Donnerstag, Mai 2, 2024
StartStartup SzeneWie beeinflussen Mindset und Anreizsysteme den Erfolg von Start-ups in Großunternehmen?

Wie beeinflussen Mindset und Anreizsysteme den Erfolg von Start-ups in Großunternehmen?

Martin Kröger, der Leiter des Bereichs „Industrial Solutions & Smart Products“ bei ITK Engineering, einer Tochter von Bosch, teilt in unserem exklusiven Interview seine Einsichten zur Innovationskultur, den Herausforderungen von Corporate Start-ups und der Zukunft der Arbeitswelt.

Stelle dich doch bitte kurz unseren Lesern vor!

Martin Kröger: Ich bin Martin, lebe in Stuttgart und arbeite seit 2019 für die Bosch-Tochter ITK Engineering. Dort leite ich den Bereich „Industrial Solutions & Smart Products“. Davor war ich jeweils knapp zehn Jahre bei Bosch und bei Siemens. In vielen meiner Rollen habe ich mich damit beschäftigt, wie sich das Beste aus Konzern und Startup miteinander verbinden lässt. 

Was waren für dich die größten Herausforderungen?

Martin Kröger: In einigen Innovationsaktivitäten, die ich begleitet habe, hat das Innovators Dilemma zugeschlagen. So wurden manche meiner Ideen aus politischen Gründen beendet oder konnten gar nicht erst an den Start gehen. Immer wieder muss ich mich dem Navigieren von Konzern-Fallstricken auseinandersetzen, auch wenn Bosch hier im Vergleich zu anderen Unternehmen sicherlich bereits top Bedingungen bietet. Corporate Venture-Building ist zwar in aller Munde und viele Unternehmen gehen das Thema mutig an. Trotzdem sieht man leider viel zu selten erfolgreiche Corporate Start-ups. 

Die Erfolgsquote scheint signifikant geringer zu sein als bei „regulären“ Start-ups. Das ist erstaunlich, haben Corporate Ventures doch grundsätzlich deutlich bessere Startbedingungen. Aus meiner Sicht sind viele Unternehmen für die Entwicklung von Innovationen nach wie vor nicht gut aufgestellt. Schlüsselpunkt sind die Themen Mindset und falsche Anreizsysteme. Trotzdem glaube ich an die Kraft von Corporate Ventures und möchte meinen Teil dazu beitragen, die unternehmerische Kultur bei Bosch und auch in Deutschland positiv zu beeinflussen.  

Was hat dich in deiner Jugend am meisten geprägt?

Martin Kröger: Es sind meine Heimat – das Südoldenburger Münsterland – und meine Familie, die mich sehr stark beeinflusst haben. Ich komme aus einer sehr ländlichen Umgebung, in der ich große Freiheiten hatte, in der Verbindlichkeit und eine Mentalität des Anpackens selbstverständlich sind. Das sind Werte, die ich versuche zu leben.

Was hat zur Gründung des Bosch LegendsLab geführt?

Martin Kröger: Demographischer Wandel und gesellschaftliche Trends führen dazu, dass hochqualifizierte Fachkräfte immer knapper werden und jüngere Generationen stärker auf Eigenbestimmung, selbstständige Arbeit und Unternehmertum Wert legen. Das wird den Markt an Freelancern und Unternehmensgründungen weiterhin wachsen lassen. Zusätzlich sehen wir einen steigenden Bedarf an kurzfristigen, flexiblen und teils hochspezialisierten Dienstleistungen, grade im Technologiebereich. Das Bosch LegendsLab ist eine Online-Plattform, die genau hier ansetzt und hilft, beide Seiten – also hochqualifizierte Software- und Engineering-Experten und anspruchsvolle, innovative Projekte – zusammenzubringen. 

Wie trägt das Bosch LegendsLab dazu bei, qualifizierte Experten für wegweisende Projekte zu rekrutieren und somit die Ressourcenlücke in der Software-Branche zu schließen?

Martin Kröger: Unsere Erfahrung zeigt, dass Projektleiter und Experten oftmals darunter leiden, nur langsam und aufwendig zueinanderzufinden. Der Markt ist stark fragmentiert und ineffizient. Zusätzlich werden unternehmensspezifische Anforderungen an Compliance von Vermittlungsfirmen nicht ausreichend abgebildet. Wir wollen diese Ineffizienz durch eine durchgängige Digitalisierung adressieren und mit hoher Geschwindigkeit die richtigen Leute in interne Bosch-Projekte bringen, aber natürlich auch zu anderen Kunden. Wir gehen davon aus, die Vermittlungskosten für unsere Kunden bis zu 80% senken zu können. Unternehmen haben dabei die Möglichkeit, auf unseren riesigen Pool an Software-Experten zuzugreifen. 

Wie finden die Kunden zu euch?

Martin Kröger: Unsere Plattform unter www.boschlegendslab.com ist dafür die Drehscheibe. 

Für Freelancer und Entwicklungsfirmen ist eine Teilnahme kostenlos, die Anmeldung schnell und unkompliziert. Das LegendsLab ist Bosch-intern mittlerweile sehr weit bekannt. Bosch-Projektleiter, die Experten suchen, schreiben ihre Projekte direkt auf der Plattform aus. Kunden, die Projekte besetzen möchten, können gerne eine unverbindliche Demo buchen. 

Wie viele Experten haben sich bisher auf der Plattform registriert?

Martin Kröger: Die Plattform bietet Zugriff auf rund 4 Mio. Experten weltweit. Freelancer und Firmen können sich direkt anmelden oder werden über intelligente Suchalgorithmen aus anderen Datenquellen eingebunden.  

Welche Vorteile bietet das Bosch LegendsLab seinen Projektpartnern?

Martin Kröger: Die Vorteile liegen auf der Hand: Zwei Parteien, die sich gegenseitig brauchen, finden sich schnell und unkompliziert. Für Freelancer und Entwicklungsfirmen ist die Teilnahme kostenlos. Unterstützung gibt es bei allen Fragen einer gemeinsamen Zusammenarbeit, beispielsweise beim Contracting, bei Compliance-Aspekten oder der Abrechnung. Keine wertvolle Zeit verlieren mit der Suche nach dem idealen IT-Crack oder einem reizvollen Projekt – das ist es, was wir bieten. 

In welchen Bereichen werden Projekte auf der Plattform angeboten?

Martin Kröger: Die aktuellen Projekte haben vor allem einen technischen Fokus und kommen aus Bereichen wie Anwendungssoftware, Cloud-Anwendungen, Cyber Security, Data Analytics, Embedded Systems, Funktionale Sicherheit, künstliche Intelligenz, Systemarchitektur, User Experience oder auch Web- und Mobilanwendungen. Daneben haben wir auch immer wieder Projekte aus den Bereichen Marketing, Management und Sales.  

Setzt das Bosch LegendsLab künstliche Intelligenz ein und wenn ja, wie genau?

Martin Kröger: Wir haben eine KI entwickelt, die die klassische Suchfunktion ergänzen wird und die Matching-Qualität zwischen Projekt und Experte optimiert. Die Funktion wird im September diesen Jahres gelauncht.

Wie werden Compliance-Fragen und ethische Standards auf der Plattform gehandhabt?

Martin Kröger: Legalität und verantwortungsvolle Unternehmensführung sind wichtige Elemente der Bosch-DNA und auch für uns von höchster Priorität. Als Corporate Venture kommen wir in den Genuss, Top-Anwälte, Data Security Officer und Compliance Officer als Berater für den Aufbau unser Plattform hinzuziehen zu können, damit wir den hohen Standards von Bosch gerecht werden. Konkrete Compliance-Anforderungen unserer Kunden können wir modular abbilden. Wenn beispielsweise ein Kunde ein eigenes Formular für einen Scheinselbständigkeits-Check bei uns integrieren möchte, ist das möglich. 

Welche langfristigen Ziele verfolgt das Bosch LegendsLab?

Martin Kröger: Noch liegt der Schwerpunkt unserer Projekte auf der DACH-Region. Nachdem wir aber bereits viele Software-Experten aus der ganzen Welt haben, wollen wir auch unsere Projektwelt weiter internationalisieren. Dabei helfen uns sicher die internationalen Bosch-Standorte. Und natürlich wollen wir mit den Angeboten externer Unternehmer wachsen, um noch mehr Vielfalt anbieten zu können. Der Name der Plattform ist unser Antrieb: Wir wollen, dass sie eines Tages Legendenstatus erreicht, als Vehikel, um den Arbeitskräftemangel in der IT-Branche intelligent zu entschärfen. 

Was ist euer USP?

martin kröger

Martin Kröger: Hier sind fünf Punkte entscheidend: 

Wir sind eine der wenigen Plattformen, in der nicht nur Freelancer, sondern auch kleine Entwicklungsfirmen per Click gebucht werden können. 

Unser Datenpool gehört zu den größten weltweit. 

Unsere SaaS-Plattform ist hoch-modular aufgebaut und kann flexibel an Kundenprozesse und Compliance-Anforderungen angepasst werden. 

Wir ermöglichen einen Direktkontakt zwischen Leistungserbringer und Projektleiter, ohne komplizierte Einbindung von Dritten.

Kunden können durch unsere Plattform bis zu 80% Vermittlungsgebühren sparen. 

Wie sieht bei dir ein ganz normaler Arbeitstag aus?

Martin Kröger: Wir befinden uns in einer starken Wachstumsphase mit sich ständig ändernden Anforderungen, sodass ich derzeit kaum „normale“ Arbeitstage habe. Mein Plan ist es, meinen Tag in 30% Kundengespräche, 20% Marketing, 20% Produktarbeit und 30% Führungsthemen & Operatives aufzuteilen. Wir haben einen hohen Anteil an Remote Work, da mein Team über ganz Deutschland verteilt ist. Mindestens einmal die Woche bin ich im Büro, dazu haben wir regelmäßige Präsenz-Workshops.

Wie definierst du persönlich Erfolg?

Martin Kröger: Ich liebe es, Businesses zu entwickeln. Ich möchte mit meinem Team kommerziell erfolgreiche Firmen aufbauen, die von unseren Kunden geliebt werden und die über einen langen Zeitraum am Markt bestehen können. 

Welche 3 Tipps hast du für Gründer?

Martin Kröger: Ich möchte diese Frage explizit für Corporate Venture-Gründer beantworten: 

Lasst euch nur auf eine Gründung ein, wenn eure Idee richtig gut ist. Fragt euch dreimal, ob eure Idee trägt oder nicht. 

Kennt die Politik und Stolpersteine eures Unternehmens; sichert euch Top-Management-Support, um mögliche Hürden beseitigen zu können.

Startet lieber klein und versucht, schnell profitabel zu werden, skaliert erst dann. Zu viele Konzerne setzen mit großen Budgets auf kleine Ideen und landen dann bei großen Problemen.

Wo siehst du dich in den nächsten fünf Jahren?

Martin Kröger: Ich hoffe, dass ich weiterhin mit meinem tollen Team das Bosch LegendsLab vorantreiben darf und wir ein Corporate Venture geschaffen haben, das Substanz hat. 

Wir bedanken uns bei Martin Kröger für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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Markus Elsässer is the founder and publisher of StartupValley Magazine as well as StartupValley Media & Publishing. Together with his team, he shares his knowledge from over 7,000 interviews with the world's most successful entrepreneurs and provides step-by-step guidance on how to ignite one's own rocket. In recent years, he has organized startup events with several thousand participants and personally invested in innovative startup projects. As a mentor and speaker, he is a sought-after sparring partner. In the 90s, he began his career in sales for several major US companies, where he established large sales structures during the 90s and early 2000s. He is also a co-founder of THE PUBLISHER GANG.

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