Mittwoch, April 2, 2025
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KI versus Ghostwriter – Wer schreibt die Sachbuch-Bestseller?

Von einem Ghostwriter, der das Schreiben liebt – und die KI kennt.

Die neue Realität des Schreibens

Die Künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben. In den letzten Jahren hat sie sich rasant entwickelt – besonders im Bereich des Schreibens. Ob Blogartikel, Werbetexte oder sogar ganze Bücher: KI-Tools wie ChatGPT, Jasper oder andere können heute Inhalte generieren, die auf den ersten Blick beeindruckend wirken und auf Knopfdruck umgesetzt werden können. Viele fragen sich daher zurecht: Braucht es da überhaupt noch menschliche Ghostwriter?

Ich sage: Ja, mehr denn je. Warum? Weil sich der Unterschied nicht nur in der Qualität der Texte zeigt, sondern vor allem in der Tiefe der Botschaft, im Gefühl und in der Fähigkeit, wirklich zuzuhören und das Buch im Prozess besser zu machen. Nach über 40 Buchprojekten – von Sachbüchern über Biografien bis hin zu Business-Ratgebern – weiß ich, worauf es beim Schreiben wirklich ankommt. Und genau hier stößt die KI oft an ihre Grenzen.

Was kann KI wirklich – und was nicht?

Sie werden vermutlich Ähnliches berichten können: Die KI kann schnell recherchieren, gute Formulierungen vorschlagen, stilistische Varianten anbieten und sogar Gliederungen für Bücher erstellen. Für viele Erstentwürfe ist das praktisch – keine Frage – auch ich arbeite auf diese Weise mit ihr. Sie hilft mir vor allem dabei, einen thematischen Rahmen abzustecken.

Aber die KI versteht nicht. Sie spürt nicht. Sie denkt nicht in Zusammenhängen, die biografisch, emotional oder strategisch geprägt sind. Und sie stellt vor allem keine richtigen Fragen. Wenn ich mit Kunden an einem Projekt arbeite, dann sind es aber genau diese – oftmals unorthodoxen – Fragen, die das Buch so viel besser machen.

Ein guter Ghostwriter ist mehr als ein Texter: Er ist Sparringspartner, Coach, manchmal sogar Therapeut. Er hört zu, fragt nach, erkennt Muster in der Lebensgeschichte eines Autors oder der Positionierung eines Unternehmens – und bringt diese in eine kraftvolle, einzigartige Sprache. Die Künstliche Intelligenz stößt hier unweigerlich an Grenzen.

Die unsichtbare Kunst des Ghostwritings

In meinen Projekten geht es selten nur um Worte. Es geht um Identität und um Ausrichtung. Um das Herausarbeiten einer Stimme, die so klingt, als hätte der Autor sie selbst gefunden – nur besser. Das ist eine stille Kunst, die Feingefühl, Erfahrung und Menschenkenntnis verlangt. Ich liebe den Moment, wenn mir Kunden beim Lesen der ersten Zeilen durch mich Tränen in den Augen haben, weil ich ihre Intention so gut in Worte fassen konnte.

Ein Beispiel: In einem meiner letzten Projekte ging es um die Autobiografie eines ehemaligen Top-Managers. Die KI hätte seine Karriere sachlich korrekt beschreiben können – keine Frage. Aber sie hätte nie gespürt, was diesen Mann nachts wach gehalten hat. Nie erkannt, welche Hürden er überwinden musste – oder wie viel Mut es brauchte, sich verletzlich zu zeigen. All das fließt in einen Ghostwriting-Prozess ein – Wort für Wort, zwischen den Zeilen.

Warum Menschen Bücher schreiben – und keine Maschinen

Ein Buch ist mehr als ein Content-Produkt. Es ist ein Vermächtnis, das über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte Wirkung entfalten kann. Ein Ausdruck von Persönlichkeit, von Haltung, von Erfahrung. Wer ein Buch schreiben will – sei es für die Positionierung als Experte, als Geschenk für die Familie oder als Manifest seiner Ideen – hat meist ein tiefes Bedürfnis: Gehört und verstanden zu werden.

Die KI kann schreiben – aber nicht mitfühlen. Sie kann sortieren – aber nicht bewerten. Und sie kann imitieren – aber nicht berühren.

Das bedeutet nicht, dass sie keinen Platz im Schreibprozess hat. Doch der Mensch bleibt im Fokus. Ein guter Ghostwriter ist jemand, der sich gut in den anderen hineinversetzen kann. Manchmal verstehe ich meine Auftraggeber besser als sie selbst und kann so das Buchprojekt massiv verbessern. Die KI-Mensch-Schranke – wie ich dies gern bezeichne – verhindert dies bei der Beauftragung einer Maschine. Dem Buch fehlt der Weitblick und die Seele.

Die Zukunft: Mensch und Maschine im Zusammenspiel

Ich bin kein Technikgegner – im Gegenteil. KI kann Ghostwritern helfen, effizienter zu arbeiten. Sie kann Ideen generieren, Schreibblockaden auflösen und Zeit sparen bei repetitiven Aufgaben. In meinen Projekten ist KI ein nützliches Werkzeug – aber nie der Architekt des Buches. Die Kommunikation von Mensch zu Mensch ist das, was ein Sachbuch so großartig macht, nicht das Drücken eines Knopfes.

Der Unterschied liegt im Warum: KI schreibt, weil sie programmiert wurde. Ghostwriter schreiben, weil sie verstehen. Weil sie den roten Faden erkennen. Weil sie wissen, wann es Zeit ist, zwischen den Zeilen zu sprechen – oder gezielt zu provozieren. Sich selbst, den Kunden und den Leser.

Fazit: Es geht nicht um entweder-oder, sondern um Qualität

Die KI verändert die Contentproduktion für immer – das ist unbestritten. Aber sie ersetzt nicht das tiefe, empathische, kreative Handwerk eines erfahrenen Ghostwriters. Wer ein echtes Buch schreiben will – eines, das bleibt, das bewegt, das wirkt – braucht mehr als gute Formulierungen. Er braucht einen Partner, der seine Geschichte versteht und sie in Worte verwandelt, die treffen und den Leser berühren in der Tiefe.

Ghostwriting ist keine Massenproduktion. Es ist Maßarbeit. Und auch wenn die KI viel kann – sie wird nie die Fähigkeit besitzen, wirklich zuzuhören, zu fühlen und auf den Punkt zu bringen, was einen Menschen oder eine Marke einzigartig macht.

Ich freue mich auf eine Zukunft, in der KI und Ghostwriter gemeinsam Großes schaffen. Doch die Seele des Schreibens – die bleibt menschlich.

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.
Michael Jagersbacher
Michael Jagersbacherhttps://www.michaeljagersbacher.com/
Michael Jagersbacher ist Autor, Ghostwriter von über 40 Sachbüchern und Herausgeber der Magazine www.steirische-wirtschaft.at, www.welt365.de  und www.creditanstalt.co.at und Co-Founder von https://www.faninvest.com/
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