Donnerstag, April 18, 2024
StartGründerTalkJugend gründet – Start-up ideen von Schülern #2

Jugend gründet – Start-up ideen von Schülern #2

#2 Spagat zwischen unternehmerischem Denken und sozialem Mehrwert

#2 ist der zweite Teil einer kleinen Interview-Serie mit außerordentlich erfolgreichen Teilnehmern beim Schülerwettbewerb „Jugend gründet“, dem bundesweiten Wettbewerb, der Gründergeist in die Schulen bringt. Jedes Schuljahr neu werden im Rahmen des Wettbewerbs über 700 Businesspläne mit innovativen Geschäftsideen von Schülern entwickelt. Vor zwei Jahren war das Thema Flüchtlinge in allen Medien präsent. Damals war Daniel Weiß Schüler. Er hat das Thema aufgegriffen und sich sehr erfolgreich mit einer Geschäftsidee im Bereich soziales Unternehmertum beim Wettbewerb „Jugend gründet“ beteiligt.

Er hat die Jury mit einer emotional geprägten und empathischen Präsentation seines projekt.amela beeindruckt. Es war die Idee für eine Internetplattform, die unter anderem durch die Vermittlung von Arbeiten an Flüchtlinge deren Integration fördern sollte. Social Start-ups schaffen den Spagat zwischen unternehmerischem Denken und sozialem Mehrwert, weil sie mit ihrer Geschäftsidee nicht in erster Linie eine Gewinnmaximierung anstreben, sondern die Lösung eines gesellschaftlichen Problems. Heute ist Daniel Weiss Teil des Health Departments einer NGO in Südafrika, wo versucht wird, mit evidenzbasierten Evaluationen herauszufinden, welche Interventionen besonders effektiv sind. Zum Beispiel im Kampf gegen HIV.

Du kommst aus Hamburg.  Dort gibt es die „Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg e.V.“, eine wirtschaftsethische Vereinigung mit einer Tradition seit 1517, die an das traditionelle Bild des ehrbaren Kaufmanns anknüpft; des Kaufmanns, der nachhaltig wirtschaftet.  Hat dich das geprägt und reizt dich das Thema soziales Unternehmertum immer noch?

Daniel Weiß: Als der Verein gegründet wurde, da war die Seefahrt ein essentieller Teil des Kaufmannsdaseins. Hamburg, als Hansestadt und mit einem riesigen Hafen war da natürlich Hotspot. Wenn ich so drüber nachdenke, finde ich es beeindruckend, dass es vor 500 Jahren schon ein Netzwerk gab, was sich mit werteorientiertem Handeln beschäftigte. Heute nennt man sowas corporate social resposibility (CSR). Der Name hat sich zwar geändert, aber das Prinzip bleibt: Verantwortung übernehmen. Und ich glaube, dass es andere Menschen immer prägt, wenn man Verantwortung übernimmt – so auch mich.

Ich finde das soziale Unternehmertum ist heute interessanter als jemals zuvor, denn heute ist alles globaler als damals und du kannst etwas in Hamburg, genauso wie in Chile oder Kenia bewegen. Vor allem aber glaube ich die Beständigkeit – ob nun im 16. Jahrhundert in Hamburg, oder 2018 in Kenia – dieser Prinzipien zeigt, dass es sich auszahlt, wenn alle von etwas profitieren und nicht nur einer. Deswegen reizt mich das Thema noch heute.

Welchen Beitrag kann ein Social Start-up leisten, um gesellschaftliche Probleme zu lösen?

Daniel Weiß: Ein kurzes Beispiel zu Beginn: Der Klimawandel beschäftigt uns alle und so auch Elon Musk, als er Tesla gründet. Damals hat man ihn bei den großen Autokonzernen belächelt. Auch wenn Tesla vielleicht nicht die Nummer eins in der Automobilindustrie sein wird, haben sie doch gezeigt, dass es ästhetische und funktionale E-Autos geben kann und damit den Markt verändert. In diesem Beispiel war ein Start-up Pionier auf dem Weg ein gesellschaftliches Problem zu lösen. Genauso kann es vorkommen, dass die bürokratischen und zentralisierten Strukturen des Staates mit einem gesellschaftlichen Problem überfordert sind, wie zum Beispiel bei der Flüchtlingsthematik.

Start-ups sind einfach entscheidungsfreudiger und agiler und können so vor allem bei einem akuten und lokalen Problem reagieren. Wenn es um eine langfristige und globalere Lösung geht, ist die Kooperation mit der Regierung unumgänglich. Ich glaube daher, dass der Beitrag von Social Start-ups sehr wichtig ist und noch wichtiger wird. Durch sozioökonomische Trends wie der Globalisierung wird die Komplexität der Welt höher und es wird damit auch schwerer für eine Regierung allgemeingeltende Lösungen für ein ganzes Land zu finden – auch hier können Social Start-ups helfen.

Hat die Teilnahme am Ideenwettbewerb „Jugend gründet“ deine Sicht auf die Gründerwelt verändert?

Daniel Weiß: Definitiv, der Wettbewerb hat mir gezeigt, dass es viele andere junge Leute gibt, die ein Interesse an sozialen Problemen und deren Lösung haben. Es gab zum Beispiel eine Gruppe, die ein Maschine in Form eines Wals bauen wollte, der durch den Ozean schwimmt und diesen dabei reinigt. Zum anderen hat der Wettbewerb das ganze Thema Unternehmertum viel greifbarer gemacht. Man hat Gründer getroffen, die ihre Erfahrungen und Einblicke geteilt haben.

Welches Thema treibt dich gerade um?

Daniel Weiß: Im Wettbewerb haben meine Teampartnerin und ich uns mit der Flüchtlingskrise auseinandergesetzt. Der Fokus hat sich bei mir ein bisschen geshiftet. Momentan beschäftige ich mich mit dem Effektiven Altruismus – also wie man mit begrenzten Ressourcen das meiste Gute tun kann – und dessen praktischer Umsetzung. In dem Bereich unterstütze ich Kwilali (www.kwilali.de), ein NGO mit Sitz in Südafrika. Dort bin ich Teil eines Projektes, was sich mit Integration in den Arbeitsmarkt beschäftigt und versucht ein Ausbildungssystem nach deutschem Vorbild zu schaffen. Da unser Projekt bei Jugend gründet einen ähnlichen Fokus hatte, hoffe ich Gelerntes bei dieser neuen Herausforderung anwenden zu können.

Der Name des NGO bedeutet so viel wie das „neue Dorf“, was man versucht in den Townships von Süd Afrika aufzubauen. Im Kern geht es darum die Menschen in den Townships dazu zu befähigen ihre Lebenslage zu verbessern. Kwilali schafft ein Ökosystem, in dem sich lokale Unternehmen gegenseitig unterstützen und nimmt in diesem Ökosystem ebenfalls die Rolle eines Dienstleisters ein. Neben der Vermittlung von Know-how rund um das Unternehmertum, bietet das NGO ebenfalls venture capital sowie services aus den Bereichen Gesundheit, Konstruktion und Umwelt. Am Ende zielt alles darauf den Township-Bewohnern die Möglichkeit zu geben sich ihr „neues Dorf“ selbst aufzubauen.

Bild: Daniel Weiß auf dem Campus der Nelson Mandela Universität in Südafrika

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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