Mittwoch, Oktober 30, 2024
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Man muss für die Materie brennen und sollte sein Wissen auch mit anderen teilen

scrappel B2B-Plattform die Teilnehmer der Kreislaufwirtschaft miteinander vernetzt

Stellen Sie sich und das Startup scrappel kurz unseren Lesern vor!

Wir haben 2018 mit scrappel eine digitale B2B-Plattform geschaffen, die Teilnehmer der Kreislaufwirtschaft miteinander vernetzt indem sie analog geprägte Prozesse in ein digitales Umfeld übersetzt. Auf scrappel finden Anbieter und Abnehmer zusammen und profitieren häufig gleich mehrfach: Reduzierte Transaktionskosten, sprich reduzierte Kosten der Geschäftsanbahnung und -abwicklung, Zugang zu neuen Kunden, mehrere Services aus einer Hand (z.B. die direkte Option auf eine Warenkreditversicherung oder ein Treuhandverfahren für Zahlungen) und ein 24/7-Zugriff auf die Plattform sind nur einige Beispiele – all dies komplett digital mit dem Computer oder einem Smartphone.

Im Endeffekt ermöglicht scrappel den Kontakt zu neuen potentiellen Geschäftsbeziehungen und vereint zusätzlich alle notwendigen Prozesse des Handels, also Informationsbeschaffung, Kommunikation und darüber hinaus die Abwicklung.

Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?

Die deutsche Metallindustrie erwirtschaftet mit 111.000 Beschäftigten einen Umsatz von insgesamt 46,5 Milliarden Euro – rund 50 Prozent der Produktion werden dabei aus Recyclingmaterialien hergestellt. Die Industrie ist stark darauf angewiesen und der Markt um den Handel mit Altmetall bietet enormes Digitalisierungs-Potenzial. Er ist jedoch bisher stark durch analoge Arbeitsprozesse geprägt und viele Händler wickeln ihr Geschäft noch über das Telefon, per Email oder persönlich ab. Das ist nicht nur sehr zeitintensiv, sondern auch fehleranfällig, da oft die Informationen zu einem Geschäft manuell in Tabellen eingetragen werden müssen. 

Wir haben im Vorfeld der Gründung ausführliche Recherchen angestellt und mit Marktteilnehmern gesprochen, um die Bedürfnisse der Branche zu verstehen. Danach war uns klar, dass wir viele der Herausforderungen mit einer digitalen Plattform lösen können.

Welche Vision steckt hinter scrappel?

Es ist uns wichtig, transparent und offen über Digitalisierung in der Wertstoff- und Metallbranche zu sprechen, um Partner, Verbände und Kunden für die Vorteile einer digitalen Lösung zu begeistern. Für das Wachstum von scrappel ist vor allem der konstruktive Austausch mit den Vertretern der Branche sowie den Verbänden entscheidend. Durch das persönliche Gespräch mit den Händlern konnte das Produkt verbessert und kontinuierlich an die Bedürfnisse der beteiligten Unternehmen angepasst werden. Gleichzeitig setzt sich scrappel dafür ein, die bisherigen und potentiellen Nutzer für das Thema “Digitalisierung des Wertstoffhandels” zu sensibilisieren. 

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Die größte Herausforderung war vermutlich die anfängliche Skepsis der Branche. Hier haben wir viel Zeit und Ressourcen investiert, um Aufklärungsarbeit in den Verbänden und bei den Marktteilnehmern zu leisten. Und das zahlt sich aus: Die Akzeptanz ist merklich gestiegen und das Thema “Digitalisierung im Werstoffhandel” steht bei allen wichtigen Entscheidern auf der Agenda.

Eine weitere Herausforderung, die auch viele andere Startups kennen, ist die Suche nach Fachkräften im Bereich Development. Unser Produkt ist technisch anspruchsvoll und ich denke, dass der hybride Ansatz unserer Applikation eine spannende Aufgabe für erfahrene Entwickler ist. Finanziert wird scrappel durch unsere Gesellschafterkreis. Diesen sind wir derzeit dabei zu erweitern. Weiterhin erheben wir auf den Kauf von Wertstoffen eine geringe Provisionsgebühr. Wobei die Nutzung der Plattform – also die Anmeldung, das Inserieren und Suchen sowie der Verkauf – vollständig kostenfrei ist.

Wer ist die Zielgruppe von scrappel?

Wir adressieren mit unserer Plattform aktuell kleine und mittelständische Unternehmen aus der metallverarbeitenden und -verwertenden Industrie. Hierzu zählen Händler, Aggregatbetreiber sowie Gießereien, Stahlwerke und Betriebe. Somit handelt es sich um über 80.000 potentielle Interessenten. Mittlerweile handeln mehr als 300 Nutzer aus über 200 Unternehmen auf scrappel. Künftig wird es möglich sein, flexible Workflows auf scrappel abzubilden. Weiterhin ist es auch denkbar, dass wir weitere Stoffströme in unsere Plattform integrieren, beispielsweise aus dem Bereich Papier, Pappe und Kartonagen. 

Wie funktioniert scrappel? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

scrappel fungiert als digitale Lösung für B2B-Unternehmen, mit der sich Prozesse optimieren lassen. Um auf der Plattform agieren zu können, muss sich eine vertretungsberechtigte Person des Unternehmens über unseren Partner IDnow verifizieren, was Sicherheit und Seriosität garantiert. Danach können weitere Mitarbeiter hinzugefügt werden, um gemeinsam auf der Plattform zu agieren. Auf scrappel finden Unternehmen eine Vielzahl an vertrauenswürdigen Partnern und können so ihren Kundenstamm erweitern. Finden zwei Geschäftspartner auf scrappel zusammen, sorgen wir dafür, dass die Abwicklung des Geschäfts reibungslos funktioniert. Die integrierten Funktionen von scrappel ermöglichen eine transparente compliance-konforme Dokumentation aller Prozessschritte, erleichterte Kommunikation und eine sichere Bezahlung.

Dafür bieten wir unseren Kunden die Möglichkeit, den Kaufbetrag auf ein Treuhandkonto zu überweisen. Das Geld wird dann nach Bestätigung des Wareneingangs und der Qualitätskontrolle mittels digitaler Wiegenote automatisch freigegeben. Zusätzlich zur Bereitstellung aller relevanten Prozesse für einen erfolgreichen Geschäftsabschluss bieten wir den Nutzern auch die Möglichkeit, Zusatzdienste in Anspruch zu nehmen. Aktuell sind das vor allem Logistikdienstleistungen sowie Warenkreditversicherung.

Was uns definitiv von anderen Anbietern unterscheidet, ist, dass wir den gesamten Handelsprozess und die damit verbundene Kundenabwicklung innerhalb der Plattform abdecken können. Zusammen mit unserem Anspruch des “Mobile First”, dem wir mit unserer “Progressive Web App” (PWA) gerecht werden, haben wir ein deutliches Alleinstellungsmerkmal.

Wie ist das Feedback?

Die anfängliche Skepsis der Marktteilnehmer hat sich weitgehend verflüchtigt, nicht zuletzt durch unser Engagement in Verbänden wie dem Verband deutscher Metallhändler (VDM) oder der Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen (BDSV). Wir stehen im ständigen Kontakt zu den Marktteilnehmern und holen Feedback ein, um Funktionen zu verbessern und zu erweitern. Das wird von unseren Kunden honoriert. Außerdem haben wir mit unserer Plattform einen Nerv getroffen und können ein echtes Bedürfnis der Branche bedienen. 

scrappel wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Aktuell rund 650 Inserate zeigen, dass die B2B-Plattform mit einer steigenden Akzeptanz  angenommen wird und ein echtes Bedürfnis der Marktteilnehmer bedient. Dieses Momentum soll nun weiter fokussiert werden, um zusätzlich zur Abwicklung von Handelsprozessen mit Metallen auch andere Wertstoffe zu integrieren und weitere Partner zu finden. Natürlich wollen wir auch als Unternehmen weiter wachsen und unser Team erweitern. Neben den tollen Neuzugängen, die wir im letzten Jahr in den Bereichen Sales, Kommunikation und Marketing erfahren haben, sind wir auch weiterhin auf der Suche nach erfahrenen Senior Frontend-Developern, die Lust haben, in einem innovativen Startup die Wertstoffbranche aufzurütteln und zu digitalisieren. 

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Aus unserer Erfahrung bei scrappel kann ich nur jedem angehenden Gründer raten, sich intensiv mit seiner Zielgruppe zu beschäftigen. Wir haben bei der Gründung absichtlich auf ein “Minimal Viable Product” (MVP) gesetzt und dann gemeinsam mit unseren Kunden an der Verbesserung gearbeitet. Dabei haben wir extrem davon profitiert, dass wir auf die Anforderungen der Branche eingegangen sind. 

Zweitens sollten sich Gründer, die im Bereich digital Services etwas aufbauen wollen, das Konzept “Mobile First” zwar nicht aus den Augen verlieren, aber immer darauf achten, was die Zielgruppe wirklich braucht. Nicht jeder Trend muss auch für das eigene Produkt sinnvoll sein. Zu guter Letzt empfehle ich allen angehenden Gründern, sich in der Branche, die sie adressieren wollen, aktiv zu engagieren. Man muss für die Materie brennen und sollte sein Wissen auch mit anderen teilen. Das stärkt nicht nur die eigene Expertise, sondern auch das Standing der eigenen Marke im Wettbewerbsumfeld.

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei  Matthias Spanic für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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