NVR RST entwickelt nachhaltige Sportkleidung aus recycelten Plastikflaschen
Stellen Sie sich und das Startup NVR RST doch kurz unseren Lesern vor!
Kerstin von Diemar hat einen Abschluss in Soziologie und einen MBA der Hochschule Sankt Gallen. Sie studierte außerdem an der Nanyang Technological University (Singapur). 2004 wurde von Diemar von der Fachzeitschrift „Die Geschäftsidee “ und dem Verlag für die Deutsche Wirtschaft als „Gründerin des Jahres“ ausgezeichnet. Die leidenschaftliche Läuferin ist Mitglied im Beirat der FORUM MEDIA GROUP und lebt mit ihrer Familie in München.
NVR RST entwickelt nachhaltige Sportkleidung aus recycelten Plastikflaschen. Unsere Sportshirts sind extrem atmungsaktiv, angenehm zu Tragen und feuchtigkeitsabweisend. Gleichzeitig schont die Herstellung unserer Sportbekleidung die Umwelt, da bereits produziertes Plastik gesammelt und wiederverwertet wird. Dadurch sparen wir in der Herstellung über 50 Prozent CO2-Ausstoß gegenüber der konventionellen Textilproduktion und leisten gleichzeitig einen kleinen Beitrag gegen Klimawandel und Plastikmüll..
Warum haben Sie sich entschlossen, ein Unternehmen zu gründen?
In den letzten Jahren, speziell seit der Geburt unseres Sohnes, hat sich mein Einkaufsverhalten sehr stark verändert. Mit einem kleinen Baby bekommen Faktoren wie das Oeko-Tex Siegel für Schadstoff-Freiheit einfach eine ganz andere, eine persönliche Bedeutung.
Als ich dann selbst nach der Geburt wieder ins Halbmarathon-Training einsteigen wollte, fand ich keine Sportbekleidung, die mich zufrieden gestellt hätte. Einerseits will ich keine Kompromisse bei Atmungsaktivität und Funktionalität eingehen müssen, gleichzeitig habe ich den Anspruch, dass die Shirts nachhaltig produziert und Schadstoff-zertifiziert sein sollen. In manchen schlaflosen Nächten habe ich dann recherchiert, wie sich beides miteinander vereinbaren lässt. So entstand die Idee zu NVR RST.
Was war bei der Gründung von NVR RST die größte Herausforderung?
Oh, da gibt und gab es viele. Ich habe selbst keine Erfahrung im Bekleidungsbereich und hatte großes Glück, von Anfang sehr gute Partner für Design und Schnitt zu finden. Gründen ist keine One- Woman Show, sondern klappt nur im Team.
Die große Herausforderung für unser Startup ist natürlich, aktive und umweltbewusste Menschen für unsere Marke NVR RST zu begeistern.– Aber da helft Ihr uns ja gerade dabei
Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?
„Done is better than perfect“: Beim Gründen – ebenso wie im „echten Leben“ – gibt es nie den perfekten Zustand. Wichtig ist einfach, vorauszuplanen und dann verantwortungsvoll einen Schritt nach dem anderen zu gehen. Gründer und Gründerinnen machen Fehler. Immer. Je mehr sie davon machen, desto besser. Wichtig ist nur, dass man etwas daraus lernt. Wir sind fleißig, wir sind ehrlich, wir sind authentisch. Früher oder später wird sich diese Einstellung auszahlen.
Welche Vision steckt hinter NVR RST?
Unser langfristiges Ziel ist eine Änderung der Produktionsverfahren in der Textilindustrie. Im Moment wird fast jegliche Bekleidung – sei es für Freizeit oder Business – ausschließlich konventionell produziert. – Das bedeutet: Es wird immer wieder neues Polyester-Garn produziert – komplett „from scratch“.
Gemeinsam mit unseren Kundinnen wollen wir in dieser Hinsicht Druck erzeugen und eine kleine Revolution auslösen: Unser Ziel ist es, dass die gesamte Textil-Produktion weitgehend auf Recycling umgestellt wird. Das hätte für uns alle keinerlei Nachteile bei der Qualität, allerdings enorme Auswirkungen auf das ökologische Gleichgewicht. Durch eine konsequente Umstellung auf Recycling-Materialien und neue Technologien könnte die Textilindustrie das gesamte heute auf der Welt kursierende Plastik innerhalb von 25 Jahren wiederverwerten. Eine plastikmüllfreie Welt durch bewussten Konsum und ohne Verzicht zu schaffen – das ist unsere Vision.
Wer ist die Zielgruppe von NVR RST?
Unsere Zielgruppe sind aktive Menschen, die nachhaltige Sportkleidung wollen, ohne dabei Abstriche bei der Funktionalität eingehen zu müssen.
In den wenigen Tagen seit unserer Gründung haben sich schon viele – teilweise auch renommierte – Firmen gemeldet, die ihre Laufteams mit nachhaltigen Shirts von NVR RST ausstatten. Dafür bieten wir den Service an, unsere nachhaltigen Sportshirts mit dem Firmenlogo oder einem individuellen Claim zu bedrucken. Unternehmen können mit NVR RST ein Statement setzen, dass sie es mit der Nachhaltigkeit und der sozialen Verantwortung tatsächlich ernst meinen. Und bieten ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dadurch natürlich einen spürbaren Mehrwert.
Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern? Wo werden die Shirts produziert? Woher stammen die PlastikFlaschen?
NVR RST-Shirts werden ausschließlich in Betrieben hergestellt, die strenge Vorgaben zu fairen und sozialen Arbeitsbedingungen garantieren und sich regelmäßig externen Kontrollen stellen. Unsere Shirts werden ausschließlich in GRS-Zertifizierten Betrieben hergestellt, für die erste Kollektion in der Türkei. Damit setzen wir ein Zeichen für die Freiheit des Einzelnen.
Die Flaschen selbst kommen aus Indien. Das ist uns ganz wichtig, denn in vielen asiatischen Ländern gibt es kein Pfandsystem für Plastikflaschen. Mit NVR RST sorgen wir dafür, dass der vermeintliche „Müll“ endlich als wertvoller Rohstoff betrachtet wird – etwa gar nicht erst ins Meer gelangt! Die Flaschensammler erhalten dadurch einen Beitrag zu einem menschenwürdigen Lebensunterhalt.
NVR RST, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
In fünf Jahren ist das Recycling von Polyester der Standard in der industriellen Produktion von Kleidung und Verpackung. Wir werden dabei unser Sortiment an nachhaltiger Sportkleidung weiter ausbauen, so dass alle Sportlerinnen für ihre individuelle Sportart bei uns fündig werden.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründerinnen mit auf den Weg geben?
- Vertrieb und Produkt gehören zusammen – intensive Produktentwicklung ist genau so wichtig wie erfolgversprechende Vertriebsstrategien. Denkt über beides nach!
- Durchrechnen – es ist wichtig, einen Businessplan zu haben. Mindestens genau so wichtig ist es, dem Businessplan nicht sklavisch zu folgen. Die Realität lässt sich sowieso nicht planen! Aber ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Annahmen aus welchem Grund noch nicht perfekt waren, hilft, nachts ruhiger zu schlafen
- „Done is better than perfect“ – wenn Euer Gefühl stimmt, lasst Euch keinen Tag länger aufhalten! Der schlimmste Fehler ist es, nichts zu tun!
Weitere Informationen finden Sie hier
Wir bedanken uns bei Kerstin von Diemar für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder