Montag, Dezember 9, 2024
StartGründerTalkKritische Situation mit Geduld und Gelassenheit betrachten

Kritische Situation mit Geduld und Gelassenheit betrachten

NAO ermöglicht Privatanleger:innen, Geld wie professionelle Investore:innen anzulegen

Stellen Sie sich und das Startup NAO doch kurz unseren Lesern vor!

Ich bin Robin Binder, CEO und einer der drei Gründer vom WealthTech NAO. Gemeinsam mit meinen beiden Mitgründern Philipp Nowakowski (CTO) und Amel Hasanovic (CPO) haben wir vor rund einem Monat unsere App NAO gelauncht. NAO ist eine Geldanlageplattform, mit der wir Privatanleger:innen ermöglichen, Geld wie professionelle Investor:innen anzulegen. Wir eröffnen Menschen den Zugang zu Anlageklassen ab einer Mindestanlage von 1.000 €, die ihnen sonst verwehrt bleiben – wie beispielsweise Primärmarktemissionen von Kapitalmarktprodukten oder Private Equity. Dabei verfolgen wir den Urgedanken von Privatbanken: Wir bieten einen hochwertigen und individuellen Zugang zu Finanzprodukten und erschließen durch den Einsatz zeitgemäßer Technologien eine neue Generation von Investor:innen.

Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?

Ich war viele Jahre im Corporate Banking aktiv. Für MidCap-Unternehmen verantwortete ich als Relationship Manager unter anderem Themen wie Vermögensanlage, Liquiditäts- und Hedging-Lösungen sowie die Gestaltung von komplexen Finanzierungen. Währenddessen lernte ich eine Unternehmerfamilie aus Süddeutschland kennen und wechselte den Arbeitgeber. Für diese Familie baute ich dann in Berlin ein Family Office auf. Einer der Geschäftsbereiche, für den ich verantwortlich war, waren Investments in Fintechs in der Frühphase. Als ehemaliger Banker begeisterten mich ihre Geschäftsmodelle, da das Bankgeschäft komplett neu gedacht wird und Nutzererlebnisse geschaffen werden, die die Bedürfnisse von Digital Natives adressieren und befriedigen. 

Ich selbst habe ja jahrelange Erfahrung im Asset Management – und sehe die Vorteile von einem uneingeschränkten Zugang zu allen Anlageklassen. Es ist einfach ungerecht, dass die Geldanlage unverändert sehr exklusiv und daher wenigen Vermögenden vorbehalten ist. Es kann halt nicht jeder investieren, wie er oder sie will, sondern oft entscheidet das Vermögen. Und das wollen wir mit NAO ändern, wir wollen einen gleichberechtigteren Zugang in der Finanzwelt ermöglichen und Hürden für einen nachhaltigen Vermögensaufbau auch bei geringen Anlagebeträgen schaffen.

Welche Vision steckt hinter NAO?

Mit NAO wollen wir die Zweiklassengesellschaft im Investmentbereich eliminieren. Unsere Multi-Asset-Plattform eröffnet neue Möglichkeiten für Menschen, die bisher von Privatbanken und Asset Managern trotz nennenswertem Vermögen ignoriert wurden, da die geforderten Vermögensschwellen noch nicht überschritten wurden.

Das Finanzwesen ist seit jeher elitär und exklusiv. Wer reich ist, verfügt über bessere Optionen, sein Vermögen zu mehren. Hier eine höhere Transparenz über Anlagemöglichkeiten und eine einfache Teilhabe zu schaffen – und das zeitgemäß, komplett digital per App – ist überfällig. Verbraucher:innen können ihr Geld ab 1.000 Euro in von uns ausgewählte Investmentmöglichkeiten für einen nachhaltigen Vermögensaufbau anlegen.

Wir möchten unseren Kunden kuratierte Investmentprodukte an die Hand geben, mit denen sie ihr Portfolio diversifizieren können. Dabei möchten wir sie nicht bevormunden, wie das klassische Vermögensverwalter teils durch intransparente Anlagestrategien  machen, sondern sie dazu befähigen, selbstständig ihre eigene Auswahl zu treffen. Das wollen wir erreichen, indem wir auf unserer Plattform Content anbieten, um die teils erklärungsbedürftigen Produkte verständlich und greifbar zu machen.  

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Die Idee zu NAO war in unserem Fall naheliegend. Für mich war es sehr wichtig, komplementäre Mitgründer zu finden. Der menschliche und fachliche Fit und das Teilen einer gemeinsamen Vision – ich bin sehr froh und dankbar, dass mir das gelungen ist. Als Team haben wir die weiteren Herausforderungen wie beispielsweise das Onboarding bei unserem Custody Partner oder bei unserem Haftungsdach für das regulatorische Setup gut meistern können. Für unsere Startfinanzierung konnte ich den Vermögensinhaber des zuvor von mir geleiteten Family Office von unserer Idee überzeugen, sodass er uns das initiale Funding für die Umsetzung unserer Vision zur Verfügung gestellt hat. Dem folgten nun diverse Angels und einige institutionelle Investoren, worauf wir als Team sehr stolz sind.

Wer ist die Zielgruppe von NAO?

In unserer Startphase richten wir uns an eine investment-affine Zielgruppe in Deutschland. Sie hat bereits Geld investiert und möchte ihr Vermögen diversifiziert anlegen. Der Anspruch ist eine nahtlose digitale Experience. Unser Team verfügt über langjährige Erfahrung in der App- und Produktentwicklung bei FinTechs. Wir verstehen die Bedürfnisse des Marktes und entwickeln nutzerzentriert. Wir schaffen für unsere Kund:innen ein Nutzererlebnis, das den Erwartungen und Gewohnheiten entspricht. Zudem sieht sich unser Team selbst als Zielgruppe: Wir entwickeln die NAO-App so, dass sie Spaß macht, einfach zu bedienen ist und stabil läuft. Zudem ist es uns sehr wichtig, dass wir mit NAO eine Marke in der Finanzbranche aufbauen, die nicht nur technische Geldanlage, sondern auch Lifestyle ausstrahlt.

Wie funktioniert NAO? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

NAO kuratiert innovative und schwer zugängliche Investments und schafft durch Co-Investment einen nie zuvor dagewesenen Zugang zu einem nachhaltigen und langfristigen Vermögensaufbau mit einem transparenten und instinktiven Prozess. Durch Kooperationen mit Investmentgesellschaften und Banken wie der UniCredit schafft NAO den Zugang zu ausgewählten Assetklassen. Die Geldanlagen werden ausschließlich für NAO-Kund:innen entwickelt oder nur durch unsere Infrastruktur erst ereichbar ab 1.000€ und nicht erst ab einem Vielfachen davon. 

Wir setzen unser Know-how und Netzwerk für unsere Kund:innen ein, damit sie langfristig wie professionelle Investor:innen Vermögen aufbauen und von strategischen Investmentansätzen profitieren können. So erschließen wir ihnen Assetklassen, in die sie sonst nicht investieren könnten.

Viele FinTechs erleichtern heute den Zugang zu Geldanlagen. Doch dabei fehlt meist der strategische Ansatz und anlagenklassenübergreifende Investitionsmöglichkleiten. Unser innovatives Co-Investing-Modell erlaubt eine breite Diversifizierung für mittel- bis langfristige Anlagehorizonte, die bisher am Markt fehlten. Zum Soft-Launch starten wir mit exklusiv aufgelegten Aktienanleihen in Zusammenarbeit mit der UniCredit. Aktienanleihen mag jetzt vielleicht nicht “fancy” klingen, doch wir interpretieren sie neu für unsere Kund:innen  – mit komplett digitaler Experience sowie monatlichen Zinsauszahlungen. Das ist ein Novum.

NAO, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

In fünf Jahren wird NAO neben dem deutschen Markt auch in weiteren europäischen Ländern als Disrupter im Bereich Private Banking und Asset Management aktiv sein. Neben einer unverändert hohen Kundenzufriedenheit steht klar Profitabilität auf dem Plan. 

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

1. Netzwerken: Es klingt so einfach und trotzdem wird die Synergie von Netzwerken oft unterschätzt. In unserem Fall ist unser Netzwerk Gold wert und ermöglicht beispielsweise erst viele Produkte auf unserer Multi-Asset-Platform durch gute Partnerschaften.

2. Geduld: Auch wenn man gerne alles sofort hätte und viel schneller vorankommen möchte, hilft mir oft ein gewisser Abstand zur aktuellen Situation, um wieder rational eine Entscheidung treffen zu können. Daher lieber mit etwas mehr Geduld und Gelassenheit eine kritische Situation betrachten und nicht als Kurzschlussreaktion eine weitere Baustelle eröffnen.

3. Team: Für mich ist ein gutes Team, dem man vertraut, unersetzbar. Als komplementäres Team bringt man viel mehr Facetten bei der Entscheidungsfindung ein und verliert so nicht die Nutzerzentrierung, weil man die eigene Meinung verteidigen muss. Auch wenn man viele Talente hat, hilft es auch Spezialisten für jeden Bereich zu haben, um eine exzellente Lösung zu bauen und diese auch über die richtigen Kanäle zu vermarkten. Zusätzlich macht gemeinsam einen Kaffee oder ein Bier trinken einfach mehr Spaß als alleine.

Wir bedanken uns bei Robin Binder für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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