Señor Dino bringt frischen Wind in die Spirituosenwelt – mit einem einzigartigen Basilikum-Limoncello, der den Aperitif neu interpretiert
Wie kam es zur Idee für Señor Dino und was hat euch beide motiviert, in den Spirituosenmarkt einzusteigen?
Wenn man mal die 30 überschritten hat, scheint es ein Naturgesetz zu sein, dass man sich ein neues Hobby sucht. Die einen kaufen sich eine teure Kaffeemaschine, die anderen laufen einen Marathon und ich habe Basilikum und Zitrone in Schnaps geworfen, um meinen eigenen Likör herzustellen. Das Ergebnis war zwar nicht genial, aber ich habe so viel Potenzial geschmeckt, dass ich Gunnar gefragt habe, ob wir uns nicht einen Destillateur suchen und einen eigenen Drink rausbringen wollen.
Wie war der Weg von der ersten Rezeptidee bis zur ersten verkauften Flasche?
Weil mein eigener Basilikum-Zitrone-Likör noch Luft nach oben hatte, habe ich eine Hamburger Spirituosenfirma gefragt, ob sie unsere Idee professionell umsetzen kann. Bald kamen die ersten Proben – leider schmeckten die nicht besser als mein eigener Küchenversuch. Auch die nächsten Varianten trafen einfach nicht den Geschmack, den wir im Kopf – beziehungsweise auf der Zunge – hatten.
Wie sich herausstellte, ist es gar nicht so einfach, den frischen Basilikumgeschmack dauerhaft in die Flasche zu bekommen. Wir wollten aber einen richtigen Basilikum-Schock wie bei einem Gin Basil Smash. Zum Glück wurde uns dann Fabian Rohrwasser empfohlen – ein mehrfach ausgezeichneter Destillateur aus der Nähe von Hamburg. Seine ersten Proben waren zwar auch noch nicht perfekt, aber dann kam ein Fläschchen, bei dem wir sofort wussten: Das ist Señor Dino!
Fabian hat uns auch bei der weiteren Planung und Kalkulation unterstützt. Schließlich brauchten wir noch eine passende Flasche, ein eigenständiges Design – und natürlich einen funktionierenden Onlineshop. Alles in allem hat es anderthalb Jahre gedauert, bis wir im Oktober 2024 endlich mit dem Verkauf starten konnten.
Was macht Señor Dino als Basilikum-Limoncello so besonders im Vergleich zu klassischen Limoncelli?
Fun Fact: Gunnar und ich sind beide keine Limoncello-Fans. Wer bei Señor Dino einen klassischen Limoncello erwartet, wird sich wundern. Denn das Basilikum stiehlt der Zitrone ganz klar die Show. Die Zitrone sorgt aber für die nötige Spritzigkeit im Abgang.
Welche Zielgruppe sprecht ihr mit eurem Produkt an und wie kommt Señor Dino bisher an?
Wir sind noch dabei, unsere Zielgruppe kennenzulernen. Durch unsere Reichweite besteht ein Großteil der Kundinnen und Kunden aus Personen, die uns durch unsere Arbeit bei Rocket Beans TV oder dem NDR kennen. Wir hatten aber auch schon die Möglichkeit, auf einer Spirituosen-Messe völlig fremde Menschen probieren zu lassen. Zum einen haben wir ausgehfreudige, genussorientierte Millennials, die den Aperitivo-Lifestyle bereits im Blut haben, angezogen. Aber auch eine Gruppe Best Ager war so begeistert, dass sie fast eine Stunde lang an unserem Stand geblieben ist – und uns ein paar Monate später sogar bei einem unserer Events wieder besucht hat. Das hat uns sehr gefreut – und zeigt, dass Señor Dino kein Nischengetränk ist.
Die erste Charge war schnell ausverkauft. Wie habt ihr das erlebt und was sagt das über den Markt aus?
Ich würde sagen, dass wir den Markt durch unsere Reichweite ausgedribbelt haben. Die Verkaufszahlen sagen also weniger über den Markt aus, als über die großartige Unterstützung unserer Community. Durch sie hatte Señor Dino diesen tollen Startschuss.
Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass es einen Markt für qualitativ hochwertige Liköre gibt. In Bars und Restaurants habe ich bei fast jedem alkoholischen Getränk die Wahl zwischen Massenware und Premium – bei Wein, Sekt, Vodka, Gin, sogar bei Bier. Nur beim Aperitif greifen wir oft ganz selbstverständlich zur günstigen Standardflasche aus Massenproduktion.
Außerdem trinken wir alle immer die gleichen ein, zwei Aperitifs, die uns am Ende des Sommers zum Hals raushängen. Ich würde behaupten: Da ist noch Platz für einen tollen Basilikum-Drink als Ergänzung.
Was waren die größten Herausforderungen beim Einstieg als Branchenfremde?
In der Medienwelt sind wir super vernetzt – in der Spirituosenbranche dagegen kannten wir niemanden. Es konnte uns also auch niemand helfen. Wir haben bei null gestartet und mussten uns alles erstmal anrecherchieren. Wir sind mit einer fast unverschämten Naivität an die Sache rangegangen. Better done than perfect. Bloß nichts zerdenken! Auch betriebswirtschaftlich waren wir keine Profis – und da wir beide noch Vollzeit in anderen Jobs arbeiten, gab’s einige Stolpersteine und alles hat ein bisschen länger gedauert.
Der größte Brocken ist aber definitiv das fehlende Kapital. Wer in dieser Branche gegen die Big Player bestehen und ein Produkt wirklich groß machen will, dem hilft vor allem eins: viel Cash. Wir haben ein paar Euros aus unseren Sparschweinen gesammelt und losgelegt! Aber wer weiß – es lässt sich bestimmt bald jemand mit viel Cash von unserem Dino überzeugen.
Wie wichtig war euch die Entscheidung, in einer deutschen Destille zu produzieren?
Wir legen großen Wert auf faire Produktionsbedingungen und top Qualität. Aber: Für uns war der Standort an sich kein entscheidendes Kriterium. Solange unsere Werte auch anderswo gewahrt worden wären, hätten wir genauso gut in einer ausländischen Destille produzieren können. Dass wir nun in Norddeutschland einen großartigen Partner gefunden haben, ist ein Glücksfall – aber kein Dogma.
Welche Rolle spielt der Standort Hamburg-Eimsbüttel für euer Gründungsvorhaben?
Irgendwie hat es was Schönes, dass wir beide im gleichen Viertel wohnen – und Señor Dino damit quasi ein Kind von Eimsbüttel ist. Später werden die Gazetten sicher schreiben: „Wer hätte gedacht, dass die Jungs aus Eimsbüttel einen solchen Welterfolg landen konnten.“ Oder eben: „Schade, dass unsere Eimsbüttler Jungs so glorios scheiterten.“ Man wird sehen.
Was plant ihr für die nächsten Monate mit Señor Dino – kommt bald eine neue Sorte oder Erweiterung?
Wir tüfteln gerade an einer neuen Sorte und an einer alkoholfreien Variante – darauf freue ich mich riesig. Ein paar weitere Ideen schwirren auch schon im Kopf herum, aber im Moment geht’s für uns als Startup vor allem darum, erstmal durchzuhalten.
Außerdem sind wir demnächst auf der eat&style auf dem Hamburger Großmarkt und dem Bottle Market in Bremen vertreten. Und am 2. August schenken wir Señor Dino bei unserem Partner Sonnendeck St. Pauli aus. Solche Events sind für uns Gold wert – im direkten Kontakt mit den Leuten lernen wir jedes Mal unglaublich viel. Das inspiriert uns und erinnert uns daran, warum wir das alles machen.
Wie geht ihr mit dem Wettbewerb in der boomenden Spirituosenszene um?
Es gibt kaum Branchen, in denen es wenig Wettbewerb gibt und viele würde man als boomend bezeichnen. Wir boomen einfach mit und setzen auf einen freundschaftlichen Austausch mit anderen Herstellern, von denen wir sicher viel lernen können. Durchsetzen werden sich die mit top Qualität, top Marketing und viel Cash. Also in die Runde gefragt: Gibt’s hier jemanden mit viel Cash? Meldet euch!
Was würdet ihr anderen Quereinsteigern raten, die ebenfalls den Sprung in eine neue Branche wagen wollen?
Nur machen, wenn man wirklich Bock drauf hat – und bereit ist, einen Großteil seiner Freizeit und Denkkapazität ins neue Projekt zu stecken. Ich habe früh gemerkt, dass mir aktuell nichts mehr Spaß macht, als die Arbeit an Señor Dino. Daher bin ich bereit, viele Nächte wach im Bett zu liegen und über die nächsten Schritte unserer Schnapsidee nachzudenken.
Bild v.l.n.r. Lars Eric Paulsen und Gunnar Krupp @ Niklas Marc Heinecke
Wir bedanken uns bei Lars Eric Paulsen für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.