KWIO entwickelt reduzierte Kinderprodukte, die Selbstständigkeit und Alltagstauglichkeit fördern
Wer steckt hinter KWIO und wie entstand die Idee, eine Marke für Kinderprodukte mit reduziertem Design zu gründen?
KWIO entstand aus einem sehr persönlichen Moment: Wir suchten für unseren Sohn eine schlichte, kindgerechte Uhr – und fanden nur grelle Designs mit Comicfiguren oder Verschlüsse, die für Kinderhände kaum bedienen konnten. Aus dieser Erfahrung wurde eine Idee, aus der Idee ein Unternehmen.
Welche Vision verfolgen Sie mit KWIO und wie möchten Sie diese in den kommenden Jahren verwirklichen?
Unsere Vision ist es, Kinder mit Produkten zu begleiten, die ihnen echte Selbstständigkeit ermöglichen. Wir setzen dabei auf klare Gestaltung, Alltagstauglichkeit und Langlebigkeit. In den kommenden Jahren wollen wir unser Sortiment gezielt ausbauen – immer mit Fokus auf durchdachte Lösungen statt auf schnelle Trends.
Warum war es Ihnen wichtig, Produkte wie Uhren, Schulrucksäcke und Wecker bewusst anders zu gestalten als klassische Kinderprodukte?
Weil wir gemerkt haben, dass viele Lösungen auf dem Markt wie geschrumpfte Erwachsenenprodukte wirken, auf die dann noch eine Grafik oder eine Figur drauf geklebt wird: zu kompliziert, zu bunt, zu kurzlebig. Ein Blick auf gängige Schulranzen zeigt es deutlich: Sie sind oft mit grellen Farben oder Motiven überladen, die Kinder schnell wieder hinter sich lassen. Wir wollten den Gegenentwurf: Produkte, die klar gestaltet, funktional durchdacht und so reduziert sind, dass sie über Jahre hinweg relevant bleiben.
Wie sieht Ihre Zielgruppe aus und worauf legen Eltern und Kinder bei Ihren Produkten besonders Wert?
Unsere Produkte sind für Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren gedacht. Für die Kinder ist wichtig, dass sie Dinge selbstständig bedienen können. Eltern legen Wert auf Ergonomie, Alltagstauglichkeit und ein Design, das nicht nach kurzer Zeit wieder aus der Mode fällt.
Welche Rückmeldungen von Familien haben Sie am meisten überrascht oder beeinflusst?
Ein gutes Beispiel ist der Rolltop-Verschluss unseres Schulrucksacks. Viele Eltern waren skeptisch, ob Grundschulkinder damit klarkommen. In der Praxis zeigte sich schnell: Kinder verstehen das Prinzip sofort und bedienen es intuitiv. Solche Erfahrungen bestärken uns darin, die Perspektive der Kinder in den Mittelpunkt zu stellen.
Was macht KWIO im Vergleich zu anderen Anbietern einzigartig?
Wir entwickeln konsequent aus der Perspektive der Kinder – nicht für den Schaufenstereffekt, sondern für den Alltag. Intuitive Bedienbarkeit, langlebige Materialien und eine klare, reduzierte Gestaltung sind die Grundlage all unserer Produkte.
Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit, Langlebigkeit und zeitloses Design bei Ihren Entscheidungen?
Diese Themen sind für uns zentrale Leitlinien. Wir achten darauf, dass Materialien robust und langlebig sind – wie beim Schulrucksack, der komplett aus recyceltem Material gefertigt wird. Nachhaltigkeit heißt für uns auch, Produkte zu schaffen, die viele Jahre genutzt werden können, anstatt schnell ersetzt werden zu müssen.
Mit welchen Herausforderungen waren Sie bisher konfrontiert und wie sind Sie damit umgegangen?
Die Anfangszeit war voller Herausforderungen: Eine Lieferung blieb acht Monate im Container hängen, und Vertrieb sowie Marketing mussten wir uns von Grund auf aneignen. Wir haben gelernt, flexibel zu reagieren, uns ständig weiterzubilden und ein starkes Netzwerk aufzubauen. So konnten wir Rückschläge in Chancen verwandeln.
Welche Entwicklungen oder neuen Produkte dürfen wir in naher Zukunft erwarten?
Neben neuen Farbvarianten unseres Schulrucksacks „BAGG“ erweitern wir unser Sortiment um Brotdose und Trinkflasche. Außerdem arbeiten wir an einem Kindergartenrucksack, der sich derzeit in der frühen Entwicklungsphase befindet.
Gab es ein persönliches Erlebnis, das Ihnen gezeigt hat, dass Sie mit Ihrer Idee auf dem richtigen Weg sind?
Ein prägender Moment war das Weihnachtsgeschäft 2022. Abends saßen wir wochenlang zusammen am Küchentisch und verpackten rund 500 Uhren. Da wurde uns bewusst, dass unsere Produkte wirklich bei Familien ankommen – ein starkes Gefühl und zugleich das erste greifbare Zeichen von echter Traktion.
Welche Bedeutung hat für Sie die Kombination aus Funktionalität und Ästhetik bei Kinderprodukten?
Für mich als Designer gehören Funktionalität und Ästhetik untrennbar zusammen. Design ist niemals nur Styling, sondern entsteht aus den Nutzungsszenarien und formt daraus das Erscheinungsbild eines Produkts. Übertragen auf Kinderprodukte heißt das: Sie müssen leicht verständlich und praktisch sein – und zugleich so gestaltet, dass sie lange gefallen. Ästhetik prägt schließlich: Kinder lernen Geschmack genauso wie sie das Lesen lernen. Deshalb glauben wir, dass gute Gestaltung auch in die Kinderzimmer gehört.
Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründer:innen mitgeben?
Erstens: Hört auf euren Alltag und lernt, wie Menschen mit Produkten und Dienstleistungen umgehen.
Zweitens: Bleibt flexibel, denn Pläne ändern sich ständig.
Drittens: Sucht euch Partner:innen, die eure Werte teilen – gemeinsam geht vieles leichter.
Bild: Gründerteambild @KWIO
Wir bedanken uns bei Thorsten Frackenpohl für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.