Montag, Dezember 2, 2024
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OnlineDoctor fachärztliche Hilfe von Hautärztinnen und -ärzten bei Hautproblemen

Stellen Sie sich und das Startup OnlineDoctor doch kurz unseren Lesern vor!

Wir sind Philipp Wustrow und Tobias Wolf. 2016 haben wir gemeinsam mit dem Dermatologen Paul Scheidegger OnlineDoctor gegründet. Über unsere Plattform erhalten Personen mit einer Hauterkrankung schnelle fachärztliche Hilfe von Hautärztinnen und -ärzten aus ihrer Nähe. Dazu wählen sie einen Dermatologen oder eine Dermatologin auf onlinedoctor.de aus, beschreiben anhand eines interaktiven Fragebogens ihre Beschwerden und laden drei Bilder des Hautproblems hoch.

Innerhalb von durchschnittlich sieben Stunden bekommen sie dann eine schriftliche Diagnose und konkrete Therapieempfehlung. Alle privaten und 51 der gesetzlichen Krankenversicherungen übernehmen bereits die Kosten. Wir arbeiten allein in Deutschland mit mehr als 450 ärztlichen Partnerinnen und Partnern zusammen und kooperieren exklusiv mit dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen.

Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?

Die Idee entstand während eines Business-Seminars für Ärztinnen und Ärzte an der Universität St. Gallen, welches wir geleitet haben. Paul Scheidegger kam auf uns zu und berichtete von dem Problem, dass er viele Anfragen von Patientinnen und Patienten per E-Mail, WhatsApp oder SMS erhält. Diese schickten ihm auf diese unsicheren Wege Fotos von ihrem Hautproblem, in der Hoffnung schnell Hilfe zu erhalten. Doch diese Übermittlungswege waren nicht nur unsicher, sondern auch ineffizient und Paul konnte diese Leistungen als Dermatologe nicht abrechnen. Wir entschlossen uns, gemeinsam eine teledermatologische Plattform zu gründen, um diese Problematik an der Wurzel zu packen und das Gesundheitssystem durch eine konkrete Lösung zu verbessern. 

Welche Vision steckt hinter OnlineDoctor?

Unsere Vision ist es, den Besuch in der Praxis entlang eines Digital-First-Ansatzes zu transformieren. Jede Praxis wird mit OnlineDoctor in die Lage versetzt, ihren Patientinnen und Patienten schnelle, erschwingliche und hochwertige hautärztliche Versorgung anzubieten. Bis 2025 wollen wir 30 Prozent der hautärztlichen Kontakte digital abbilden können. Im Mittelpunkt stehen dabei die persönliche Beziehung und die ärztliche Expertise. Die Entscheidung, welche Termine persönlich in der Praxis wahrgenommen werden sollten und wo eine digitale Konsultation für Patientinnen und Patienten praktischer und zeitnah möglich ist, entscheidet die Praxis individuell. Dadurch wollen wir ein besseres und nachhaltigeres Gesundheitssystem schaffen, entwickelt aus der ärztlichen Mitte heraus und zum Wohle aller Patientinnen und Patienten. 

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Zu Beginn war es eine zentrale Herausforderung, den Dermatologinnen und Dermatologen klar zu machen, dass sie ihre Patientinnen und Patienten nun auch digital behandeln können. So eine Verhaltensveränderung herbeizuführen und die Vorteile im Praxisalltag zu verdeutlichen, hat anfangs viel Zeit in Anspruch genommen. Die Pandemie hat diesen Umstand fundamental zum Positiven verändert. Mittlerweile zählen im gesamten DACH-Raum bereits 650 Hautärztinnen und -ärzte zu unserem Netzwerk und es wächst stetig weiter. Der Zuspruch der Dermatologinnen und Dermatologen ist groß.

Zudem gilt es, die regulatorischen Bedingungen permanent im Blick zu haben, die sich häufig dynamisch verändern. Ein Beispiel ist hier das E-Rezept. Als Start-up müssen wir diese Regulatorik bedenken und unser Produkt antizipativ darauf ausrichten, noch bevor die Veränderung tatsächlich eingetroffen ist. Im Rahmen des E-Rezepts ist uns dies sehr gut gelungen. Vor wenigen Wochen wurde das erste E-Rezept der Schweiz über OnlineDoctor mit Hilfe unserer Partner Galenica, HCI Solutions und Health Info Net erfolgreich ausgestellt.

Da wir eine Wachstumsstrategie verfolgen, sind wir noch auf externe Geldgeber angewiesen. In diesem Zusammenhang konnten wir erfolgreich VCs, Family Offices, Private Equity Investoren und Business Angels von unserem Geschäftsmodell überzeugen. Insgesamt sind bereits rund 10 Millionen Euro in das Unternehmen geflossen.

Wer ist die Zielgruppe von OnlineDoctor?

Unsere Plattform richtet sich vorwiegend an Personen, die an einem Hautproblem leiden und keinen Termin in einer Praxis in der Nähe erhalten oder lange Wartezeiten vermeiden möchten. Zu den häufigsten Diagnosen zählen Dermatitis, Akne, Neurodermitis, Dermatophytosen (Pilzinfektionen der Haut und der Nägel) sowie Rosazea. Unsere Technologie lässt sich zur Diagnostik, Wund- und Verlaufskontrolle einsetzen, sowie zur Triagierung von akuten Fällen.

Dermatologinnen und Dermatologen gehören ebenso zu unserer Kernzielgruppe und profitieren von zahlreichen Vorteilen. Mit unserem Tool haben sie bedarfsorientiert die Möglichkeit, digital Fälle zu bearbeiten und so beispielsweise zu erkennen, wen sie persönlich in der Praxis untersuchen müssen. Sie entscheiden selbst, wann und wo sie eine Anfrage beantworten und können festlegen, wann sie nicht verfügbar sind. Verschiedene Textbausteine ermöglichen es ihnen, Anfragen innerhalb weniger Minuten zu bearbeiten und somit effizienter zu arbeiten.

Wie funktioniert OnlineDoctor? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Um unseren Service zu nutzen, muss die betroffene Person keine App herunterladen, sondern lediglich eine Anfrage auf unserer Website starten und sich mit ihrer Handynummer verifizieren. Anschließend wählt sie eine Ärztin oder einen Arzt aus unserem fachärztlichen Netzwerk aus, beantwortet mithilfe unseres intelligenten Chat-Assistenten schriftliche Fragen zum Hautproblem und lädt drei Fotos der betroffenen Körperstelle hoch. Innerhalb von maximal 48 Stunden erhält die Person dann eine schriftliche Diagnose und konkrete Therapieempfehlung, gegebenenfalls auch mit Rezept.

85 Prozent aller Anfragen können auf diesem Weg komplett digital bearbeitet und abgeschlossen werden. Nur in 15 Prozent der Fälle ist die persönliche Vorstellung in einer Praxis nach einer Konsultation via OnlineDoctor notwendig. Einen solchen Vor-Ort-Termin ermöglichen wir in diesen Fällen in durchschnittlich fünf Tagen. Somit verbinden wir die physische mit der digitalen Welt. Hierdurch unterscheiden wir uns auch von unseren Wettbewerben, die meist mit einem ausschließlich digital arbeitenden Team agieren und keine Vor-Ort-Termine anbieten können. 

Unser Netzwerk in Deutschland besteht aus 450 Dermatologinnen und Dermatologen, in der Schweiz nutzt bereits jede vierte Dermatologie-Praxis unseren Service.

Aus diesem Netzwerk können unsere Patientinnen und Patienten frei wählen – sie können sich beispielsweise für eine Ärztin oder einen Arzt in ihrer Nähe entscheiden, oder aber jemanden mit einer bestimmten Spezialisierung wählen. Dies ist bei anderen Anbietern nicht gegeben. 

Zudem ist unsere teledermatologische Plattform als einzige auf dem Markt als Medizinprodukt gekennzeichnet und unterliegt damit strengsten Anforderungen, zum Beispiel beim Datenschutz. Daher empfiehlt der Berufsverband der Deutschen Dermatologen, mit denen wir eine exklusive Partnerschaft haben, seinen Mitgliedern unsere Technologie. 

Auch in der Erstattungsfähigkeit gibt es große Unterschiede zu anderen Anbietern: Unser Service wird von allen privaten und mehr als 50 gesetzlichen Krankenkassen vollständig erstattet. In der Summe können somit fast 30 Millionen Patienten unsere Dienstleistung kostenfrei nutzen. 

Zu guter Letzt haben wir ein ganzes Team inhouse, das an der Entwicklung einer Künstlichen Intelligenz im Bereich der dermatologischen Diagnostik arbeitet. Wir glauben an diese Zukunftstechnologie – auch durch dieses Investment unterscheiden wir uns von unseren Konkurrenten. 

OnlineDoctor, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Wir verfolgen ambitionierte Wachstumsziele. Derzeit sehen wir vier strategische Stoßrichtungen, durch die wir wachsen können. In erster Instanz möchten wir unsere Position als führender Teledermatologie-Anbieter weiter ausbauen. Wir wollen den Markt in den bestehenden Strukturen somit stärker durchdringen. Unser Ziel ist es, bis 2025 30 Prozent aller hautärztlichen Kontakte digital möglich zu machen.

Zweitens haben wir die Möglichkeit, uns technologisch weiterzuentwickeln. Hierzu zählt wie eben erwähnt beispielsweise die Künstliche Intelligenz (KI). Wir möchten das erste KI-gestützte Medizinprodukt im Bereich der Teledermatologie zur Marktreife zu führen. In den kommenden Jahren werden wir diesen Meilenstein für das Gesundheitswesen erreicht haben und die diagnostische Qualität in der Dermatologie wird sich durch diese Möglichkeit enorm verbessert haben.

Drittens können wir in weitere Länder expandieren, und viertens könnten wir in weitere Fachbereiche nebst der Dermatologie diversifizieren. Welche dieser Richtungen wir als nächstes vorwiegend einschlagen werden, entscheiden wir bis Ende dieses Jahres. 

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Reverse Recruiting: Als Unternehmen müsst ihr euch bei potenziellen Mitarbeitern bewerben!

Product-Market-Fit: Löst „echte“ Probleme.

Organisationales Lernen ist ein zentraler Erfolgsfaktor.

Wir bedanken uns bei Philipp Wustrow und Tobias Wolf für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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