kaleidemoskop entwickelt digitale Zwillinge der Gesellschaft, um datenbasierte Szenarien und Prognosen für politische und strategische Entscheidungen zu ermöglichen.
Können Sie kaleidemoskop kurz vorstellen und erzählen, was Sie zur Gründung des Unternehmens inspiriert hat?
Wir bei kaleidemoskop entwickeln Digitale Zwillinge der Gesellschaft, also ein statistisches Abbild, mit dem man Szenarien für viele mögliche Zukünfte berechnen kann. Die Idee dazu kam uns aufgrund eines Zeitungsartikels, in dem der Autor schrieb, dass wir in Deutschland zu wenig soziale Experimente machen, also beispielsweise mal das bedingungslose Grundeinkommen in Hessen ausprobieren. Das machen wir nicht, weil es teuer und zeitaufwendig ist. Dieses Problem wollen wir digital lösen.
Wer steht hinter kaleidemoskop, und welche Erfahrungen und Qualifikationen bringen die Teammitglieder mit?
Marcel Hebing und ich, Martin Manhembué, sind die Gründer von kaleidemoskop. Marcel ist ausgebildeter Soziologe und Informatiker, der jahrelange Erfahrung in Data Science und Softwareentwicklung hat. Ich bin Naturwissenschaftler, der sich viel mit Modellierung und Industrie 4.0 beschäftigt hat.
Marcel und ich teilen eine Leidenschaft für Daten und gesellschaftliche Themen. In den letzten Jahren haben wir gemeinsam als Professoren einen Masterstudiengang an der Digital Business University aufgebaut und ein Buch über Data Science Management geschrieben. Diese intensive Arbeit und die Aufbau unseres Unternehmens schweißt zusammen.
Was ist die übergeordnete Vision von kaleidemoskop, und wie möchten Sie diese Vision umsetzen?
Wir wollen politische und strategische Entscheidungen vereinfachen. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass wir mehr datenbasierte Entscheidungen ermöglichen. Und genau das ist die Herausforderung: Um der Komplexität in Politik und Strategie gerecht zu werden, benötigt man ganz unterschiedliche Daten aus verschiedenen Quellen. Diese sind ohne Weiteres nicht kombinierbar.
Durch unseren innovativen Ansatz der Digitalen Zwillinge der Gesellschaft sind wir allerdings in der Lage, Daten auf unterschiedlichen Skalen zu verbinden und damit nicht nur Prognosen zu rechnen. Wir ermöglichen Simulationen von tausenden Szenarien und ermöglichen damit einen Blick in viele mögliche Zukünfte.
Welche spezifische Zielgruppe möchten Sie mit kaleidemoskop erreichen, und wie stellen Sie sicher, dass Ihre Angebote deren Bedürfnisse ansprechen?
Politische Entscheidungen werden auf ganz unterschiedlichen Ebenen getroffen, vorbereitet oder unterstützt. Somit zählen Referent:innen in Ministerien, Verwaltungsangestellte, aber auch Beraterinnen und Berater mit Fokus auf den Public Sector zu unserer Zielgruppe. Die gesellschaftlichen Fragen, die wir analysieren, betreffen allerdings auch Strategen, Manager:innen und Business Developer in Unternehmen, die sich beispielsweise mit Fachkräftemangel oder Demografiemanagement auseinandersetzen.
Um unser Produkt zielgerichtet zu entwickeln, haben wir schon dutzende Expert:inneninterviews durchgeführt, in denen wir Hypothesen testen. Darüber hinaus haben wir ein partnerschaftliches Verhältnis mit unseren Kunden, von denen wir kontinuierlich Feedback einsammeln.
Welche besonderen Herausforderungen hat kaleidemoskop seit der Gründung gemeistert, und welche Strategien haben sich dabei als erfolgreich erwiesen?
Die Entwicklung unseres Produkts – selbst schon des MVPs – ist sehr ressourcenaufwändig, wodurch wir auch vor finanziellen Herausforderungen standen. Glücklicherweise konnten wir Forschungsgelder einwerben, die uns in der Pre-Seed-Phase einiges ermöglichen.
Auch die Branche, auf die wir uns konzentrieren, der öffentliche Sektor, zeichnet sich durch lange Sales Cycles und vergleichsweise weniger Innovationsmut aus. Deshalb freuen wir uns umso mehr, erste Kunden überzeugt zu haben. Hierbei haben uns Accelerator-Programme und Netzwerke geholfen.
Was unterscheidet kaleidemoskop von anderen Unternehmen in Ihrem Bereich, und was ist Ihrer Meinung nach der entscheidende Wettbewerbsvorteil?
kaleidemoskop bietet die Möglichkeit, ganz unterschiedliche Daten zusammenzuführen und damit einen Blick in mögliche Zukünfte zu wagen. Dadurch, dass wir immer mehr Daten integrieren und Szenarien bereits berechnet haben, können unsere Kunden sehr schnell auf Analysen zugreifen. Im Wettbewerb sind wir damit viel schneller und günstiger, da wir gegenüber der Beratung und Meinungsforschung skalieren können. Gleichzeitig können wir viel mehr Faktoren in unsere Analysen einfließen lassen.
Wie wichtig ist Innovation für kaleidemoskop, und welche Maßnahmen ergreifen Sie, um kontinuierlich neue Impulse zu setzen?
Da wir ein Startup mit einer sehr engen Beziehung zur Wissenschaft sind, ist Innovation quasi in unserer DNA. Mit jedem neuen Mitarbeitenden versuchen wir aber auch thematisch diverser zu werden und dadurch Innovation immer wieder zu triggern.
Welche zukünftigen Entwicklungen oder Erweiterungen planen Sie für kaleidemoskop, und wie möchten Sie in den kommenden Jahren wachsen?
Wir arbeiten intensiv daran, unser Produkt zur Marktreife zu führen was bedeutet, dass wir neben Berichten und Analysen ein Software-as-a-Service-Modell haben, dass es auch unabhängig unserer Arbeit anderen ermöglicht, Simulationen durchzuführen.
Gleichzeitig entwickeln wir Digitale Zwillinge von Organisationen und planen einen digitalen Zwilling von ganz Europa. Damit wollen wir einerseits weitere Unternehmen als Kunden gewinnen und andererseits unsere Lösung in anderen europäischen Ländern anbieten.
Welche Trends sehen Sie aktuell in Ihrer Branche, und wie plant kaleidemoskop, sich an diese Trends anzupassen?
Branchenübergreifend wird mit generativer KI gearbeitet und erwartet, dass diese integriert wird. Auch wir wollen perspektivisch die Interaktion mit Analysen über die natürliche Sprache ermöglichen. Allerdings erwarten wir auch eine Konsolidierung der Anbieter in diesem Segment.
Darüber hinaus entwickelt sich im GovTech-Bereich insbesondere bei den Startups, aber auch den Investoren eine gewisse Professionalität. Es gibt immer mehr Gründungen und Wagniskapital in diesem Bereich. Doch auch der öffentliche Sektor selbst stärkt die Zusammenarbeit durch neue Gesetzesinitiativen und technologische Öffnung. Dies spielt uns natürlich in die Karten.
Was waren die wichtigsten Meilensteine in der bisherigen Geschichte von kaleidemoskop, auf die Sie besonders stolz sind?
Neben dem Einwerben von Forschungsgeldern vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) haben wir in diesem Jahr an einem Förderprogramm der EU-Kommission teilgenommen. Natürlich war das Wichtigste für uns, das erste Projekt mit Kunden umzusetzen. Doch auch das Pitchen auf großer Bühne als Finalist beim Smart Country Award der Bitkom zählt zu einem wichtigen Meilenstein in diesem Jahr.
Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründern geben, die ähnliche Wege wie kaleidemoskop einschlagen möchten?
Plant viel mehr Zeit ein, baut euer Netzwerk kontinuierlich aus und setzt nicht alle Ratschläge um. Letztlich seid ihr die Unternehmer:innen, die die Entscheidungen treffen müssen.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei Ihren Geschäftsentscheidungen, und wie stellen Sie sicher, dass kaleidemoskop langfristig nachhaltig wächst?
Ich bin ausgebildeter Ökologe und beschäftige mich deshalb seit Jahren mit Nachhaltigkeit, obwohl die hier gemeinte Nachhaltigkeit vermutlich darüber hinausgeht. Uns ist es wichtig, die Welt zu einem besseren Ort zu machen und das bedeutet auch, dass wir als Unternehmer Verantwortung gegenüber den Menschen haben, die wir beschäftigen und für die wir arbeiten. Wenn man sich dieser Verantwortung bewusst ist und sie annimmt, kommt man kaum umhin, Nachhaltigkeit mitzudenken. Deshalb versuchen wir, unseren ethischen Kompass stets zu rekalibrieren und Entscheidungen zu hinterfragen.
Bildcredits: Maxim Zimmermann
Wir bedanken uns bei Dr. Martin Manhembué für das Interview.
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.