iuvando innovative Therapien für Patienten mit Krebs
Stellen Sie sich unseren Lesern doch bitte kurz vor!
iuvando ist eine digitale Patientenplattform mit dem Ziel, an Krebs erkrankte Menschen über innovative Behandlungsformen im Rahmen klinischer Studien zu informieren. Dabei erhalten Krebspatienten in Abhängigkeit von ihrer jeweiligen Erkrankungssituation einen personalisierten Suchbericht, der aktuell angebotene Studientherapien zusammenfasst und so das therapeutische Spektrum für Patient und behandelnden Arzt erweitern kann.
Jedes Jahr kommt eine Vielzahl neuer, vielversprechender Medikamente in der Krebsmedizin zur Anwendungsreife. Für etliche Patienten kommt die Zulassung dieser Medikamente jedoch zu spät. Die Philosophie von iuvando wird von der Vision geleitet, innovative Therapieverfahren bereits während der klinischen Erprobung für alle Krebspatienten erreichbar zu machen und dabei dem Patienten ein Stück Initiative zurückzugeben („Patient Empowerment“).
Warum haben Sie sich entschieden ein Startup zu gründen?
Während unserer klinischen Tätigkeit als Ärzte in der Krebsmedizin sind wir auf folgendes – noch ungelöste – Problem aufmerksam geworden: Patienten, die nach Durchlaufen mehrerer etablierter Therapien unter einer fortschreitenden Erkrankung leiden, haben oft nur noch mit neuen, noch nicht zugelassene Krebsmedikamenten eine Aussicht auf ein Therapieansprechen. Diese Medikamente werden im Rahmen klinischer Arzneimittelstudien an bestimmten Studienzentren angeboten. Für Patienten geht es dann um einen Gewinn an Lebensqualität und Lebenszeit. Viele Patienten haben auch in dieser Situation einen ausgeprägten Therapiewunsch, sie finden passende Studien aber häufig nicht, weil sie oder ihr behandelnder Arzt schlicht keine Kenntnis davon hat, welche Studien aktuell an den nächstgelegenen Studienzentren angeboten werden.
All diesen Patienten möchten wir mit iuvando eine Tür öffnen. Grundsätzlich werden alle neuen Krebsmedikamente zunächst nur im Rahmen klinischer Studien an bestimmten Studienzentren, z.B. Universitätskliniken, angeboten. Viele Patienten, die nicht ohnehin an einem Studienzentrum behandelt werden, erfahren nicht von dieser Möglichkeit. Für ihre behandelnden Ärzte ist das sich täglich ändernde Studienangebot inzwischen unüberschaubar geworden.
Patienten können sich direkt über das Internet an iuvando wenden und erhalten einen personalisierten Suchbericht, der alle klinischen Studien benennt, in die sie mit ihrer individuellen Krankheitsgeschichte eingeschlossen werden können und die in ihrer Nähe verfügbar sind. Im Anschluss beraten Patienten zusammen mit ihrem behandelnden Arzt, ob eine Studienteilnahme möglich und medizinisch sinnvoll ist.
Wie lange hat es von der Idee bis zum fertigen Produkt gedauert?
Wir haben etwa ein halbes Jahr darauf verwendet Prozesse zu entwickeln, die die unterschiedlichen Beteiligten wie Patienten, behandelnde Ärzte, Studienzentren und Sponsoren klinischer Studien richtig ansprechen. Wir sehen uns als prozedurales Startup, das die unterschiedlichen Stakeholder auf eine neue Art und Weise zusammenbringt und so einen Mehrwert für alle generiert. Der Mehrwert für Patienten und Ärzte liegt in der Erweiterung der therapeutischen Optionen. Der Mehrwert für Studienzentrum und Allgemeinheit liegt in der Beschleunigung der klinischen Forschung durch die schnellere Rekrutierung von Studienpatienten. Wirksamere Krebsmedikamente können so schneller identifiziert und nach Zulassung allen Patienten zugänglich gemacht werden.
Wer ist Ihre Zielgruppe?
Im Fokus unserer Arbeit stehen Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung, für die keine Standardtherapie mehr in Frage kommt, weil diese bereits durchlaufen oder nicht vertragen wurde. Mit Hilfe unserer Datenbank und IT-Anwendung finden wir für die meisten dieser Patienten weitere Therapiemöglichkeiten im Rahmen einer klinischen Studie.
Bedingt durch die unterschiedliche Affinität zuweisender Ärzte zu klinischen Studien und den Unterschied zwischen in Ballungsräumen verfügbaren Studienzentren und kleineren Praxen ergibt sich aus Patientensicht eine deutlich heterogene Versorgungsqualität. Dies ist für einzelne Patienten unter Umständen weder zu erkennen noch zu beeinflussen. iuvando möchte über seinen Online-Ansatz ein Angebot schaffen, das sich in gleicher Gewichtung an alle Patienten richtet, um die die teilweise erheblichen Informationsasymmetrien aufzulösen. Dabei soll das besondere Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient unangetastet bleiben. Die iuvando-Studienrecherche kann dem Patienten ermöglichen zusätzliche Impulse in die Entscheidungsfindung einzubringen (“Patient Empowerment“) und den Arzt in seiner Arbeit unterstützen.
Welchen USP haben Sie?
Das Konzept einer ärztlich kuratierten, onkologischen Studienrecherche, die sich online direkt an Patienten wendet und ihnen so ermöglicht, sich aktiv in die Entscheidungsfindung gemeinsam mit ihrem Arzt einzubringen ist nach unserem Wissen neu und alleinstehend. Darüber hinaus agieren wir für Patienten und Ärzte kostenlos.
Wie hat sich Ihr Startup seit der Gründung entwickelt?
Wir erleben großen Zuspruch aufseiten der Krebspatienten, ihren Angehörigen, sowie ihnen nahestehender Menschen – das ist sehr erfüllend. Gleichzeitig geht das Interesse an iuvando erfreulicherweise weit über den Individualnutzen hinaus, sodass wir große Offenheit auf ganz unterschiedlichen Ebenen erfahren. Unser innovatives Angebot fungiert als wichtiges Bindeglied zwischen den verschiedenen Beteiligten in der Versorgung von Krebspatienten. Für alle entsteht ein erheblicher Mehrwert, der aktuell durch das Fehlen einer professionellen Mediatorinstanz nicht in vollem Maße ausgeschöpft wird. Im Einzelnen werden die folgenden Gruppen adressiert: 1) Patienten, 2) behandelnde Ärzte, 3) Studienzentren (z.B. Universitätskliniken) und Wissenschaftler, 4) Forschende Arzneimittelhersteller und 5) Krankenversicherungen.
Welches waren die größten Hürden bei der Gründung?
Wir Gründer von iuvando sind Ärzte. iuvando ist für uns beide eine Erweiterung unseres beruflichen Spektrums, da wir ursprünglich aus der Patientenversorgung und Grundlagenforschung kommen. Die Gründung war daher für uns beide ein großer Schritt. iuvando ist zwar medizinnah, aber das unternehmerische Handeln stellt doch ganz andere Anforderungen als der ärztliche Beruf. Wir sind beide in unserer Persönlichkeit sehr unternehmerisch geprägt und gleichzeitig in der Medizin verwurzelt, sonst hätten wir uns nicht auf diesen Weg begeben. Dazu kommt, dass wir mit iuvando in einem sensiblen und hoch regulierten Bereich völliges Neuland betreten. So gesehen war bzw. ist es die Extradosis „Entrepreneurship“, die uns am meisten fordert.
Wie bewerten Sie die deutsche Startup-Szene?
Wir sind immer wieder erstaunt und begeistert wenn wir der Vielfalt an innovativen und kreativen Gründungen in Deutschland begegnen, gerade auch in unserer Heimat, der Rhein-Neckar Region.
Wie wichtig ist es für Startups auf Events zu gehen?
Startup-Events sind eine wunderbare Gelegenheit sich auszutauschen, Feedback zu bekommen und das eigene Projekt einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Wie wichtig ist für Sie beim EY Public Value Award gewonnen zu haben?
Die Auszeichnung mit dem Public Value Award ist eine große Ehre für uns und gleichzeitig Ansporn uns weiter mit ganzer Kraft für die verbesserte Versorgung von Menschen mit einer fortgeschrittenen Krebserkrankung einsetzen. Wir freuen uns sehr, dass der Gemeinwohl-Aspekt, der fester Kern unserer Unternehmensphilosophie ist, durch den Public Value Award Anerkennung findet.
Wie schwer ist es Ihrer Meinung nach an Investoren und Wachstumskapital zu kommen?
Nach unserer Einschätzung ist es derzeit eher einfacher geworden an Investoren und Wagniskapital zu gelangen. Wichtig ist ein gesellschaftlich relevantes Problem zu identifizieren und innovative Lösungen dafür aufzuzeigen.
Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Derzeit sind wir ausschließlich in den Gebieten Brust- und Lungenkrebs tätig. Das ist bereits ein guter Anfang, bietet aber noch enormes Steigerungspotential. Wir möchten in der Zukunft mit iuvando möglichst allen Krebspatienten bei der Suche nach einer geeigneten Studientherapie helfen, gerne auch über Deutschland hinaus.
Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Gründen bedeutet den Mut zu haben, ausgetretene Pfade zu verlassen und neue, unsichere Wege zu gehen. Das ist zwar unglaublich spannend, aber nicht immer einfach. Daher ist es wichtig als Gründer-Team sich in Stärken zu ergänzen und jeweilige Schwächen auszugleichen. Wir sind froh, dass wir uns immer gegenseitig challengen können, offen diskutieren und dabei auf Augenhöhe begegnen. Ansonsten halten wir es für wichtig einerseits visionär zu sein, andererseits jedoch die Dinge bis ins kleinste Detail mit größtmöglicher Sorgfalt zu durchdenken, um am Ende das beste Ergebnis zu erreichen. Last but not least – es gibt Aufs und Abs, nicht aus jeder Böe wird ein Sturm und wenn es doch einmal etwas stürmisch ist, enjoy the ride!
Weitere Informationen finden Sie hier
Wir bedanken uns bei den Gründern für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder