Edupression digitales Therapieprogramm für depressive Patienten, das personalisierte und intelligente Selbsthilfe anbietet und Ärzte und Therapeuten integriert
Stellen Sie sich und das Startup edupression.com doch kurz unseren Lesern vor!
Edupression ist ein digitales Therapieprogramm für depressive Patienten, das personalisierte und intelligente Selbsthilfe anbietet und Ärzte und Therapeuten integriert. In Kooperation mit der MedUni Wien haben wir eine innovative Online-Plattform entwickelt, die Hilfe im Kampf gegen Depressionen bietet. Ein rein evidenzbasiertes Selbsthilfeprogramm unterstützt depressive Menschen bei der Behandlung sowie Prävention ihrer Krankheit und vermittelt Wissen rund um das eigene Leiden. Zudem sorgt ein Stimmungsdiagramm für eine frühzeitige Symptomerkennung und ein optimales Behandlungsergebnis. Neben Betroffenen richtet sich die Plattform auch an Therapeuten und Unternehmen. Damit setzen wir neue Maßstäbe in der medizinischen Versorgung und Prävention.
Wir sprechen mit edupression.com eines der größten gesellschaftlichen und medizinischen Probleme unserer Zeit an. Depression ist die Nummer eins aller Krankheiten weltweit, die zu Arbeitsunfähigkeit führen. Psychische Erkrankungen sind nicht nur für die Betroffenen belastend, auch die wirtschaftlichen Folgen für den Staat sind enorm. Die Folgen psychischer Erkrankungen kosteten die EU laut einer Schätzung noch vor dem Aufkommen von Corona mehr als vier Prozent des BIP, also über 600 Milliarden Euro.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Ich wollte schon als Jugendlicher ein Unternehmen gründen, doch aus unterschiedlichen Gründen habe ich das lange nicht gemacht. Dafür gab es mehrere Argumente, denn zuerst wollte ich mein Studium abschließen, danach war es wichtig, Management-Erfahrung zu sammeln und außerdem wollte ich mich um meine Familie kümmern. Als ein Freund von mir Suizid beging, habe ich reflektiert, worauf ich wohl ganz am Ende meines Lebens – auf alles zurückblickend – stolz sein würde, oder was ich bedauern würde. Da gab es zwei, drei Punkte, die mir sehr wichtig waren, einer davon war eine Unternehmensgründung.
Als mich dann ein Freund, Hr. Prof. Dr. Pezawas, ein Professor an der Med. Uni Wien und Psychiater, mit dem Thema Depression und den Herausforderungen bei Diagnostik und Therapie konfrontierte, sah ich die Chance und wir legten los.
Welche Vision steckt hinter edupression.com?
Unsere Vision ist es, ein Kompass und sicherer Hafen für Menschen zu sein, die an einer Depression leiden. Für Patienten ist es schwierig ihren Weg durch den Behandlungsdschungel zu finden:
Fehlende Umsetzung evidenzbasierter Therapien, schlechtes Therapie-Outcome und hohe individuelle Kosten -im Schnitt 3.800 Euro.
Hier setzt edupression.com an:
Durch ein evidenzbasiertes Therapieprogramm und Psychoedukation – mit 2 CE zertifizierten Medizinprodukten und USA Zulassung – soll der Therapie-Outcome verbessert, die Rückfallquote verringert werden und das zu einem Bruchteil der bisherigen Kosten.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Eine spannende Frage. Die größten Herausforderungen sind wohl immer die, die man nicht plant, also unvorhergesehene Ereignisse.
Wir haben beispielsweise den Aufwand mit allen Rules&Regulations im Zusammenhang mit Medizinprodukten unterschätzt. Ich bin selbst Jurist, ein Mitgesellschafter ist Anwalt und damit rechtlich bewandert, aber Medizinprodukterecht ist schon eine Klasse für sich. Hier haben wir uns Rat von einem externen Berater holen müssen, mit dem wir dann den ganzen Prozess erfolgreich durchlaufen haben. Darüber hinaus hatten wir hohe zusätzliche finanzielle Aufwände, wo ich schon beim zweiten Teil Ihrer Frage bin – der nach bisherigen Kosten.
Die Entwicklung von Medizinprodukten ist insgesamt eine eher kostspielige Angelegenheit, da es viele einzuhaltende Regularien und Normen gibt. Durch unser professionelles Gründerteam konnten wir zwar sehr viele Bereiche intern abdecken, aber natürlich nicht alle. Insgesamt flossen rund 1,5 Millionen Euro in die Entwicklung und Vollendung der Plattform, wovon circa 600.000 Euro vom österreichischen Forschungsförderungsfond (FFG) beigesteuert und circa 800.000 Euro Eigenmittel investiert wurden.
Wer ist die Zielgruppe von edupression.com?
edupression.com steht sowohl Patienten als Monotherapie, also wirksame Therapie für leichte bis mittelgradige Depression, aber auch jenen Patienten, Ärzten und Therapeuten zur Verfügung, die mit edupression.com gemeinsam an der Genesung arbeiten wollen. Diese Art von Zusammenarbeit bietet für alle Beteiligte ausschließlich Vorteile: Eine umfangreiche Psychoedukation bietet wichtige, therapiebegleitende Informationen, Ärzte und Therapeuten können jederzeit die Kennzahlen und Berichte einsehen und auch außerhalb der Therapiestunden mit Ihren Patienten einfach via Live-Chat in Kontakt bleiben. Wir möchten so vielen Menschen wie möglich helfen, weshalb edupression rund um den Globus verfügbar ist und sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch genutzt werden kann.
Bis Ende des Jahres soll edupression.com als System in Deutschland ins DIGA Register aufgenommen und direkt über die Krankenversicherung abgerechnet werden können.
Wie funktioniert edupression.com? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Um das Programm benutzen zu können, muss ein Zugang erworben werden. Damit kann der Patient dann bis zu 12 Monate entweder alleine oder mit einem Therapeuten edupression.com verwenden.
Die Vorteile liegen auf der Hand:
Direkter, einfacher, anonymer Zugang zu einem Therapieprogramm, das rund um die Uhr benutzt werden kann. Sämtliche Inhalte und auch das System an sich wurden auf Basis wissenschaftlicher Evidenz aufgebaut und bilden die empfohlenen, fachlichen Leitlinien ab (S3 Leitlinie Depression und NICE Guidelines). Damit können sich Patienten sicher sein, korrekte Informationen und Handlungsempfehlungen zu bekommen. Wir sind eben ein Kompass und ein sicherer Hafen für Patienten.
Was unterscheidet uns von anderen Anbietern? Ich denke es wäre einfacher und kürzer, die Frage zu beantworten, welche Gemeinsamkeiten es gibt.
Edupression.com ist wesentlich umfangreicher in den Inhalten, so viel offener für Interaktionen mit Ärzten und Therapeuten und reichhaltiger im Datenmaterial und dem Berichtswesen, das Patienten und Behandelnden zur Verfügung steht. Gleichzeitig sorgen unsere Gamification-Elemente für den nötigen Anreiz und Spannung, sodass die einzige Gemeinsamkeit mit anderen Online-Plattformen wohl ist, dass es auch die anderen Anbieter gibt, die im Depressionsbereich tätig sind.
edupression.com, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir wollen edupression.com als Plattform für depressive Patienten und deren Behandelnden etablieren. „Bei Depression edupression“ soll der gängige Wortlaut werden. Das wäre großartig und ein positiver Schritt in der Diagnostik und Behandlung von Depression.
Darüber hinaus wollen wir edupression.com auch in jenen Ländern den Menschen zur Verfügung stellen, die sich einen Zugang zur Plattform derzeit nicht leisten können. Für jeden verkauften Zugang zu edupression.com stellen wir Menschen in weniger entwickelten Ländern einen edupression-Zugang kostenlos zur Verfügung. Derzeit arbeiten wir hierfür mit Indien und Pakistan zusammen. Denkbar sind aber auch andere Länder und Kooperationen.
Geplant ist außerdem, neben den schon aktiven Sprachen Englisch und Deutsch weitere Sprachen beziehungsweise Märkte zu erschließen. Wir denken darüber nach, Lösungen für zusätzliche Krankheitsbilder, zum Beispiel Angststörungen, in unsere Systeme zu integrieren. Wir haben das fachliche Knowhow und durch unser verwendetes Baukastensystem wäre das auch einfach umsetzbar.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Mit Tipps bin ich immer etwas vorsichtig. Aus meiner Erfahrung heraus gibt es nicht den einen Weg, sondern viele Wege, die zum Ziel führen. Soviel sei gesagt: Neben einem fundierten Business-Konzept sind Durchhaltevermögen und ein großartiges Team jene Bausteine, die uns sehr geholfen haben.
Wir bedanken uns bei Daniel Amann für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder