Promoplug ist eine TikTok-Marketingagentur, die aus der Creator-Szene heraus entstanden ist und heute Marken sowie Artists dabei unterstützt, ihre Zielgruppen mit authentischem, trendnahen Kurzvideo-Content zu erreichen
Wie würden Sie Promoplug und das Team dahinter einem Menschen vorstellen, der Sie noch nicht kennt?
Wir sind eine TikTok-Marketingagentur, die aus der Creator-Szene heraus entstanden ist. Unser Team besteht aus zwölf Leuten unter 30, im Schnitt 22 Jahre alt, also mitten aus der Gen Z. Viele von uns haben selbst auf TikTok, Instagram oder YouTube angefangen. Deshalb wissen wir, wie authentischer Content entsteht und was bei der Zielgruppe wirklich ankommt. Wir repräsentieren genau die Person, die unsere Kunden mit ihrem Produkt oder ihrer Musik erreichen wollen. Wenn wir ein Konzert, ein Artist-Projekt oder eine Brand promoten, waren wir da meistens schon Fans, bevor wir den Auftrag bekommen haben.
Was war die Ursprungsidee für Promoplug und wie hat sich daraus Ihr heutiges Leistungsportfolio entwickelt?
Promoplug ist aus meiner eigenen Creator-Tätigkeit entstanden. Ich hatte damals auf TikTok etwa 100.000 Follower, viele davon Artists, die mich nach Tipps gefragt haben. Am Anfang war das ganz viel gemeinsam Zeit verbringen, brainstormen und möglichst viele virale Clips zu ihren neuesten Hörproben produzieren – vor allem im Rap, das war unser erster Playground. Mein erster richtiger Kunde war ENNIO aus München, für ihn habe ich die Konzepte geschrieben, gescriptet, gedreht und geschnitten.
Mit der Zeit sind wir als Team gewachsen, haben immer mehr eigene Expertisen dazugeholt – von Produktion, Schnitt, Beratung bis Creator-Marketing. Heute bieten wir Full Service für Musikmarketing an – vom Release über Artist-Branding bis zum passenden Content auf jedem Kanal. Festivals, Marken und Events aus der Musikbranche sind genauso dabei wie inzwischen Kampagnen für Brands außerhalb der Musik.
Für welche Zielgruppen produzieren Sie hauptsächlich Content und wie treffen Sie deren Erwartungen in einem extrem schnellen Markt? Wie gelingt es Ihnen, Trends der Gen Z frühzeitig zu erkennen und kreativ in Kampagnen umzusetzen?
Unsere Hauptzielgruppe ist die Gen Z, aber wir erreichen je nach Thema auch Gen Y und ältere Zielgruppen. Auf TikTok sind längst nicht mehr nur junge Leute unterwegs, die Plattform ist viel breiter geworden. Uns geht es aber weniger um klassische Altersgruppen, sondern um die „Bubbles“, in denen sich Menschen online bewegen. Die Gen Z ist super divers und in einzelne Communities fragmentiert, deshalb arbeiten wir mit unserer eigenen Bubble-Matrix, um wirklich zu verstehen, was in welcher Lebenswelt abgeht.
Wir treffen die Erwartungen der Zielgruppe, weil wir selbst mittendrin sind. Jeder aus dem Team verbringt locker acht Stunden am Tag auf TikTok, Insta und Co. und spürt sofort, wenn sich etwas bewegt. Jeder bringt Input aus seiner eigenen Bubble mit. Wir scrollen viel, beobachten Trends und setzen neue Ideen oft noch am selben Tag um. So sind wir immer nah an dem, was wirklich abgeht – sei es der neue Sound, ein frisches Meme oder größere Makrobewegungen. Dieses Tempo und die Nähe helfen uns, Kampagnen kreativ und passgenau aufzubauen.
Welche Herausforderungen begegnen Ihnen im täglichen Agenturgeschäft rund um Social-Media-Content und wie gehen Sie damit um?
Die größte Herausforderung ist die extreme Geschwindigkeit der Plattformen. TikTok funktioniert in Echtzeit. Wenn gestern ein Trend startet, muss heute schon ein Video dazu raus. Das heißt für uns: Teile des Teams müssen wirklich jeden Tag auf TikTok unterwegs sein, die ForYou-Pages scannen, Neues entdecken und gleichzeitig in der echten Welt die Augen und Ohren offen halten. Wir fragen permanent im Freundeskreis nach: Warum feiert ihr diesen Sound? Hast du das auf TikTok entdeckt? Warum war dieses Meme plötzlich überall? Dieses ständige „durch die TikTok-Brille schauen“ ist Teil unseres Alltags, auch im privaten Umfeld.
Dazu kommt, dass wir ein sehr junges Team sind, das privat und beruflich viel Zeit zusammen verbringt. Die Balance zwischen Freundschaft und klaren Verantwortlichkeiten zu halten, war gerade am Anfang nicht immer leicht.
Und als Solo-Founder musste ich mir wirklich alles selbst beibringen: die GmbH-Gründung, rechtliche Fragen, Steuern und Finanzen. Bei mir lief alles nach dem Prinzip „Learning by Doing“. Es gab keine Investoren oder Unternehmerfamilie im Rücken. Stattdessen habe ich vieles ausprobiert, mich manchmal geirrt und daraus gelernt. Mit jedem Schritt wächst man mehr in die eigene Rolle hinein.
Was macht Promoplug aus Ihrer Sicht einzigartig im Vergleich zu klassischen Marketingagenturen?
Was uns von klassischen Agenturen unterscheidet? Ganz klar: Wir sind die Zielgruppe. Wir leben, was wir vermarkten. Unser Team ist jung, aber mittlerweile auch strukturiert, durch klare Prozesse und erfahrene Leads. 60 Prozent im Team sind eigene Creator und bringen damit eine Energie und Echtheit ins Marketing, die man nicht faken kann. Wir sind abends auf denselben Konzerten, über die wir tagsüber Kampagnen konzipieren – das spürt man in allem, was wir machen.
Welche Rolle spielt Ihr „iPhone first, Camera second“-Ansatz für Ihren kreativen Prozess und Ihre Ergebnisse?
Unser „iPhone first, Camera second“-Ansatz spielt eine maßgebliche Rolle. Die besten Ideen entstehen oft spontan, meistens einfach aus dem Moment heraus, und dann muss die Umsetzung direkt passieren. Vom Einfall bis zum Upload sollen idealerweise nur 15 Minuten vergehen. Gerade dieses Tempo sorgt dafür, dass unsere Clips echt und nahbar wirken und nicht wie perfekte Hochglanzproduktionen. Der Content bekommt so einen klaren Creator-Look, weil wir direkt aus der Situation filmen und nicht erst ein großes Set bauen. Oft reicht das Handy und ein gutes Auge, denn was zählt, ist die Idee und die schnelle Umsetzung. Natürlich gibt’s bei uns auch aufwändigere Produktionen, etwa für Marken oder Festivals, aber unser Kern bleibt: schnell, authentisch und immer dran an dem, was gerade funktioniert.
Mit welchen Entwicklungen im Bereich Kurzvideo-Content rechnen Sie in den kommenden Monaten und wie stellen Sie sich darauf ein?
Hier müssen wir natürlich über KI sprechen. Mein Take: Es werden sich spezialisierte Agenturen durchsetzen, die ihre Zielgruppe wirklich kennen und diese Bubbles genau verstehen – KI wird dabei das Tool sein, das Produktionen günstiger macht und uns ermöglicht, noch verrücktere Ideen mit weniger Budget zu testen. Schon jetzt hilft uns AI, Lizenz-Content, Third-Party-Clips oder Fan-Accounts zu produzieren und in großer Masse auszuspielen. Was für uns in den nächsten Jahren noch wichtiger wird: Mit KI können wir nicht nur Workflows beschleunigen und massenhaft Clips rausbringen, sondern auch Zeit für Strategie und wirklich neue Ideen schaffen. Trotzdem bleibt das wichtigste: Nur wer die Trends, Menschen und Popkultur wirklich versteht, kann mit und trotz KI etwas bewegen.
Was können andere Gründerinnen und Gründer aus Ihrer Erfahrung in der Creator-Economy lernen?
Was andere Gründer von meiner Erfahrung lernen können? Fang einfach an. Mach erstmal etwas Naheliegendes, das sinnvoll ist und sich weniger abstrakt anfühlt als gleich „ein Business gründen“. Bei mir war’s 2020 TikTok. Kein Businessplan, einfach Videos machen. Das war der Startpunkt für alles. Also: ausprobieren, machen, verwerfen, neu machen. Jeder Versuch bringt Momentum. Zweifel gehören dazu, aber Stillstand ist das Schlimmste. Einfach mal ein Jahr lang jeden Tag Videos posten oder ein eigenes Miniprojekt starten – daraus entsteht oft mehr, als man am Anfang denkt.
Welche Vision verfolgt Ihr Unternehmen im Bereich Creator-Economy und Social-Content und wie möchten Sie diese Realität werden lassen? & Wohin soll sich Promoplug langfristig entwickeln und welche nächsten Schritte planen Sie?
Unsere Vision: Wir wollen zeigen, wie Marken und Artists heute wirklich auf Augenhöhe mit der Zielgruppe sprechen können. Popkultur leben, nicht nur beobachten. Deshalb bauen wir gerade unser Brand Department weiter aus, arbeiten an internationalen Kampagnen und eigenen Third-Party-Content-Strukturen. Ein großes Thema ist auch unsere neue Software „contentplug“, damit können Newcomer Artists direkt und einfach kreative Ideen entwickeln und umsetzen.
Als großer Fan der Startup Economy und Mitglied des Young Founders Network e.V liebe ich den Austausch und die Arbeit mit anderen Gründer:innen. Dieses Jahr konnten wir die ersten beiden „media4revenue“-Deals mit jungen Consumer Startups eintüten. In diesen Modellen sind wir nicht nur als Agentur aktiv, sondern werden direkt am Social- und TikTok-Erfolg beteiligt. Solche Kooperationen stehen auf jeden Fall weiter ganz oben auf unserer Agenda für die nächsten Jahre.
Welche drei Ratschläge würden Sie jungen Teams mitgeben, die im Social-Media- oder Marketingbereich starten möchten?
Erstens: Probieren geht über Studieren. Jeden Tag Videos posten, alles tracken und immer wieder neu ausprobieren bringt dich weiter als jedes Social Media Marketing-Studium. Baut so auch euer Team auf: Mein erster Mitarbeiter, Damon Müller, den habe ich auf einem kleinen Rap-Konzert in Kreuzberg kennengelernt. Damals hat er bei Media Markt gearbeitet, aber die krassesten Video-Edits gemacht. Heute ist er Head of Production und Teil des Management Teams.
Zweitens: Verkauft euch nicht unter Wert. Ich habe anfangs zu viel Privatleben ins Berufliche gemischt, keine Verträge unterschreiben lassen, nach Sympathie rekrutiert und mich zu spät um steuerliche und rechtliche Fragen gekümmert. Macht das anders!
Drittens: Geht immer auf Winning-Formate. Artists, Creator, Influencer oder Brands können mit einem einzigen erfolgreichen Format ihren Kanal von null auf sechsstellige Abonnentenzahlen pushen. Es gibt viele spannende Best Cases. Am besten schafft man es, intern im Unternehmen oder im Team so eine kleine Serie oder ein Format zu etablieren – mit klarer Idee, festem Ablauf, aber immer aktuellen, trendbezogenen Themen.
Foto: @ promoplug
Wir bedanken uns bei Julius Lutz für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

























