Exazyme nutzt KI zur Optimierung der Enzym- und Proteinentwicklung, um Branchen wie Biotechnologie und Pharmazie effizienter zu gestalten
Stellen Sie sich und das Startup Exazyme doch kurz unseren Lesern vor!
Wir – auf dem Bild Chief Science Officer Dr. Jelena Ivanovska, CEO Dr. Ingmar Schuster und COO Philipp Markert – haben 2022 Exazyme gegründet. In unserer webbasierten Plattform setzen wir KI ein, um Enzym-/Protein-Variationen zu berechnen und somit die notwendigen, oft manuellen Tests in Labors wesentlich zu verringern. Damit unterstützen wir Kunden in den Bereichen Biotechnologie, Medizin, Landwirtschaft, Pharmazie und Chemie dabei, Proteine schneller, kosteneffizienter und effektiver zu optimieren.
Die Proteinentwicklung ist bisher ein aufwendiger, kostspieliger und äußerst langwieriger Prozess, der in einem 100 Milliarden Euro schweren Markt Anwendung findet. Exazyme ermöglicht es mit seiner KI-basierten Lösung, aus Milliarden möglicher Proteine schnell – mit etwa 100-mal weniger Experimenten – die beste Option für jede Anwendung zu identifizieren. Die KI wird mit Datensätzen trainiert, um die Eigenschaften neuer Proteinvarianten vorherzusagen. Dadurch können beispielsweise Proteine identifiziert werden, die Reaktionen besonders schnell katalysieren oder auch bei hohen Temperaturen arbeiten. Ein echter Game Changer!
Warum haben Sie sich entschlossen, ein Unternehmen zu gründen?
Wir sind überzeugt: Einige der größten Herausforderungen unserer Zeit – Krankheiten, Klimawandel, Food Security – lassen sich auf kleinster Ebene durch Biotech-Innovationen lösen. Und genau dabei wollen wir unsere Expertise rund um den Einsatz von KI sinnvoll einsetzen.
Was war bei der Gründung von Exazyme die größte Herausforderung?
Unser Produkt ist sehr spezifisch, die Biotech-Branche von großen Playern dominiert. Da einen Fuß in die Tür zu bekommen, war durchaus eine Herausforderung. Gelungen ist uns das aber durch unser Netzwerk aus Industrie und Wissenschaft. Und: Wir haben enorm davon profitiert, Teil des Accelerator-Programms von K.I.E.Z. – das Künstliche Intelligenz Entrepreneurship Zentrum – zu sein. Das ist eine Initiative zur Förderung von wissenschaftsnahen Unternehmensgründungen im Bereich Künstlicher Intelligenz, getragen von Science & Startups, dem Verbund der Gründungszentren der Berliner Universitäten. Über das Netzwerk von K.I.E.Z. konnten wir unter anderem auch unser Seed-Funding realisieren – mit KI-Koryphäe Richard Socher (AIX Ventures) und Atlantic Labs als Investoren.
Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?
Aber klar! Das Wichtigste ist, überhaupt erstmal zu starten. Mit den richtigen Leuten kann dann alles klappen. Gerade dank Initiativen wie K.I.E.Z., die sogar schon in der Ideation-Phase unterstützen, nimmt man schnell Fahrt auf.
Welche Vision steckt hinter Exazyme?
Wir glauben an KI, konkreter: maschinelles Lernen, um Chemie und Biotechnologie als Werkzeuge zum Wohle der Gesellschaft – und zum Meistern der großen Herausforderungen der Menschheit – zu nutzen. Wir entwickeln mit Exazyme entsprechende Instrumente und setzen sie verantwortungsvoll ein, um neue Möglichkeiten zum Schutz und zur Verbesserung des Lebens zu eröffnen, die über das hinausgehen, was wir uns derzeit vorstellen können.
Wer ist die Zielgruppe von Exazyme?
Wir bieten eine Plattform für Innovator:innen in den Bereichen Biotechnologie, Medizin, Landwirtschaft, Pharmazie und Chemie, die in der Industrie und im Wissenschaftsbetrieb die größten Herausforderungen der Menschheit meistern wollen.
Wie funktioniert Exazyme? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Exazymes KI-gestützter Ansatz kann die Anzahl der erforderlichen Experimente auf der Suche nach neuen, wirkungsvollen Enzym-/Protein-Variationen erheblich reduzieren und die Leistung von Proteinen im Vergleich zum aktuellen Stand der Technik steigern. Die von Exazyme entwickelten Proteine erreichen Leistungen, die weit über die der bisherigen Standardmethode Directed Evolution hinausgehen – eine Methode, für die Frances Arnold 2018 den Nobelpreis für Chemie erhielt.
Exazyme, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir wollen von unserem aktuellen Plattform-Ansatz, also dem Bereitstellen von Software für Firmen zur Proteinentwicklung, hin zur eigenen Proteinentwicklung gehen. Das bietet enormes Potenzial – und so können wir selbst noch stärker dafür sorgen, der Welt Lösungen für die großen Herausforderungen bereitzustellen.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Das wichtigste Merkmal von Gründer:innen ist Determination – die innere Stimme, die einem immer wieder auf den Weg der Entrepreneurship bringt, egal wie groß die Widerstände sein mögen. Anders gesagt: Niemals aufgeben und immer an die eigene Mission glauben! Außerdem ist ein diverses Gründerteam sehr wichtig, in dem unter anderem unternehmerische und fachliche Expertise kombiniert werden. Das hilft dann auch dabei, vom ersten Tag an holistisch aus der Sicht der Kunden zu denken und zu handeln, um die Produkte und Services nicht am Markt vorbei zu entwickeln.
Wir bedanken uns bei Dr. Jelena Ivanovska, Dr. Ingmar Schuster und Philipp Markert für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder