Donnerstag, Dezember 12, 2024
StartWorkbaseVernetzung als Voraussetzung für Patienten-zentrierte Behandlung im KI-Zeitalter

Vernetzung als Voraussetzung für Patienten-zentrierte Behandlung im KI-Zeitalter

Das deutsche Gesundheitssystem steht vor mehreren großen Herausforderungen, die es zu überwinden gilt, wenn der Grad der Leistungsfähigkeit erhalten werden soll. Die wichtigsten Einflussfaktoren die Druck auf das deutsche Gesundheitssystem aufbauen, sind: Fachkräftemangel, insbesondere an Ärzten und Pflegepersonal, demografischer Wandel, anhaltender Finanzierungsdruck sowie politischen Bestrebungen (zum Beispiel die Krankenhausreform). 

Der technologische Fortschritt hat das Potenzial, diese Herausforderungen zu überwinden. In Deutschland und Europa gibt es erfreulicherweise eine Reihe von herausragend innovativen Startups, die sich mit der medizinischen Versorgung der Zukunft beschäftigen. Doch obwohl die Digitalisierung voraussichtlich die wichtigste Stellschraube sein wird, wie wir die erstklassige Patientenversorgung auch künftig sicherstellen können, hinkt Deutschland in diesem Bereich hinterher. Die Herausforderungen reichen von dem generellen Zustand der IT-Infrastruktur beziehungsweise Digitalisierungsgrad über Datenschutzbedenken und regulatorischen Hürden bis hin zu einer mangelnden Vernetzung zwischen den Gesundheitseinrichtungen.

Mangelnde Vernetzung verhindert Digitalisierungs-Fortschritte   

Gerade die mangelnde Vernetzung von Krankenhäusern stellt ein erhebliches Hindernis für die erfolgreiche Umsetzung der Digitalisierung im Gesundheitswesen dar. Die Digitalisierung zielt darauf ab, durch Technologie effizientere, zugänglichere und qualitativ hochwertigere medizinische Dienstleistungen zu ermöglichen – speziell die Fortschritte in der (generativen) KI waren in den vergangenen Monaten gewaltig und haben das Disruptionspotenzial erkennen lassen.

Doch wenn es uns nicht gelingt, die unzureichende Vernetzung unter Einrichtungen, Standorten, Abteilungen und Systemen zu überwinden, werden wir das große Potenzial der Digitalisierung nicht realisieren können.

Hier sind fünf exemplarische Gründe, warum eine unzureichende Vernetzung in und zwischen Krankenhäusern problematisch ist:

Datenzugriff und -austausch: Eine der größten Herausforderungen der Digitalisierung im Gesundheitswesen ist der sichere und effiziente Austausch von Patientendaten zwischen verschiedenen Einrichtungen. Ohne eine angemessene Vernetzung können wichtige Gesundheitsinformationen nicht rechtzeitig oder überhaupt nicht zwischen den Institutionen geteilt werden. 

Standardisierung von Daten: Die Digitalisierung erfordert standardisierte Datenformate, um die Interoperabilität zwischen verschiedenen Systemen zu gewährleisten. Unterschiedliche Systeme und Standards erschweren die Datenintegration und -analyse über Plattformen hinweg.

Effizienz und Ressourcennutzung: Eine gut vernetzte Infrastruktur ermöglicht es Krankenhäusern, Ressourcen wie Kapazitäten, Fachwissen und Informationen effizienter zu nutzen.

Skalierbarkeit von digitalen Lösungen: Ohne eine robuste Vernetzung ist es schwierig, digitale Innovationen breit zu implementieren. Vernetzung ermöglicht die Skalierung von Lösungen über einzelne Krankenhäuser hinaus, was für landesweite oder regionale Gesundheitsinitiativen kritisch ist.

Reaktion auf öffentliche Gesundheitsnotfälle: In Zeiten von (pandemischen) Gesundheitskrisen ist die schnelle Verteilung von Informationen über Infektionen, Behandlungsmethoden und Patientenoutcomes entscheidend. Eine mangelnde Vernetzung kann die Reaktionsfähigkeit des Gesundheitssystems verlangsamen und die Effektivität von Maßnahmen mindern – diese Erfahrung mussten wir während COVID-19 leidvoll machen.

Verantwortliche in den Kliniken sind sich der mangelnden Vernetzung unter Klinikstandorten und in regionalen Gesundheitsclustern bewusst und setzen alles daran, entsprechende Lösungen zu finden. Der größte Schmerzpunkt sind Kapazitäten und Ressourcen in Krankenhäusern besser zu verteilen – denn der Personalnotstand ist schon jetzt überall spürbar. 

Einfach zu integrierende Lösungen zur Vernetzung sind gefragt

Da die Modernisierung bestehender IT-Systeme viele Jahre dauern würde und die IT-Abteilungen in Kliniken bereits voll ausgelastet beziehungsweise überlastet sind, suchen Klinik-Verantwortliche nach so genannten Plug’n’Play-Lösungen. Also in erster Linie Plattform-Lösungen, die so konzipiert sind, dass sie an alle bestehenden IT-Systeme ohne größeren Zusatzaufwand angedockt werden können. Der Einsatz jener Lösungen ebnet den Weg zur modernen, “patienten-zentrierten Behandlung” geebnet. Dieser Ansatz stellt den Patienten in den Mittelpunkt aller medizinischen Entscheidungen und Behandlungen. 

Patienten-zentrierte Behandlung kann die Qualität langfristig erhöhen

Das Behandlungskonzept hat sich zunehmend durchgesetzt, da es nicht nur die Qualität der Versorgung verbessert, sondern auch die Zufriedenheit der Patienten erhöht. In der Zukunft könnte sich die patienten-zentrierte Behandlung durch verschiedene Entwicklungen weiter verändern und verbessern. Hierzu zählen insbesondere Technologie und Digitalisierung. Beispielsweise wird der Einsatz von KI-Tools, tragbaren Geräten und Telemedizin zunehmen.

Diese Technologien können dazu beitragen, dass medizinische Dienste schneller, genauer und personalisierter werden. Apps und tragbare Geräte ermöglichen eine kontinuierliche Überwachung des Gesundheitszustands der Patienten und eine präzisere Anpassung der Behandlungen. Telemedizin, die bereits in vielen klinischen Bereichen eingesetzt wird (z.B. Beratung, Radiologie oder Intensivmedizin) trägt dazu bei, eine Antwort auf den Fachkräftemangel zu geben und sowie das Berufsbild attraktiver zu machen.

Weitere Möglichkeiten der patienten-zentrierten Behandlung liegen in der personalisierten Medizin (Behandlungen und Medikamente speziell auf die genetische Konstitution eines Individuums abgestimmt) und der Möglichkeit, Patienten zukünftig noch stärker in die Entscheidungsprozesse zu integrieren (bessere Informationen über Gesundheit und Behandlungsoptionen ermöglichen informiertere Entscheidungen).

Für alle diese Maßnahmen, die das Wohl der Patienten in unserem leistungsfähigen Gesundheitssystem langfristig sicherstellen, braucht es eine bessere Vernetzung unter Kliniken, zwischen stationärem und ambulanten Sektor sowie  idealerweise zwischen länderübergreifenden Gesundheitssystemen.

Über den Autor: 

Christoph Commes ist als Co-Chair von Europas großer Healthcare-Messe “Health.Tech” mit verantwortlich für die Auswahl der wichtigsten Vordenker und Startups im Gesundheitstechnologie-Bereich. Christoph Commes ist zudem Co-Gründer des Teleradiologie-Unternehmens “Raya Diagnostics” aus München.  

www.health.tech 

Bildrechte: Raya Diagnostics

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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