Nect ist ein deutsches Tech-Startup, das mit seiner ID-Wallet digitale Identitätsprüfungen und Behördengänge radikal vereinfacht
Stell dich und dein Startup Nect doch kurz unseren Lesern vor.
Moin! Ich bin Benny Bennet Jürgens, Gründer und CEO von Nect. Mit Nect haben wir Deutschlands größte ID-Wallet mit mittlerweile über 13 Millionen Usern aufgebaut und machen Schluss mit Warteschlangen im Video-Ident und Terminchaos bei Behördengängen. Die Nect Wallet speichert deinen digitalen Ausweis und ermöglicht dir so einen einfachen Zugang zu Online-Diensten von hochregulierten Unternehmen und Behörden. Darüber hinaus können mit der Nect Wallet sowohl Dokumente digital signiert wie auch empfangen werden. Damit können wir über 10 Millionen physische Briefe endlich „per Mail“ versenden. Wir sind vor allem durch den Einsatz bei fast allen deutschen Krankenkassen, sowie bei der Bundesagentur für Arbeit und ELSTER bekannt geworden. Wir haben drei Patente und waren die ersten, die eine Technologie entwickelt haben, die eine vollautomatische ID-Prüfung ermöglicht und dabei dennoch von hochregulierten Unternehmen genutzt werden kann.
Warum hast du dich entschlossen, ein Unternehmen zu gründen?
Bevor ich mit Carlo Ulbrich Nect gegründet habe, war ich App-Entwickler bei einer Versicherung. In der App gab es hohe Abbruchquoten bei der Registrierung, weil Nutzer erst auf einen Aktivierungsbrief warten mussten, bevor sie loslegen konnten. Zwischen Download und Nutzung lagen oft drei Tage. Wir suchten deshalb nach einer Lösung, die sofort funktioniert und so kostengünstig ist wie ein Brief – das war der erste Schritt.
Ich bin ein Lösungsfinder. Ich kann Probleme sehr gut auf den Kern herunterbrechen und Lösungen von Grund auf aufbauen, die nachhaltig funktionieren. Dafür brauche ich den Freiraum, mich nicht in überholten Rahmenbedingungen bewegen zu müssen. Ich habe diese Chance nur gesehen, indem ich ein Unternehmen gründe. Heute bin ich auch sehr dankbar, wieviel ich in kurzer Zeit lernen durfte.
Was war bei der Gründung von Nect die größte Herausforderung?
Die regulatorischen Rahmenbedingungen in Europa und vor allem in Deutschland. Wir haben eine sehr innovationsfeindliche, technologiegeschlossene Regulierung. Das Investitionsrisiko für Innovationen in Deutschland ist riesig. Und vor allem dafür gibt es verhältnismäßig zu wenig Kapital.
Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?
Wenn wir von einer echten Innovation reden, dann muss man sogar starten, bevor alles perfekt ist. Die Realnutzung bietet so viele neue Kenntnisse, die man so früh wie möglich in die weitere Entwicklung mit einbeziehen muss.
Welche Vision steckt hinter Nect?
Unser Ziel ist, die größte App in Europa aufzubauen, die den Bürgern den Alltag verbessert und echte Digitalisierung in Deutschland und darüber hinaus vorantreibt, in dem es leichter wird, Kontos zu eröffnen, Ausweise zu verlängern, Anträge zu stellen etc. Dafür bewegen wir uns in einem Bereich, der von sehr starren Strukturen und Vorgaben dominiert ist. Wir wollen mit unseren Lösungen inspirieren, was man alles verändern und verbessern kann, wenn man den Mut (und das Durchhaltevermögen) hat, neue Lösungen in noch so etablierten Systemen zu finden.
Wer ist die Zielgruppe von Nect?
Aktuell verkaufen wir unsere Lösung an hochregulierte Unternehmen und behördliche Online-Dienste. Gleichzeitig beobachten wir, dass der Bedarf an digitalem Vertrauen kontinuierlich wächst und neben ebendiesen auch Plattformen und e-Commerce-Anbieter betrifft – wodurch sich unser Zielmarkt erweitert. Zum anderen wollen wir schon bald die ersten Use-Cases launchen, die vom Nutzer gekauft werden können.
Wie funktioniert Nect? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet dich von anderen Anbietern?
Wir optimieren unsere Lösungen mit vollem Fokus auf den Nutzer. Weil wir überzeugt sind, dass dies langfristig auch richtig und wichtig für unsere Kunden ist. Die meisten mir bekannten Wettbewerber optimieren darauf, was der Kunde denkt, was der Nutzer möchte. So haben wir mit der Nect Wallet den Nutzern die Möglichkeit geschaffen, die einmal verifizierte Identität als digitalen Ausweis wiederzuverwenden, womit wir bereits 13 Millionen Nutzern das Abfilmen und Rumhampeln vor der Kamera ersparen. In dieser Zeit haben unsere Wettbewerber sich darauf konzentriert, das Video-Ident möglichst stark an das Kundenbranding anzupassen.
Wo geht der Weg hin? Wo siehst du dich und Nect in fünf Jahren?
Ich hoffe, dass wir auch in fünf Jahren immer noch so viel Spaß an Erfindung und Fortschritt haben und dass wir es als Unternehmen schaffen, den Markt voranzutreiben. Ich möchte eine Firma schaffen, die niemals einfach nur eine Cash-Cow managed, sondern immer wieder Spaß an der Lösung von großen Problemen findet. Unsere kürzliche Akquisition von Acadias, einem Anbieter einer vollautomatisierten Plattform für KYC- und KYB-Prüfungen, beschleunigt unsere Mission, der Trusted Advisor zwischen Nutzern und Dienstleistern zu werden. Und es ist unser erster anorganischer Schritt auf der Mission, Europas größter Trust Service Provider zu werden.
Welche drei Tipps würdest du angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Durchhaltevermögen, Mut, Offenheit.
Bild Benny Bennet Jürgens @ Matthias Friel
Wir bedanken uns bei Benny Bennet Jürgens für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.