Freitag, März 29, 2024
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Entscheidungen reflektiert, aber zügig treffen

NV GALLERY – innerhalb von vier Jahren vom nationalen Startup zum international anerkannten Interiorlabel

Stellen Sie sich und das Startup NV GALLERY doch kurz unseren Lesern vor!

NV GALLERY steht für einzigartige, hochwertige Möbelstücke und Wohnaccessoires aus Paris, die wir ohne Zwischenhändler herstellen lassen, um sie zu möglichst fairen Preisen in unserem Onlineshop anbieten zu können. Gegründet habe ich, Natalie Hanczewski, das Interiorlabel zusammen mit meinem Co-Founder 2016 in Paris, geboren und aufgewachsen bin ich aber in Deutschland. Bereits mit 21 Jahren zog es mich nach meinem Studium in Köln und Stockholm in die Hauptstadt Frankreichs, um mir dort nach meinem Masterabschluss den Traum eines eigenen Unternehmens zu verwirklichen. 

Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?

Mir war schon während meines Studiums klar, dass ich etwas Eigenes auf die Beine stellen möchte. Meine ersten Erfahrungen im Arbeitsleben fand ich zwar sehr bereichernd, habe mich dabei aber immer recht eingeschränkt gefühlt. Ich wollte meine eigenen Ideen verwirklichen, ich wollte das, woran ich glaubte, auch direkt umsetzen und ausprobieren können. In starren und vorgegebenen Strukturen zu arbeiten, kam daher für mich nicht in Frage.

Welche Vision steckt hinter NV GALLERY?

Die konkrete Idee für NV GALLERY kam während meines Umzuges im Jahr 2015. Ich hatte klare Vorstellungen davon, wie ich meine Wohnung einrichten möchte – aber alles, was verfügbar war, war entweder zu teuer, entsprach nicht meinen Qualitätsvorstellungen oder bot ein generisches Design, welches man bereits zu oft gesehen hatte.

Die Vision hinter NV GALLERY ist es daher einzigartiges Design, hochwertige Qualität und faire Preise miteinander zu verbinden. Wir wollen, dass jeder Kunde sich zu Hause so verwirklichen kann, wie er will – und zwar ohne Kompromisse. Uns ist es dabei wichtig, dass wir nur so viel produzieren, wie auch verkauft wird. Wir sind gegen Massenproduktionen und wollen faire Bedingungen für unsere Partner und Kunden.

Von der Idee bis zum Start – was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Die größte Challenge war es eine Supply Chain aufzubauen, die ohne jegliche Mittelsmänner bzw. Mittelsfrauen auskommt. Die Qualität unserer Produkte steht für uns immer im Zentrum unseres Handelns. Dafür mussten wir die richtigen Partner finden und auch eine Einkaufs- und Logistikstruktur aufbauen, die kosteneffizient ist, aber auch schnell auf Veränderungen in unserer Strategie reagieren kann.

Indem wir von Anfang an die strukturellen Kosten gering gehalten haben, ist unser Businessmodel seit unserem ersten Jahr rentabel. Trotz der hohen Produktqualität zu fairen Preisen konnten wir eine ausreichend hohe Gewinnspanne erzielen. Die ersten Jahre haben wir zudem gebootstrappt und selbst finanziert. Anfang 2019 hat uns dann ein französischer Investmentfond kontaktiert, der einen Minderheitsanteil eingenommen hat und uns nun bei unserem weiteren Wachstum unterstützt.

Wer ist die Zielgruppe von NV GALLERY?

Unsere Kernzielgruppe sind KundInnen im Alter von 24 bis 36, die in eher urbanen Gegenden leben, am Anfang ihrer Karriere stehen und somit auch etwas mehr Budget für eine Inneneinrichtung zur Verfügung haben, die über den oft sehr austauschbaren Style der ersten Studentenwohnung hinaus gehen soll.

Wie funktioniert NV GALLERY? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Wir sind vertikal integriert, das heißt vom Design bis zur Produktion, Qualitätskontrolle, Lagerung und Vorbereitung der Lieferung wird alles in-house gemacht. Auf diese Weise erhalten wir vom Angang bis zum Ende eine effiziente und dynamische Wertschöpfungskette. Alle Ersparnisse die hieraus resultieren, geben wir direkt an unsere Kunden weiter, deshalb können wir das richtige Produkt zur richtigen Zeit zu einem fairen Preis und mit für uns interessanten Gewinnmargen anbieten.

Wie hat sich ihr Unternehmen mit Corona verändert?

Corona hat uns gelehrt, uns wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren: Welche Produkte sind wirklich rentabel, welche Produkte brauchen unsere Kunden. Wir wussten nicht, inwiefern die Pandemie das Kaufverhalten unserer Kunden beeinflusst und haben uns mit Rücklagen abgesichert. Das bedeutet auch, dass wir das gleiche Tagesgeschäft mit weniger Budget bewerkstelligen mussten – was nur mit einem flexiblen und kreativen Mindset funktioniert.

Wie haben Sie sich darauf eingestellt und welche Änderungen haben Sie vorgenommen?

Auf der operativen Ebene war es uns natürlich in erster Linie wichtig, dass unsere Mitarbeiter sicher von Zuhause aus arbeiten können. Homeoffice war somit für alle Mitarbeiter das Gebot der Stunde. Ende 2019 haben wir unseren ersten Showroom im Herzen von Paris eröffnet. Leider musste dieser natürlich direkt zum ersten Lockdown in Frankreich geschlossen werden.

Der größte Teil unseres Umsatzes wird aber im digitalen E-Commerce Bereich generiert, wodurch wir glücklicherweise zu den wenigen Unternehmen zählen, die trotz allem das Daily Business weitestgehend aufrecht halten konnten. Auch das Warenhaus und unsere Lieferanten konnten mit den notwendigen Hygienemaßnahmen somit weiterarbeiten. 

Wir wussten allerdings nicht, ob die Kaufkraft unserer Kunden in gleichem Maße weiterbestehen würde. Vorsichtshalber haben wir daher insbesondere das Budget für die Entwicklung von neuen Produkten reduziert und erst einmal abgewartet, wie sich die Situation weiter ausgestaltet.

Wo sehen Sie in der Krise die Chance?

Nachdem wir als junge Marke solch ein herausforderndes Jahr wie 2020 überstanden haben, sind wir zuversichtlich, auch in der Zukunft flexibel genug auf Veränderungen im Markt reagieren zu können. Das war in jedem Fall das Key-Learning von 2020 – adapt or die.

NV GALLERY, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Wir hoffen, dass wir in unseren jetzigen Märkten – Frankreich, Deutschland, Österreich, Italien, Belgien und den Niederlanden – und in einer Vielzahl von neuen, europäischen Ländern, sowohl digital als auch mit lokalen Geschäften, noch stärker präsent sein werden.

Elementar ist und bleibt aber ein stabiles und rentables Business-Modell, welches es uns erlaubt, jederzeit Neues auszuprobieren: neue Kollektionen und Produktlinien, neue Märkte und neue Wege, Kunden zu gewinnen.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Auf seinen Instinkt hören. Meistens liegt man mit seinem Bauchgefühl richtig, auch wenn man es nicht erklären kann.

Entscheidungen reflektiert, aber zügig treffen. Ein gewisses Risiko besteht immer und man kann nie zu 100 Prozent sicher sein, alle Unsicherheiten ausgeschlossen zu haben – eine gewisse Schnelligkeit im Bezug auf Entscheidungen ist aber oft essentiell.

Perfektionismus ablegen. Das fiel mir persönlich besonders schwer, aber Perfektionismus führt in den meisten Fällen dazu, dass man letztendlich mit nichts zufrieden ist und daher viele Ideen direkt wieder verwirft. Ich habe aber gelernt, dass man Strukturen auch später immer noch verbessern kann, wichtig ist es, erst einmal eine Idee umzusetzen – so gut es eben geht.

Wir bedanken uns bei Natalie Hanczewski für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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