Donnerstag, April 24, 2025
StartGründerTalkMehr als nur Würze – eine Idee, die Geschmack und Ressourcen schützt

Mehr als nur Würze – eine Idee, die Geschmack und Ressourcen schützt

re.garum geht mit großer Vision auf die Bühne der Höhle der Löwen – am 28. April wollen sie zeigen, wie nachhaltiges Würzen die Welt verändern kann

Wie ist das Startup entstanden und welche Personen stehen dahinter?

re.garum wurde von Stephanie Lüpold, Mattia Baroni und Gregor Wenter gegründet – drei Menschen mit einer gemeinsamen Vision: natürliche, gesunde Geschmackserlebnisse ohne künstliche Zusätze. Die Idee: ein innovatives Würzmittel auf Basis jahrtausendealter Fermentationstechniken, modern interpretiert und technologisch neu gedacht.

In welcher Branche ist das Unternehmen tätig und was zeichnet das Geschäftsmodell aus?

re.garum ist im Bereich nachhaltiger Lebensmittelherstellung tätig – spezialisiert auf die Entwicklung und den Vertrieb natürlicher, salzreduzierter Würzsaucen. Das Geschäftsmodell basiert auf B2B-Kooperationen mit Gastronomiebetrieben, Großhändlern sowie strategischen Partnern in der Systemgastronomie. Langfristig strebt das Unternehmen den Aufbau einer starken Verbraucher:innenmarke an.

Welche Idee oder welches Problem stand am Anfang der Gründung?

Die Gründer:innen wollten aktiv zur Reduktion von Lebensmittelverschwendung beitragen – und entwickelten daraus eine gesunde, nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Brühwürfeln: ganz ohne künstliche Zusatzstoffe, dafür mit vollem Geschmack. Sie erkannten eine Marktlücke zwischen Convenience, Qualität und Umweltverantwortung. Die Inspiration kam aus der antiken Garum-Tradition, die sie mit einer eigenen Technologie auf Basis von Pilzfermentation neu interpretierten. Ein besonderer Fokus liegt auf der Verwertung von Nebenprodukten – wie Molke, ausrangierten Legehennen oder nicht normgerechtem Gemüse – zur aktiven Vermeidung von Lebensmittelverschwendung.

Was macht das Konzept oder die Technologie besonders?

Das Herzstück von re.garum ist ein neuartiger Fermentationsprozess, bei dem auf Gerste gezüchtete Pilzsporen zum Einsatz kommen. Diese Mikroben verwandeln feste Zutaten in nur drei Wochen in eine flüssige, umamireiche Würzsauce – eine enorme Beschleunigung gegenüber herkömmlichen Verfahren. Die Technologie ist industriell skalierbar, hochkomplex und basiert auf über 50 präzise abgestimmten Komponenten in der Starterkultur. So entstehen Produkte mit konstant hoher Qualität und hohem Umami-Geschmack – ganz ohne künstliche Zusätze.

Welche Vision verfolgt das Unternehmen? Welche Meilensteine sollen in den nächsten Jahren erreicht werden?

re.garum möchte die Art zu würzen neu denken: Natürlich, nachhaltig und voller Geschmack. Ziel ist es, Brühwürfel durch gesündere Alternativen zu ersetzen und gleichzeitig Lebensmittelreste sinnvoll zu verwerten. Geplant sind der Ausbau der Produktion, die Entwicklung neuer Sorten und der Markteintritt in weiteren europäischen Ländern – insbesondere auch in der Schweiz.

Ein besonderer Fokus liegt auf der Entwicklung salzreduzierter Varianten für Gesundheitseinrichtungen wie Spitäler und Pflegeheime sowie auf Partnerschaften zur Verwertung weiterer Nebenprodukte (z. B. Spargelenden oder Pilzstrünke). Auch die stärkere Präsenz in der Systemgastronomie – etwa in Großküchen – ist ein zentrales Ziel.

Warum fiel die Entscheidung, sich bei „Die Höhle der Löwen“ zu präsentieren?

Die Teilnahme an „Die Höhle der Löwen“ war eine strategische Entscheidung: Neben der großen Reichweite bietet die Show die Chance, erfahrene Investor:innen mit relevanten Netzwerken in Handel oder Gastronomie zu gewinnen – nicht nur Kapitalgeber, sondern echte Sparringspartner.

Welche Form der Unterstützung wird durch die Teilnahme an der Show angestrebt?

re.garum sucht Investoren, die 400.000 Euro für 10 % Unternehmensanteile bieten – und darüber hinaus Marktzugang, Erfahrung im Food-Sektor und strategische Unterstützung mitbringen. Gesucht wird also mehr als Kapital: Es geht um Expertise und ein gemeinsames Verständnis für nachhaltige Lebensmittelinnovation.

Wie soll eine mögliche Investition oder Zusammenarbeit genutzt werden?

Ein Investment fließt in die Skalierung der Produktion, den Markenaufbau sowie in gezielte Kommunikationsmaßnahmen – denn das Produkt braucht Erklärung, hat aber enormes Differenzierungspotenzial. Parallel sollen strategische Partnerschaften im Food-Service-Bereich (z. B. Systemgastronomie) aufgebaut werden, um neue Vertriebskanäle zu erschließen.

Welche nächsten Schritte sind nach der Show geplant?

Die Show ist nur der Startschuss. re.garum plant die Ausweitung der Produktionskapazitäten, da die Nachfrage stetig wächst. Aktuell ist das Produkt bereits in sieben Ländern erhältlich – mittelfristig soll der europäische Markt intensiver erschlossen werden.

Zudem sind neue Sorten in Entwicklung, um die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten zu erweitern. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei dem Food-Service-Sektor: von Großküchen über Kreuzfahrtlinien bis hin zu Airlines.

Welche Erfahrungen und Erkenntnisse haben sich auf dem bisherigen Weg als besonders wertvoll erwiesen?

Ein zentrales Learning: Was einfach klingt, ist oft komplex. Gerade der Fermentationsprozess verlangt tiefes biotechnologisches Wissen und enorme Präzision. Gleichzeitig zeigte sich: Der Markt sucht ehrliche, nachhaltige Produkte.

Wertvoll war auch die Erkenntnis, wie wichtig Zertifizierungen, kulturelles Verständnis bei der Markterschließung und Geduld sind. Manche Entwicklungen brauchen Zeit – wie ein gutes Ferment eben.

Welche Ratschläge lassen sich aus diesen Erfahrungen ableiten?

Dranbleiben – auch wenn es technisch herausfordernd wird. Mut haben, neue Wege zu gehen, selbst wenn das Produkt erklärungsbedürftig ist. Und: Wirklich gute Innovationen entstehen nicht am Reißbrett, sondern im Austausch mit Kund:innen, Partner:innen und durch echtes Feedback.

Bild:Stephanie Lüpold und Gregor Wenter präsentieren mit re.garum Würze aus Industrie-Nebenprodukten. Sie erhoffen sich ein Investment von 400.000 Euro für 10 Prozent der Firmenanteile.  Foto: RTL / Bernd-Michael Maurer

Wir bedanken uns bei Stephanie Lüpold und Gregor Wenter für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Sabine Elsässer
Sabine Elsässer
Sabine Elsaesser is an experienced entrepreneur and media/startup expert. Since 2016, she has served as the Chief Editor and CEO of StartupValley Media & Publishing. In this role, she is responsible for managing the company and providing strategic direction for its media and publishing activities. Sabine Elsaesser takes great pleasure in assisting individuals and businesses in reaching their full potential. Her expertise in establishing sales organizations and her passion for innovation make her a valuable advocate for startups and entrepreneurs.
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