Mittwoch, Oktober 30, 2024
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Netzwerken und die Augen offen halten!

heat_it Smartphone Add-on zur sekundenschnellen Behandlung von Insektenstichen

Stellen Sie sich, das Startup und den heat_it kurz unseren Lesern vor!

Ich bin Lukas Liedtke, Ingenieur und Mitgründer der Kamedi GmbH, einem Medizintechnik Start-up aus Karlsruhe.

Wir vier Gründer (Armin Meyer, Stefan Hotz, Christof Reuter und ich) haben zusammen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) studiert und sind durch das gemeinsame einjährige Auslandsstudium in den USA und verschiedene Projektarbeiten eng zusammengewachsen.

Bei Outdoor Aktivitäten im Sommer genervt von Mücken- und Wespenstichen, lernten wir 2016 die Behandlung mittels therapeutischer Hyperthermie – künstlich erzeugte Temperaturerhöhung – kennen. Das Wirkprinzip hat uns überzeugt, allerdings nicht die verfügbaren Produkte. 

Zu klobig, nie mit dabei und unflexibel. Also warum nicht das Smartphone nutzen, um einen solchen Stichheiler zu steuern, mit Energie zu versorgen und Zusatzfunktionen zu ermöglichen? So haben wir uns entschlossen für einen Studierendenwettbewerb des VDE (COSIMA 2017) den heat_it zu entwickeln. Ein Smartphone Add-on zur sekundenschnellen Behandlung von Insektenstichen.

Seit Oktober 2018 sind wir offiziell gegründet als Kamedi GmbH. Wir sitzen derzeit am Institut für Mikrostrukturtechnik des KIT und im CyberLab Accelerator in der Hoepfnerburg in Karlsruhe. Noch ist der heat_it nicht verfügbar aber wir arbeiten hart daran.

Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?

Auch durch das prägende USA Studium waren wir generell gründunginteressiert. 2018 kam dann alles zusammen. Wir hatten ein gutes Produkt als Prototypen vorliegen, einen überzeugenden Businessplan, motivierte Teammitglieder mit absehbarem Studienabschluss und wollten einfach selber, dass der heat_it für jeden verfügbar wird. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ war sicher die rhetorische Frage, die die wenigen Zweifel schnell aus dem Weg geräumt hat.

Welche Vision steckt hinter heat_it?

Ein sicheres und praktisches Produkt zu entwickeln, was jedem eine entscheidende Sorge im Sommer nehmen wird: juckende Mücken- und schmerzende Wespenstiche. Als junges Karlsruher Ingenieurteam arbeiten wir an einem hochwertigen Produkt, welches zum Alltagsbegleiter werden soll. Auch auf die Gefahr hin ein überstrapaziertes Wort zu verwenden, soll der heat_it nachhaltig werden: robustes Design und geringer Ressourcenverbrauch in Produktion, Verpackung, Vertrieb und Betrieb. Es fällt beispielsweise kein wiederkehrender Verpackungsmüll an, eine Anwendung verbraucht nur etwa 0,2 % des Handyakkus und keine zusätzlichen Batterien werden benötigt.

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Zunächst stand die Realisierung, also der Proof-of-concept im Mittelpunkt. Dabei mussten wir uns in neue Themengebiete einarbeiten, das war jedoch alles gut neben dem Studium möglich.

Als Medizinprodukt unterliegt der heat_it und unser ganzes Unternehmen strengen Auflagen. Die Patientensicherheit hat schließlich höchste Priorität. Der Aufbau eines entsprechenden Qualitätsmanagementsystems und anschließend die konforme Entwicklung sind aufwendig. Es war eine große Herausforderung hier den richtigen Weg einzuschlagen, aber wir sind sehr glücklich über die getroffene Wahl und die bisherige Entwicklung unseres Start-ups.

Auch wenn sich rückblickend die Kosten in Grenzen halten, war der private finanzielle Einsatz für die technische Entwicklung, Patentanmeldung und Unternehmensgründung als Ausgabe im Studium mit ungewissem Ausgang keine ganz einfache Sache. Mittlerweile sieht es deutlich besser aus, wir erhalten über das KIT derzeit das Exist-Gründerstipendium, ein Förderprogramm des Wirtschaftsministeriums, welches uns in den ersten 12 Monaten eine gute finanzielle Grundlage bietet. Die weitere Finanzierung wollen wir über Business Angel und eine Crowdfunding Kampagne sichern. Wer als einer der Ersten den heat_it nutzen und uns unterstützen möchte, kann sich in unseren Verteiler eintragen, mehr erfahren und von besonderen Angeboten profitieren.

Wer ist die Zielgruppe von heat_it?

Zielgruppe sind Personen die ein Smartphone besitzen und von Insektenstichen betroffen sind, also ein Großteil der Bevölkerung. Ob beim entspannten Ausflug zum Badesee oder beim Wandern, ob im Garten am Kaffeetisch oder auf Kanutour: Insektenstiche erwischen einen überall und mit dem heat_it hat man die passende Abhilfe griffbereit. Gerade Kinder und empfindliche Personen werden besonders von der Kombination aus Smartphone und heat_it profitieren können.

Wie funktioniert heat_it? Wo liegen die Vorteile?

Der heat_it ist ein Add-on für das Smartphone um Insektenstiche zu behandeln. Er ist so robust und kompakt, dass man ihn immer zu Hand hat, gerade bei Aktivitäten im Freien. Im Bedarfsfall wird er vom Schlüsselbund genommen und in das Smartphone gesteckt. Über unsere App lässt sich die Behandlung individuell bspw. nach Stichursache (Mücke, Wespe etc.) und Empfindlichkeit einstellen und er funktioniert ausschließlich mit Wärme, also ohne Chemie. So ist er perfekt auch für Kinder geeignet.

Wie ist das Feedback?

Positives Feedback und echtes Kundeninteresse waren ausschlaggebende Faktoren in der Entscheidung zu Gründen. Auch kritisches Feedback schätzen wir sehr, da man gerade dadurch herausgefordert wird seine eigenen Annahmen zu überdenken, um nicht das perfekte Produkt aus Ingenieursperspektive sondern aus Kundensicht zu entwickeln.

Interessenten denen das Wirkprinzip bekannt ist sind oft begeistert. Wir bekommen häufig Anfragen von Kindergärtnerinnen, Reisenden oder Ärzten, die vom heat_it gehört haben und das Produkt gerne einmal ausprobieren möchten, was derzeit leider noch nicht möglich ist. Bei Personen die von dem Wirkprinzip noch nichts gehört haben, muss man etwas mehr Überzeugungsarbeit leisten. Nach Markteinführung sind wir zuversichtlich, dass der Nutzen des heat_it für sich sprechen wird.

heat_it, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Wir wollen mit dem heat_it im nächsten Frühjahr auf den deutschen Markt kommen und hoffen im Anschluss auch international erfolgreich zu werden. Als junges innovationsstarkes Medizintechnik Start-up mit enger Anbindung an die Universität wollen wir auch weitere Produkte auf den Markt bringen.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Sich frühzeitig mit Gründen im Allgemeinen auseinanderzusetzen. Vielleicht ist es nicht für jeden das Richtige aber sich mit der Szene zu beschäftigen, bei den vielfältigen Events mit Gründern in Kontakt zu kommen oder vielleicht einmal ein Praktikum in einem Start-up zu absolvieren lohnt sich garantiert. Und wenn man begeistert ist, loslegen!

Netzwerken und die Augen offen halten. Es gibt eine fast unüberschaubare Anzahl an Unterstützungsmöglichkeiten in der Frühphase: tolle Businessplanwettbewerbe, Pitch-Contests, Beratungsangebote und und und. Ein umfassendes „Paket“ an Leistungen erhält man über die Aufnahme in einen Accelerator. Uns hilft die Mitgliedschaft im CyberLab Accelerator in Kalsruhe und im Life Science Accelerator des Landes Baden-Württemberg extrem.

Das Team ist das Entscheidendste! Innerhalb des Teams muss offen kommuniziert werden können über Bedürfnisse, Stärken & Schwächen und Empfindsamkeiten. Nur wenn eng und vertrauensvoll zusammen gearbeitet wird, können die vielfältigen Herausforderungen bewältigt werden, die einen bei der Gründung eines Start-ups erwarten.

Bildquelle CyberForum

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Lukas Liedtke für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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