Sonntag, April 28, 2024
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Foodpunk bietet individuelle, wissenschaftsbasierte Ernährungsprogramme, um Menschen bei der Erreichung ihrer persönlichen Gesundheitsziele zu unterstützen

Stell dich und dein Startup Foodpunk doch kurz unseren Lesern vor. 

Ich bin Marina Lommel, studierte Ernährungswissenschaftlerin, passionierter Tech-Nerd und CEO von Foodpunk. Ich habe Foodpunk 2015 gegründet, da ich davon überzeugt war und bin, dass individuelle, wissenschaftsbasierte Ernährungsprogramme sehr vielen Menschen helfen können, ihre persönlichen (Gesundheits-)Ziele zu erreichen.

Warum hast du dich entschlossen, ein Unternehmen zu gründen?

Ich habe Ernährungswissenschaften an der TU München studiert und mich parallel intensiv mit Wissenschaftskommunikation (als Redaktionsleitung in einer studentischen Wissenschaftsredaktion und Redakteurin am Unimagazin) befasst. Außerdem habe ich meine Faszination und meinen Wissenshunger in Bezug auf das menschliche Gehirn in einem Labor zur Parkinsonforschung und mit Zusatzvorlesungen zu Neurogenetik und Neurobiologie gestillt. 

Die Faszination für die Macht der Ernährung wollte ich mit anderen Menschen teilen und Begeisterung für die spannende Welt der Biochemie wecken. So habe ich begonnen, über Biochemie zu bloggen. Nachdem meine Facebookseite 400 Follower erreicht hatte, habe ich meinen Job gekündigt und meine gesamte Arbeitszeit in den Aufbau meiner Website investiert. Schnell habe ich Anfragen zu Ernährungsplänen erhalten. Der Versuch, das manuell zu machen, hat schnell gezeigt, dass es sehr aufwändig und ineffizient ist, einen Ernährungsplan per Hand zu erstellen, wenn dieser hoch personalisiert sein und leckere Rezepte enthalten soll. Also habe ich den Prozess mit Excel-Algorithmen automatisiert und meine mehr als 1.000-zeilige Exceltabelle hat dann rund 40 Stunden Aufwand eines Ernährungsberaters in unter zwei Minuten übernehmen können.

Das war der Beginn unseres Angebots personalisierter Ernährungspläne, die sich mittlerweile von meiner Excel-Tabelle und Word-Ernährungsplänen ohne Fotos über grafisch ansprechende PDF-Ernährungspläne weiter zu einer App und einer Software für Fachanwender entwickelt haben.

Was war bei der Gründung von Foodpunk die größte Herausforderung?

Ich habe das nicht als Herausforderung empfunden, aber manchmal sagen mir andere Menschen, ich hätte ein großes Durchhaltevermögen. Ich bin „all in“ gegangen, habe mein sicheres Einkommen aufgegeben und 100 Stunden jede Woche an meinen Kalkulationen, dem Branding, den Inhalten, den Rezepten etc. gearbeitet. Nach sechs Monaten habe ich dann zum ersten Mal zwei Euro Umsatz gemacht. 

Ein Jahr später waren es 150.000 € (ohne Kosten, denn nur mein Laptop und ich waren der Einsatz). 

Durchhaltevermögen war über die Jahre definitiv immer wieder nötig und auch nach neun Jahren ist noch etwas davon übrig – auch, wenn ich mich wie die Märchenoma im Startup-Land fühle, wir mittlerweile 40 feste und freie Mitarbeiter haben und uns eher als Scale-up definieren. 

Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?

Definitiv ja – und das ist wichtig. Schnell eine erste Version an echte Kunden bringen und mit dem Feedback weiterarbeiten. Je größer der Kundenstamm wird, je älter und professioneller, desto besser sollten Launches aber vorbereitet sein. 

Welche Vision steckt hinter Foodpunk?

2/3 der Erkrankungen, die ein Hausarzt tagtäglich sieht, wären durch gesunden Lebensstil vermeidbar. 70 Milliarden Euro jährlich zahlen die Krankenkassen für die Behandlung ernährungs-mitbedingter Erkrankungen. 

Wir wollen Begeisterung für gesunde Ernährung wecken, das Narrativ in der Gesellschaft verändern. Wir wollen gesunde Ernährung als Präventionstool etablieren und nicht als etwas, das man „mal für eine Diät macht“. 

Wir wollen gesunde, personalisierte Ernährung leichter zugänglich, verständlich und zeitgemäß gestalten und damit die Gesellschaft und das Wohlbefinden jedes einzelnen verbessern. Wir gestalten die Zukunft der Ernährung aktiv mit und wollen unseren Beitrag leisten, die Welt zum Positiven zu verändern.

Wer ist die Zielgruppe von Foodpunk?

Im B2C-Bereich nutzen vor allem Frauen, die sich gesünder ernähren möchten, oft mit Familien, unsere App: Für mehr Energie, leichteres Abnehmen und ein längeres, gesundes Leben. 

B2B haben wir über 200 Partner aus den Bereichen Ernährungsberatung und Personal Training, sowie Kliniken und Ärzte, die unsere Ernährungslösung für ihre Kunden nutzen. Ein neuer großer Partner ist auch die AOK PLUS, die über eine API unsere Software ihren Versicherten in der eigenen App anbietet.

Wie funktioniert Foodpunk? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet dich von anderen Anbietern?

Der Kunde füllt zu Beginn einen Fragebogen mit wichtigen Angaben zur Personalisierung aus. Dabei kann er z.B. 700 Zutaten ausschließen und 70 Ernährungsweisen, Allergien, Intoleranzen kombinieren. Ein Ernährungsplan, der einfach „nur“ beim Abnehmen helfen soll? Kein Problem. Ein Ernährungsplan für Sportler zum Muskelaufbau? Kein Problem. Aber auch ein Ernährungsplan für eine Person, die histaminarm essen möchte, auf Gluten und Milch verzichtet und keinen Fisch verzehrt, außer frischen Lachs, Tomaten nicht gekocht aber roh, lässt sich kinderleicht mit Foodpunk umsetzen. 

 Mit dem höchsten Grad an Individualisierung und einer hauseigenen Rezeptredaktion, die über 7.000 Rezepte in Zusammenarbeit mit unseren Ernährungswissenschaftlern erstellt hat, sind Millionen unterschiedlicher Ernährungspläne möglich. Zusätzlich erarbeitet unsere Redaktion laufend neue Inhalte, Kurse und mehr. 

Wo geht der Weg hin? Wo siehst du dich und Foodpunk in fünf Jahren?

Wir schlagen einen bedeutenden Weg in den B2B Markt ein und eröffnen im März 2024 das erste Zentrum weltweit für personalisierte Ernährung und Technologie, das PNT Center (Personalized Nutrition Technology). Das PNT Center ist ein Think Tank und Veranstaltungsort, in dem Software- und Ernährungswissenschaftler gemeinsam innovative Lösungen für die Digitalisierung der Ernährungsmedizin erarbeiten und in dem wir Begegnungen und Netzwerke für Fachkreise und Verbraucher ermöglichen. 

 In fünf Jahren ist unsere Software die Basis der meisten Angebote im Bereich personalisierte Ernährung weltweit, egal ob bei selbstständigen Ernährungsberatern oder großen Krankenkassen.

Welche drei Tipps würdest du angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

1. Mach es nicht fürs Geld. Sonst ist der Burnout nicht weit. Schaffe Werte und das Geld wird kommen.

2. Liebe Mathe und Excel oder hol dir schnell einen Zahlenmenschen ins Unternehmen.

3. Lerne einstellen und kündigen. Nicht jeder Mensch passt in jedes Unternehmen. Manche Menschen blühen in einer sicheren Konzernumgebung mit vorgegebenen, engen Aufstiegschancen eher auf als in einem schnellen und agilen Startup-Umfeld. Manchmal sind Menschen auch nur für ein paar Jahre Wegbegleiter und das ist nicht schlimm. The people who bring you from 0-10 are not the people who bring you from 10-100.

Wir bedanken uns bei Marina Lommel für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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