Samstag, Oktober 5, 2024
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Desoltik ist ein innovatives Startup, das die Elektronikindustrie durch die nachhaltige Wiederverwendung von Mikrochips aus gebrauchten Leiterplatten revolutioniert

Stellen Sie sich und das Startup Desoltik doch kurz unseren Lesern vor!

Desoltik ist aus einem Projekt am wbk Institut für Produktionstechnik des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hervorgegangen. Unsere Mission ist es, die Elektronikindustrie nachhaltiger zu gestalten. Mit dem wbk, welches das Thema Kreislauffabrik erforscht, haben wir hier unseren idealen Partner für den Start gefunden. Wir sind davon überzeugt, dass es möglich ist, funktionsfähige Mikrochips mittels moderner Technologie aus gebrauchten Leiterplatten zu löten und so einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft zu leisten. 

Und in aller Bescheidenheit: Unsere Lösung ist so etwas wie ein Meilenstein für die Kreislaufwirtschaft von Halbleitern. Erstmals ist es möglich, dass Chips mithilfe eines automatisierten und hochflexiblen Prozesses sorgfältig entnommen und einer Wiederverwendung zugeführt werden können. Der entscheidende Vorteil davon: Wird die Lebensdauer von elektronischen Geräten durch die Wiederverwendung der Chips derart verlängert, sinkt die Abhängigkeit der Elektronikindustrie von Lieferketten und die Abfallmengen verringern sich. Zugleich werden wertvolle Materialien wie seltene Erden und Edelmetalle nicht verschwendet und jede Menge CO2 gespart.

Warum haben Sie sich entschlossen, ein Unternehmen zu gründen?

Die Entscheidung zur Gründung von Desoltik entsprang der Überzeugung, dass moderne Technologien dabei unterstützen können, Elektronikabfälle zu minimieren. Unsere Welt wird immer technisierter und damit geht eine zunehmende Menge Elektroschrott einher. Allein 2020 sind EU-weit 4,7 Millionen Tonnen Elektroschrott entstanden. Und einiger davon unnötig, da Halbleiter oft deutlich vor ihrem Lebensende einfach entsorgt werden. Durch die Wiederverwendung von Chips wollen wir elektronischen Geräten einen längeren Lebenszyklus geben und so einen Beitrag zur Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft leisten.

Was war bei der Gründung von Desoltik die größte Herausforderung?

Die größte Herausforderung bestand darin, eine effiziente Methode zu entwickeln, um Chips von Platinen zu trennen, ohne ihre Wiederverwendbarkeit zu beeinträchtigen. Dies erforderte die Integration von Automatisierungstechnik, künstlicher Intelligenz und Robotik. Wir reden dabei von einem flexiblen Transportsystem, KI-basierter Bilderkennung, um die Chips zu lokalisieren und ihre Tauglichkeit zu bewerten, sowie einer Robotik-Lösung, welche das Ablöten und die Chipentnahme übernimmt. Das alles vollautomatisiert und doch flexibel zu realisieren, war sicher eine Herausforderung, aber wir haben es geschafft.

Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?

Ja, in unserem Fall begann alles mit der Idee, die Recyclingprozesse für Elektronikchips zu verbessern. Mit den Details haben wir uns dann später beschäftigt. An diesen haben wir dann – zusammen mit starken Partnern wie Schneider Electric und dem wbk Institut für Produktionstechnik – kontinuierlich gearbeitet und konnten letztlich auch alle Herausforderungen meistern. Obwohl es nicht immer einfach war.

Welche Vision steckt hinter Desoltik?

Halbleiter, also Chips, haben meist eine längere Lebensdauer als die Geräte, in denen sie verbaut sind. Notebooks werden beispielsweise im Schnitt fünf Jahre genutzt, während die Lebensspanne der darin verbauten Computerchips fünfzehn Jahre beträgt. Dennoch werden sie mit den aussortierten Geräten entsorgt. Das ist Verschwendung wertvoller Ressourcen, die wir beenden wollen. Denn kaum eine elektronische Komponente hat einen höheren CO2-Fußabdruck als ein Mikrochip.

Wer ist die Zielgruppe ?

Wir adressieren mehrere Zielgruppen. Natürlich adressieren wir alle Hersteller, die Chips für ihre Produkte benötigen. Doch darüber hinaus wenden wir uns auch an Elektronikhersteller, Recyclingunternehmen oder Technologieunternehmen, die eine nachhaltige Lösung für die Wiederverwendung von Elektronikchips suchen. Für diese bieten wir einen umweltfreundlichen Ansatz, um bei ihnen kreislaufwirtschaftliche Prozesse zu unterstützen. 

Wie funktioniert Desoltik? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Wir setzen auf Automatisierungstechnik und Künstliche Intelligenz (KI), um Elektronikchips präzise von Platinen zu separieren, wobei die Fokussierung auf Wiederverwendbarkeit im Mittelpunkt steht. Und das machen wir ziemlich gut. Unser Alleinstellungsmerkmal liegt in der Kombination hochspezialisierter Technologien im Bereich Elektronikrecycling, die auf automatisierten Prozessen und KI-basierten Entscheidungsmechanismen beruhen. Auf diese Weise konnte eine vollautomatisierte und sehr flexible Lösung realisiert werden, mit der die anspruchsvollen Arbeitsschritte auch wirtschaftlich rentabel ablaufen können. Selbst verschiedene Platinengrößen sind dabei kein Problem.

Desoltik, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

In fünf Jahren möchten wir Desoltik als Vorreiter bei der Wiederverwendung von Elektronikchips etabliert haben. Wir arbeiten kontinuierlich daran, unsere Recyclingtechnologien weiter zu verfeinern, um dieses Vorhaben zu realisieren. Unser Ziel ist es, in diesem Markt hinsichtlich der Themen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft zu einer festen Größe zu werden. Dafür möchten wir auch weitere Partnerschaften eingehen, um die Verwendung recycelter Chips in verschiedenen Branchen stärker ins Blickfeld zu rücken.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Der Erste ist klar: Folgt eurer Leidenschaft. Verfolgt eine Idee, die euch wirklich am Herzen liegt, denn die Leidenschaft ist treibende Kraft in schwierigen Zeiten.

Der zweite Tipp: Trends immer im Blick behalten. Umweltthemen sind aus gutem Grund aktuell. Und bleiben es sicher auch. Daher: Betont die Umweltfreundlichkeit eurer Technologie, da nachhaltige Praktiken in der Industrie – glücklicherweise – immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Und zu guter Letzt: Vernachlässigt euer Netzwerk nicht. Baut ein starkes Netzwerk auf und sucht euch Partner an den Universitäten und aus der Industrie, denn die Unterstützung von Mentoren, Branchenexperten und Gleichgesinnten kann entscheidend für den Erfolg sein. Ohne das wbk und seinen Industriepartner Schneider Electric wären wir nicht da, wo wir heute sind.

Bild: V.l.n.r.: Rouven Jachemich (Co-Founder Desoltik), Maximilian Möbius (Co-Founder Desoltik), Prof. Dr.-Ing. Gisela Lanza (Mitglied der Institutsleitung des wbk Instituts für Produktionstechnik am Karlsruher Institut für Technologie), Bernhard Viertel (Co-Founder Desoltik)

Wir bedanken uns bei den Gründern für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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