Mentale Gesundheit hat viele Gesichter!
Nur weil uns manchmal Selbstzweifel quälen, wir schlechte Gewohnheiten oder bisher keine perfekte Routine entwickelt haben, macht uns das nicht zu Versagern – es macht uns zu Menschen. Vor allem für Gründer und junge Unternehmer ist es wichtig, sich immer wieder daran zu erinnern, dass Startups ihre ganz eigenen Herausforderungen haben und der Umgang damit nicht unseren persönlichen Wert oder Erfolg definiert.
Lassen wir uns also nicht von irgendetwas oder irgendjemandem zurückhalten – auch nicht von uns selbst! Verfolgen wir unser Ziel diszipliniert und konsequent, können und werden wir große Dinge erreichen. Vorausgesetzt, wir achten dabei auf unsere mentale Gesundheit.
Angst vor Unvollkommenheit loslassen
Viele Menschen wenden sich gerade allzu schnell Angstzuständen und anderen psychischen Erkrankungen zu. Ich sage nicht, dass das für manche nicht sehr real ist, aber das eine oder andere wird auch als Ausrede verwendet, anstatt Widerstandsfähigkeit, Entschlossenheit und Mut zu entwickeln. Die traurige Wahrheit ist, dass einige Menschen zu wenig belastbar (geworden) sind. Hinzu kommt die negative Tendenz, anderen die Schuld zu geben. Oder Begründungen dafür zu suchen und zu finden, warum man nicht erfolgreich ist – anstatt (Selbst-)Verantwortung zu übernehmen und zu erkennen, dass ALLE kämpfen müssen. Der eine oder die andere denkt vielleicht, dass SEINE/IHRE Probleme viel schwerwiegender sind als die aller anderen. Weit gefehlt! Tatsächlich ringt jeder täglich mit seinen ganz eigenen Problemen, Schwächen und Unvollkommenheiten.
Wir verbringen so viel nutzlose Zeit damit und verschwenden Energie darauf, uns selbst zu verurteilen. Natürlich sind wir nicht perfekt. Wir sollten und können es auch nicht sein! Wir alle sind manchmal unsicher. Gerade deswegen sind wir (genau!) GROSSARTIG! Um trotzdem mental gesund und stark zu sein und zu bleiben, hilft es, neue Routinen aufzubauen, sich immer wieder selbst zu reflektieren. Dann erreichen wir unsere Ziele trotz – oder gerade wegen – unserer Unvollkommenheiten als Menschen.
Positive (Selbst-)Bestätigung
Die Art und Weise, wie wir diese Gefühle beschreiben, kann einen großen Unterschied machen. Angst oder eine nervöse Emotion, wenn wir etwas Neues beginnen oder Veränderungen bevorstehen, könnte man auch als Aufregung bei einer Gelegenheit beschreiben. Wir gehen neue, andere Wege – und darauf freuen wir uns! Wenn wir unsere Selbstgespräche ändern, kann sich wirklich unser Leben ändern. Die Erklärung dafür ist in der Neuroplastizität begründet. Das Prinzip: Lernen ohne Ende. Für die Art und Weise der Veränderungen im Gehirn gilt, je häufiger wir Nervenverbindungen benutzen, desto mehr stärken wir ihre Effektivität.
Was also hilft, um mental stärker und gesünder zu werden? Ganz einfach: Nach dem Guten suchen, es wahrnehmen und sich davon berühren lassen. Das unterstützt nicht nur unser Handeln, sondern z.B. auch unsere Stressbewältigungsstrategien. Das Glück wohnt in uns! Wir machen uns unabhängiger vom Außen, was unsere eigene Stimmung und unsere Überzeugungen angeht.
Perfektionismus ade!
Unsere soziale Konditionierung, universelle Glaubenssysteme, die Wohlstandsverwahrlosung (was für ein Wort!) der Gesellschaft und anderer Menschen um uns herum, lassen uns oft an uns selbst (ver-)zweifeln. (Über-)Ehrgeizige Menschen, die mit Angst, Unsicherheiten, schlechten Gewohnheiten, Stress und angespannten Beziehungen zu kämpfen haben, sind eine echte Herausforderung. Dabei steckt hinter jeder scheinbar perfekten Person oft nur ein Durcheinander, das man nicht sehen kann.
Perfektion ist nur eine Illusion – es lohnt sich also nicht, ihr hinterherzujagen. Wenn wir in diesem Leben etwas Bedeutendes erreichen wollen, müssen wir diese erzwungenen Grenzen (im Denken) durchbrechen und unser wahres Selbst finden. Nutzen wir also unsere Stärken und nehmen unsere Schwächen an. Jeder von uns wurde einzigartig geboren, wir müssen diese Einzigartigkeit nur annehmen und unseren ganz eigenen Weg finden.
Mehr Selbstwert und Selbstvertrauen – bitte!
Wirkliche Veränderung, oder sollte ich sagen, echtes Wachstum kommt aus einer tiefen Ebene des Selbstwerts und Selbstvertrauens, die in jedem von uns verwurzelt ist. Oder wie Deepti Pathak sagt: „Wenn du dich selbst kennst, bist du ermächtigt. Wenn du dich selbst akzeptierst, wirst du unbesiegbar. Ohne Selbstbeherrschung sind wir Sklaven von Angst, Zaudern, Unsicherheiten und Hemmungen.“
Wir sind alle Menschen und werden Höhen und Tiefen haben. Warum sich also nicht darauf konzentrieren, welchen Wert wir als Gründer bereits geliefert und welchen Nutzen wir als Startup gestiftet haben und was wir in Zukunft dafür noch tun können? Ja, wir sollten feiern, was gut in unserem (Business-)Leben ist. Nicht einfach, aber notwendig für Erfolg, Glück und vor allem unsere mentale Gesundheit.
Foto: Credit Orhidea Briegel
Autor
Antje Heimsoeth, eine der bekanntesten Business- und Mental-Coaches im deutschsprachigen Raum, ist Expertin für Mentale Gesundheit, Stressmanagement & Resilienz, Positive Leadership und Selbstführung. Ihr Know-how beruht auf Praxiserfahrungen, die durch wissenschaftliche Impulse stets untermauert werden
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder