Freitag, Mai 3, 2024
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Neue Wege zur psychischen Gesundheit: Eine Plattform, die Verbindung schafft

peers. stellt am 22. April in Die Höhle der Löwen, die innovative Plattform vor, die schnellen Zugang zu psychologischer Unterstützung durch ein einzigartiges Gruppenmatching bietet

Kannst du uns eine kurze Einführung in dein Startup geben? Wer seid ihr als Gründer?

Wir sind drei Gründer:innen, die wissen wovon sie reden, denn wir selbst steckten auch schon in sehr herausfordernden Lebensphasen. Wir haben feststellen müssen, dass weder Bücher, Selbsthilfe-Apps noch Coachings das Gefühl geben konnten, nicht allein mit den eigenen Problemen zu sein. Wir denken, es gibt keine bessere Basis für die Gründung unseres Startups peers. als diese Erfahrungen in positive Energie umzusetzen. Wir, das sind Julia Maria Hautumm (geb. Rüttgers, 31, CEO, M.Sc.), Sophie Schürmann (32, CEO, M. Sc. Business Psychology) und Max Kirschning (29, CTO, M. Eng.), ein komplementäres Gründerteam, dass sich klar in BWL, Tech und Psychologie aufteilt. 

In welcher Branche ist peers. tätig und was ist eure Kern-Dienstleistung?

Wir haben eine Plattform geschaffen, die Menschen Zugang zu hochwertiger psychologischer Unterstützung bietet, ohne den bürokratischen Aufwand und die langen Wartezeiten herkömmlicher Therapieansätze. Dabei meine ich nicht, eine reine psychologische Selbsthilfe App, sondern einen innovativen Ansatz, der die notwendige menschliche Komponente nicht verliert.

Mit einem intelligenten deutschlandweiten Gruppenmatching bringen wir in kürzester Zeit eine optimale Gruppe zusammen (wichtigstes Kriterium für den Erfolg) und ordnen diese einer passenden Psychologin zu. Dafür haben wir bei peers. einen eigenen KI-basierten Matching-Algorithmus entwickelt. Mit unseren digitalen Gruppenkursen unter Gleichgesinnten, geleitet von erfahrenen Psycholog:innen (Stress, Ängste, depressive Verstimmungen, zwischenmenschliche Beziehungen) können unsere Kunden zu allen Tageszeiten hochwertige Betreuung direkt von zu Hause aus erhalten. 

Wie und wann ist die Idee für zu peers. entstanden? Gab es ein spezifisches Problem oder eine Marktlücke, die ihr adressieren wolltet?

Hierfür möchte ich gerne in zwei Bereiche aufteilen. In meine persönlichen Gründe und dann auch in die gesellschaftlichen Gründe.

Lassen Sie uns zuerst auf den gesellschaftlichen Bereich schauen. Da findet man nämlich recht beeindruckende Zahlen. In Deutschland leiden jährlich knapp 18 Millionen Menschen an einer klassifizierten psychischen Diagnose. 

Die Wartezeiten auf einen Therapieplatz liegen bei durchschnittlich 9 Monaten – wodurch sich Symptome chronifizieren können und der Schweregrad der Erkrankung sich erhöhen. Die KKH hat einen 85%igen Anstieg von Krankmeldungen aufgrund psychischer Erkrankungen, allein von 2022 auf 2023 verzeichnet. Das ist ein so starker Anstieg wie nie zuvor in der jüngeren Vergangenheit. Es gibt 67 Tausend Frühverrentungen in Deutschland jedes Jahr nur aufgrund von psychischen Erkrankungen. 

Und das bei einem Durchschnittsalter von 48 Jahren. Also fast 20 Jahre vor der eigentlichen Rente. So könnte ich traurigerweise ewig weitermachen. Deswegen braucht es niedrigschwellige psychologische Angebote, die den hohen Bedarf abdecken können. In einer Gesellschaft, in der Vereinsamung ein zunehmendes Problem darstellt, braucht es Angebote, die den menschlichen bzw. sozialen Fokus nicht verlieren. Und aus diesem Grund bringen wir bei peers. vielmehr wieder Menschen mit Menschen in Verbindung.

Allerdings möchte ich auch meine persönlichen Gründe nicht verschweigen. Wir alle (das gesamte Gründerteam) haben selber mal eine Psychotherapie gemacht. Jeder, der schon mal psychologische Unterstützung in Anspruch genommen hat, weiß wie mühsam der Weg ist, bis hin zu einem Therapieplatz. Die lange Suche, die wiederholende Ablehnung aufgrund voller Praxen kann ganz schön an einem zerren.

Das Gute ist und das können wir jetzt sagen: Es gibt immer einen Ausweg! Für uns Gründer:innen war das damals der Austausch mit anderen, die ganz ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Die Erkenntnis, dass es so viele andere Menschen da draußen gibt, denen es genauso geht wie einem selbst, die vielleicht schon einen Tick weiter sind und einem nochmal eine ganz neue Perspektive auf die gleiche Situation geben können. Dadurch haben sich bei uns damals die Dinge verändert. 

Was macht peers. im Vergleich zu bestehenden Lösungen einzigartig? Welche innovativen Technologien oder Ansätze verwendet ihr?

Eines zuallererst: zu peers. gibt es kein vergleichbares Angebot auf dem Markt!

Auf Basis eines anfänglich gestellten Fragebogens betreiben wir deutschlandweit ein intelligentes Gruppenmatching mit maschinellem Lernen in Kombination mit wissenschaftlich fundierten Kriterien der Gruppenzusammensetzung, wobei Gleichgesinnte nicht nur anhand ihrer Symptome, sondern auch anhand ihrer Lebenssituation, Persönlichkeit, und soziodemografischen Daten gematcht werden. Diese Gruppe von Gleichgesinnten wird einer Psycholog:in zugeordnet, welche die Gruppe über 6 oder 12 Monate professionell begleitet. 

Somit können wir das Ganze anbieten, ohne lange Wartezeit, skalierbar und zu einem Bruchteil der Kosten. Das deutschlandweite Matching mittels unseres eigenen KI-basierten Matching-Algorithmus ist deswegen so wichtig, weil die Gruppenzusammensetzung eins der wichtigsten Kriterien für die Effektivität und den Erfolg ist. Wir können innerhalb kürzester Zeit eine optimale Gruppe zusammenbringen. Das ist eine Möglichkeit, die der analogen Gruppenangebote vor Ort aufgrund geographischer Beschränkungen in den meisten Fällen verwehrt bleibt.

Was ist die langfristige Vision von peers.? Welche spezifischen Ziele wollt ihr in den nächsten 1-5 Jahren erreichen?

Kurzfristig gesehen wollen wir eine klare und kontinuierliche Produktverbesserung durch Integration neuer Funktionen, Feedback von Nutzern und Innovationen im Bereich der digitalen psychologischen Unterstützung. Dazu gehört auch der Ausbau strategischer Partnerschaften mit Krankenkassen/Krankenversicherungen, Kliniken, Unternehmen und anderen Organisationen, um den Zugang zu unseren Dienstleistungen zu erleichtern und unsere Reichweite zu erweitern. Selbstverständlich steht auch die sukzessive Ausweitung unserer Kurse im Vordergrund. Langfristig gesehen bedeutet das: The sky is the limit! Expansion unserer Plattform auf neue Märkte und Zielgruppen, um einen größeren Einfluss und eine größere Reichweite zu erzielen und psychologische Unterstützung für Kinder- und Jugendliche.

Warum habt ihr euch entschieden, bei „Die Höhle der Löwen“ zu pitchen? Welche Aspekte von peers. möchtet ihr besonders hervorheben, um die Investoren zu überzeugen?

Es gibt zwei Aspekte, die uns wichtig sind. Da wäre zuerst die Entstigmatisierung von psychischen Gesundheitsproblemen. Durch die Präsenz in einer populären TV-Show können wir dazu beitragen, das Bewusstsein für die psychische Gesundheit in der Gesellschaft zu erhöhen und das Gespräch darüber zu normalisieren. Da geht es vor allem um folgende Punkte Zugänglichkeit und Inklusion: Unser digitales Unterstützungsangebot ist für Menschen jeden Alters und Hintergrunds zugänglich, was dazu beiträgt, Barrieren abzubauen und die Versorgung für alle zu verbessern.

Zudem ermöglichen wir es Menschen, dass sie aktiv an ihrer mentalen Gesundheit arbeiten können und sich nicht allein gelassen zu fühlen, was zu einem Gefühl des Empowerment und Selbstwirksamkeit führen kann. Indem wir als Gründer:innen offen über psychische Gesundheit sprechen und unsere eigene Geschichte teilen, können wir anderen Mut machen, ihre eigenen Herausforderungen anzusprechen und Unterstützung zu suchen. Dazu wollen wir das „Community-Building“ nicht vergessen: Unser Angebot fördert den Austausch und die Gemeinschaft zwischen Gleichgesinnten, was dazu beiträgt, Isolation zu reduzieren und ein Gefühl der Verbundenheit zu schaffen.

Der zweite Aspekt betrifft die Skalierung von peers. Dazu gehört, dass wir die Reichweite erhöhen wollen und potenzielle Investoren und strategische Partnerschaften aufbauen wollen, die es uns ermöglichen, unser Startup auf die nächste Stufe zu heben. Da geht es vor allem um folgende Punkte:

Innovatives Produkt: Unser digitales psychologisches Unterstützungsangebot ist einzigartig und innovativ, da es eine Kombination aus Online-Gruppenkursen, professioneller Psychologenunterstützung und Gleichgesinntenaustausch bietet.

Unsere Plattform ist skalierbar und kann leicht auf neue Märkte und Zielgruppen ausgeweitet werden, was ein hohes Wachstumspotenzial bietet.

Der Markt für digitale psychosoziale Unterstützung wächst stetig, und wir haben die Möglichkeit, eine führende Position in diesem Bereich einzunehmen und einen bedeutenden Einfluss zu erzielen.

Wir können bereits Erfolge und positive Rückmeldungen von Nutzern vorweisen, die die Wirksamkeit unseres Ansatzes unterstreichen und das Vertrauen potenzieller Investoren stärken.

Strategisch sinnvolle Investoren an Bord holen, die zusammen mit uns peers. vorantreiben

Durch Partnerschaften mit Krankenkassen/Krankenversicherungen und Kliniken, und anderen Organisationen haben wir bereits wichtige Weichenstellungen vorgenommen und können auf ein solides Fundament für weiteres Wachstum aufbauen.

Welche Art von Unterstützung oder Investition erhofft ihr euch durch die Show? Wie plant ihr, die Investition oder die Expertise der Löwen zu nutzen?

Durch die Show erhoffen wir uns sowohl finanzielle Unterstützung als auch die Möglichkeit, von der Expertise der Löwen zu profitieren. Eine Investition von einem oder mehreren Löwen würde es uns ermöglichen, unser Wachstum zu beschleunigen, unser Angebot zu erweitern und unsere Marktposition zu stärken. Die finanziellen Mittel würden wir für Marketing- und Vertriebsaktivitäten, Produktentwicklung, Technologieinvestitionen und den Ausbau unseres Teams verwenden.

Wenn man einen Deal mit den Löwen anstrebt, dann darf man allerdings nicht nur auf das Geld schielen. Expertise und Netzwerk sind enorm wichtig. Die Löwen bringen eine Fülle von Erfahrungen, Fachwissen und Kontakten in verschiedenen Branchen mit. Wir planen, ihre Expertise und ihr Netzwerk in Bereichen wie Marketing, Versicherungen, Vertrieb und Produktentwicklung zu nutzen, um unser Unternehmen weiter voranzubringen.

Wie sieht euer Fahrplan für die Entwicklung von peers. nach „Die Höhle der Löwen“ aus? Gibt es bereits konkrete Pläne für Expansion, Skalierung ect.?

Wir werden die durch die Show gewonnene Aufmerksamkeit nutzen, um unsere Reichweite zu erhöhen. Durch gezielte Marketing- und Vertriebsaktivitäten werden wir unsere Nutzerbasis erweitern und unser Angebot bekannter machen. Wir werden strategische Partnerschaften und Kooperationen mit Krankenkassen/Krankenversicherungen, Kliniken und anderen Organisationen ausweiten, um unser Wachstum zu beschleunigen und unser Angebot zu erweitern. Natürlich werden wir auch weiterhin an der Verbesserung und Weiterentwicklung unseres bestehenden Angebots arbeiten, um unseren Nutzern eine noch bessere Erfahrung zu bieten und auch neue Produkte bzw. Dienstleistungen entwickeln, um unser Angebot zu diversifizieren. 

Was sind die wichtigsten Lektionen, die ihr auf eurem Weg als Gründer gelernt habt?

Niemals hätte ich gedacht, dass ich als Gründerin in dieser intensiven Form so herausgefordert werde. Leidenschaft und Durchhaltevermögen stehen ganz oben auf der Liste. Sonst ist das nicht zu schaffen. Mein Credo: Sei leidenschaftlich für deine Idee und sei bereit, durch die Höhen und Tiefen des Unternehmertums zu gehen – es ist eine emotionale Achterbahnfahrt! Dazu gehört übrigens auch dieser Faktor: It’s all about the team! Stelle ein starkes Team auf, das Bock auf deine Vision hat und mit dran zieht.

Tja und dann wäre da noch dies: Networking, networking, networking! Baue ein starkes Netzwerk von Mentoren, Investoren und Kooperationspartnern auf und fange so früh wie möglich damit an. Sie können dir helfen, dein Unternehmen voranzutreiben. Im Grunde bleibt dann nur noch eins: bleib ständig dran und werde nie müde! Testen, ändern, neu ausprobieren, nochmal ändern, testen!

Sei bereit, flexibel zu sein und deine Strategie anzupassen, wenn sich die Bedingungen ändern oder neue Erkenntnisse auftauchen. Zu diesen Erkenntnissen zählt übrigens auch das Feedback von Kunden und anderen Stakeholdern. Das hilft uns, unser Produkt kontinuierlich zu verbessern und besser auf die Bedürfnisse einzugehen.

Welche Tipps würdet ihr anderen Gründern geben, die in der Startup-Welt Fuß fassen möchten?

Punkt 1: Eine klare und transparente Kommunikation. Die Fähigkeit, klar zu kommunizieren und eine offene Kommunikationskultur im Team aufrechtzuerhalten, trägt dazu bei, Missverständnisse zu vermeiden und die Zusammenarbeit zu verbessern. Das sehen und lernen wir an jedem einzelnen Arbeitstag. Ohne dein Team bist du nichts: Baue ein starkes und vielfältiges Team auf, dass deine Fähigkeiten ergänzt und deine Vision teilt.

Fehler sind gut und gehören dazu: Sei bereit, aus Fehlern zu lernen und sie als Teil des Lernprozesses zu akzeptieren. Kundenzentrierung: Unser Fokus auf die Bedürfnisse und Wünsche unserer Kunden hat uns dabei geholfen, ein Produkt zu entwickeln, das echten Mehrwert bietet und eine treue Kundenbasis aufbaut.

Habe Geduld! Erfolg kommt selten über Nacht – sei geduldig und halte an deiner Vision fest, auch wenn es Rückschläge gibt. Mein Fazit als Gründerin: Fokus nicht verlieren! Es ergeben sich immer mögliche Abzweigungen und Entscheidungen müssen getroffen werden. Verliere dabei nicht den eigentlichen Fokus. 

Bild V.l.: Philippe Driessen, Julia Maria Rüttgers, Sophie Schürmann präsentieren mit „peers.“ Psychosoziale Unterstützung in online Gruppenkursen. Sie erhoffen sich ein Investment von 400.000 Euro für 10 Prozent der Firmenanteile.
Foto: RTL / Bernd-Michael Maurer

Sehen Sie peers. am 22. April 2024 in #DHDL

Wir bedanken uns bei Sophie Schürmann für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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