon recht abenteuerlich. Ich habe Orte gesehen und Menschen kennengelernt, für die sich kaum jemand interessiert. Mich erfüllt das aber total und so stehe ich wirklich an 95% der Tage auf und freue mich auf das, was kommt.
Welche Vision steckt hinter CleanHub?
Die Vision ist recht simpel. Wir wollen, dass Plastik und andere Abfälle nicht in der Natur landen und möglichst viel von all dem, was wir einsammeln, wieder in Produktionskreisläufe zurückgeführt wird.
Dazu müssen bereits heute 2 Milliarden Menschen an eine Abfallentsorgung angebunden werden, die das heute nicht sind.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Wer davon profitiert Abfälle in den Umlauf zu bringen und in Gebiete der Welt zu verkaufen, wo es keine Sammlung der Materialien gibt, hat in meinen Augen eine moralische, ökonomische wie auch ökologische Verantwortung aktiv zu werden.
Wir haben sehr früh mit großen Unternehmen gesprochen, die für einen Großteil der Plastikverschmutzung verantwortlich sind. Dabei wurden wir mit den Einwänden konfrontiert, dass was wir vorhaben, nicht möglich ist. Da es kaum Infrastruktur gäbe, sei eine Sammlung von großen Mengen nicht möglich. Dort wo bereits gesammelt wird, sind die Strukturen informell, was mit schlechten Arbeitsbedingungen einhergeht. Diese informellen Strukturen können nicht finanziert werden, weil man nicht weiß, wer das Geld bekommt und ob die Arbeit erbracht wird.
90% unseres heutigen Kundenstamms verkauft keine Produkte in die Märkte, wo die Abfälle gesammelt werden, machen aber dem Markt vor, wie Verantwortung funktioniert.
Nach drei Jahren Aufbau der Sammelnetze inklusive Social-Audits nach höchsten internationalen Standards und der Entwicklung unserer Software, die jede Tonne gesammelten Plastiks verifiziert (mittlerweile auch TÜV verifiziert), freue ich mich darauf die Gespräche mit den Großen wieder zu führen. Es gibt keine Ausreden mehr.
Finanziert sind wir bisher durch führende Wagniskapitalfirmen wie Lakestarund ProFit (Finanzierungsprogramm der IBB).
Wer ist die Zielgruppe von CleanHub?
Konsumgutunternehmen jeglicher Art.
Wie funktioniert CleanHub? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Konsumgutunternehmen bezahlen uns, dass Plastik eingesammelt wird. Wir haben Sammelpartner in Asien und Afrika, die das Plastik einsammeln. Sobald alle Daten von den Abfallsammelunternehmen auf unsere Plattform hochgeladen sind und durch unsere Algorithmen verifiziert wurden, geben wir die Bezahlung frei. So wird sichergestellt, dass die Sammlung auch passiert.
Hier liegt der große Unterschied zu anderen Kompensationsmechanismen. Die Carbon Märkte stehen aktuell in der Kritik, dass die Kompensation keine Wirkung erzielen. Bei uns kann die Wirkung skalierbar nachgewiesen werden.
CleanHub, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir haben uns ein Netzwerk mit sehr verlässlichen Partnern aufgebaut und planen vermehrt auch recycelte Kunststoffe zu verkaufen. Gleichzeitig investieren wir weiter in unsere Software für die Abfallmanager und planen daraus das Betriebssystem für die Industrie zu werden.
In 5 Jahren wird es Standard sein, dass Konsumenten von Marken fordern, Verantwortung für ihren Müll zu übernehmen. Wenn Kunststoff eingesetzt wird, soll es Standard sein, dass die Rohstoffe aus der Kreislaufwirtschaft – idealerweise aus dem CleanHub Netzwerk – kommen.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
- Versucht früh das Produkt zu validieren. Die einzige Validierung ist in meinen Augen, wenn Kunden für euer Produkt bezahlen
- Holt euch 1-3 wirklich gute Mentoren und verschwendet danach keine Zeit mit endlosem Netzwerkaufbau – wenn ihr was Interessantes baut, gibt es genügend Leute, die mit euch reden wollen
- Wenn ihr Ratschläge bekommt, überlegt euch gut, ob ihr denkt, dass die Person qualifiziert ist euch in dem Bereich zu helfen
Wir bedanken uns bei Joel Tasche für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder