Montag, November 4, 2024
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Wie ein gesundheitlicher Wendepunkt den Weg zur Gründung ebnete

Darmwunder unterstützt Menschen mit chronischen Verdauungsproblemen durch einen ganzheitlichen Ansatz, der Nervensystem, Emotionen und Ernährung in einem 6-monatigen Programm kombiniert

Könnten Sie uns zu Beginn ein wenig über Ihre persönliche Geschichte erzählen? Wie sind Sie von einer Karriere bei der Polizei zu Ihrer heutigen Rolle als Gründerin von Darmwunder gekommen?

Polizistin zu werden war mein Traumberuf und daran hat sich während meiner Ausbildung auch nichts geändert. Meine gesundheitlichen Probleme begannen mit dem Eintritt in den Schichtdienst, einem Umzug und einer nicht auskurierten Grippe. Ich bekam Verdauungsprobleme, die mich stark einschränkten und entwickelte weitere Beschwerden wie Hautprobleme, Schwindel, starkes Kälteempfinden und Schlaflosigkeit. Im Laufe der Zeit wurden diese Beschwerden chronisch. Ich konsultierte zahlreiche Ärztinnen und Ärzte und erhielt eine Vielzahl an Diagnosen. Die verschriebenen Medikamente und Behandlungen schlugen allerdings nicht an. Mehrfach wurde ich mit dem Satz „Damit müssen Sie jetzt leben“ konfrontiert.

Da ich meine Situation nicht akzeptieren wollte, begann ich mit einer Ernährungsumstellung. Es ging mir besser, allerdings manifestierte sich ein neues Problem: Ich entwickelte regelrecht Ängste vor bestimmten Lebensmitteln. Daraufhin vollendete ich, neben einer Coaching-Ausbildung, verschiedene Fortbildungen unser Nervensystem betreffend.  und lernte, wie Körper und Geist zusammengehören. Mit meinem neuen Wissen um die Komplexität des menschlichen Körpers und seinen vielschichtigen Bedürfnissen konnte ich mir endlich helfen. 

Mein Wissen gab ich zunächst in 1:1-Coachings weiter und 2023 gründete ich das Unternehmen Darmwunder. Heute unterstützen mein 10-köpfiges Team und ich Betroffene mit einem ganzheitlichen Ansatz im Rahmen eines 6-monatigen Programms. 

Was ist die Kernvision von Darmwunder und wie wollen Sie diese Vision in den nächsten Jahren verwirklichen?

Meine Kernvision ist die Schaffung eines breiten Bewusstseins in der Gesellschaft für die enge Verbindung zwischen Psyche und Körper bei Verdauungsbeschwerden. Ich bin fest davon überzeugt, dass niemand mit chronischen Verdauungsproblemen oder Symptomen ohne Ursache leben muss. Die Fähigkeit zur Wahrnehmung der Sprache des Körpers kann jede und jeder von uns wieder lernen. 

Durch Produkterweiterungen, zusätzlich zum bereits bestehenden Darmwunder-Programm, möchte ich möglichst vielen Betroffenen helfen. Mein Ziel ist es, in den kommenden Jahren über 10.000 Menschen auf ihrem Weg zur Gesundheit zu begleiten. 

Ihr Ansatz umfasst die Bereiche Nervensystem, Emotionen und Ernährung. Warum ist es so wichtig, diese drei Elemente gemeinsam zu betrachten, wenn es um chronische Verdauungsprobleme geht?

Bei einer Vielzahl von Betroffenen ist das gesamte Körpersystem durch ein dysreguliertes Nervensystem bereits aus der Balance geraten, was zu chronischen Beschwerden geführt hat. Um die Grundlage für ein gesundes Leben zu schaffen, ist es wichtig, die Zusammenhänge zwischen Stress, Trauma und chronischen Darmproblemen zu verstehen. Um die Ursachen für die Probleme zu finden, spielen auch die Emotionen eine entscheidende Rolle, da sie maßgeblich die physische Gesundheit beeinflussen. Denn werden Emotionen unterdrückt, manifestieren sie sich in körperlichen Symptomen.

Menschen, die unter chronischen Verdauungsproblemen leiden, drehen meistens nur an einer einzigen Stellschraube: der Ernährung. Auch wir schauen auf diesen Punkt im Darmwunder-Programm, aber in den meisten Fällen reicht es nicht aus, diesen Punkt gesondert zu betrachten.  Aus den oben genannten Gründen haben wir deshalb auch immer das Nervensystem und die Emotionen im Blick. Dieser ganzheitliche Ansatz ist das Besondere an unserer Arbeit.

Wie würden Sie die Zielgruppe von Darmwunder beschreiben? Welche speziellen Bedürfnisse haben diese Menschen, und wie stellt Ihr Programm sicher, dass diese erfüllt werden?

Unsere Zielgruppe ist heterogen und umfasst alle Alters- und Geschlechtergruppen. Denn chronische Verdauungsprobleme sind kein Thema des Alters oder Geschlechts. Die meisten Betroffenen haben bereits eine Odyssee an Arztbesuchen und Behandlungen hinter sich, ohne dass eine Besserung ihrer Beschwerden eingetreten wäre. 

Die Bedürfnisse der Menschen, die an unserem Programm teilnehmen, sind sehr unterschiedlich. Allerdings haben alle Körper die gleichen Bewältigungsstrategien und Reaktionen auf Stress. Bei Darmwunder lernen die Teilnehmenden die Zusammenhänge zwischen den drei Bereichen Nervensystem, Emotionen und Ernährung genau kennen. Wir geben ihnen das nötige Wissen und die richtigen Werkzeuge an die Hand, um sich eigenverantwortlich und selbstwirksam zu helfen. Darüber hinaus arbeiten in meinem Team Menschen mit unterschiedlichen Expertisen, die den Teilnehmenden bei individuellen Fragen zur Seite stehen. So können wir die Menschen an unterschiedlichen und individuellen Punkten in ihrem Leben abholen.

Es gibt viele Programme und Ansätze im Bereich der Darmgesundheit. Was unterscheidet Darmwunder von anderen Angeboten auf dem Markt?

Darmwunder setzt den Fokus auf einen ganzheitlichen Ansatz. Mein Team und ich wissen, dass es nicht die eine Sache gibt, die zu chronischen Problemen führt, sondern das Körper und Psyche als Ganzes betrachtet werden müssen. 

Unser Ziel ist es, ein tiefgreifendes Verständnis für diesen Zusammenhang zu vermitteln, weshalb wir intensiv mit dem Nervensystem arbeiten. Dabei werde ich von einem Team von Expertinnen unterstützt, sodass wir verschiedene Bereiche abdecken können. Unsere Teilnehmenden werden während des Programms von uns persönlich betreut und erhalten neben dem richtigen Wissen die passenden Werkzeuge, um ihr Leben zu verändern. Ein sehr wichtiger Unternehmenswert von Darmwunder ist in diesem Zusammenhang Ehrlichkeit. Wir versprechen keine „Heilung“ nach der Teilnahme oder nach bestimmten Veränderungen. Wir erzählen ehrlich unsere eigenen Geschichten und ermutigen die Teilnehmenden, ihr Leben selbstwirksam nachhaltig zu verändern. 

Welche Herausforderungen haben Sie als Gründerin von Darmwunder bisher erlebt und wie haben Sie diese gemeistert?

Meine größte Herausforderung zu Beginn meiner Gründung war die Tatsache, dass in meiner Familie niemand selbstständig war und mir hier ein wichtiger Austausch fehlte. Hinzu kam die finanzielle Unsicherheit, die ich so nicht kannte, da ich aus einem vermeintlich sicheren Beamtenjob heraus gegründet habe. Es ist nicht immer leicht, weiterzumachen und immer wieder aufzustehen, wenn Zweifel aufkommen. Vor allem in Phasen, in denen es nicht so gut läuft.

Ich habe eine große Vision und keinen Plan B. Beides hilft mir, an mich zu glauben und durchzuhalten. Mittlerweile bin ich auch keine Einzelkämpferin mehr, sondern habe mir für verschiedene Bereiche professionelle Unterstützung geholt. Wenn der Stress überhandnimmt, dann gehe ich einen Schritt nach dem anderen, anstatt mich Zweifeln und Zukunftsängsten hinzugeben. Mein Motto, das mir auch heute noch durch herausfordernde Phasen als Unternehmerin hilft: „Better done than perfect“. Ohne dieses Motto gäbe es Darmwunder heute nicht. 

Die Psyche spielt eine zentrale Rolle in Ihrem Ansatz. Welche psychologischen Aspekte sind besonders wichtig für Menschen mit chronischen Verdauungsbeschwerden?

Die Psyche spielt eine entscheidende Rolle bei chronischen Verdauungsbeschwerden, da Emotionen wie Stress, Angst und Wut das Nervensystem dauerhaft aktivieren können. Dies beeinflusst direkt die Darm-Hirn-Achse und führt zu einer Verschlechterung der Verdauung. Besonders wichtig sind emotionale Blockaden und unbewältigter Stress, die über das autonome Nervensystem auf den Darm wirken. Unser Ansatz betont die Regulierung des Nervensystems, um den Körper wieder in Balance zu bringen und sowohl emotionales als auch körperliches Wohlbefinden zu fördern.

Mit einem 10-köpfigen Team sind Sie in relativ kurzer Zeit gewachsen. Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung von Darmwunder? Gibt es Pläne, das Team oder die Dienstleistungen weiter auszubauen?

Mir war es von Anfang an wichtig, ein Programm zu schaffen, das wirklich ganzheitlich helfen kann. Deshalb war es für mich unerlässlich, ein Team von Expertinnen aufzubauen. In Zukunft möchte ich das Team mit weiteren festen Mitarbeitenden verstärken. Außerdem werden wir die Produktpalette weiter ausbauen. Zum einen wollen wir Betroffenen einen niederschwelligen Einstieg ermöglichen und auch Menschen ansprechen, die vorbeugen wollen. Auch eine eigene App ist in Planung. 

Viele Menschen scheuen sich, über Verdauungsprobleme zu sprechen. Wie gehen Sie mit diesem Tabu um, und wie schaffen Sie es, das Thema öffentlich zugänglicher zu machen?

Ich persönlich bin ein sehr offener Mensch und habe meine Verdauungsprobleme nie als Tabuthema betrachtet. Es sind übrigens vor allem wir Frauen, die das Thema Verdauung als schambehaftet empfinden. Durch den offenen und transparenten Austausch bei Darmwunder brechen wir die Scham und die Scheu, darüber zu sprechen. Allein das Wissen und das Bewusstsein, dass man mit seinen Problemen nicht allein ist, hilft vielen Betroffenen, sich zu öffnen. 

Was würden Sie anderen Gründerinnen und Gründern raten, die sich ebenfalls auf dem Gebiet der Gesundheit oder eines stark regulierten Marktes bewegen?

Wer im Gesundheitsbereich erfolgreich gründen will, sollte authentisch sein und offen über die eigenen Erfahrungen berichten – wenn er oder sie diese erlebt hat. Darüber hinaus sollte sich jede Gründerin und jeder Gründer mit der Gesetzeslage auseinandersetzen und die Richtlinien kennen. Eine absolut transparente Kommunikation, dass ein gesundheitliches Programm keine ärztliche Betreuung oder Therapie ersetzt und keine Diagnosen stellt, ist zudem unerlässlich. 

Sie haben eine große Reichweite auf Social Media. Wie wichtig war diese Plattform für den Aufbau von Darmwunder und wie nutzen Sie sie, um Ihre Zielgruppe zu erreichen?

Ohne meinen Instagram-Account gäbe es Darmwunder heute nicht. Dort habe ich angefangen, meinen Heilungsprozess zu teilen und mich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Der wachsende Account hat mir gezeigt, wie groß der Bedarf an dem Thema ist. Heute teile ich auf meinem Instagram Account mein Wissen in Kurzform. Er dient dem Aufbau einer Community und der Kundengewinnung. 

Zum Abschluss: Wo sehen Sie Darmwunder in fünf Jahren und welche großen Ziele möchten Sie bis dahin erreicht haben?

Mein Ziel ist es, Darmwunder zu einem stabilen Remote-Unternehmen aufzubauen, mit Mitarbeitenden, die eine gesunde Work-Life-Balance leben können. Außerdem plane ich, die Produktpalette zu erweitern und dabei die bisherige Qualität der Produkte beizubehalten. 

Ich möchte, dass Darmwunder von Ärztinnen und Ärzten empfohlen wird, wenn sie vermeintlich gesunde Patientinnen und Patienten mit Verdauungsbeschwerden haben, bei denen keine Ursache gefunden werden kann oder keine Behandlung anschlägt. Ich persönlich hätte mir als Betroffene eine solche Empfehlung sehr gewünscht.

Bild: Jana Müller (c) Alexandra-Maria-Fotografie

Wir bedanken uns bei Jana Müller für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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