Sonntag, Juni 30, 2024
StartGründerTalkWie fördert eine starke Community den Erfolg von Start-ups?

Wie fördert eine starke Community den Erfolg von Start-ups?

Life Science Factory bietet Start-ups in den Lebenswissenschaften umfassende Unterstützung durch erstklassige Infrastruktur, Netzwerke und Dienstleistungen.

Könnten Sie uns zunächst eine kurze Einführung in die Life Science Factory geben und erklären, wie die Idee dazu entstanden ist?

Initiator der Göttinger Life Science Factory ist Dr. Joachim Kreuzburg, Vorstandvorsitzender unseres Mutterkonzerns Sartorius. Ausgehend davon, dass in der „Stadt, die Wissen schafft“ jede beziehungsweise jeder Vierte studiert, aber nach dem Studium häufig abwandert, war die Überlegung: Was kann den Nachwuchs halten? Wie kann Göttingen insbesondere für Innovationen aus dem Bereich der Lebenswissenschaften attraktiv werden? Eine Gap-Analyse für Deutschland zeigt, dass verschiedene Erfolgsfaktoren für Gründungen ausschlaggebend sind – und genau diese sind in der Idee der Life Science Factory vereint: Infrastruktur, Netzwerk, Know-how und Zugang zu Kapital.

Wir bieten unserer Community voll ausgestattete Räumlichkeiten für Forschung und Entwicklung mit Laborequipment und einem Rundum-Service, Co-Working-Spaces sowie Event- und Meeting-Flächen, die Prototyping-Werkstatt „Maker’s Factory“, Hilfe bei regulatorischen Fragestellungen sowie Netzwerk-Events und Mentoringprogramme. In unserer Community können sich Forscherinnen und Forscher ganz auf ihre wissenschaftliche Arbeit fokussieren und sich jederzeit mit anderen Mitgliedern austauschen.

Wer sind die Schlüsselpersonen hinter der Life Science Factory und welche Rolle spielen sie in der Entwicklung des Inkubators?

Eine weitere Schlüsselrolle neben Dr. Joachim Kreuzburg übernahm in der frühen Konzeptionsphase Marco Janezic, Company Builder, Unternehmer und Visionär. Unser Geschäftsführungsduo, bestehend aus Dr. Sven Wagner und Tatjana Kasper, forciert die Einbindung in das regionale Ökosystem und verantwortet das Gesamtkonzept. Und Irina Reimer, die erste operative Mitarbeiterin, treibt die Entwicklung der Programmatik und der Community voran. Von der Gründung 2018 bis heute ist unser Team stetig gewachsen und wir arbeiten interdisziplinär. 

Wie wählt die Life Science Factory Start-ups aus, die sie unterstützt, und nach welchen Kriterien erfolgt diese Auswahl?

Die Auswahl erfolgt über verschiedene Kanäle: Durch Empfehlungen übers Netzwerk und die enge Zusammenarbeit mit Ökosystempartnern, durch proaktives Scouting in der Wissenschaft oder proaktives Involvement in frühphasigen Programmen und Wettbewerben, beispielsweise in Jurymitgliedschaften. Die Kriterien sind ein wissenschaftlicher Anspruch beziehungsweise eine qualitativ hochwertige Technologie – und zwar in den Life Sciences im weiteren Sinne.

Auch Gründungen in den Bereichen MedTech, Food und AgriTech gehören dazu. Außerdem ist Diversität erwünscht, sodass die Start-ups durch verschiedene Technologien und Reifegrade voneinander lernen können. Die letztendliche Auswahl erfolgt sehr individuell und in enger Abstimmung mit den Start-ups und Gründungsinteressenten.

Inwiefern trägt die Life Science Factory zur Stärkung des Wissenschaftsstandortes Niedersachsen bei?

Erstens: Wir tauschen uns sehr eng mit den angehenden Gründenden aus, sodass wir ihre Bedürfnisse kennen und sie auf dem Weg in eine nachhaltige Unternehmung begleiten können. Zweitens: Wir arbeiten eng mit Akteuren aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft zusammen – regional und überregional. Drittens: Wir erzielen mit unserem Konzept eine Magnetwirkung, sodass beispielsweise auch Start-ups aus Berlin und anderen Städten nach Göttingen outsourcen und hier bei uns weitere Standorte aufbauen. Viertens: Wir machen mit der Life Science Factory und ihren Erfolgsgeschichten Investoren auf den Standort aufmerksam. 

Können Sie ein konkretes Beispiel geben, wie die bereitgestellte Infrastruktur und der Service von Ihrer Einrichtung einem Start-up geholfen haben?

Das Start-up Cultimate Foods stellt alternatives Fett für Fleischprodukte auf pflanzlicher Basis her. Im Gegensatz zu anderen Fettalternativen schafft das Unternehmen eine einzigartige Lipidzusammensetzung des Fetts, die für einen authentischen Fleischgeschmack sorgt. Cultimate Foods unternahm seine ersten Schritte bei uns in der Life Science Factory, wo es direkt nach der Pre-Seed-Runde in unseren Laboren seine Forschungen vorantreiben konnte. Über unsere Community und unsere Kanäle konnte es zudem seine Sichtbarkeit ausbauen und in der Zwischenzeit hat es mehr als 3 Millionen Euro eingeworben. Dabei wird es von renommierten Life-Science-Investoren – wie unter anderem dem Hightech-Gründerfonds – unterstützt und auch der Göttinger Life Science Valley Wachstumsfonds hat in das Start-up investiert.

Wie unterstützt die Life Science Factory ihre Start-ups bei bürokratischen und regulatorischen Herausforderungen?

Unsere erfahrene Labor-Managerin hat eine vertrauensvolle und gewachsene Verbindung zu den Behörden und leitet die Prozesse bei regulatorischen Anmeldungen. Die Start-ups unserer Community erhalten eine Dokumentenübersicht und Formblätter, zum Beispiel für das Gefahrstoffkataster, Unterstützung bei der „Entschlüsselung“ und Nutzung behördlicher und juristischer Begrifflichkeiten, wir überwachen die Dokumentationspflichten bei Labortätigkeiten gegenüber den Behörden und befähigen letztendlich die Start-ups, in dieser Hinsicht eigenständig zu werden. 

Dr. Serghei Glinca hat mit CrystalsFirst bemerkenswerte Erfolge erzielt. Können Sie beschreiben, wie die Life Science Factory zu diesem Erfolg beigetragen hat?

CrystalsFirst konnte durch die Life Science Factory ein weiteres Standbein aufbauen, neben Hamburg (DESY) und Marburg. Der CEO Serghei hat sich bewusst für das flexible Nutzungsmodell bei uns entschieden, unter anderem aus Gründen der Teamskalierung. Zudem bieten wir der speziellen Technologie, auf Basis derer CrystalsFirst weltweit erfolgreich ist, eine breite Sichtbarkeit über unser Netzwerk. Von Anfang an konnte CrystalsFirst ungehindert mit Fokus auf Forschung und Entwicklung bei uns tätig sein, denn wir haben es bei regulatorischen Anforderungen und bürokratischen Prozessen unterstützt.

Dr. Glinca sieht Deutschland als potenzielles „Google der Drug Discovery“. Wie unterstützt die Life Science Factory solche visionären Ziele ihrer Start-ups?

Wir unterstützen jede Gründungsreise mit zwei ausschlaggebenden Services: Zum einen machen wir durch unsere flexible und hochklassige Laborinfrastruktur mit Vollausstattung den sofortigen Forschungsbeginn möglich. Zum anderen bieten wir die programmatische Begleitung der Gründungsreise. Das heißt: Wir stehen ihnen bei Themen wie rechtlichen Grundlagen, Lizenzvereinbarungen, Vertragsgestaltung, Geschäftsmodell, Finanzierungsstruktur und Mitarbeiterbeteiligung eng zur Seite und vermitteln Expertinnen und Experten aus Industrie, Politik, Wissenschaft und Investment für Coaching- und Mentoring-Programme.

Wenn man das Bild von Google als Suchmaschine nutzen möchte, dann ist die Life Science Factory der Algorithmus zur Vernetzung. Mehr noch: Wir sind die Schnittstelle, damit Start-ups zum Zeitpunkt einer Frage, eines Bedarfs oder eines nächsten Entwicklungsschritts genau den Input erhalten, nach dem sie suchen. 

Wie fördert die Life Science Factory die Gemeinschaft und das Netzwerk zwischen ihren Start-ups und der wissenschaftlichen Community?

Wir veranstalten regelmäßig Community-, Networking- und Showcasing-Events, denn Austausch von Know-how ist ein zentraler Erfolgsfaktor für Start-ups. Es gibt beispielsweise den „Leading Life Science Entrepreneurs Talk“. Hier helfen Alumni und erfolgreiche Gründende unseren Community Start-ups mit ihren Erfahrungen. Zudem gibt es die „Start-up Deep Dive Formate“, bei denen Expertinnen und Experten Wissen aus erster Hand vermitteln. Darüber hinaus unterstützen wir, dass bestimmte Start-ups sich proaktiv vernetzen – bei ähnlichen Herausforderungen oder Technologien – oder wir vermitteln Start-ups proaktiv innerhalb unseres Netzwerks weiter, zum Beispiel zu Veranstaltungen und Qualifizierungsformaten von wissenschaftlichen Partnern und Industriepartnern.

Welche Rolle spielt die internationale Ausrichtung in der Strategie der Life Science Factory?

Sie spielt eine sehr große Rolle, denn Life Sciences können nur international gedacht werden. Schließlich sind die (potenziellen) Kunden, Investoren, Zulassungen und Bedarfe nie national begrenzt. Wir unterhalten Partnerschaften mit internationalen Hubs in Skandinavien, Singapur, Kanada, Japan und so weiter, um Start-ups, die in Deutschland erfolgreich sind, den Markteintritt in anderen Ländern zu erleichtern.

Was macht die Life Science Factory einzigartig im Vergleich zu anderen Life Science Inkubatoren?

Wir sehen uns als Enabler für Start-ups, denn wir bieten Infrastruktur, Expertise und den Zugang zu Kapital und Ressourcen – alles unter einem Dach. Die Verknüpfung aus Infrastruktur (Labore sind vollausgestattet), Service (sorgt für wertvolle Zeitersparnis), Regulatorik-Expertise inhouse (wir übernehmen die Kommunikation mit Behörden), Netzwerk (Start-ups erhalten vereinfachten Zugang und zielführende Kontakte sowie Sichtbarkeit) und Programmatik (Know-how-Vermittlung) an einem Ort unterstreicht den bedarfsgerechten Ansatz der Life Science Factory. Dieser lebt vom steten Austausch mit den Start-ups. Denn auch wir wollen weiter lernen, um zu verstehen, was fehlt oder gebraucht wird, um dafür Programme, Kontakte oder Lösungsansätze zu finden. Und wir können dank enger Partnerschaften Start-ups den Zugang zu Fördermitteln erleichtern.

Welche zukünftigen Entwicklungen oder Erweiterungen plant die Life Science Factory, um ihre Unterstützung für Start-ups weiter zu verbessern?

Wir eröffnen in naher Zukunft einen Standort in München, entwickeln unsere Programme, zum Beispiel „Deep Dives“, inhaltlich kontinuierlich weiter mit Fokus auf Themen, die Start-ups gerade umtreiben. Außerdem bauen wir unser Netzwerk aus Expertinnen und Experten, Mentorinnen und Mentoren sowie Coaches aus. Das Investorennetzwerk erweitern wir, vor allem international. Gleichzeitig binden wir unsere Community verstärkt ein, um die Herausforderungen von Life Science Start-ups auch im Rahmen der Kommunikation mit der Bundes- und Landespolitik zu vermitteln.

Titelbild: Links: Irina Reimer, Venture Director der Life Science Factory. Rechts: Svenja Hodel, Communication Manager der Life Science Factory. Foto Credit: Life Science Factory

Wir bedanken uns bei Irina Reimer und Svenja Hodel für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.


Premium Start-up: Life Science Factory

Kontakt:

Life Science Factory Management GmbH
Annastraße 27
D-37075 Göttingen

lifescience-factory.com/de
info@lifescience-factory.com

Ansprechpartner: Svenja Hodel

Social Media:
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Sabine Elsässer
Sabine Elsässer
Sabine Elsaesser is an experienced entrepreneur and media/startup expert. Since 2016, she has served as the Chief Editor and CEO of StartupValley Media & Publishing. In this role, she is responsible for managing the company and providing strategic direction for its media and publishing activities. Sabine Elsaesser takes great pleasure in assisting individuals and businesses in reaching their full potential. Her expertise in establishing sales organizations and her passion for innovation make her a valuable advocate for startups and entrepreneurs.

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