Donnerstag, Dezember 12, 2024
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So schnell wie möglich die Theorie verlassen 

Das Startup Logistikbude war 2022 Teil des start2grow Gründungswettbewerbs: Im Interview erzählt Co-Founder & CEO Dr. Philipp Wrycza mehr zum Wettbewerb und zu seinem Startup.

Stellen Sie sich und das Startup Logistikbude doch kurz unseren Lesern vor!

Mein Name ist Philipp und ich bin Co-Founder und CEO der Logistikbude. Wir sind ein 2021 gegründetes Softwareunternehmen aus Dortmund und bieten Unternehmen eine cloudbasierte Software-Infrastruktur zum Management von Mehrwegobjekten as a Service an.

Welche Vision steckt hinter Logistikbude?

In unserer Vergangenheit am Fraunhofer-Institut haben wir viele Unternehmen zum Management von Mehrweg in Produktion, Logistik und Handel beraten. Dabei haben wir beobachtet, dass diese Objekte, z.B. Paletten, Behälter und Gestelle, bei den Unternehmen hohe Personalkosten durch manuelle Prozesse und Abstimmung sowie weitere Kosten durch Kapitalbindung und Schwund verursachen. Gleichzeitig existierte jedoch keine universelle, also von Objekten und Technologie unabhängige, Softwarelösung. Die von uns beratenen Unternehmen mussten daher immer eigene aufwändige Entwicklungsprojekte abseits ihres Kerngeschäfts durchführen. 

Daraus hat sich unsere Vision ergeben, eine standardisierte Software-Infrastruktur für Mehrweg-Objekte zu schaffen, die Unternehmen den Personalaufwand durch Automatisierung weitestgehend abnimmt und gleichzeitig dafür sorgt, dass die existierenden Assets effizienter genutzt werden.

Wer ist die Zielgruppe von Logistikbude?

Unser Produkt richtet sich an Unternehmen. Dabei sind unsere Kernkundengruppen Produktions- und Logistikunternehmen ab 100 Mitarbeitenden, die eine große Menge Mehrweg-Objekte verwalten müssen. Darüber hinaus wachsen wir aktuell stark bei Handelsunternehmen und Anbietern von neuen Mehrwegkonzepten, wie z.B. Geschirr oder E-Commerce-Verpackungen.

Wie funktioniert Logistikbude? Wo liegen die Vorteile?

Wir legen großen Wert darauf, die Nutzung unserer Software so einfach wie möglich zu gestalten. Dazu haben wir einen Out-of-the-Box Ansatz geschaffen, bei dem unsere Kunden binnen weniger Minuten die Grundfunktionen der Software bedienen können und ohne Projekt direkt in der Lage sind von den Mehrwerten zu profitieren. Sie können dabei selbst entscheiden, welche Technologie sie für das Mehrweg-Management nutzen möchten: Mengenbuchung mit Kontoführung, Track & Trace mittels Barcodes oder IoT-Sensorik. Auch beliebige Kombinationen sind selbstverständlich möglich. Vereinfacht kann man sagen, wir sind ein Betriebssystem für Mehrweg-Objekte. Alle Daten liegen bei uns sicher und skalierbar auf Servern von unserem Partner Microsoft. 

Unsere Kunden sparen sich dadurch zeitaufwändige und teure Softwareprojekte und können direkt die Mehrwerte Transparenzgewinn, Personalkostenreduktion und weniger Neubeschaffungen verbuchen. Gleichzeitig leisten sie einen Beitrag zur Nachhaltigkeit, da Einweglösungen wirtschaftlich durch Mehrweg ersetzt werden können und kein Papier mehr zur Dokumentation benötigt wird – heute in dem Umfeld allein 200.000 Tonnen in Europa.

Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Als erste Lösung kombinieren wir moderne Technologie wie u.a. IoT, KI, Cloudcomputing und Apps zu einer sofort ohne Projekt nutzbaren Lösung für das Management von Mehrweg. Zudem sind wir unabhängig von Mehrwegtypen. Unsere Kunden können so verschiedene Objekte von unterschiedlichen Herstellern selbst verwalten, ohne in eine Abhängigkeit von einem Lieferanten oder Dienstleister zu geraten. Dabei konnten wir auf unser Expertenwissen aus einer Vielzahl von Beratungsprojekten am Fraunhofer-Institut in dem Umfeld zurückgreifen und so eine speziell auf den Anwendungsfall Mehrweg-Management ausgerichtete Software-Infrastruktur schaffen. 

Welchen Stellenwert haben Wettbewerbe wie start2grow für Start-ups/Gründer*innen? 

Um ehrlich zu sein nehmen wir nur an wenigen Wettbewerben teil, da der Fokus bei uns eindeutig auf der Zusammenarbeit mit unseren Kunden und der damit verbundenen Weiterentwicklung des Produkts liegt. Wettbewerbe schaffen natürlich eine gewisse Sichtbarkeit und helfen dabei sich mit anderen Startups zu vernetzen. Allerdings sehe ich auch eine Gefahr, dass man durch zu viele Wettbewerbe von den Kernthemen eines jungen Unternehmens abgelenkt wird.

Nach welchen Kriterien entscheidet ihr an welchem Gründungswettbewerb ihr teilnehmen wollt und was versprecht ihr euch von der Teilnahme? Kurzum: was muss ein Gründungswettbewerb bieten, um es auf eure Shortlist zu schaffen?

Wie versuchen immer Aufwand und Nutzen miteinander zu vergleichen. Auf der Aufwandsseite stehen da in der Regel der Umfang der einzureichenden Unterlagen und ob der Wettbewerbt virtuell oder in Präsenz stattfindet. Und auch die Reisezeit muss hierbei natürlich berücksichtigt werden. Der Nutzen ist meist schwer zu bewerten. Neben Preisgeldern und Dienstleistungen spielt hier auch die Sichtbarkeit und das Netzwerk eine Rolle. Da dies schwer zu beurteilen ist, haben wir uns meist auf das Feedback von anderen Gründer*innen verlassen und sind damit ganz gut gefahren. 

Was sind die Besonderheiten am start2grow-Gründungswettbewerb der Wirtschaftsförderung Dortmund? Welche Programminhalte haben euch besonders überzeugt und wie haben diese bei der Weiterentwicklung eures Geschäftsmodells geholfen?

Start2grow ist schwer mit einem klassischen Gründungswettbewerb zu vergleichen. Zum einen ist es eher als ein Projekt konzipiert, bei dem man von der ersten Idee bis zum fertigen Businessplan begleitet wird und hierbei regelmäßig sehr gutes Coaching erhält. Zum anderen ist start2grow auch ein einmaliges Netzwerk, bei dem die Alumni Startups und Coaches mit neuen Startups vernetzt werden. Über eine eigene Webplattform und verschiedene Veranstaltungsformate bleibt der Kontakt zum Netzwerk dauerhaft erhalten und endet nicht wie sonst häufig mit dem Finale des Wettbewerbs. 

Ich erinnere mich konkret an zwei Vorträge zu den Themen Markenschutz und Steuern, die uns sehr geholfen haben. Zudem ist hier natürlich unser Coach Christian Rahn von CMO2go zu erwähnen. Chris hat uns extrem viel wertvollen Input zu Thema Marketing via LinkedIn gegeben.

Logistikbude, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Unser großes Ziel ist es Unternehmen das Mehrweg-Management durch Technologie abzunehmen und somit ein selbstorganisierendes Ökosystem für Mehrweg zu schaffen. Dazu gehört auch entsprechendes Wachstum und eine Konzentration auf die Netzwerkeffekte zwischen den Unternehmen. So möchten wir dahin kommen, dass Mehrweg dank unserer Software in nahezu jedem Fall ökologischer und ökonomischer als Einweg ist.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

1. So schnell wie möglich die Theorie verlassen und die Idee bei potenziellen Kunden challengen.

2. Ein Geschäftsmodell besteht aus Zahlen, daher ehrlich die Unit Economics bewerten (Verhältnis Customer Lifetime Value zu Akquisekosten)

3. Klare Trennung der Rollen im Gründerteam, ein CTO muss bspw. nicht zu Gründungswettbewerben

Bild: Jan Möller, Dr. Philipp Wrycza, Michael Koscharnyj und Patrik Elfert (v.l.n.r.)

Wir bedanken uns bei den Gründern für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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