Makersite: Anbieter von digitalen Zwillingen für Produktnachhaltigkeit, Risiko und Kostenoptimierung
Stellen Sie sich und das Startup Makersite doch kurz unseren Lesern vor!
Ich bin Neil D’Souza, CEO und Gründer von Makersite. Ich habe Makersite im Jahr 2018 gegründet. Heute besteht unser Team aus über 60 Mitarbeiter*innen in Europa, den USA und Asien. Unser Kundenportfolio ist divers und umfasst namhafte Unternehmen wie Microsoft, Schaeffler, Cummins und Vestas. Im Jahr 2022 haben wir unsere erste Finanzierungsrunde über 18 Millionen Euro abgeschlossen, damals eine der größten Investitionsrunden im Bereich grüner Technologien in Europa.
Makersite verändert die Art und Weise, wie Produkte hergestellt werden. Wir sind der führende Anbieter von digitalen Zwillingen für Produktnachhaltigkeit, Risiko und Kostenoptimierung. Unsere Technologie kombiniert KI, Daten und Apps, um nachhaltige Produkt- und Lieferketten-Entscheidungen in großem Umfang zu ermöglichen und Fertigungsunternehmen dabei zu helfen, komplexe Herausforderungen in Minuten zu lösen, für die sie früher Monate gebraucht hätten.
Wir tun dies, indem wir Produktentwickler und Einkäufer in Fertigungsunternehmen mit den Daten versorgen, die sie benötigen, um bessere Entscheidungen darüber zu treffen, woraus ihre Produkte hergestellt werden und woher sie bezogen werden sollen.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Nachdem ich mehr als ein Jahrzehnt im Bereich nachhaltiger Produkte und Lieferketten gearbeitet hatte, wurde mir klar, dass unser damaliger Ansatz niemals mit der Herausforderung des Übergangs zu einer nachhaltigeren Wirtschaft mithalten könnte. Ein durchschnittliches Produkt braucht sechs Jahre, um entwickelt und auf den Markt gebracht zu werden. Das bedeutet, dass wir bis zum Jahr 2050 aktuell noch fünf Chancen haben, ein kohlenstoffneutrales Design zu erreichen.
Nur fünf. KI-Frameworks und Graph-Datenbanken waren schon früher verfügbar. Um einen anderen Ansatz zu ermöglichen, brauchte es also lediglich jemanden, der die Technologien zusammenbringt. Obwohl ich damals seit mehr als 10 Jahren nicht mehr programmiert hatte, probierte ich es einfach aus. Ermöglicht hat mir diese Entscheidung nicht zuletzt auch meine Frau, die mich immer unterstützt und auch überzeugt hat, meiner Idee nachzugehen.
Welche Vision steckt hinter Makersite?
Wir wollen ein Generationenunternehmen aufbauen, das Herstellern hilft, bessere Produkte schneller zu entwickeln. Denn es gibt nur zwei Hebel, um die Umweltleistung eines Produkts über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg zu verbessern – besser einkaufen und besser designen. Für beides braucht man sehr detaillierte und spezifische Daten; auf der Ebene, auf der Einkäufer und Ingenieure arbeiten. Auch wenn das nach einer Menge Details klingt, ist es das, was man braucht, um ein Produkt herzustellen, und das ist es, was man braucht, um es besser zu machen.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Das mag jetzt generisch klingen, aber es gibt drei große Hürden, mit denen jedes Tech-Startup zu kämpfen hat: 1) Umsetzung der Idee 2) Produkt-Markt-Fit und 3) Skalierung.
Das Problem, das wir mit Makersite lösen wollten (und gelöst haben), ist ein extrem komplexes. Giganten wie SAP, Dassault und Siemens haben erfolglos versucht, es zu lösen. Die Technologie hinter Makersite zu entwickeln, war bereits eine riesige Aufgabe, noch schwieriger war es aber, unsere Datenpartner davon zu überzeugen, ihr Geschäftsmodell zu ändern, um ihre Daten auf Makersite zu integrieren. Es erinnert an die Netflix-Show „The playlist“, in der Spotify darum kämpft, dass Musiklabels ihnen ihre Musik geben.
Eine weitere Herausforderung war, dass wir wirklich seltene Talente brauchten, um dieses Problem zu lösen. In den Anfangstagen eines Unternehmens ist es wie mit dem Huhn und dem Ei – die Besten wollen erst kommen, wenn man etwas hat, das funktioniert, aber damit es funktioniert, braucht man die Besten. Ich habe diese Phase selbst und mit Hilfe einiger Angel-Investoren aus meinem Netzwerk finanziert.
Die Passung zwischen Produkt und Markt fiel uns leicht, da die Kunden bereits seit vielen Jahren nach einer solchen Lösung suchten. Als wir ihnen dann zeigten, dass sie existiert, war die Reaktion erstaunlich und führte dazu, dass einige der größten Marken auf uns setzten. So konnten wir weiterwachsen und das Produkt mit einer gesunden Gewinn- und Verlustrechnung entwickeln.
Die letzte Phase eines Startups, nach der es kein Startup mehr ist, kann nur mit einer seriösen Finanzierung beschleunigt werden. Wir sind innerhalb von 12 Monaten von 20 auf 60 Mitarbeiter gewachsen und haben jetzt ein Team in den USA. Das war nur mit der Hilfe unserer neuen Investoren möglich.
Wer ist die Zielgruppe von Makersite?
Eigentlich jedes Unternehmen, das Produkte herstellt. Sie alle können von den Datenbanken, der KI und den Apps von Makersite profitieren. Da es sich bei Makersite um ein hochgradig automatisiertes System handelt, ist jedoch ein gewisser Reifegrad der Daten und Systeme im Unternehmen erforderlich, um alle Funktionen voll ausschöpfen zu können. Wir konzentrieren uns auf produzierende Unternehmen aus den Bereichen Bauwesen, Chemie, Automobil, Elektronik und Konsumgüter.
Wie funktioniert Makersite? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Die KI von Makersite gleicht die Produktdaten, Lieferanten und Herstellungsprozesse eines Unternehmens automatisch mit mehr als 140 Material- und Lieferkettendatenbanken ab. Sie konstruiert daraus granulare digitale Zwillinge von jedem Produkt und wie es hergestellt, verwendet und entsorgt wird. Diese dynamischen, multikriteriellen Modelle und Apps ermöglichen Transparenz und ein besseres Verständnis der verschiedenen Faktoren, einschließlich des ökologischen Fußabdrucks, der Kostenkalkulation und der Regulatorik – und zwar schneller als alle anderen derzeitigen Ansätze.
Makersite, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Seit Abschluss unserer jüngsten Series-A-Runde im vergangenen Jahr bauen wir derzeit unser Vertriebs- und Marketingteam aus. Unser Hauptaugenmerk liegt auf dem Ausbau unseres US-amerikanischen und europäischen Geschäfts und der Erhöhung unsere Lieferkapazitäten, um bestehende und neue Kunden zu unterstützen. Partnerintegrationen wie die mit Autodesk sind ein zentraler Technologieschwerpunkt.
Wir stehen am Anfang einer grünen Technologiewelle. Wenn man sich anschaut, wo die Branchen heute stehen, dann liegt der Schwerpunkt auf der Nachhaltigkeits-Berichterstattung. In den kommenden drei bis fünf Jahren wird sich niemand mehr darum kümmern. Produktentwicklung, Beschaffung und Management werden an den Veränderungen gemessen und zur Rechenschaft gezogen, die sie systematisch umsetzen können, um den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft voranzutreiben. Wir sind die einzige Plattform auf dem Markt, die diesen Wandel in großem Maßstab vorantreibt.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
1. Löse ein Problem, das für dich von Bedeutung ist: Du wirst viel innere Stärke brauchen, um die ersten zwei Jahre zu überstehen. Der beste Ort, um sie zu finden, liegt in dem Problem, das du zu lösen versuchst.
2. Mach es nicht allein: Du brauchst jemanden, der dich vollends unterstützt. Egal, ob ihr das Unternehmen gemeinsam aufbaut oder ob es ein*e Ehepartner*in, ein Familienmitglied oder ein*e enge*r Freund*in ist. Such dir jemanden, dem du vertraust und mit dem du Erfolge und Misserfolge teilen kannst.
3. Stelle nur Mitarbeiter*innen ein, die in mindestens einer Sache besser sind als du selbst.
Wir bedanken uns bei Neil D’Souza für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.