DYNO digitalisiert und automatisiert die betriebliche Altersvorsorge für Unternehmen und Mitarbeitende gleichermaßen.
Was war der persönliche Auslöser für die Gründung von DYNO und wie haben Ihre bisherigen Erfahrungen im Versicherungsbereich die Idee beeinflusst?
Ich habe DYNO 2021 mit Luis Weber gegründet. Ich stamme aus einer klassischen Versicherungsfamilie. Mein Vater betreibt eine eigene Versicherungsagentur, in die ich nach meiner Abitur bei AXA einstieg. Über sieben Jahre beriet ich dort Unternehmen im Bereich betriebliche Altersvorsorge (bAV). Mir war immer bewusst, dass man bAV-Produkte rentabler machen kann, wenn Technologie konsequent eingesetzt wird, und irgendwann durfte ich das an einem echten Fall ausprobieren: Während Corona hat mich ein Firmenkunde darum gebeten, den administrativen Prozess der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) zu modernisieren. Die manuelle Verwaltung war aufwendig und viele Mitarbeitende hatten wenig Interesse an Gesprächen mit externen Versicherungsberatern – insbesondere in der COVID-Zeit, in der persönliche Termine ohnehin kaum möglich waren.
Ich besprach den Fall mit meinem Schulfreund Luis, der damals bei LIDL im HR-Bereich tätig war und täglich mit denselben Herausforderungen konfrontiert wurde. Uns wurde dann klar, dass es keine passende digitale Lösung am Markt gibt. Deshalb entwickelten wir einen ersten Prototyp, testeten diesen bei ausgewählten Unternehmen und sammelten Feedback. Das Ergebnis war eindeutig: Die Zahl der Mitarbeitenden, die bAV-Angebote wahrnahmen, stieg signifikant – und gleichzeitig sank der Aufwand in den Personalabteilungen.
Dieser Erfolg bestätigte uns: Es war Zeit für eine neue, digitale Lösung, die bAV einfacher, effizienter und für alle Beteiligten transparenter macht.
Ausschlaggebend war aber auch ein ganz konkreter Fall einer Kundin: Nach fast 30 Jahren Einzahlen in die betriebliche Altersvorsorge (bAV) bekam sie bei Renteneintritt die Empfehlung der Versicherung, sich die eingezahlten 40.000 Euro auszahlen zu lassen und dafür auf die lebenslange Rente zu verzichten. Doch die Rechnung ging nicht auf: Sie hatte laut Vertrag Anspruch auf eine garantierte Rente von 450 Euro. Die angebotenen 40.000 Euro hätte sie damit in acht Jahren ohnehin schon erhalten. Hinzu kommt, dass sie in dieser Laufzeit von 27 Jahren genau das ausgezahlt bekommen hat, was sie eingezahlt hatte. Da war keine Wertentwicklung drin. Solche Vorgänge wollte ich nicht mehr tatenlos mitansehen.
Wie würden Sie einem Laien DYNO in einem Satz erklären?
DYNO ermöglicht Arbeitnehmern, in ihre bAV endlich flexibel, transparent und rentabel zu investieren – und bietet Arbeitgebern eine digitale, komplett automatisierte Lösung zur Einführung und Verwaltung der bAV.
Was ist Ihre langfristige Vision mit DYNO und welche Meilensteine sind notwendig, um diese zu erreichen?
Unsere Vision ist klar: DYNO soll die Standardlösung für betriebliche Altersvorsorge in Deutschland werden. Dafür braucht es vier Dinge:
Erstens: Verständnis schaffen: Über 12,5 Millionen Menschen in Deutschland haben heute eine bAV, aber die wenigsten verstehen, was mit ihrem Geld passiert. Das ändern wir.
Zweitens: Technologie skalieren: Wir entwickeln DYNO konsequent weiter, um Beratung, Verwaltung und Reporting vollständig und nachhaltig zu automatisieren.
Drittens: Öffentliche Debatte mitprägen: Altersvorsorge muss wieder sichtbar werden, politisch wie medial.
Viertens: Skalierung durch Vertrauen: Unternehmen setzen auf DYNO, weil es einfach, fair und digital funktioniert – das muss zum neuen Standard werden.
Wie identifizieren Sie die Bedürfnisse Ihrer Zielgruppe und sorgen dafür, dass DYNO diese auch wirklich erfüllt?
Wir sprechen täglich mit den Menschen, für die wir bauen: Mitarbeitende, HR-Verantwortliche, Geschäftsführer. Wir analysieren tausende bAV-Verträge, lernen aus jedem Case und entwickeln unsere Plattform kontinuierlich weiter, immer entlang echter Nutzerbedürfnisse.
Was unterscheidet DYNO grundlegend von klassischen bAV-Anbietern und wie profitieren Arbeitnehmer konkret davon?
Klassische bAV funktioniert oft so: Ein Vertreter kommt vorbei und verkauft einen teuren, unflexiblen Vertrag, der für ihn nicht für den Arbeitnehmer optimiert ist. Stichwort: Vermittlungsprovision.
DYNO dreht das Modell um. Wir sind das Trade Republic oder Scalable der bAV: digital, provisionsfrei und mit echten Investment-Optionen. Wir verdienen unser Geld nicht durch eine Vermittlung, sondern an der Software – über eine monatliche Gebühr.
Mitarbeitende sehen in Echtzeit, wie viel Rente sie erwarten können, was es kostet und ob sich ihr Vertrag wirklich lohnt. Durch unser Dashboard sind alle Infos komplett transparent und flexibel, auch bei Arbeitgeberwechsel und anderen Lebensveränderungen. Bedeutet: Mehr Rente, weniger Kosten und volle Kontrolle.
Die betriebliche Altersvorsorge gilt oft als komplex und wenig transparent. Wie begegnet DYNO diesem Problem?
Wir machen bAV so einfach wie einen Sparplan, mit dem Unterschied, dass sie vom Arbeitgeber und Staat gefördert wird.
Statt PDF-Wüsten und Versicherungschinesisch bekommen Arbeitnehmer und Arbeitgeber bei DYNO ein klares Dashboard mit allen Zahlen, Daten und Fakten: Wer zahlt wie viel ein, was kommt am Ende raus, und wie wirkt sich das steuerlich aus? Unsere Technologie automatisiert die Prozesse im Hintergrund und macht die bAV endlich transparent, zugänglich und verständlich.
Mit über 200 Unternehmenskunden und tausenden Mitarbeitenden haben Sie in kurzer Zeit viel erreicht. Worauf führen Sie diesen Erfolg zurück?
Der Erfolg kommt daher, dass wir zwei Probleme gleichzeitig lösen: Unternehmen wollen ihren Mitarbeitenden ein sinnvolles Vorsorgeangebot machen und gleichzeitig die bAV einfach und effizient managen. Spannend ist: Viele Entscheider haben selbst eine klassische bAV. Erst wenn sie DYNO ausprobieren, merken sie, wie undurchsichtig, teuer oder unflexibel ihr eigener Vertrag eigentlich ist. Das öffnet Augen und sorgt für echte Veränderungsbereitschaft.
Unser Vorteil: DYNO lässt sich leicht einführen, verwaltet sich quasi digital von selbst und bringt sofort Klarheit für HR und Belegschaft.
Dass wir das skalieren können, liegt an unserer Technologie. Sie automatisiert Onboarding, Betreuung und Prozesse. Unsere Produktentwicklung ist der Hebel für weiteres Wachstum.
Gab es Momente in der Entwicklung von DYNO, in denen Sie an der Idee gezweifelt haben?
Nein. Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass DYNO und weitere Anbieter, die uns folgen, der neue Standard sein werden. Was aktuell in der bAV passiert, ist aus unserer Sicht nicht haltbar: Verträge mit horrenden Kosten, null Transparenz, null Rentabilität, staatlich gefördert und dazu unter Druck verkauft. Die großen Player kennen die Probleme, obwohl sie aus Mangel an Alternativen weitermachen. DYNO ist außerdem keine Revolution, sondern eine Evolution. Wir müssen keinen Kampf gegen die komplette Industrie austragen, sondern einzelne Strukturen und Teilnehmer.
Dass der Wandel im Gange ist, sehen wir in unseren Gesprächen mit vielen verschiedenen Stakeholdern. Es sind viele Parallelen zu anderen Industrien zu erkennen, die das in den letzten Jahren erlebt haben.
Wie wollen Sie bis 2026 die ambitionierte Marke von 400 Millionen Euro an Rentenansprüchen erreichen?
Wenn wir unser aktuelles Wachstum halten, erreichen wir die 400 Millionen Euro Rentenansprüche – und darüber hinaus.
Welche Rolle spielt Technologie bei Ihrer Mission, die betriebliche Altersvorsorge neu zu gestalten?
Technologie ist bei DYNO kein Add-on, sie ist das Produkt.
Wir ersetzen komplexe Verwaltungsprozesse, manuelle Beratung und intransparente Versicherungslogik durch automatisierte Journeys, verständliche Dashboards und datenbasierte Entscheidungen. Nur mit Technologie können wir faire, rentable Altersvorsorge skalierbar machen. Für Unternehmen jeder Größe.
Welche Entwicklungen oder Erweiterungen sind in den kommenden Jahren bei DYNO geplant?
Einige spannende Neuerungen befinden sich aktuell in der Entwicklung. Wir bauen DYNO zur zentralen Plattform rund um Altersvorsorge im Unternehmen aus, gegebenenfalls über Unternehmen hinaus.
Ein Fokus liegt auf der tiefen Integration in bestehende HR-, Payroll- und Benefit-Systeme, damit die bAV künftig nahtlos in bestehende Prozesse eingebettet ist, ohne Medienbrüche und ohne Mehraufwand. Alles, was wir entwickeln, folgt dabei einem klaren Ziel: Weniger Komplexität, mehr Transparenz, mehr Wirkung für HR und Mitarbeitende.
Welche drei persönlichen Ratschläge würden Sie Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben, die ebenfalls ein technologiegestütztes Geschäftsmodell verfolgen?
Erstens: Denkt vom Problem aus, nicht vom Produkt. Die Frage war bei uns nie: „Was können wir bauen?“, sondern: „Was bringt den Kund:innen echten Mehrwert – auch langfristig?“ Dafür muss man ihre Bedürfnisse tief verstehen, auch wenn sie sie selbst noch nicht klar benennen können.
Zweitens: Groß denken, klein starten, extrem hartnäckig bleiben. Viele gute Ideen scheitern nicht am Markt, sondern am Durchhaltevermögen.
Drittens: Leidenschaft fürs Produkt schlägt kurzfristige Kompromisse. Qualität ist das beste Marketing – und ein starkes Produkt löst am Ende alles: Wachstum, Vertrauen, Weiterempfehlung.
Bild: DYNO Co-Founder und CEOs v.l. Marc Karkossa Luis Weber Copyright DYNO
Wir bedanken uns bei Marc Karkossa und Luis Weber für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.