Freitag, März 29, 2024
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Gesunder und respektvoller Umgang mit Neuem

dixxer virales Netzwerk für Umfragen zu alltäglichen gesellschaftlich relevanten oder unterhaltsamen Themen

Stellen Sie sich und das Startup dixxer doch kurz unseren Lesern vor!

Ich bin Nurhan, die Frau von dem Seriengründer Coskun Tuna, der seit mehr als zwanzig Jahren in der Online-Branche tätig ist. Da bleibt es nicht aus, immer wieder mit unternehmerischen Themen konfrontiert zu werden. Völlig egal, ob es sich dabei um neue Ideen, Probleme oder Hürden handelt, mit denen ein Startup oder Unternehmen immer wieder zu tun hat. Als ich Josh vor 13 Jahren heiratete, hatte ich keine Vorstellung davon, was es bedeutet, mit Niederlagen und Scheitern umzugehen. Wenn mein Mann Tiefen erlebte, blieb ich ja nicht außen vor. Ich war immer mittendrin und lernte sozusagen mit ihm gemeinsam, durch das Tal der Tränen zu gehen. 

Ich habe zwei Söhne (6 und 11) und bin seit August 2020 selbst unter die Gründerinnen gegangen. Mein Unternehmen lautet dixxer GmbH. Dahinter verbirgt sich eine App, die als virales Netzwerk für Umfragen an den Start gegangen ist und die Frage „Was denkt Deutschland wirklich?“ beantwortet.

Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?

Mein Mann hatte Anfang 2019 eine Idee, die in der Grundform der jetzigen dixxer App entsprach. Obwohl er unentwegt darüber sprach, nahm er sie nicht unternehmerisch in Angriff. Als ich ihn letztes Jahr erneut auf dixxer ansprach, gab er mir zu verstehen, dass er dafür keine Ressourcen hat und die Idee deshalb nicht realisieren wird. 

Da mir die Idee von Anfang an gut gefiel und ich wusste, dass er als Mentor für Gründer:innen zwei bis vier Mentees pro Jahr betreut, stand mein Entschluss fest. Ich sagte ihm, dass ich dixxer umsetze, wenn er mich als Mentor begleitet. Er hat nicht lange gefackelt und sofort zugesagt. Also gründeten wir zu gleichen Geschäftsanteilen im August 2020 die dixxer GmbH. Für mich als Frau eines Seriengründers fühlte sich das wie ein logischer Schritt an. Ich stehe allerdings noch ganz am Anfang und wage noch nicht, über Gründer- und Unternehmertum zu sprechen. Was ich aber sagen kann, ist, dass ich großen Gefallen daran gefunden habe, an etwas zu arbeiten, dass sich mit vielen kleinen Schritten vielleicht zu etwas Großem entwickelt.

Welche Vision steckt hinter dixxer?

Umfragen sind ein so einfaches wie geniales Tool zur Mitbestimmung. Sie ermöglichen es, die eigene Meinung im Vergleich mit anderen zu verorten. Dementsprechend kommen sie gerade in den sozialen Medien zum Einsatz. Das Problem: ihre Vergänglichkeit. In der Masse an Posts und Informationen gehen sie schnell unter, sodass spannende Themen unbeachtet an den Usern vorbeiziehen. User können auf dixxer Umfragen erstellen und in ihren Lieblingsnetzwerken und/oder mit ihren Kontakten teilen. Um die Beantwortung so einfach und vergleichbar wie möglich zu gestalten, gibt der Fragende Antwortoptionen vor. Dies hat den positiven Effekt, dass Antworten nicht in endlose, unkontrollierbare Diskussionen ausarten. dixxer komprimiert also unterschiedliche Meinungen und ermöglicht es, die Ergebnisse zentral an einem Ort zu verwalten. So behält der Fragende den kompakten Überblick über die generierten Ergebnisse.

Solange weder rechtliche noch ethische Grenzen verletzt werden, gibt es inhaltlich keine Grenzen. Derzeit laufen viele Umfragen, die sich mit dem täglichen Umgang mit der Pandemie beschäftigen, aber auch berufliche Themen und solche aus dem Unterhaltungsbereich spielen eine große Rolle. Wie zum Beispiel: Ob beim Geld die Freundschaft aufhört oder ob sich das persönliche Sportverhalten durch die Pandemie geändert hat oder wie viele Bücher man im Monat liest und vieles mehr – alles Fragen aus dem Alltag. 

Schließlich geht es um die Frage: „Was denkt Deutschland wirklich?“. dixxer soll sich zu einem zentralen Netzwerk für die unterschiedlichsten Fragen und Antworten aus dem Alltag entwickeln, in das man immer wieder mal reinschaut, um sich zu unterhalten und spannende Ergebnisse für sich zu ziehen.

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Die Gründung ging recht flott und ohne große Hürden. Ich wurde von meinem Mann über die einzelnen Schritte und Herausforderungen bei einer Gründung ausführlich informiert. Von dem Gründungsdokument der Stammeinlage, der Gewerbeanmeldung bis hin zu den ersten Gesprächen mit Programmierern bekam ich ganz neue Einblicke. 

Auch mit der Unterstützung war das alles kein Selbstläufer. Ich war gezwungen, mir die Dinge und Informationen detailliert zu Gemüte zu führen. Schließlich bin ich gleichzeitig Ehefrau und Mutter von zwei kleinen Jungs. Das will auch alles unter einen Hut gebracht werden. Die größten Hürden gab es für mich bei den Gesprächen zu den technologischen Umsetzungen. Angefangen von der Domain über das Verständnis von Apps und Software bis hin zu rechtlichen Fragen und dem Betrieb einer Plattform. Das ist ganz schön viel Know-how, wo ich täglich enorm dazulerne. 

dixxer haben wir komplett eigenfinanziert. Das Unternehmen haben wir zu zweit zu gleichen Teilen gegründet. Derzeit fließt der Großteil des Geldes in die technologische Entwicklung. Im Juni fangen wir an, die App per Werbung in den sozialen Netzwerken bekannt zu machen. Die Geschäftsadresse haben wir in einem lokalen Co-Workingspace. Der Schwerpunkt liegt darauf, das Produkt und die Promotion zu finanzieren. Alle anderen Kosten halten wir so gering wie möglich. Im Augenblick brauchen wir weder ein Büro noch Angestellte, es geht eher darum, meine eigene Zeit so effizient wie möglich einzutakten.

Wer ist die Zielgruppe von dixxer?

Als Zielgruppe kommt jeder in Frage, der grundsätzlich soziale Netzwerke wie twitter, facebook, Instagram & Co. nutzt. Letztendlich basiert ja auch dixxer auf dem Netzwerkgedanken, nur dass hierbei Umfragen im Mittelpunkt stehen. Täglich werden Millionen von spannenden Meinungen, interessanten Fragen und kontroversen Kommentaren in sozialen Netzwerken geteilt. Vieles davon artet in endlosen Diskussionen aus und verschwindet auf Nimmerwiedersehen, ohne nutzbare Ergebnisse geschaffen zu haben. Das finde ich sehr schade und wird dem Gedanken einer Umfrage nicht gerecht. 

Also richtet sich dixxer an jeden, der seine Umfragen zentral an einem Ort verwalten will und komprimierte Ergebnisse erhalten will. Außerdem ist dixxer auch für diejenigen gedacht, die Spaß daran haben, ihre Stimme abzugeben. Das ist sehr unterhaltsam und mal was anderes, als per Daumen durch die üblichen Posts in den sozialen Netzwerken zu scrollen.

Wie funktioniert dixxer? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Die Anwendung ist simpel. dixxer lässt sich am Desktop oder per App am Smartphone bedienen. Allerdings ist eine Anmeldung erforderlich, wenn man seine Stimme abgeben oder eine Umfrage starten will. Nur so lässt sich vermeiden, dass willkürliche und von Bots manipulierte Aktivitäten auf dixxer stattfinden. Darüber hinaus stehen dann auch alle relevanten Funktionen zur Verfügung. 

Die Handhabung ist einfach, wenn man eine Umfrage (wir nennen das dixxer Karte) erstellen will: Mit dem Klick auf Karte erstellen erhalte ich die Möglichkeit, Bilder hochzuladen oder zu Nachrichtenartikeln einen Link zu setzen. Anschließend formuliere ich meine Meinung oder Frage und gebe mindestens zwei bis fünf Antwort- bzw. Kommentaroptionen vor, aus denen sich Interessenten die für sie passende auswählen können – fertig. 

Meine Umfrage kann ich zudem in meinem Lieblingsnetzwerk oder mit meinen Freunden teilen und mir so gleich erste Reaktionen einholen. Ansonsten habe ich die Möglichkeit, mich auf dem Stream in dixxer umzuschauen und selbst meine Stimme abzugeben. Das ist die Basisarbeit von dixxer. Weitere Funktionen, wie zum Beispiel die Option, Umfragen in Blogartikel einzubinden oder Ergebnisse miteinander zu vergleichen, folgen bald. 

dixxer ist keine Umfragetechnologie im herkömmlichen Sinne, bei denen man minutenlange Schritte zu einem Thema durchläuft. Es gibt auch kein Belohnungssystem in Form von Coins oder Rabatten. dixxer ist ein virales Netzwerk für Umfragen zu alltäglichen gesellschaftlich relevanten oder unterhaltsamen Themen. 

dixxer, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Das ist eine verdammt gute Frage, die ich auch immer wieder von meinem Mann gestellt bekomme. Ich konzentrierte mich im Moment eher auf einen zeitlich überschaubaren Rahmen. Das bedeutet, ich weiß, was die Plattform jetzt kann und in den nächsten Wochen können wird. Das macht mich optimistisch, obwohl ich um den schweren und langen Weg des Aufbaus weiß. Das wird kein Zuckerschlecken, aber ich bin zäh und zuversichtlich. 

Mein Ziel ist es, in den ersten sechs Monaten mindestens 10.000 Installationen zu bekommen und eine feste Usergemeinschaft aufzubauen. Vielleicht können wir ja in fünf Jahren wieder ein Interview führen… 

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Der erste und vermutlich wichtigste Tipp ist, Ausschau nach einem erfahrenen Gründer oder einer erfahrenen Gründerin zu halten, um sich Tipps und Ratschläge zu holen. Das spart enorm viel Zeit und Umwege. Niemand sollte sich dazu verdammt fühlen, jeden Schritt selbst neu gehen zu müssen, wenn andere dies bereits getan haben und einem sagen können, wie man am besten mit der jeweiligen Situation umgeht. 

Mein zweiter Tipp ist der gesunde und respektvolle Umgang mit Neuem. Es hilft, sich mit Ehrfurcht an neue Dinge heranzuwagen, statt sich aus Angst einer Sache komplett zu verschließen. Insbesondere bei der Softwarethematik hatte ich anfangs überhaupt keine Ahnung. Auch jetzt bin ich noch keine wirkliche Expertin, aber darum geht es ja auch nicht. Schließlich kannst du ja auch ein Auto fahren, ohne die technischen Details des Motors zu kennen. Als ich mich mit den Themen beschäftigte, merkte ich schnell, wie meine Lernkurve nach oben schoss. Das kommt alles, wenn man erst einmal loslegt. 

Zuletzt noch die Sache mit dem Wissen und der Scham. Kein Wissen zu besitzen, ist nicht schlimm, aber aus Schamgefühl die Gelegenheit zu verpassen Wissen anzueignen ist schlimm. Ich frage nach, wo ich nur kann. Keine Frage ist mir zu peinlich, auch wenn man mir eine Sache zwei- oder dreimal erklären muss. Ich habe eine Unternehmung angestoßen, daher kann ich es mir nicht erlauben, Fragen ungeklärt zu lassen. 

Wir bedanken uns bei Nurhan Tuna für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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